Beitrag zu Gewalt in der Hundeerziehung bei "Tiere suchen ein Zuhause"

  • Hmh - für mich fängt da tatsächlich schon der Interessenskonflikt an :ka: Hund will das Eine, Mensch das Andere. Nur, dass das für mich halt überhaupt nichts Schlimmes ist.


    Gerade eben haben wir einen Interessenskonflikt um mein Abendessen :smile: Auch nichts Schlimmes.

    So in der Art habe ich es tatsächlich gemeint. Kaya wollte vorhin meine stinkige Wollsocke in ihrem Bett bunkern. Ich will sie in der Wäsche. Ich lass sie bringen, Kaya kriegt ein Lecker dafür und die Socke wandert in den Wäschekorb. Interessenskonflikt zur Zufriedenheit aller gelöst. :nicken:

  • @onelali Klingt jetzt irgendwie patzig. Sorry, wenn ich da empfindlich reagiere.

    Du kennst meinen Hund nicht oder mich, ob da nun "ernsthafte Probleme" vorhanden waren oder nicht ist ja unbekannt.

    Wie gesagt "anfangs und bis Regeln erstmal eingeführt sind" ist das was anderes.


    Ich wollte hier sicher keinem Vorwürfe machen.

    Nein, patzig war das nicht gemeint, entschuldige wenn es so angekommen ist. Aber "Anfangs" kann auch ein sehr weitgefasster Begriff sein. Ich denke es gibt durchaus Charaktere und Eigenschaften bei Hunden die sehr lange/lebenslang immer wieder zu Konfliktsituationen führen. Selbst wenn diese irgendwann in den meisten Fällen recht easy mit einer Geste oder einem Stirnrunzeln gelöst werden können.

  • Nun ja, ich bekenne mich schuldig, in einer Konfliktsituation schon ziemlich massiv Gewalt angewendet zu haben: Meine Terrierhündin war da drei Jahre alt, und ein paar Wochen vorher waren die Hühner eingezogen - natürlich die Versuchung schlechthin für eine "Deutschland sucht den Superjäger-Finalistin". Wir hatten zu dem Zeitpunkt, mit Zaun, Leine, Erklärungen ,mal einer Ermahnung und vor allem viel, viel Belohnung, schon ein recht gutes freilaufendes Miteinander hingekriegt, wenn ich die Tiere auch niemals miteinander alleingelassen hätte.


    Ich war dann gerade dabei ,die Treppe abzufegen ,als ich aus dem Augenwinkel sah, dass der Terrier, der mich offenbar für hinreichend abgelenkt hielt, plötzlich zum finalen Zugriff auf Chefhenne Henriette ansetzte - man sieht ja ganz genau, wenn sowas nicht mal mehr halb Spiel ist, sondern wirklich tödlicher Ernst.


    Das ging so blitzschnell, und ich habe ohne nachzudenken den Handfeger mit einem Urschrei hart auf den Hund geworfen und zum Glück auch getroffen. Der Terrier sprang erschrocken beiseite, die Henne rettete sich - und ich habe natürlich schon im Moment des Wegspringens auf totales Loben - eben fürs Angriff-Abbrechen - umgeschaltet, den Hund zu mir gerufen, für diese Großtat mit Leckerchen vollgestopft und dann sofort wieder mit rausgenommen und mit "business as ususal" weitergemacht, als wäre nichts gewesen.


    Mein Hund kennt mich überhaupt nicht von so einer Seite, und so war diese total ungeplante Maßregelung derart eindrucksvoll, dass es in den inzwischen neun Jahren mit den Hühnern nie wieder einen derartigen Versuch gegeben hat. Aber es war, ganz unbestreitbar, ein gewaltsames Durchsetzen meiner (und vor allem Henriettes) Interessen.


    Will sagen: die guten Vorsätze und der entspannte alltägliche Umgang sind das eine - aber es kann doch immer mal vorkommen, dass das Leben alle diese guten Vorsätze blitzschnell über den Haufen wirft - insofern würde ich diese kategorischen Grenzziehungen immer ziemlich skeptisch sehen.

  • Wenn ich bereit bin, auf meinen Hund einzugehen, ist der auch eher bereit, auf mich einzugehen, wenn ich mal was von ihm will. Ist bei uns Menschen doch nichts anders, wir tun auch eher jemandem einen Gefallen, der uns einen Gefallen getan hat anstatt immer nur nimmt und fordert.

    Und da ist sie - die implizite Unterstellung. Wie kommst Du darauf, dass jemand, der seinem Hund auch mal ein klares Nein sagt (und Mäuseln fällt für mich alleine schon wegen der hier ansässigen geschützten Bilche strikt darunter) „immer nur nimmt und fordert“? Und merkst Du, wie übergriffig das kommunikativ ist? Wie geht das mit der Gewaltfreiheit zusammen?

    Wenn du die Feststellung einer Tatsache (denn man tut in der Regel lieber was für Menschen, die auch für einen selbst was tun) unbedingt als "implizite Unterstellung" lesen willst, bitteschön. Zumindest funktioniert das Prinzip "eine Hand wäscht die andere" auch mit Hunden ziemlich gut.

  • Und da ist sie - die implizite Unterstellung. Wie kommst Du darauf, dass jemand, der seinem Hund auch mal ein klares Nein sagt (und Mäuseln fällt für mich alleine schon wegen der hier ansässigen geschützten Bilche strikt darunter) „immer nur nimmt und fordert“? Und merkst Du, wie übergriffig das kommunikativ ist? Wie geht das mit der Gewaltfreiheit zusammen?

    Wenn du die Feststellung einer Tatsache (denn man tut in der Regel lieber was für Menschen, die auch für einen selbst was tun) unbedingt als "implizite Unterstellung" lesen willst, bitteschön. Zumindest funktioniert das Prinzip "eine Hand wäscht die andere" auch mit Hunden ziemlich gut.

    Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Hunde dieses Prinzip überhaupt kennen.

  • Ich denke, ich leiste allerhand für meine Hunde. Bis zu dem Punkt, daß ein erheblicher Anteil meines Gehaltes für sie und ihr Wohlergehen draufgeht. Ich erwarte aber im Traum nicht, daß sie meine Bemühungen linear durch Gegenleistungen würdigen.


    Wo ich zustimme: wenn ein vertrauensvolles, stressarmes Zusammenleben etabliert ist, steigt die Frustrationstoleranz und die Fähigkeit zur Impulskontrolle (abhängig vom jeweiligen Hund). Dann können potentielle Konflikte vielleicht gar nicht entstehen, oder auf einer niedrigschwelligen Erregungsstufe verbleiben, die ein sehr geringes Eingreifen und Reglementieren erfordert. Aber die Grenzsetzung im Rahmen dieses Zusammenlebens empfinde ich als Pflicht des Hundehalters, um die Freiheit des Hundes nicht auf Kosten der Umwelt ausleben zu lassen.

  • Zurimor


    Der Punkt war die Generalisierung „immer nur fordert“. Hier im Thread hat wirklich niemand geschrieben, dass er immer nur von seinen Hunden fordert. Und das manus manum lavat kannst Du mit oder ohne „Nein“ aufbauen, da ist auch kein Gegensatz.


    Ich weiß halt nicht genau, was für ein Bild Du im Kopf hast. Nur bisher hast Du mir auf meine Punkte nur mit Sachen geantwortet, die nicht passen. Ohne auch nur mal zu fragen. Zur Anmerkung, dass meine Hunde auch gerne mal streiten, dass sie halt kein Durchschnitt seien (danke - aber warum nicht?) und das Druck wegen ungeeigneter Wohngegend da eine Rolle spielen könnte (ich wohne am Rand eines Kuhdörfchens im Spessart mit jeweils 5 Gehminuten in den Wald oder ins Feld, ohne Leinenzwang, mit kaum Mensch- oder Hundebegegnungen. Im Wohneigentum, sie dürfen sich hier also auch frei durchs Haus bewegen). Und ich erwarte weder blinden Gehorsam noch fordere ich nur und ich sorge sehr wohl dafür, dass es meinen Hunden sehr gut geht. Sie halten sich gerne in meinem Radius auf und arbeiten gerne mit mir zusammen. Und kabbeln sich gerne mal mit mir.


    Und alles das mit einzelnen Punkten, bei denen es ein Nein gibt :ka:

  • Eben oft so lang er will. Ich muß aber gar nicht ungemütlich werden, wenn es mal nicht paßt, einfach zu fragen "Können wir weiter" oder wenn darauf nicht reagiert wird "Komm, ich möchte jetzt echt mal weiter" reicht. Ich muß meinen Hund gar nicht zwingen, es einzustellen.

    Oi, hier gibts einen der würd dir die Mittelkralle zeigen. Wenn überhaupt. Ich meine: Wenn du Glück hast, dreht er beim Mäuseloch vielleicht mal ein Ohr halb zu dir. Dafür musst du aber schon das dicke Stück Fleisch auspacken. Weder Futter noch Spielzeug noch ein "Komm" helfen da, dieses Verhalten abzubrechen. Also muss ich aktiv als Halter einschreiten und das unterbinden / verbieten. Wie man das auch nennen kann.


    Für die, die mit den Hund reine Glückspilze erwischt haben und die ausschliesslich positive Verstärkung funktioniert, finde ich das sehr toll und ich gönne es diesen Leuten. Die andere Hälfte trifft dann auf Hunde, die auch gerne mal selbstständig ihrem Ding nachgehen und die überhaupt kein Interesse daran haben etwas nur 'dir zuliebe' zu tun. Ich bin der Meinung, das Hunde in allerester Linie Opportunisten sind. Zweitens, sind es immer noch Tiere. Egal wie anpassungsfähig er ist, er ist und bleibt schlussendlich 'nur' ein Tier. Und deren Interessen überschneiden sich nicht so oft mit unseren. Zudem finde ich es sehr naiv zu denken, dass ein Hund aus reiner Liebe zu mir jetzt nicht dem Kaninchen oder der Maus nachjagt.


    Ich bekenne mich schuldig, dass ich meinen Hund auch schon an der Rute gepackt und vom Objekt der Beigierde weggezerrt habe weil er gerade dabei war etwas zu tun, was er nicht mal in seinen Träumen darf. Ich hab' dann nicht mal die Zeit den Hund abzubrechen und danach mit Leckerlies vollzustopfen. Dann handle ich instinktiv.


    Rein positiv ist super wenn es funktioniert, aber mMn kann nicht jede Situation positiv gelöst werden. Spricht nicht dafür, dass man jetzt aus purer Hilflosigkeit Gewalt anwendet, aber manchmal versteht es der Hund anders einfach nicht, als wenn er mit entsprechender Konsequenz rechnen muss, das es gleich super ungemütlich wird.

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