Körpersprache im Mehrhundehaushalt - wie erkennt ihr Konfliktpotenzial?

  • Puh sehr individuelles Thema!

    Ich hab hier 2 Hündinnen mit Konfliktpotenzial und nen Rüden, der da völlig außen vor ist.


    Die Konflikterin und provokante Nuss ist Lucy, 4 Jahre alt, kastriert, unsicher im Kontakt und munter switchend zwischen fiddel und fight.

    Sie baut sich auf, prollt etwas, blockt und bodycheckt öfter Mal richtung Ally. Ist meine Schwiegermutter dabei, passierts auch, dass sie Ally anblafft, anknurrt, abschnappt.


    Dagegen steht Ally, kastriert, 7 Jahre alt, sehr souverän in der Gruppenhaltung aber auch sehr direkt und straight.

    Die nimmt Lucy kaum ernst, lässt sie auflaufen und verlässt sich drauf, dass wir das Entle zurechtweisen werden.


    Somit läuft alles ganz rund.

    Wären die beiden aber 24/7 zusammen (wir leben im selben Haus mit getrennten Wohneinheiten) hätte das ordentlich Potenzial mal zu krachen.

    Das meiste, was passiert fällt 'kaum' auf (mir und meinem Freund schon, wir haben die im gemeinsamen Tun aber auch stetig im Blick). Lucy nähert sich frech zu schnell, geht richtig nah ran an Ally, Kopf oben, wedelnd und Ohren hinten. Dann gleich schnell wieder weg. Wenn Ressource = Schwiegermutter im Spiel, dann durchaus sehr knackiges vorpreschen und abdrängen.

    Oft 'verpackt' in eine vermeindliche 'Spielaufforderung".

  • Vor allem das "als Spiel getarnte provozieren" bei ChatSauvagee hilft mir gerade, bei den Spielaufforderungen meiner Alma gegenüber meiner Elsa genauer hinzusehen - da hatte ich nämlich schon länger ein etwas unsicheres Gefühl.

    Spiel ist unter erwachsenen Hunden in den allermeisten Fällen eine nette Art Konflikte zu klären. Schau mal noch Konfliktanzeichen beim Spiel, wie Züngeln, Schütteln, Kopf abwenden, etc.

    das Video kommt mir so bekannt vor, war das schon mal im Körpersprache-Thread? Auf jeden Fall sehe ich daran total gut, dass meine Antennen noch nicht fein genug sind. Aber ich übe!

    Ich hatte es mal in meinem eigenen Thread gepostet.

  • Ich finde, so ein Thread hat hier wirklich gefehlt. Es gibt zwar schon den allgemeinen Mehrhundhalter-Thread, aber einer mit Fokus auf Konflikten ist nochmal ein guter Bonus - auch für die, die sich an die Mehrhundhaltung herantasten wollen.


    Vielleicht kann ich auch mal Videos beitragen. Hier läufts im Großen und Ganzen eigentlich ganz friedlich und es hat schon länger nicht mehr geknallt.

  • Zu der von Dir beschriebenen Ausgangssituation übrigens noch: Ich würde davon ausgehen, dass es weiterhin knallt, wenn die Besitzer da nicht eingreifen und den Altrüden schützen :( :


    Dass es hinterher Beschwichtigungssignale und enges Liegen gibt, würde ich, wären es meine, eher als Zeichen sehen, dass der Konflikt durch den Knatsch eben nicht gelöst ist (und sich jeder seiner Wege trollen kann), sondern dass da noch etwas schwelt. Was sie der bisherigen Erfahrung nach nicht eigenständig auf die nette Weise gelöst bekommen.

  • Zu der von Dir beschriebenen Ausgangssituation übrigens noch: Ich würde davon ausgehen, dass es weiterhin knallt, wenn die Besitzer da nicht eingreifen und den Altrüden schützen :( :


    Dass es hinterher Beschwichtigungssignale und enges Liegen gibt, würde ich, wären es meine, eher als Zeichen sehen, dass der Konflikt durch den Knatsch eben nicht gelöst ist (und sich jeder seiner Wege trollen kann), sondern dass da noch etwas schwelt. Was sie der bisherigen Erfahrung nach nicht eigenständig auf die nette Weise gelöst bekommen.

    Würdest du es als Versuch der Hunde sehen, eine für die unangenehme Situation, aus der sie nicht rauskommen, zu deeskalieren? Oder als Übersprungshandlung?

  • Zitat

    Würdest du es als Versuch der Hunde sehen, eine für die unangenehme Situation, aus der sie nicht rauskommen, zu deeskalieren? Oder als Übersprungshandlung?

    Weder noch halte ich für zwingend - es kann auch mal heißen "Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben, gehen wir zur Tagesordnung über".


    Das war jedenfalls bei unseren beiden großen Rüden so. Die Brüder - einer lebte bei uns ,einer kam regelmäßig längere Zeit in Pflege - kloppen sich am Anfang immer genau einmal ,egal, wie man aufpasste. Das war dann allerdings nicht besonders bösartig, sondern eher so eine Riesenlärm-kein Schaden - Geschichte. Danach leckten sie sich gegenseitig die Ohren (was sie sonst nie taten) und waren den Rest der Zeit völlig entspannt miteinander. Das kam mir wirklich immer vor wie zwei Typen ,die sich erst kloppen und dann zusammen ein Bier trinken gehen.

  • Manches läuft so nebenbei ab dass es jemand der sich nicht wirklich mit Hundeverhalten beschäftigt überhaupt nicht mitbekommt.


    Dass der Staff aber mittlerweile darüber entscheidet was meldenswert am Tor ist fällt auch nur meinem Mann und mir auf. Der Senior guckt immer zuerst zum Staff wenn er zum Tor rennen will. Ist der Staff räumlich vor ihm im Hof dann reicht ein Blick in die Richtung des Seniors und der bleibt mitten im Sprint Richtung Tor stehen, dreht um und trottet zurück zu seinem Liegeplatz. Gut, da hab ich mein Händchen drin gehabt weil mir das ständige am Tor keifen des Seniors aufn Keks ging.

    Da er nicht mehr hört und auch schlechter sieht holt der Senior sich für alles das OK beim Staff und orientiert sich beim Gassi an ihm. Ganz praktisch so.


    Es gibt ja auch oft den Fall mitm dem Schicken beim Pöbeln. Haben hier im Dorf nebenan so ein Gespann. 2 JRT Mixe und eine Staffmix Hündin. Die 2 kleinen schicken ständig die Hündin zum Pöbeln und die kriegt jedes Mal eins auf die Mütze obwohl der Terror seitens der Kleinteile ausgeht. Die kriegen aber Kekse und Lob fürs nicht Pöbeln :pfeif: ist spannend anzuschauen.



    Wir hatten das Problem auch als unsere Hündin noch lebte und auch Ziva neigt dazu die anderen zu schicken wenn man keinen Daumen drauf hat.

  • Zu der von Dir beschriebenen Ausgangssituation übrigens noch: Ich würde davon ausgehen, dass es weiterhin knallt, wenn die Besitzer da nicht eingreifen und den Altrüden schützen :( :


    Dass es hinterher Beschwichtigungssignale und enges Liegen gibt, würde ich, wären es meine, eher als Zeichen sehen, dass der Konflikt durch den Knatsch eben nicht gelöst ist (und sich jeder seiner Wege trollen kann), sondern dass da noch etwas schwelt. Was sie der bisherigen Erfahrung nach nicht eigenständig auf die nette Weise gelöst bekommen.

    Würdest du es als Versuch der Hunde sehen, eine für die unangenehme Situation, aus der sie nicht rauskommen, zu deeskalieren? Oder als Übersprungshandlung?

    Ich würde da gar nicht so genau trennen, ehrlich gesagt. Für mich wäre maßgeblich: Die nerven sich (warum auch immer, die Vorgeschichte ist ja gänzlich unbekannt), es hat schon mehrfach geknallt, mit Beschädigung, der Knall hat aber nicht so weit die Luft gereinigt, dass man sich einfach in Ruhe lassen kann. Die Ursachen des „Nervs“ wurden nach Schilderung wohl nicht abgestellt, die Situation nicht verändert, also kann es wieder eskalieren.


    Ob Übersprungshandlung oder Deeskalation: Beides wären ja Handlungen zum Druck- oder Stressabbau.


    Bei zwei Hunden, die konzertiert auf den Altrüden losgehen, sehe ich keine „kloppen, dann Bier trinken“-Konstellation. Es handelt sich auch nicht um Hunde, die sich nach längerer Abwesenheit wieder sehen, sondern um Hunde eines Haushalts. Der Druck liegt also im System.

  • Zitat

    Würdest du es als Versuch der Hunde sehen, eine für die unangenehme Situation, aus der sie nicht rauskommen, zu deeskalieren? Oder als Übersprungshandlung?

    Weder noch halte ich für zwingend - es kann auch mal heißen "Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben, gehen wir zur Tagesordnung über".


    Das war jedenfalls bei unseren beiden großen Rüden so. Die Brüder - einer lebte bei uns ,einer kam regelmäßig längere Zeit in Pflege - kloppen sich am Anfang immer genau einmal ,egal, wie man aufpasste. Das war dann allerdings nicht besonders bösartig, sondern eher so eine Riesenlärm-kein Schaden - Geschichte. Danach leckten sie sich gegenseitig die Ohren (was sie sonst nie taten) und waren den Rest der Zeit völlig entspannt miteinander. Das kam mir wirklich immer vor wie zwei Typen ,die sich erst kloppen und dann zusammen ein Bier trinken gehen.

    Ist denn Bier trinken deeskalierend oder Übersprungshandlung? :D
    Bei mir jedenfalls beides.

    Ich glaube bei den beobachteten spanischen Rüden nicht an eine Übersprungshandlung. Es war zu unaufgeregt. Ich empfand es als deeskalierend.
    Dass der alte Rüde sehr sicher nicht mehr lebt, ist für mich eigentlich kein Geheimnis. Er war wirklich alt wie Methusalem und wenn das die dritte Attacke auf den Hund war, von der er wirklich Wunden davongetragen hat und der Mann da nicht proaktiv handelt, sondern sich darauf beschränkt, zu trennen wenn er hört, dass da die Fetzen fliegen - nee, dann glaube ich nicht daran, dass der Hund da noch viel Zeit hatte.
    War halt sehr spanisch. Frei lebende, riesige Hunde - keine Zäune, ein riesiges Revier, weit und breit keine Tierarztpraxis.

    Boah, 18 Uhr! Ich deeskaliere mich mal im Garten!

  • Avocado wie kommunizieren die besprochenen Kleinteile, dass die große Stunk machen soll? Weil: gesehen hab ich das bei Pflegehunden von mir auch schon. Bzw. plötzlich warf sich mein großer (mal ruhig, mal aufgebracht) vor Fremdhunde - ist nullkommanull seine Art, wenn wir allein unterwegs sind. Da hatte ich auch schon öfter das Gefühl, dass ihn jemand zu Kanonenfutter machen wollte - aber gesehen hab ich da nichts, woraus ich das hätte lesen können.

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