Zweithund als Studentin (aus dem Tierschutz)

  • Wer übernimmt den Hundemehraufwand, wenn Familienplanung tatsächlich in absehbarer Zeit zur Debatte steht?


    Fiese Frage, die man vorab gar nicht beantworten kann, weil keiner genau weiß, wie es wird. Leichter aber definitiv nicht. Und der Part, der daheim bleibt, muss bei 2 Hunden plus Baby schon tendentiell überhaupt nix anders machen wollen, als allen irgendwie gerecht werden und das kann schon eine ganze Weile ordentlich holpern, alles umwerfen und Hunde hinten anstehen lassen.


    Zu einer Deiner Fragen: 1x die Woche Freilauf find ich für jede Art von Hund sehr, sehr wenig und nicht erstrebenswert, das als Normalzustand zu haben.

    Die steht in frühestens 5 Jahren an und da wir in der Nähe unserer Familien bleiben wollen, erhoffe ich mir durch diese Unterstützung. Wenn ich während des Studiums keinen Zweithund mehr aufnehmen würde, würde dies vermutlich erst in 10 Jahren o.ä. geschehen, da mir wichtig ist, genug Zeit für die ersten Jahre mit dem Hund zu haben (falls doch größere Problemstellen auftauchen), also nicht im Ref., nicht in der ersten Zeit nach Berufseinstieg und nicht, wenn die Kinder unter 3 (wahrscheinlich noch später) sind.

    Mit meiner Beschreibung wollte ich mich jetzt auch gar nicht auf die nächste Zeit beschränken, sondern eher das Thema "Alltag mit unterschiedlichen Rassen" generell ansprechen. Meine Planung, wann evtl. der nächste Hund einzieht, ist nicht in Stein gemeißelt, deshalb hab ich mich hier ja auch angemeldet, um verschiedenes abzuwägen :-)


    Wie oft läuft dein Galgo / deine Galgos denn frei?


    Paul läuft derzeit mehrmals die Woche frei und zudem auch oft an der Schleppleine. Natürlich ist wirklich frei etwas anderes als mit Schleppleine, aber ich habe nicht das Gefühl, dass diese ihn bedeutend einschränkt und im Bereich der Straße ist es mir einfach zu gefährlich, auch wenn er super hört und dann lieber in solchen Situationen die Schleppleine und im Forst oder Park frei (sieht ja jeder unterschiedlich :-))

  • Und noch ein genereller Gedanke nebenbei:

    (an niemanden direkt gerichtet)



    Ich beantworte gerne alle Fragen, die sich nicht direkt auf das Thema "Hund" beziehen, hoffe dann aber auch darauf, dass meine Lebensplanung nicht einfach in Frage gestellt bzw. überhaupt bewertet wird. Bei allem, was sich auf das Thema Hund oder z.B. die Frage, ob zwei unterschiedliche Rassen zusammen gehalten werden können etc... bezieht, bin ich für Kritik und hinterfragende Beiträge offen und auch dankbar, aber nur ich allein kann wissen, ob und wie ich mein Leben nach dem Studium mit all meinen Plänen meistere.

    (Das ist (wirklich!) kein Vorwurf an irgendjemanden, sondern beschreibt nur mein Anliegen in diesem Forum)


    Ich habe generell schon viel mehr über mein Leben als auch meine Zukunftspläne preisgegeben als ursprünglich geplant. Wenn hier teilweise davon berichtet wird, dass vier Hunde gehalten werden, würde ich mir nie ein Urteil darüber erlauben oder mir die Frage stellen, ob die Person dann auch noch arbeitet oder Kinder hat (wenn, dann nur aus Interesse, was total okay ist, und nicht, um das Leben einer anderen Person ohne Aufforderung zu bewerten). Ich gehe dann einfach davon aus, dass jeder hier wohl sein Bestes gibt und nur das tut, was er/sie sich wirklich zutraut und dies so gut wie möglich reflektiert.


    Ich bin, was mein Leben jenseits des Hundethemas betrifft, jederzeit offen für Fragen aus Interesse. :-)

    Aber hier wurde an mancher Stelle bereits meine gesamte private Lebensplanung kritisiert und als "unrealistisch" und "idealisiert" bezeichnet, obwohl hier niemand wirklich etwas über mich und mein Leben weiß und es auch nicht notwendig für die Fragestellung ist, alles über meine Zukunft zu erfahren (was zudem unmöglich ist). Ich finde die genannten Äußerungen anmaßend und es sollte keine Rolle spielen für diesen Thread. (Ich könnte ja auch Millionärin sein und nie wieder arbeiten müssen und die potentiellen Kinder betreuen lassen, finde aber nicht, dass das hier öffentlich geklärt werden muss, um über die eigentliche Frage diskutieren zu können.)

    -> Ich würde mich an dieser Stelle einfach über mehr Rücksicht freuen, vor allem wenn man das Gegenüber nicht im Ansatz kennt (und auch nicht weiß, welche Herausforderungen und Hürden das Gegenüber vielleicht schon gemeistert hat), weil ich es schade finde, dass ich mir zumindest jetzt genau überlege, was ich hier öffentlich von meinen Zukunftsplänen teile.


    Ich bin ehrlich total dankbar für die vielen interessanten und auch hinterfragenden Beiträge! Schon deswegen hat es sich gelohnt, den Thread zu eröffnen :-)

    Ich möchte aber nicht weiter über den Teil meines Lebens sprechen, der nicht direkt (natürlich hat alles indirekt etwas miteinander zu tun) mit dem Thema Hund zu tun hat. Meine Intention war es, über die genannten Themen mehr zu lernen und mich auszutauschen. Ob ich das, was ich mir vornehme, schaffe im Zusammenhang mit späterem Job und Kindern kann ich doch nur selbst wissen, weil jeder Mensch unterschiedlich ist. Ich nehme bei allen Mitgliedern, die hier etwas schreiben, doch auch einfach an, dass die Personen selbst wissen was sie tun und nach bestem Gewissen ihr Leben mit ihren Hunden leben.



    Allen noch einen schönen Abend peace-sign-dog-face


  • Zitat

    Wie oft läuft dein Galgo / deine Galgos denn frei?


    Meine laufen zuwenig frei, für meinen Geschmack generell, momentan aber auch so, dass sie es manchmal selber signalisieren - und die Bemuskelung gad grottig ist.

    Momentan fast ausschließlich auf wechselnden Hundeausläufen mit Zaun, wobei die bei uns auch ein paar Hektar groß sein können.

    Der für Mensch und Hund aktiv gefährliche, zumindest aber durch seine Angstverhalten andere massiv belästigende, Galgo darf nur laufen, wenn irgendwo keine Hunde und keine Menschen sind - oder er alle kennt - und die Lage halbwegs kontrollierbar ist (und auch da trägt er immer Beißkorb), das heißt: sehr kleine, überschaubare Fläche mit Zaun und Tür, die ich mit Leine verschließen kann. Halbwegs fußläufig habe ich ungefähr 5 Flächen mit den passenden Kriterien, nur sind die natürlich nicht immer frei. Den halben Tag warten ist wenig realistisch. An manchen Tagen machen wir so eine Art Hundewiesenhopping und spazieren halt in Schlangenlinien unsere "Da könnte er laufen" Flächen ab und schauen, ob er wirklich kann. Manchmal hat er Glück und wir schaffen an 5 von 7 Tagen etwas freie Bewegung, manchmal haben wir Pech und er darf 1,5 Wochen nicht von der Leine (Dann darf er sich zumindest im Innenhof unseres Mietshauses bewegen. Ganz am Anfang, als er noch wegen allem auszuckte plus erst zu kurz für Bindung und vernünftige Ableinversuche da war, war auch morgens um 4 Uhr der Fußballkäfig mit dem defekten Schloss, den man deshalb schließen konnte, Mittel der Wahl. Und das ist alles supoptimal.)


    Ich muss für Freilauf entweder Hunde trennen oder einer bleibt kurz angeleint und muss in Situationen rein, die für ihn sehr fordernd sind oder aber, sie laufen zusammen (und richtig gelaufen wird fast nur zusammen) auf für sie eher unergiebig kleiner Fläche


    Der Große dürft im Prinzip eigentlich überall laufen, wo ein Zaun drum rum ist. Den kann man, ohne großartig zu überlegen in jede Hundezone rein schubsen (Mit einer Portion Kleinhundaugen trotzdem). Ob Hundewiesen ein guter Ort für Hunde sind, darüber kann man ja grundsätzlich streiten, aber er hält es auf jeden Fall mental aus und fiddelt sich weder blöd, noch stänkert er arg rum, er nutzt die Gelegenheit ohne Leine meist tatsächlich sehr für sich.


    Beide akzeptieren zum Glück auch 1m Zäune. Mit der Einschränkung, dass der Große sie als Empfehlung sieht, an die er sich hält, so lange es im sinnvoll erscheint. Bei "Da ist Beute" erschiene sie ihm nimmer sinnvoll, weil Interessen beschneidend. Und dann springt er.

    Wenn er grad ne Kreuzschmerzphase hat, überlegt er etwas länger und springt weniger gern hoch, aber halt 1,50 ausm Stand fiele bei ihnen allen eher unter Aufwärmübung.

    Und ab Dämmerung ist ihn ableinen auch mit Zaun überall riskant, wo es potentiell interessantes Drumherum gibt. Was ihn interessiert und worauf er achtet, ist nicht immer ganz klar.

    Hat er - an der Leine - Wild, hier in der Stadt eher Eichhörnchen, aber auch Füchse, Streunerkatzen und Marder gesehen, ist, je nach Intensität der Sichtung und wie sehr man das Jagdhormone noch wabern spürt, nicht ratsam, ihn hinterher abzuleinen. Das hinterher kann 10, 20min später sein und nen Kilometer weg, die Reaktivität ist trotzdem erhöht und er sucht dann weiter (wär bei ihm zb ein Moment, wo vorstellbar ist, dass wenn dann noch schnelle Bewegung von ihm oder nen anderen reinkommt, ein Kleinsthund sein Ventil werden könnt).


    Der Problemknilch, aka das Galgöchen, hält sich stärker an optische Begrenzungen im Raum -Hecken, Waldrand, Mauern, Zäune, gepflügtes Feld vor bebautem, etc. als der Haflingerkarl. Würde das Galgöchen nicht auf Hunde und Menschen, anfangs auch in etwa 100 oder mehr Metern Entfernung reagieren, fast full speed hinrasen, stellen, verbellen und zwicken anfangen, wäre es in offenen Gelände wahrscheinlich recht okay ableinbar. Mit ein bisschen Erziehung halt.

    Der Haflingerkarl geht hinter die optischen Grenzen.


    Ein Gutteil der Nichtableinbarkeit bei Windhunden, Galgos im Speziellen, ist wohl eigentlich irgendwie eher eine Radiussache. Die Distanz, die sich der Hund vom Menschen entfernt, ohne dabei tatsächlich davon zu laufen.

    Plus in Sachen Jagdtrieb auch die Distanz, auf die der Hund auf Bewegungsreize reagiert.

    Andere Hundetypen re- und agieren eher im Nahbereich. Der Staffmix zog so 20 Meter Kreise um mich, wenn er weit weg war, der Zwerg war selten mehr als 10 Meter weg. Überzeichnet gesprochen: der Galgo versteht die Aufregung nicht: 200 Meter weit weg SIND bei Fuß.

    Wenn sie auf offener Fläche ins Laufen geraten und die Fläche es her gibt, sind die auch mal mehrere 100 Meter weit weg. Oft keine Chance für den Menschen, zu sehen, was der Hund wirklich macht. Keine Chance einzugreifen.


    Wär der Staff einfach so, ohne mit dem Galgo zu laufen, so weit weg gewesen, wäre er entlaufen, der Galgo findet zig Meter weiter weg was zu machen völlig normal (und findet dann womöglich doch was zu jagen).


    Dieses Explorationsverhalten ist in unseren Breitengraden, im dichtbebauten Raum einfach völlig unzumutbar. Der Umwelt gegenüber und der Hund selbst ist auch gefährdet. Durch Straßenverkehr etc.

    Gewissermaßen: ich könnte etwa den Haflingerkarl schon ableinen, er entläuft ja nicht, er geht im Prinzip schon mit spazieren und achtet auf die Gruppe. Von irgendwoher. Dazwischen steckt er im Gebüsch, kommt völlig verschrammt wieder, weil er dafür nicht gebaut ist, sondern bloß für schnell hinter einem Hasen her rennen auf nem Feld. Mehr sollen die seit zig Generationen nicht machen. Vom Menschen weg ein paar 1000 Meter hinter Beute her laufen und dann irgendwann wieder kommen.


    So einen Alltagsextremradius hat nicht jeder Galgo, ABER wenn mal am Laufen, dann gerät jeder in eine Distanz, wo man, das nicht gewöhnt, Schnappatmung kriegt. Und nimmer reagieren kann.


    Gezüchtet sind sie ausschließlich dafür:

    [media]https://youtu.be/nnO2-wMRco8U[/media]

    Das ist zwar Hetztempo, das sie ohne Grund aka Beute nicht wirklich voll laufen, aber bei nem Jagdspiel oder Spaß an der Freude, kann es auch mal doch ein biiiisschen weiter weg und richtig schnell werden (Man beachte die Distanzen im Video und schätze sie grob ab).


    Der Haflingerkarl ist zb ein Hund, der ohne Zaun oder Routine auf einem bestimmten Gelände wegen einfach so am hinteren Ende vom Feld steht. Sonst hat er sich durchaus schon einen verträglicheren Alltagsradius erarbeitet und so weit weg sind sie eh nicht immer alle, aber wenn...wo soll das denn möglich sein? (Der Whippet übrigens funktioniert da wirklich deutlich anders. Gut meiner ist Junghund. Aber der Grundradius ist fast wie Urlaub, im Gegensatz zum Galgo. Und immer noch zeitweilig weit weg von mir. Also aus Sicht von Haltern anderer Hundetypen)

  • Gekoppelt mit Jagd auf Sicht (und Reaktion auf Bewegungsreize auch in größerer Distanz), beim Haflingerkarl auch auf Spur und "Wenn da nix is, muss man halt so lang schauen, bis da was ist", und dem Tempo, das erreicht werden kann, ist Ableinbarkeit beim Galgo (mindestens beim ausgemusterten Jagdgalgo, der einfach nicht von klein auf gelernt hat, sich am Menschen zu orientieren) in meinen Augen eine Verantwortungsfrage. Allen gegenüber, ich will keinen toten Hund, aber auch nicht, dass zb ein Autofahrer durch meinen Hund gefärdert wird


    Ja, ich kenn Galgos, die auch mitten in der Stadt leinenfrei laufen. Relativ problemlos. Der eine rennt halt immer über die Straße, wenn er einen anderen Windhund sieht, bisher waren es weniger im Viertel, aber die Gelegenheiten überfahren zu werden, werden immer mehr. Der andere Freiläufer ist 13. Und kann das auch erst seit ein paar Jahren und wenn man genau nachfragt, war der das eine oder andere Mal auch schon 3 Stunden allein auf der Jagd.


    In Sachen Ableinbarkeit ist auch so ein bisschen die Frage, was man jeweils darunter versteht und wo man spazieren geht. Ich bin erst mal immer skeptisch. Es gibt wirklich toll erzogene Galgos (oder "Zufallsbrave") und genauso etliche, wo das mit der Ableinbarkeit so ein SelbstUndFremdwahrnehmungsding ist und der Hund, würde man korrekt sein wollen, nicht so ganz wirklich ableinbar ist, aber abgeleint wird. (Wie eh bei allen anderen Rassen auch. Oder man hat zufällig ein tolles, galgokompatibles Spaziergelände und der Hund kann eigentlich nix, ist nicht abrufbar o.ä., aber es fällt umgebungsbedingt nicht auf. Oder.


    Erziehbar sind sie und das deutlich mehr, als man ihnen nachsagt und natürlich können auch Windhunde Dinge lernen, die andere Hunde lernen können. Aber Abstriche wird man machen müssen oder improvisieren und modifizieren und der Freilauf ist ein Punkt, wo das oft nötig ist.


    Ich halte ihn für unabdingbar und das möglichst mehrmals die Woche, wie und wo er geschieht, kann sich unterschiedlich gestalten. Wie weit und wohin man kommt, auch trainerisch, ist sehr unterschiedlich und von vielen Dingen abhängig.


    Am Flugfeld mit guter Übersicht ukönnt auch der Haflingerkarl gut mit seinem hochpotenzierten Coronaabstand spazieren gehen, da ist weit und breit nix. Dort könnt man sogar üben. Nur ist das für uns 2h weg.

    Teilweise wird ein Teil der Schlechtableinbarkeit einfach auch an fehlender Übung liegen. Nur wo und wie üben?


    Schleppleine am Windhund, da bin ich zb nämlich sehr zwiegespalten. Vorallem wenn noch ein Hund dabei ist. Ich würd es motorisch und von der Aufmerksamkeit her nicht auf die Reihe kriegen und nicht ganz ungefährlich ist es auch.

    Beim Galgöchen war ich mal versucht, einiges auf die Art zu üben. 5 Meter Anlauf war schon mehr als grenzwertig und ich hab mir selten, eigentlich noch nie bei Hundespaziergängen so weh getan wie mit 19 Kilo an der Schlepp, die an den 5 Metern schon fast Höchsttempo drauf kriegen. Hund war danach wohl auch ramponiert. War nicht das richtige Hilfsmittel für unsere Situation und diesen Hund . Für Radiustraining zb beim Haflingerkarl könnt ich es mir vorstellen. Was ich mir aber nicht vorstellen mag ist, wenn er doch Beute fände und wo ich unsere Bandscheiben dann aufsammle.

    Außerdem völlig ungeeignet, wenn es um "Der soll mal seine Energie los werden können" geht.

  • Ach @pinkelpinscher hat schon wieder so viel gutes und richtiges geschrieben 🥳


    Dieses Explorationsverhalten ist in unseren Breitengraden, im dichtbebauten Raum einfach völlig unzumutbar.

    ABER wenn mal am Laufen, dann gerät jeder in eine Distanz, wo man, das nicht gewöhnt, Schnappatmung kriegt. Und nimmer reagieren kann.

    ist Ableinbarkeit beim Galgo (mindestens beim ausgemusterten Jagdgalgo, der einfach nicht von klein auf gelernt hat, sich am Menschen zu orientieren) in meinen Augen eine Verantwortungsfrage.

    Ja, ja und ja.

    Es gibt hier einen Galgo Halter, der auf uneingezäuntem Gebiet einfach laufen lässt. Statt kontrolliertem Freilauf („ist nicht möglich“) oder Freilauf in eingezäuntem Gebiet („ist langweilig“) darf der Hund sich „entfalten“, ohne Maulkorb und Rücksicht auf Verluste. Da werden fremde Menschen angesprungen, Kleinhundbesitzer in Angst und Schrecken versetzt und generelle Artgenossenunverträglichkeit mit klarer Beschädigungsabsicht als „die machen das unter sich aus“ abgetan. Der Halter ist nie dabei oder zumindest in Sichtweite. Tja.

    Das ist nicht Galgo-spezifisch, aber bei einem Hundetyp der so unglaublich schnell eine wahnsinnig weite Strecke zurücklegt und schnell ins Jagdverhalten kippen kann um dann nicht mehr zu differenzieren, ist das alles nur nicht verantwortungsbewusst.


    Auf der anderen Seite gibt es auch viele tolle, verantwortungsvolle Galgo Halter. Die meisten die ich kenne haben mind. 2, eher mehr und entweder einen eigenen Garten und / oder andere regelmäßige Möglichkeiten für Freilauf - dann mit Maulkorb gesichert und als Qualitätszeit für den Hund. Die üblichen Hundewiesen werden bei diesen Leuten gemieden, man ist gerne unter sich 😉

    Das galgokompatible Spaziergelände in Kombi mit einem Hund, der eigentlich nix kann wie von Pinkelpinscher beschrieben, ist glaube ich gar nicht so selten. Da wird halt das Leben um den Hund oder die Hundegruppe herum gestrickt, man hat ein eigenes großes Gelände und wenig Berührung mit dem „Außen“. Das muss man wollen und sich leisten können (zeitlich, finanziell, emotional, ...).


    Galgo + Katze oder Galgo + Kleinhund: Kann klappen, ist aber wieder individuenabhängig. Horrorgeschichte ist der Hund, der auf seiner Pflege- (oder End-) stelle erstmal die beiden Yorkshire Terrier getötet hat. Er wurde von seinem

    Galguero mit diesem Hundetyp angehetzt, das wusste man aber vorher nicht.


    Wie oft läuft dein Galgo / deine Galgos denn frei?

    Wir haben einen eigenen Garten, in dem geflitzt werden darf. Unser Galgo kam aber auch mit Handicap (das wussten wir vorher), so dass wir da eh immer etwas deckeln müssen.

    Freilauf draußen gibt es für ihn (noch?) nicht, er ist nicht nur Vollblutjäger sondern auch Rassist und kann auch für Kleinsthunde zur Gefahr werden. Erst- und Zweithund sind (mittlerweile 😅) wirklich nette Hunde, da gibt es keinen Grund für ihn zu stänkern auch wenn es ja beide keine Galgos sind. Ansonsten gibt‘s Freiläufe, die wir mit Galgo-Freunden stundenweise nur für uns anmieten. Alles andere ist mir persönlich zu stressig, liegt aber eben auch an unserem individuellen Hund.


    In einigen Städten gibt es mittlerweile Galgo-Freiläufe, da würde ich vorab aber mal ohne Hund vorbeischauen. Wenn‘s eher ein Kaffeeklatsch mit Kippchen ist und die Hunde machen einfach, würde ich persönlich einen weiten Bogen drum laufen. Dort schon oft gesehen: Mehrere, ungesicherte Galgos suchen sich einen „Hasen“, der gehetzt und gemobbt wird.


    Wir arbeiten draußen intensiv an der Ansprechbarkeit und ein klarer Abbruch MUSS sitzen. Das ist alles möglich, lernen kann das Galgogetier, ist aber u.U. mit wirklich viel Training verbunden.

    Ich muss sehr klar sein mit ihm und dabei fair bleiben. Er kann sehr hart sein, gerade am Anfang - er ist halt gezüchtet für was er gezüchtet ist.

    Wir haben einen klaren Rahmen mit Grenzen und Freiheiten für jeden Hund, die sind nicht auf Dauer statisch aber boten ihm gerade am Anfang viel Halt.


    Noch eine weitere Ergänzung zum Galgo bzw. Auslandshund grundsätzlich:

    Ich habe nicht auf dem Schirm wo dein Ersthund Paul herkommt (sorry, falls ich es überlesen habe), aber lies dich zumindest grob zum Thema Mittelmeerkrankheiten ein. Leishmaniose zum Beispiel kann bis zu 7 Jahre unerkannt bleiben und ist nicht heilbar, erkrankte Hunde kann man mit rechtzeitiger Medikation aber gut behandeln.

    Hier ist jede Menge Selbststudium erforderlich, falls du nicht zufällig einen TA zur Hand hast der wirklich (!) Ahnung hat. Dazu kommen die Kosten für die Testverfahren, ggf. weitere Untersuchungen und u.U. die Medikamente selbst.


    Hier bei uns fällt ein Galgo schon auf, Leute bleiben stehen und stellen Fragen (der Klassiker „muss der so dünn sein? 😄). Wenn er dann noch mit Mantel und Maulkorb bestückt ist, wird‘s für meinen Geschmack manchmal etwas viel mit der Aufmerksamkeit. Ist halt kein Standardhund, den man ständig sieht. Da wir aber seit den Corona-Völkerwanderungen eh häufig in Pampa & Einöde spazieren gehen, passt das schon.


    Ich meine die Kombination Galgo & Labrador habe ich letztens noch irgendwo auf Insta gesehen...ich suche es raus und schicke dir eine PN.

    Es gibt außerdem den Film „Yo Galgo“, den kann man sich auch anschauen um mehr von diesem Hund in Spanien zu sehen und vom Umgang mit ihm und seiner Bedeutung zu erfahren.


    ...vielleicht noch etwas rein positives am Ende: Die Leinenführigkeit ist meist ab Werk Top 😁😁

    Nein, im Ernst: Der Galgo ist ein toller Hund, je nach Individuum ist er mehr Herausforderung als Mitläufer, aber ich möchte unseren nicht missen.

    Diese rauhaarige Langnase lehrt mich so viel über Menschen und wozu sie fähig sind, eben einen knallharten Gebrauchshund zu züchten der irgendwann, übersäht mit Narben, keinen Zweck mehr erfüllt.

    Ich mag die Konflikte in die wir gehen, seine Feinfühligkeit die immer öfter an die Oberfläche kommt, seinen Blick, der langsam weicher wird und seine Fähigkeit sich anzupassen und zu vertrauen. Diese gemeinsame Entwicklung haben wir mit unserem Podenco bereits erleben dürfen, der ja ein ähnliches Schicksal in seiner Heimat erfährt. Ergebnis ist ein Hund, der Freilauf genießen kann und weiß, dass es beidseitiges Vertrauen gibt und er in kritischen Situationen auf uns zählen kann.


    Meine persönliche Erfahrung:

    Es lohnt sich auf allen Ebenen, sich mit diesen Hundetypen zu umgeben - wenn du mitwachsen möchtest und Emotionen und Zeit investieren magst (und kannst) 🙂

  • Ich fahre so zwischen 1-3x pro Woche irgendeine eingezäunte Wiese an und lasse sie flitzen. Wie mir gerade so ist, wie ich es beruflich einrichten kann, auch das Wetter spielt ne Rolle. Die Oldies hab ich dann meist auch dabei, die flitzen nicht, aber dümpeln so rum, schnüffeln hier und gucken dort. Das junge Gemüse kann dann sprinten, wenn es will, und tut es auch. Wobei ich auch hier viel Management haben werde die nächste Zeit, da meine Galga ne Abrissbirne ist - heut hat sie dem Jungspund ein Loch verpasst, weil sie hinter ihm her raste, lossprang und ihn "festhalten" wollte. Dummerweise ist so ein Galgo weder gut gepolstert noch großartig befellt, sodass "der Kleene" eben nu ein Loch hat und für Miss Abrissbirne künftig nur noch Freilauf mit Maulkorb in Frage kommt, sowie ggf. zwischendurch angeleint wird und dann da den andern beim Rennen zugucken muss weil sie es so übertreibt. Die Neigung zum Abrissbirnendasein hatte sie schon immer, das mit dem Loch heute war ihre Premiere. Ist übrigens auch ein Phänomen was viele Galgoleute kennen. Manch einer hat schon einen eigenen Wundtacker daheim...


    Ansonsten haben wir hier keinen allzu aufregenden Alltag. Die Hunde gehen morgens eine Runde von bis zu einer Stunde, dann arbeiten wir und sind auch außer Haus. Sie können sich jederzeit lösen und dazu in den Innenhof gehen, aber sie sind untereinander alleine. Wieder daheim, gehts auch wieder raus. Ich kann mich nicht festlegen, wie lange. Kommt eben drauf an: Welchen Dienst hatte ich, wie hell ist es noch, was haben wir am Vortag gemacht. Und je nachdem was es wird, gibts eben nen Spaziergang direkt hier am und im Ort herum - Moseluferpromenade, Bootshafen und/oder Wald - oder man fährt mit dem Auto grad ein paar Minuten den Hügel hoch und trabt über Felder, durch nen Weinberg oder durch Wälder. Oder man fährt etwas weiter und besucht eine eingezäunte Wiese. Oder man macht auch mal gar nix wenns arg regnet oder extrem heiß ist, es gibt dann bewusst gefüllte Kongs oder sonst irgendwas was etwas Kopfarbeit ist oder beschäftigend ist, an heißen Sommertagen gehts dann erst recht spät nochmal raus. Aber so insgesamt sind wir ein sehr ruhiger Haushalt, das gilt auch für unsere Hunde. Weder haben sie einen festen Stundenplan noch bestehen sie auf stundenlange Unternehmungen. Es reicht auch schon wenn ich sie im Auto (entsprechend nicht-warme Temperaturen vorausgesetzt) zum Einkaufen mitnehme und sie dann da drin sitzen und Leute beobachten. So halt. Daheim sind sie recht ausgeglichen, es wird wenig gebellt. Die zwei jüngeren zocken manchmal kurz miteinander im Hof oder so, aber ansonsten liegen sie dekorativ herum und tun... nix. :winken:


    Spaziergänge gestalten wir allerdings bewusst viel mit Flexileine. Da steh ich auch zu, die sind gesichert bei mir am Leinengürtel, jeder hat so seine feste Seite, und keiner von ihnen springt mir da rein. Nicht mal bei Wildsichtung. Ich bin da aber auch reaktionsschnell und stelle die Leinen in dem Falle sofort fest. Der Jungspund trägt noch weitgehend die normale Leine, da er eben noch neu ist und ich das nur mache wenn ich den Hund hinreichend einschätzen kann.


    Was die Häufigkeit der Freilaufgelegenheiten angeht - je jünger der Hund, desto öfter macht Sinn und ist wichtig. Meine Oldies wären auch mit 1x im Monat und ansonsten netten Spaziergängen zufrieden gewesen. Was ich von den beiden jüngeren Exemplaren (und auch von den Oldies, als sie jung waren) nicht behaupten kann.


    Es sind tolle Hunde, ich würde sie nicht missen wollen. Aber man muss das alles schon wollen. ;) Ich finde es auch wichtig dass man sich Jagdvideos anschaut, um zu wissen, was man da an der Leine hat. Ja, sie sind oft wirklich liebe nette Kuschelkekse. Sehr hübsch auch anzuschauen. Aber sie sind auch "born to kill", und dieser kleine Schalter in dem dünnen Kopp legt sich sehr schnell um wenns drauf ankommt. Der hier vorgeschlagene "Yo Galgo" Film ist da auch prima, sehr empfehlenswert. Dass man mal sieht wo diese Hunde herkommen, wie sie leben, wie sie meist so gehalten werden.

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