SOS: Übernommen mit Welpe aus dem Auslandstierschutz?

  • Liebes Forum,


    ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal in aller Form und ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die uns hier unterstützt haben. Danke für euren Rat, für die Zeit, die ihr in unsere Geschichte investiert habt. Das war/ist nicht selbstverständlich. Danke für eure Meinungen, für eure Kritik und ganz allgemein für eure Begleitung.


    Eure Community hat mich sehr beeindruckt und ich nehme unter anderem die Erkenntnis mit, dass passionierte Hundemenschen etwas ganz Besonderes sind. Vor allem besonders hilfsbereit.


    Danke - von mir, von Holly und von meinem Mann im Hintergrund. 🙏🏻🙏🏻🙏🏻💐💐💐


    Ich werde hier weiterhin über Hollys Schicksal berichten. Sie ist ja zunächst noch eine Weile bei uns, auch wenn jetzt ein neues Adoptionsverfahren läuft.


    Es grüßen


    Hundekind und ich

  • Ich möchte mal gesagt haben, dass ich es wirklich sehr schön finde, dass Du so gut mit Kritik umgehen kannst. Irgendwie häufen sich hier ja zur Zeit die Neu-User die sobald jemand irgendwas kritisiert zu Tode beleidigt sind und von einem "Mob der sich auf sie stürzt" fantasiert und sich dann direkt wieder abmelden. Also erstmal Chapeau dass Du Dich dem so tapfer stellen kannst :)


    Und ich denke auch, dass man nie wissen kann, ob man wirklich bereit ist für einen Hund, bis man ihn zuhause hat. Durch gute Vorbereitung kann man die Wahrscheinlichkeiten natürlich zu seinen Gunsten verschieben, aber ne Garantie ist es nicht. Und dann halte ich persönlich es für viel besser, sich das einzugestehen und dem Hund ein neues Zuhause zu suchen, als dass alle unglücklich werden. Es sollte ja eine Freude für alle sein, keine Strafe.

  • Mein Bauchgefühl hat mir von der ersten Seite an hier gesagt, dass du nur am durchhalten bist und irgendwann der Moment kommt, wo das alles zusammenbricht. Vielleicht auch, weil ich mich gut in dir spiegeln konnte und etwas zurückversetzt war in die Zeit, als meine Nicki noch Welpe war. Nur hatte ich das Glück, dass meine Eltern voll und ganz zur Unterstützung da waren (und heute noch sind) und ich mich mehr als genug rausnehmen konnte, wenn gar nichts mehr gegangen ist. Ich bin ein wahnsinnig sensibler Mensch, mich werfen kleinste Veränderungen im Alltag schnell aus dem emotionalen Gleichgewicht und noch dazu kommt der Drang, immer alles perfekt machen zu wollen und damit das Dasein als Helikopterfrauchen. Das war und ist auch für mich oft mühsam, aber mit den Menschen, die ich an meiner Seite habe, ist es gut machbar. Egal ob als psychische Stütze oder eben als Hilfe, wenn ich einfach mal Abstand brauche.


    Verantwortung übernehmen heißt nicht, zwanghaft etwas halten zu wollen, das einem viel zu viel ist. Vor allem nicht, wenn man damit so gut wie alleine dasteht. Dann muss man eben den Mumm haben, die Schuld bei sich zu sehen und alles Bestmögliche tun, um der Kleinen einen Neuanfang woanders zu ermöglichen. Das hast du getan.


    Es hilft alle Zeit der Welt und alle Versuche nichts, wenn man sich selber nicht in der Lage fühlt, den 'normalen' Alltag mit Hund zu managen. Mit all den verrückten, liebevollen, stressigen, turbulenten, schönen, sorgenreichen Momenten. Für viele ist es eine Lebenseinstellung, Hundemensch zu sein. Das muss man wollenen, können und auch fühlen.


    Ich wünsche euch trotzdem alles Gute für die Zukunft und Holly ein tolles, neues Zuhause!

  • Wäre schön noch von euch zu hören bzw zu lesen😉


    Eine Sache noch, ich finde es schade, vor allem in eurem Sinne, dass Holly geht. Ein 3/4 Jahr Vorbereitung zeugt meiner Meinung nach davon, dass ihr euch wirklich einen Hund gewünscht habt und auch nicht blauäugig an die Sache rangegangen seit (na gut ein kleines bisschen schon, aber das habt ihr ja selber eingesehen 😉) Holly wird glaub ich keinen Schaden davon nehmen, wäre sie auf eine Plegestelle gekommen dann müsste sie auch nochmal einen Wechsel durchmachen.


    Natürlich sollte euch klar gewesen sein, dass ihr euch ein Überraschungspaket ins Haus holt und solltet ihr bei euren Recherchen darauf gestoßen sein, daß ein junghund anstrengend ist... Tja, nützt aber nichts dem hinterher zu lamentieren.


    Wie schon mal von mir erwähnt, richtig oder falsch kann ich nicht beurteilen. Ich hätte der Sache mehr Zeit gegeben, da ich einfach unwahrscheinlich lange brauche mich auf Veränderungen einzustellen.


    Aber zu sagen, dass habt ihr falsch gemacht möchte ich nicht.. Ich wünsche euch noch eine gute Zeit und hoffe auch, dass ihr die Abgabe gut übersteht. Es ist glaub ich nicht einfach, sich einzugestehen, dass man etwas nicht kann bzw schafft. Da sich soviele Familien für holly beworben hatten findet sich bestimmt bald jemand.


    Und übrigens, die Sache mit dem tierheim ist doch super. Vielleicht triffst du da zufällig auf EUER neues Familienmitglied. Wie du schon festgestellt hast muss man sich in den Hund verlieben - und nicht in die Vorstellung davon wie er sein könnte. Dann geht vieles leichter (im Alltag) 😉

    Lg

  • Ich glaube auch, ihr wärt ein wunderbares Zuhause für einen älteren Hund. Nur nicht ungesehen übernehmen!

    Vielleicht triffst du genau deinen Seelenhund im Tierheim.

  • Ich möchte auch noch in den Raum werfen, dass ihr keineswegs niemals einen Hund haben solltet! Viel mehr solltet ihr nach einem entspannten erwachsenen Hund Ausschau halten, der bereits mit seinen 4 Pfoten im Leben steht. Entweder von einer Pflegestelle, die das gut beurteilen kann (möglichst ohne riesiges Rudel, denn ihr haltet den Hund dann ja wieder allein, das verfälscht sonst meiner Meinung nach). Gut sind auch "Scheidungsopfer", die einfach durch Trennung und unverschuldet ihre Familie verlieren. Vielleicht einfach ohne Zeitdruck irgendwann noch einmal die Fühler ausstrecken. Oder ihr überlegt euch eine Rasse, die zu euch passt und schaut dann auf "Rasse in Not" Seiten, ob ein erwachsenes Tier ein Zuhause sucht.


    Aber Schritt für Schritt. Nur als kleine Anmerkung, weil ihr meintet, ihr seid nicht für Hunde geeignet. Das stimmt so nämlich auch wieder nicht.

  • Ich kann deine Entscheidung nachvollziehen!

    Die ganze Schilderung hat sich für mich wie eine Achterbahnfahrt gelesen, zwischen heulen und totaler Überforderung und dann doch auch vielen positiven Momenten. Schade dass ihr nicht mehr aus den positiven Momenten machen konntet denn ich denke Holly ist ein wirklicher Rohdiamant der eigentlich keine Baustellen hat und mit etwas Anleitung zu einem tollen Begleiter werden wird.

    Nach allem was du hier geschrieben hast scheinst du ein super Bauchgefühl zu haben und deshalb wurde es ja auch immer besser. Du hast nach und nach erkannt was für Holly das passt, auch gegen die Empfehlung der Trainerin.


    Alles was du beschreibst ist das typische Verhalten eines Junghundes. Wenn du einen Hund mit 10 Wochen vom Züchter geholt hättest hätte dieser Hund in der Junghundephase das selbe Verhalten gezeigt. Zumindest kenne ich keinen Hund der in diesem Alter nicht seine kompletten Aussetzer und "Spinnzeiten" hatte.

    Das sind Dinge die nicht nach 10 Tagen weg sind, in dieser Zeit ist der Hund nicht mal angekommen.


    Bei meinem 1. Hund war ich ähnlich wie du (vermutlich wie fast jeder Ersthundbesitzer). Ich hatte Angst etwas falsch zu machen, etwas kaputt zu machen, dem Hund zu schaden, hatte ständig ein Auge auf den Hund. Das Leben drehte sich die ersten Monate NUR um den Hund. Ich war das was man bei Müttern "Helikoptermütter" nennt.

    Aber irgendwann ging das nicht mehr, Arbeiten musste ich, Haushalt machen musste ich, Körperpflege musste sein und auch sozialkontakte wollten gepflegt werden. Es gab plötzlich Situationen, da war so ein Stress da musste erst Anderes erledigt werden und es war keine Zeit den Hund zu beachten und siehe da..... kaum hatte ich meinen Fokus nicht mehr auf dem Hund wurde dieser entspannt.

    Der Hund hat innerhalb von 2 Tagen kapiert dass wenn ich am Schreibtisch sitze oder den Laptop aufklappe KEINE Zeit mehr für ihn ist. Ich hatte schlicht weg auch mal keine Zeit direkt zu springen wenn er bellte/ quatsch machte und das hat er ganz schnell verstanden.

    Ein Hund stirbt nicht wenn er zur Auszeit mal 2 Stunden in einen "Hundelaufstall" kommt, klar wird er erstmal meckern, aber mehr wird nicht passieren. Je weniger er beachtet wird desto schneller kommt er zur Ruhe und das Thema ist in 1 Woche durch.


    Klar laufen Welpen hinter einem her, das dürfen sie bei mir auch, aber wenn ich an den Briefkasten gehe oder in den Keller dann geht die Tür eben für 2 min zu, spätestens beim 10. Mal hat Hundi das kapiert.


    Ihr habt ein Leben und das scheint toll für einen Hund geeignet zu sein, aber ihr müsst das Leben auch leben, der Hund wird sich diesem Leben anpassen. Je weniger "Augenmerk" ihr ständig auf den Hund habt desto schneller wird er eure regelmäßigen Abläufe kennenlernen. Er wird wissen dass wenn du am Schreibtisch sitzt oder im Bad bist oder in der Küche steht eben KEINE Aufmerksamkeit für ihn ist. Genauo wird er lernen dass wenn ihr auf der Couch sitzt Kuschelzeit ist oder wenn ihr die Leine holt Gassizeit oder Spielzeit wenn das Spielzeug ausgepackt wird.


    Die Welt darf sich nicht nur um den Hund drehen, da ist schädlich für euch und schlimm für den Hund.


    Ich bin Pflegestelle für Tierschutzhunde, d.h. die kommen auch direkt aus dem Ausland und kennen unseren Tagesablauf auch nicht. Auch die rennen erstmal auf schritt und tritt hinterher, bellen empört wenn ich die Türe hinter mir schließe, aber das Ganze geht maximal 2-3 Wochen, dann haben sie die Abläufe kapiert und wissen genau wann "UNSERE gemeinsame Zeit" ist und wann eben "Menschenzeit" ist in denen sie entspannt schlafen können weil sie wissen es passiert nichts.


    Ich wünsche euch und Holly alles gute und hoffe dass sie ein tolles Zuhause finden wird.

  • Ich möchte mal gesagt haben, dass ich es wirklich sehr schön finde, dass Du so gut mit Kritik umgehen kannst.

    Danke dir. Das ehrliche (und manchmal auch harte) Feedback von euch hat mir sehr geholfen! Und auch, wenn mir manche Worte vielleicht weh getan haben, ging es mir immer darum, die Situation realistisch einschätzen zu können und letztlich im Sinne des Tieres zu entscheiden.

    Und ich denke auch, dass man nie wissen kann, ob man wirklich bereit ist für einen Hund, bis man ihn zuhause hat.

    Wir wissen jetzt zumindest, dass wir nicht für einen gesunden, wilden Junghund geeignet sind. :( :

  • Und ich denke auch, dass man nie wissen kann, ob man wirklich bereit ist für einen Hund, bis man ihn zuhause hat.

    Wir wissen jetzt zumindest, dass wir nicht für einen gesunden, wilden Junghund geeignet sind. :( :

    Hey, nicht traurig sein. Mir liegen auch eher erwachsene (am liebsten ältere) Hunde. Ich finde es schöner wenn sie schon etwas ruhiger sind, klare Interessen haben und im Idealfall schon ein paar Regeln kennen.


    Das heißt nicht dass ihr Versager seid. Irgendwo wartet bestimmt ein Hund der zu euch passt :nicken:


    Lasst euch jetzt erstmal Zeit das ganze zu verdauen und euch zu erholen. Es wird schon werden.

  • Mein Bauchgefühl hat mir von der ersten Seite an hier gesagt, dass du nur am durchhalten bist und irgendwann der Moment kommt, wo das alles zusammenbricht.

    So war und ist es. Das hast du sehr treffend formuliert. Ich wollte unbedingt, dass es klappt. Wir haben Holly so unendlich lieb gewonnen und ins Herz geschlossen! Sie ist ein toller Hund! Es ist bitter, sich die eigene Unzulänglichkeit einzugestehen. Vieles klappt ja auch gut mit ihr, aber auf Dauer können wir nicht auf diesem Stresspegel weitermachen ...

    Es hilft alle Zeit der Welt und alle Versuche nichts, wenn man sich selber nicht in der Lage fühlt, den 'normalen' Alltag mit Hund zu managen.

    So ist es. Und Holly scheint ja noch nichtmal besonders schwierig oder anspruchsvoll zu sein. :hundeleine04:

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