Müllschlucker, Gift-Köder und Co - Hund du sollst nicht Alles fressen...

  • Mein einziger Staubsauger war ein Strassenhund gewesen. Sie hat allerdings nicht die ganze Zeit nach Nahrung gesucht, sondern nur etwas genommen wenn sie es zufällig fand. Unterfordert war sie nicht - sie durfte zwar keinen Hundesport mehr machen, aber wir haben täglich, so lange sie fit genug war und Lust hatte, ordentlich Strecke gemacht (auch leicht trabend) und immer wieder neue Flecken zum Erkunden gesucht, sie mochte es sehr und war zuhause dann sehr zufrieden und entspannt. Überfordert war sie glaube ich auch nicht, sie hat ja gezeigt wenn sie keine Lust hatte und durfte dann auch ihre Ruhe haben. War eine sehr kluge ältere Hündin und kannte sich selbst halt schon gut 😊 Aber! Ja, sie war auch kastriert. Und zwar spätkastriert in der Trächtigkeit (Wurf konnte eh nicht erhalten werden werden einem riesigen Tumor im Bauchraum 😬) beim Tierschutz - die Kastration war nur insofern erfolgreich, dass sie keine Welpen mehr bekommen konnte wegen fehlendem Uterus, es wurde aber nicht alles rausgenommen und sie wurde wieder läufig etc. nachdem sich der Hormonhaushalt stabilisiert hatte. Und das Staubsaugerverhalten wurde tatsächlich auch weniger als die Läufigkeiten wiederkamen!

  • Willy wurde letztes Jahr im Spätsommer kastriert und ich habe keine Veränderung bzw. eine Veränderung zum Positiven bemerkt. Und das schiebe ich eher aufs Training, denn auf die Kastration.

  • Ich glaube ganz oft resultiert Staubsaugerverhalten aus Stress heraus. Stress bei Hunden zu sehen, ist aber nicht immer leicht. Der ein oder andere Hund hat Stress in der Mehrhundehaltung, ohne dass sich die Hunde dafür kloppen müssen. Konflikte entstehen auch, ohne dass man offensichtliche Auseinandersetzungen sieht. Ich glaube ganz viel Stress wird bei Hunden übersehen. Auch kann schon die dritte Hundebegegnung am Tag zu viel für einen Hund sein, oder er ist an zu vielen Menschen vorbei gelaufen. Wir Menschen sind halt oft ziemlich blind für die Dinge, die unsere Hunde triggern. Nun gibt es eben gewisse Hundetypen, die dazu neigen Stress mit Futtersuche zu kompensieren. Entweder weil sie es als Straßenhund gelernt haben oder weil sie wie Retriever eine genetische Disposition dazu haben. Trifft natürlich nicht auf alle zu, aber ich glaube, dass es oft daran liegt.

  • Alle 3 sind hier kastriert aber so verfressen im Sinne von klaut Getreide und frisst das oder frisst generell ohne Ende ist auch nur einer, der der schon immer eher verfressen war. Also er hätte niemals, zu keinem Punkt in seinem Leben einfach aufgehört zu fressen solange Nachschub da ist. Nur lebte ich vorher in einer kleinen Wohnung mit den Hunden und nicht auf einem Hof wo es quasi all you can eat Buffet gibt für den Hund.


    Aktiv ist er wie vor der Kastra auch, anderen Rüden aufs Maul hauen will er weiterhin und auch jagen würde er gerne wollen wenn er denn dürfte.


    Ich bleibe dabei dass es vermutlich wie bei uns Menschen eine individuelle Sache ist.


    Stress kann ich bei meinem Hund 100% ausschließen. Ich kenne ihn durch unsere Vorgeschichte sehr gut und Stress verursacht bei ihm Unverträglichkeiten in Punkto Ernährung, Zerstörungswut und Hautprobleme. Hat er alles seit Jahren nicht mehr. Er frisst ja nicht wahllos alles sondern eh nur das was er als lecker empfindet. Ans Gemüse geht er nie xD . Pferdekacke bevorzugt er gegenüber Schafkacke, Hufabschnitt ist leckerer als Kacke, usw |)

  • Ich sag ja nicht, dass es immer so ist, vorallem wenn man dann einen konkreten Auslöser wie Kastration hat.

    Aber wir Menschen sehen Stress bei Hunden oft nur, wenn er schon recht offensichtlich ist. Ich bin absolut überzeugt davon, dass sehr sehr viel übersehen wird.

  • Ich glaube, bei Kindern kann es zu Essstörungen führen, wenn Essen irgendein Thema in der Familie ist. Wenn Essen als Belohnung, Trost, Bestrafung oder Erpressung eingesetzt wird ("iss deinen Teller leer, sonst ..."), wenn am Esstisch Streit und Machtkämpfe geführt werden, wenn dem Kind mit Essen wortwörtlich der Mund gestopft werden soll, usw.


    Ob dem so ist oder auch nicht und inwiefern das auf Hunde übertragbar ist, sei dahingestellt. Mir widerstrebt es aber generell, wenn Essen irgendeine andere Funktion haben soll als Ernährung. Schmecken soll es schon auch, aber mehr soll Essen/Futter für mich nicht sein.


    Nun ist es aber gerade in Bezug auf Hunde sehr verbreitet, mit Futter zu erziehen. Und möglicherweise entstehen dabei auch ungewollte Fehlverknüpfungen oder der Drang, sich selbst zu belohnen, wenn hund meint, es verdient zu haben.


    Ich habe einmal den Satz gelesen: "Ein Hund, der jung hungern musste, wird im Leben nicht mehr satt." Vielleicht ist da was dran? Es soll ja Züchter geben, die die Welpen nach dem "Friss-oder-stirb"-Prinzip erziehen, damit sie bloß nicht mäkelig werden. Und dann gibt es so Tipps wie: "Stell den Napf nach 10 Sekunden weg, wenn er nicht leer ist." Oder Rütter: "Fütter den Hund 2 Tage nicht, damit er Kopfstand macht, wenn du das willst."

    :verzweifelt:

  • Willy kompensiert definitiv Stress auch mit Staubsaugen.. Ein weiterer Grund, weshalb ich nicht mehr lang in der Stadt wohnen will.

    Aber sie sucht auch so.

  • Fenjali Hm, ja, Dinge über Essen zu kompensieren kenn ich von mir selbst total gut. Aber essen ist ja per se irgendwie selbstbelohnend. Oder ist es das nicht? Ich glaube irgendwie nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass Essen zur Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen eingesetzt wird.
    Wobei ich dir aber total zustimme: dieses Vorenthalten von Futter für bessere Trainierbarkeit oder die reine Handfütterung finde ich auch äußerst problematisch.

    Zur Stressthese: Ja, ich glaube durchaus, dass sehr viele Menschen den Stress ihres Hundes nicht erkennen. Bei meinen beiden Staubsaugern war das aber nicht das Thema. Lotte war die Ausgeglichenheit in Hundeform, Bolle ist zwar manchmal gestresst, frisst aber immer alles. Es macht ihm einfach so viel Spaß wie nix anderes auf der Welt. Obwohl - ich bin mir nicht so sicher, ob er nicht dauerhaft leichte Schmerzen hat, das wäre natürlich dauerhafter Stress.
    Hm.
    Ich muss da noch mal drüber nachdenken und recherchieren. Wenn Staubsaugen in den meisten Fällen in irgendeine Form Stressabbau wäre, dann findet man dazu garantiert eine Untersuchung.

  • Es scheint ja auch gängige Praxis zu sein, dass man Hunden den Tierarztbesuch "schönfüttert". Würde mich nicht wundern, wenn dann die Verknüpfung entsteht: "Irgendwas ist unangenehm oder aufregend - Futter muss her."


    Bei mir gibt es sowas nicht. Futter gibt es nur in Ruhe und nie in irgendeiner auch nur dezent aufgeregten Situation.

  • Mmmmh, also hier wird alles gemacht was das anscheinend fördern soll 🤷. Hier wird gerade am Anfangen komplett über Futter erzogen, die Hunde fraßen beim Züchter alle zusammen, ich füttere unangenehme, stressige Sachen schön, die Morgenration wird sich auch schonmal auf der Fährte erarbeitet...

    Aber abweichendes Fressverhalten, im Sinne von unkontrollierter Aufnahme bei Stress hat hier noch nie ein Hund gezeigt.


    Explizit übe ich das eigentlich gar nicht, die Hunde lernen ein Abbruchkommando und ein Aus, das reicht mir eigentlich. Habe aber auch keinen Hund der sich da kopflos draufstürzt oder explizit auf Suche nach Fressbarem geht.


    Bei Giftköderwarnung geht es hier aber auch nur mit Korb vor die Tür.


    Einer meiner Hunde hat Mal einen Fremdkörper verschluckt, nie raus bekommen wo und warum. Der Hund hat auch nie Tendenzen gezeigt irgendwas aufzunehmen oder abzuschlucken mit dem er gespielt hat.

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