Massiv verängstigte französische Bulldogge - verzweifelt
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Ohje. Erstmal mein Mitgefühl dafür, dass Du da so überrumpelt worden bist und jetzt alles anders ist als gedacht Achte da gut auf Dich, dass Deine Gedanken nicht nur um den Hund kreisen, sondern Du auch Dir Gutes tust.
Ich beschreibe Dir einfach mal, wie wir es angepackt haben:
Bis auf die erforderlichen Gassigänge durfte die Maus einfach erstmal nur da sein. Fürs Gassi war ein Halsband dran (Geschirr hat sie nicht gekannt). Anleinen ging neutral, freundlich, dann los zu Tür.
Ich habe an den Ecken, die sie sich für ihren Aufenthalt ausgeguckt hat, Decken angeboten. Sie durfte sitzen wo sie wollte. Es hat ein paar Tage gedauert, bis sie die Decken auch angenommen hat.
Futter und Wasser gabs geschützt. Sie wurde nicht gerufen, nicht gelockt. Wenn wir an ihr vorbei sind, regnete es hochwertige Leckerchen (mit dem Konkurrenzdruck durch den anderen Hund hat sie die recht schnell genommen).
Draußen sind wir kurze Wege gelaufen. Erstmal immer die Gleichen, später haben wir uns vorgearbeitet. Am Besten ging das, haben wir gemerkt, in der Dämmerung, da hat sie sich am Sichersten gefühlt. Ansonsten haben wir darauf geachtet, die Tage möglichst ähnlich zu strukturieren. Besuch gabs in den ersten Wochen einfach nicht.
Wir haben nicht auf alles verzichtet, aber Sachen wie Staubsauger, laute Küchenmaschinen und Krachbummpawäng-Filme erstmal sehr dosiert.
Wennn sie Kontakt aufgenommen hat und freiwillig kam, bekam sie was aus der Hand. Ohne Locken und keine feste Handfütterung. Wenn sie sich an einen gedrückt hat, haben wir auch mal gekrault. Ohne körperlich einzuengen, immer so, dass sie freien Rückzugsweg hatte.
Ach ja - stubenrein war sie nicht. Ich hab das als gute Übung für Frustrationstoleranz bei meinem Mann betrachtet
Ansonsten haben wir unseren Alltag gelebt und sie halt einfach „sein“ lassen. Schon mit einem halben Auge bei ihr, aber ohne sie dauernd zu überwachen, zu bemitleiden, zu verhätscheln oder auf sie einzureden. Wenn das Herz mal geblutet hat beim Anblick des erbärmlichen Häufchen Elends, dann innerlich. Nach außen hin war der Umgang neutral freundlich, gelassen und selbstverständlich.
Für Dich:
Ich würde sie wirklich durchchecken lassen und gegebenenfalls danach mit einem kompetenten Tierarzt für Verhaltensprobleme eine etwaige Medikation fürs besprechen. Bullis haben einfach viele gesundheitliche Themen und so lange nicht klar ist, ob sie ggf. Schmerzen hat oder hormonell was nicht stimmt, ist Training möglicherweise verschwendet.
Der Hund ist jetzt erstmal, wie er ist. Wichtig ist, das Jetzt zu akzeptieren. Ihr könnt daran arbeiten, es zu ändern. Aber das sind kleine und behutsame Schritte. Und Ihr müsst von da losgehen, wo Ihr jetzt seid. Mit viel Geduld und Akzeptanz dafür, dass die Fortschritte vom Hund und in seinem Tempo kommen.
Deprivation und generalisierte Ängste gehen gerne miteinander her, sind aber zwei unterschiedliche Themen.
Ein schlecht aufgezogener Hund, der in seiner frühen Zeit nicht viel kennengelernt hat, kann vor allem beim Versetzen in eine neue Umgebung generelle Ängste entwickeln, die sich durch jeden Schmetterlingsflügel auslösen lassen. Daist es wichtig, mit viel Zeit und Geduld das Selbstvertrauen aufzubauen und langsam an die Umgebung und Neues zu gewöhnen. Und im Teamwork seine natürliche Neugier und Erkundungslust freizuschaufeln und zu fördern. Sich dabei auf das zu konzentrieren, was der Hund gut kann, was schön für ihn ist.
Bei einem Deprivationsschaden ist ein Hund so reizarm aufgewachsen, dass in einer entscheidenden Phase seiner neuronalen Entwicklung zu wenig Input da war, um genau die neuronalen Vernetzungen auszubilden, die fürs Lernen und Generalisieren von Erfahrungen zuständig sind (bei einem Hund, der die Chance hatte, 8-10 Wochen bei Eltern und Geschwistern zu sein und der diese Zeit und die 4 Wochen danach nicht unbedingt in einem Verschlag, Keller oder einsamen Zwinger gehockt hat, hast Du normal keinen Deprivationsschaden).
So ein Hund ist - in ganz unterschiedlichen Graden - lernbehindert. Da ist es dann wichtig, auch zu gucken, was der Hund kann, was er verarbeiten kann und zu wissen, dass es eventuell Special Effects geben wird. Dennoch können auch das ganz tolle Hunde werden, ich hab so eine.
Das ist ein mühsamer Weg. Man lernt, seine Prioritäten zu verlagern, sich über ganz andere Dinge zu freuen und seine Erwartungen anzupassen. Und es ist eine sehr intensive und dadurch auch beglückende Zusammenarbeit, wenn man sich darauf einlassen kann und möchte. Du musst bei Dir halt prüfen, ob Du das auch wirklich kannst: Deine verständlichen Erwartungen an ein Leben mit Hund so drastisch anzupassen.
Danke von Herzen für die tollen Hinweise und deine Erfahrungen.
Da ich alleine wohne, muss ich da aktuell „allein“ durch - ein Grund mehr, dass sich leider zunehmend die Überforderung zeigt. Der Hund zeigt auch mir massiv meine eigenen wunden Punkte, und ich bin mir sicher, dass sie das auch extrem spürt.
Auch, wenn ich ein Leben lang immer viel mit Hunden zu tun hatte, so zeigt sich diesmal einfach die Angst, das nicht zu schaffen - da sie, wohl genauso wie ich, ein zartes Seelchen ist. Zumal sie eben jetzt nur mir gehört.
Hinzu kommt, dass ich natürlich, wie du auch sagtest, schauen muss, wie ich sie in meinen Alltag integrieren kann. Ich muss immer mal ins Büro und kann sie in diesem Zustand natürlich aktuell nicht bei Bekannten lassen. Das erfordert zusätzliche Organisation.
Letztlich möchte ich nur das Beste für sie und hoffe, dass ich einen guten Weg für uns beide finde.
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Hi
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Gestresste Hunde fressen oft nicht. Lies dir am besten hier Threads zu Auslandshunden durch, da findet man viele Tipps.
Essen hinstellen, ruhiger Ort (nicht wo du lang läufst oder zuguckst) und nachts, wenn du schläfst, fressen lassen z. B.
Nach dem Schock kommt das gute Halter*in werden. Es gibt jetzt viele Dinge, mit dem du das Leben für deinen Hund angenehmer gestalten kannst. Toi Toi.
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Oh ja. Sorry, dass ich so selbstverständlich von „ihr“ gesprochen habe
Ich verstehe Dich da sehr gut. Wenn man selbst sehr empathisch ist, dann leidet man umso mehr mit.
Mir hilft es, wenn ich mir sage, dass ein Lebewesen ein Recht darauf hat, so zu sein, wie es ist. Dass also, wenn mein Seelchen hier verängstigt ist, sie auch ein Recht auf ihre Angst hat und darauf, die zu zeigen. Das nimmt etwas von dem Druck weg, das unbedingt gleich abstellen oder abschaffen zu wollen. Denn es geht ja eh nicht.
Ansonsten atmen, entspannen, nette Filme gucken oder lesen oder was auch immer sonst Fir hilft, Dich zu erden und mit Deinem Gefühl auch bei Dir zu sein
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Oh ja. Sorry, dass ich so selbstverständlich von „ihr“ gesprochen habe
Ich verstehe Dich da sehr gut. Wenn man selbst sehr empathisch ist, dann leidet man umso mehr mit.
Mir hilft es, wenn ich mir sage, dass ein Lebewesen ein Recht darauf hat, so zu sein, wie es ist. Dass also, wenn mein Seelchen hier verängstigt ist, sie auch ein Recht auf ihre Angst hat und darauf, die zu zeigen. Das nimmt etwas von dem Druck weg, das unbedingt gleich abstellen oder abschaffen zu wollen. Denn es geht ja eh nicht.
Ansonsten atmen, entspannen, nette Filme gucken oder lesen oder was auch immer sonst Fir hilft, Dich zu erden und mit Deinem Gefühl auch bei Dir zu sein
Danke für dein Mitgefühl.
Leider komme ich aktuell etwas kurz - neben Arbeit, Hund, Haushalt bleibt nicht viel Zeit. Da ist man im Funktionsmodus. Ein kleiner Teufelskreis aktuell, daher muss ich den für mich richtigen Weg erst noch finden.
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Ich drücke Dir dafür die Daumen.
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Oh je, das tut mir leid, tönt wirklich nach viel Arbeit und seelischer Belastung für Euch beide.
Nebst der tierärztlichen Abklärung und Beratung durch eine Trainerin würde ich Dir noch CBD-Tropfen empfehlen zur Angstlösung.
Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht bei meinem traumatisierten Schwein, der nach einer schlimmen Erfahrung Angst vor mir hatte und laut schreiend vor mir flüchtete. Schon am zweiten Tag nach CBD-Tropfen wurde er ruhiger und ist nun nach 10 Tagen CBD-Verabreichung beinahe wieder der alte geworden.
Ich weiss natürlich nicht, wie es gelaufen wäre ohne CBD, aber die Veränderung war wirklich eklatant!
Alles Gute! Ich hoffe, der Alltag normalisiert sich mit der Zeit. Manchmal braucht es halt wirklich sehr, sehr viel Geduld und Durchhalte-Willen. -
ch habe noch erfahren, dass sie in letzter Zeit auch sehr viel alleine war, nur gelegentlich in den Garten gesetzt wurde. Sie hat durch Schicksalsschläge schon öfter die Umgebung/Bezugsperson wechseln müssen.
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Sorry, mit dem Zitieren stehe ich immer irgendwie auf Kriegsfuß...
Weißt du, wieviele Vorbesitzer sie schon hatte? Wenn sie ein Wanderpokal ist, ist es verständlich, dass sie zutiefst verunsichert ist.
Du hast dir da wirklich ein Päckchen aufgeladen, aber umso mehr Verantwortung, dass die Kleine wieder ein glücklicher Hund wird.
Ich hab vor Jahren einen Angsthund bekommen im Alter von 6 Monaten. Hab mich auch überfordert und hilflos gefühlt, aber ich dachte, wenn ich sie aufgebe, hat sie vielleicht überhaupt keine Chance mehr und wird zum Wanderpokal.
Es war nicht einfach mit ihr, aber sie war mein absoluter Seelenhund. Es lohnt sich...
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Ach Mensch, da tut ihr mir jetzt beide Leid.
Die Hündin in der Situation sowieso, aber auch du hattest dir das Zusammenleben bestimmt ganz anders vorgestellt.
Ich habe dir mal eine PN geschickt.
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Sorry, mit dem Zitieren stehe ich immer irgendwie auf Kriegsfuß...
Weißt du, wieviele Vorbesitzer sie schon hatte? Wenn sie ein Wanderpokal ist, ist es verständlich, dass sie zutiefst verunsichert ist.
Du hast dir da wirklich ein Päckchen aufgeladen, aber umso mehr Verantwortung, dass die Kleine wieder ein glücklicher Hund wird.
Ich hab vor Jahren einen Angsthund bekommen im Alter von 6 Monaten. Hab mich auch überfordert und hilflos gefühlt, aber ich dachte, wenn ich sie aufgebe, hat sie vielleicht überhaupt keine Chance mehr und wird zum Wanderpokal.
Es war nicht einfach mit ihr, aber sie war mein absoluter Seelenhund. Es lohnt sich...
Es müssten zwei gewesen sein und danach hatte sie keine feste Bezugsperson mehr. Es hat sich keiner wirklich gekümmert, eben nur sporadisch. Ich denke, mit diesem background ist das Verhalten nachvollziehbar.
Es freut mich zu hören, dass dein Angsthund dein Seelenhund wurde. Genau so etwas macht dann in den unruhigen, unsicheren Momenten Hoffnung und Mut!
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