Junghund schnappt - deute ich es falsch?

  • Hallo,


    ich bin neu hier. :)


    Ich habe einen kleinen Chihuahua Rüden, jetzt knapp 7 Monate alt.


    Bekommen habe ich ihn mit 11 Wochen aus einer ganz lieben Zucht. Er wuchs dort mit seinen 3 Geschwistern auf und 3 Erwachsenen Chis. Von Anfang an wurde er gut sozialisiert, kannte fremde Menschen, andere Tiere, Autofahren... Alles Top.


    Seit er bei uns ist zeigt sich wie unsicher er ist. Mit Geräuschen, Dingen etc eigentlich überhaupt nicht (da geht er mutig voran), allerdings extrem in Bezug auf Menschen und andere Hunde.


    Wir gehen seit er 13 Wochen ist in eine gewaltfreie Hundeschule. Das ist sehr angenehm. Er ist mein erster Hund, vieles weiß ich noch nicht, auch was Hundesprache anbelangt etc. Momentan gehen wir 1-2x die Woche.


    Machen vermehrt Social Walk und Begegnungstraining.

    Wir arbeiten bei Sichtung von Gruseligem (Menschen/Hunde) auf Distanz und mit Click für Blick und ich finde da sind wir schon auf einem sehr guten Weg.


    Mein eigentliches großes Problem ist, dass ich aktuell große Angst habe, eine Schnappschildkröte zu bekommen bzw zu haben. :/


    Er schnappt (wenn ich sage schnappt, dann meine ich dieses Abschnappen in die Luft) bei Kontakt oft nach anderen Hunden, manchmal nach Fremden, die ihn streicheln wollen (lasse ich aber jetzt natürlich nicht mehr zu) und er schnappt auch manchmal nach uns. Am meisten macht er es bei uns zu Hause gegenüber unserer Tochter (8). Oft Richtung Gesicht. Sie hat ihn zB auf dem Arm und schaut zB zu ihm runter - schnapp.


    Am Anfang als er frisch hier war hat er dieses Abschnappen quasi ständig gemacht (seit er 10 Wochen ist).


    Er knurrt vorher eigentlich nie. Sondern schnappt direkt in die Luft. Die Ohren sind dabei nicht angelegt, Schwanz nicht eingezogen.


    Im Moment betreibe ich Management, Tochter darf sich mit Kopf seinem zB nicht mehr nähern etc.


    Es ist viel besser geworden. Als Welpe war das in die Luft schnappen täglich, jetzt ist es 3, 4 Wochen nicht mehr passiert (am Wochenende aber doch mal wieder).


    Das ich das gruselig finde brauch ich glaub ich nicht erwähnen. Ich möchte auch dass das komplett aufhört.


    Allerdings frage ich mich auch immer wieder, ob die Motivation hinter dem Abschnappen wirklich so "böse" ist, wie mein Hirn mir das sagt. Jetzt habe ich öfter gehört Welpen und Junghunde machen das schonmal als Spielaufforderung oder Übersprungshandlung... Und ich frage mich halt ob meine Panik, die ich pausenlos habe a la "Was wenn er mal beißt"? in dem Maße berechtigt ist oder ob ich es überbewerte (gebissen hat er noch nie. Immer nur in die Luft schnappen).


    Hatte Jemand von Euch schonmal ein ähnliches Problem und aus der vermeintlichen Schnappschildkröte ist dann doch keine geworden?


    Ich mache mir ganz große Sorgen. Mache ich mir zu viele?


    LG

  • Sie hat ihn zB auf dem Arm und schaut zB zu ihm runter - schnapp.

    Hunde empfinden es oft als extrem bedrohlich, wenn man sich über sie beugt.

    Die Ohren sind dabei nicht angelegt, Schwanz nicht eingezogen.

    Vermutlich äußert er andere körpersprachliche Signale, die ihr (noch) nicht richtig deuten könnt. (Über die Nase lecken, Kopf kurz abwenden...)


    ob die Motivation hinter dem Abschnappen wirklich so "böse" ist, wie mein Hirn mir das sagt.

    Kein Hund ist "böse". Ihr scheint nur ein unsicheres Exemplar zu haben, das immer wieder in Situationen kommt, die ihm nicht geheuer sind. Er hat gelernt, dass er sich mit Abschnappen helfen kann.


    Euer Hund ist sehr, sehr klein, und gerade bei kleinen Hunden werden "dezentere" Warnsignale oft unbewusst ignoriert - er "kann ja nix machen". Donnert nun ein größerer Hund auf ihn zu, ist seine Angst bei dieser Größe durchaus berechtigt. Und wenn du nur 30 cm groß wärst und sich ein riesiger Mensch über dich hinabbeugt und die Hand nach dir ausstreckt, wie fühlst du dich dabei?


    Ihr müsst die Bedürfnisse eures Hundes einfach ein wenig ernster nehmen, ihm mehr Schutz und Raum bieten, sodass er keinen Grund mehr zum Abschnappen hat.

  • Hallo und danke für die Antwort.

    Das stimmt, da ich noch nie zuvor Berührungspunkte zu Hunden hatte musste und muss ich Kommunikation und Körpersprache erst lernen.

    Dieses Kopf wegnehmen oder Lecken macht er manchmal beim Streicheln, dann hören wir auf.

    In der Situation auf dem Arm zB gibt es keinerlei Anzeichen. Was mich halt überlegen lässt ob meine Panik vielleicht too much ist und er das vielleicht eher sogar als Spielaufforderung meint (dann will ichs natürlich trotzdem unterbinden, hätte aber vielleicht weniger "Angst").


    Ich mach mir einfach einen unwahrscheinlich großen Kopf und schieb Panik vor Situationen im Alltag, wie sie sich manchmal nicht vermeiden lassen (trotz das es keine unkontrollierten Hunde und Menschenbegegnungen mehr gibt).


    Mein ganzes Denken dreht sich seit wir ihn haben nur noch um das Anschappen und ich kann irgendwie gar nicht mehr unbeschwert das Schöne sehen...

  • In der Situation auf dem Arm zB gibt es keinerlei Anzeichen. Was mich halt überlegen lässt ob meine Panik vielleicht too much ist und er das vielleicht eher sogar als Spielaufforderung meint (dann will ichs natürlich trotzdem unterbinden, hätte aber vielleicht weniger "Angst").

    Wie gesagt, keine Anzeichen, die ihr wahrgenommen habt - und wer sich ganz, ganz plötzlich unfassbar bedroht fühlt, sagt auch nicht erstmal "bitte, ich mag das nicht so...", bevor es zum Kurzschluss im Kopf kommt. :smile:



    Situationen im Alltag, wie sie sich manchmal nicht vermeiden lassen

    Zum Beispiel?


    Hat euer Hund denn einen Rückzugsort, an dem er sich wohlfühlt und nicht (niemals) gestört wird, wenn er sich dort befindet? Einen kleinen (offenen!) Kennel, eine große Box mit Kauspielzeug, Bettchen, ggf. Futter und Wasser drin...

  • Gibt es denn Regeln fürs Hochnehmen? Zum Beispiel ein Signal, das dem Hund verdeutlicht, dass er jetzt hochgenommen wird? Mag er das Hochnehmen überhaupt? Wie ist das mit der Tochter geregelt und trainiert?

    Wenn der Hund Richtung Gesicht ernsthaft abschnappt, nehme ich an, dass er das Verhalten der Tochter als übergriffig empfindet.

  • Naja zB Besuch, der mal kommt. Oder wenn wir Jemanden auf der Straße treffen. Da will er dann hin und begrüßen. Und ich habe dann Angst, dass die Menschen ihn dann halt doch mal Begrüßen und streicheln (obwohl ich immer sage "Bitte nicht streicheln"). Denn auch da kam das Schnappen im Welpenalter schon vor. Er rennt hin und drängt sich auf, dann gruselt ihn irgendwas und er schnappt ab.

    Ist sehr lange nicht mehr passiert, im Welpenalter aber doch, was bei mir zu einer dauerhaft angespannten Gemütslage führt, sowohl im Sozialen Kontext mit anderen Menschen, als auch hier daheim (Kind ist ja nunmal - wenn auch instruiert - immer hier)


    Rückzugsorte wo er nicht gestört wird hat er mehrere. Nutzt er auch gern

  • Gibt es denn Regeln fürs Hochnehmen? Zum Beispiel ein Signal, das dem Hund verdeutlicht, dass er jetzt hochgenommen wird? Mag er das Hochnehmen überhaupt? Wie ist das mit der Tochter geregelt und trainiert?

    Wenn der Hund Richtung Gesicht ernsthaft abschnappt, nehme ich an, dass er das Verhalten der Tochter als übergriffig empfindet.

    Wir haben ein Hochhebesignal.

    Richtig mögen tut er es nicht, manchmal ist es jedoch nötig (zB in schwierigen Hundebegegnungen wo es zu eng zum Ausweichen ist - auf Anraten der Hundeschule soll ich ihn da hochnehmen oder auch wenn man viele zu hohe Treppen steigen muss).

  • Da will er dann hin und begrüßen.

    Er rennt hin und drängt sich auf, dann gruselt ihn irgendwas und er schnappt ab.

    Sicher, dass er nicht einfach nur fiddelt bzw. Kontrollverhalten zeigt? Mein Pudel macht das nämlich genauso, obwohl er gar keinen Kontakt möchte. In diesen Fällen bist du gefragt, den Hund bei dir zu behalten, ihm Sicherheit zu vermitteln und aufzupassen, dass niemand zu Schaden kommt, auch der Chi nicht. Es dauert eine Weile, bis sich ein solcher Hund dann wieder "fallenlassen" kann, weil er weiß, dass du die Situation im Griff hast und ihn schützt.


    Naja zB Besuch, der mal kommt.

    In diesem Fall würde ich ihn einfach an seinen Rückzugsort schicken und da ggf. das Türchen zumachen. Auch, wenn die Tochter ihre wilden fünf Minuten hat o. Ä.


    Übrigens, weil du oben erwähnt hast, dass er manchmal beim Streicheln Stresssymptome zeigt: Nicht jeder Hund wird gerne gestreichelt. Das heißt nicht, dass sie keinen Kontakt suchen! Das sogenannte "Kontaktliegen" ist bei Hunden eine unglaublich wichtige soziale Komponente. Von daher würde ich den Hund NUR dann anfassen, wenn er herkommt und das offensichtlich möchte (also das Köpfchen in die Hand drückt o. Ä.


    Der Tochter würde ich erst einmal den engeren Kontakt zum Hund (also direktes Interagieren) nur noch unter Aufsicht erlauben, bis sie die Regeln verinnerlicht hat. So kann sie auch lernen, den Hund besser zu lesen, das findet sie bestimmt sehr spannend, wenn man es ihr umfangreich erklärt.


    Einen Trainerbesuch (eines positiv arbeitenden Trainers) fände ich da auch angebracht, damit sich jemand mal die Situation vor Ort ansieht.

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