Elsa mit dem viel zu großen Herz - die Geschichte meiner Pflegehündin

  • Danke euch allen für eure mitfühlenden Worte.

    Ich habe nun fast eine Woche gebraucht.

    Ich konnte eure Antworten selten lesen, es war einfach zu schwer. Und ich hab gemerkt, dass ich es kaum schaffe, über meine Schuldgefühle und über das, was zuletzt passiert ist, zu sprechen. Ich glaube aber, dass das wichtig ist und deshalb beginne ich nun hier damit.



    Im November diesen Jahres hatte Elsa Krampfanfälle und Vorhofflimmern. Das ganze dramatische Geschehen dauerte nur einen Tag, danach passierte es nie wieder und es ging ihr gut. Wir waren ganz normal große Runden im Wald spazieren, sie hat richtig gut gegessen, geärgert und gemaßregelt wie nur der kleine Feldwebel es kann.

    In den letzten Tagen hat sie wieder etwas mehr gehustet, aber nicht besorgniserregend. Ich habe die Diuretika ein wenig überdosiert und gehofft. Gleichzeitig hatte ich aber auch Angst, dass es eine Erkältung sein könnte, mein Freund war mindestens zwei Mal ohne Hundemantel mit ihr draußen bei echt miesem kaltem Wetter.

    Aber sie war sonst ziemlich fit, hatte kein Fieber, ich war nicht sehr besorgt.


    4. Februar 2023

    Meine Mutter und mein Exfreund wollten nach Wuppertal kommen, denn ich hatte uralte Möbel aus einem zu verkaufenden Haus gerettet, für deren Transport ich Hilfe brauchte. Tim, ich und die Hunde waren vorher eine ausgedehnte Runde im Wald, Elsa lief gut mit, schnupperte, war aufmerksam. Wir brachten die Mäuse heim, es gab etwas zu futtern und alle verkrümelten sich auf ihre Schlafplätze.

    Anschließend holten wir die Möbel und brachten sie in meine Wohnung. Die Hunde fanden das natürlich aufregend, da wir nie Besuch haben und dann auch noch Möbel hin und her gewuchtet werden. Elsa kam da nicht gut zur Ruhe und hat viel gehustet. Bei jeder Zuwendung, bei allem, was sie erregt hat.

    Abends retteten wir eine Taube, die wir in eine Transportbox ins Badezimmer brachten, auch das fand Elsa aufregend.

    Als wir langsam schlafen gehen wollten, merkte ich, dass Elsa den Kopf immer so unnatürlich nach oben streckte. Das tut sie normalerweise wenn sie Sodbrennen hat. Sie konnte keine gute Ruheposition finden, setzte sich immer wieder auf und streckte den Kopf nach oben. Ich gab ihr etwas gegen Sodbrennen und wir gingen schlafen. Ob sie durchgeschlafen hat, weiß ich nicht, ich habe nichts mitbekommen.

  • 5. Februar 2023

    Ich stand auf und ging direkt zu Elsa, die gemütlich ausgestreckt auf dem Sofa lag. Sie rollte sich auf den Rücken, damit ich ihr den Bauch streicheln konnte, das endete aber direkt in einem Husten.

    Die Taube hatte die Nacht überlebt und sollte nun auf eine Pflegestelle in Velbert gefahren werden. Das Wetter war extrem ekelhaft, aber wir wollten das abliefern der Taube trotzdem mit einer Waldrunde verbinden.

    Wir stiegen aus dem Auto, der Regen kam eiskalt bei starkem Wind von der Seite. Ich ging mit Alma vor, Bolle ohne Leine, Elsa mit Tim hinterher. Elsa hasste Regen, ich nahm an, dass sie sich deshalb sträubte mitzugehen. Auch kannte sie die Gegend nicht, das fand sie meistens auch nicht so gut.

    Ich war mit Alma beschäftigt, den ein Feldhase war unterwegs und Alma außer Rand und Band. Als Tim und Elsa auf unserer Höhe waren, war sie ziemlich fertig, sie rang um Luft, was ich mit der Aufregung assoziierte. Ich schickte Elsa und Tim zurück zum Auto, das hatte so ja keinen Sinn, aber das wollte Elsa auch nicht. Sie wollte bei uns bleiben. Wir gingen noch einige Meter, aber der Feldhase kam immer und immer wieder über den Weg, direkt vor uns, die Hunde waren so drüber, Elsa musste ständig stehenbleiben und stückweise getragen werden… aber ich konnte das alles nicht so recht einordnen.

    Wir haben die Runde schnell beendet, die Taube übergeben und sind nach Haus gefahren. Ich sagte zu Elsa noch ‚wir machen es uns gleich einfach gemütlich und bleiben den ganzen Tag auf dem Sofa. Heute passiert nichts mehr.‘


    Zuhause angekommen lag sie bei mir auf dem Sofa und ich sah, dass ihr Herz plötzlich wieder anfing zu rasen. Ihr Herz konnte ja eigentlich nur extrem langsam schlagen. Ich glaubte, dass jetzt gleich wieder Krampfanfälle beginnen würden. Aber die hatten wir schon mal überstanden, das würden wir auch noch mal schaffen.

    Und dann hörte ihr Herz auf zu schlagen. Ich rief Tim ‚Tim! Komm! Es geht vorbei!‘ und Elsa fiel zur Seite.

    Sofort begann ihr Herz wieder zu schlagen und sie berappelte sich.

    Was nun folgte, waren Stunden, in denen wir gemeinsam im Bett lagen und ihr Herz immer wieder sehr schnell schlug, aufhörte, wieder ansetzte zu schlagen. Sie schlief neben mir.

    Obwohl das Geschehen ganz anders war, als beim letzten Mal, weil es keine Krämpfe gab, glaubte ich, dass ich genau das gleiche machen müsste. Kalium, Zucker und Futter. Sie fraß alles mit Begeisterung.

    Ich rief bei der Notdienst-Tierärztin an und fragte, ob ich für eine Euthanasie vorbeikommen könne. Bis 16:30 sei sie da, ich könne jederzeit kommen.

    Aber ich konnte nicht. Wenn sie da so lag, fraß, schmuste wirkte sie ganz normal.

    Aber sobald Aufregung hinzukam, weil ich das Bett verließ, ging es von vorne los.

    Ich saß auf dem Boden und sagte immer wieder, dass ich das nicht kann. Dass ich die Entscheidung nicht treffen kann. Ich wartete auf ein Zeichen.

    Aber sie war eigentlich ganz gut drauf. Zwischendurch dachte ich, in ihren Augen zu lesen, dass sie nicht mehr kann. Aber ich traute mir nicht zu, das richtig zu lesen.

    Was war, wenn ich das da nur reininterpretierte?

    Ich traute mir nicht mehr, den Ärzten nicht, der ganzen Welt nicht.


    Ich rief in der Tierklinik Stommeln an, denn die hatten Elsas Unterlagen, sind auf Kardiologie spezialisiert und traf die Entscheidung, dass wir dort ja jederzeit hinfahren könnten und dass wir dann ja nicht zum einschläfern hinfahren würden, sondern in der Hoffnung, dass man ihr noch helfen könnte. Dass es eine Lungenentzündung sein könnte. Dass man einfach Antiarhythmetika geben könnte. Dass irgendwas helfen würde.


    Wir gingen auf den Friedhof, damit die Hunde sich lösen konnten. Zum Friedhof müssen zwei Treppen überwunden werden. Das war nie ein Problem. Elsa schaffte nur die erste. Auf dem Absatz sah sie mich an, die Augen weit aufgerissen, die Schnauze weit aufgerissen, um Luft ringend. Und hier war keine Aufregung, kein Hase, keine fremde Umgebung.

    der Anblick war fürchterlich. Nach etwa einer Minute war sie wieder soweit, die zweite Treppe hochzulaufen. Sie pinkelte. Aber weitergehen war trotzdem keine Option.

    Wir gingen nach Haus und es war klar, wir fahren jetzt zur Tierklinik.

    Wir brachten Alma und Bolle rein und setzten uns mit Elsa ins Auto.


    Ich saß hinten bei ihr. Wie schaute aus dem Fenster und war ganz normal.

    Mein Freund konnte kaum konzentriert Auto fahren, er war völlig neben der Spur.

    ich dagegen war relativ ruhig, denn Elsa machte wieder einen ganz entspannten Eindruck.

    40 Minuten dauerte die Fahrt. Sie sprang aus dem Auto. Neugierig. Forsch. Und dann realisierte sie, dass ich mit ihr in die Klinik wollte. Das wollte sie auf keinen Fall.


    Richtig wäre hier gewesen, sie zurück zum Auto zu bringen, uns anzumelden und die Tierärztin zu bitten, nach draußen zu kommen. Ich habe das aber nicht getan. Ich habe Elsa auf den Arm genommen und ins Behandlungszimmer getragen. Die Mitarbeiterin und die Tierärztin fragten, ob sie schon die ganze Zeit so schlecht atmet.

    ‚nein. Das ist jetzt durch den Stress viel schlimmer.‘

    Ich wurde gefragt, ob sie keine Entwässerung bekommt.

    ‚Doch, natürlich.‘

    Ich wurde gefragt, ob sie richtig verstanden hätte, dass wir zum einschläfern da sind.

    ‚Nein. Wir würden gern wissen, ob wir ihr noch helfen können. Vielleicht können sie durch Abhören feststellen, ob es nicht etwas anderes ist. Eine Lungenentzündung vielleicht. Vielleicht kann man noch irgendetwas für sie tun,‘


    Der Vorschlag war, sie zu Röntgen und ein EKG zu machen, um das besser beurteilen zu können. Die Kosten waren mir komplett egal, aber ich bat darum, mitkommen zu können. Aus hygienischen Gründen war das nicht möglich.

    Ich ging davon aus, dass sich das nur auf das Röntgen bezog und Elsa in fünf Minuten wieder bei mir wäre.

    Elsa kam und kam nicht wieder. Irgendwann kam die Ärztin allein zurück.

    Elsa läge jetzt im Sauerstoffzelt, sie hätte eine blaue Zunge vor Atemnot, da würde es ihr gerade besser gehen.

    Ich wollte zu ihr und durfte das nicht. Ich sagte, dass ich zuhause und auf der Fahrt durchgehend die Schleimhäute kontrolliert hätte, da war keine Blaufärbung.


    Die Tierärztin sah keine großen Möglichkeiten mehr. Sie wollte uns ein weiteres diuretikum geben, müsste dann aber Elsa stationär behalten. Mein Freund fragte, ob das nun bedeuten würde, dass sie uns den Hund nicht zurückgeben würde. Zwischen beiden entstand eine unangenehme Stimmung des Missverständnisses.

    Ich dagegen dachte mir, dass es keinen Sinn macht, über Diuretika nachzudenken. Sie bekommt hochpotente Entwässerung, leicht überdosiert. Es macht keinen Sinn. Ich fragte nach Antiarhythmetika.

    Das ginge nicht, denn das könne sie nur geben, wenn sie ein EKG hätte und ein EKG war gerade unmöglich weil der Hund dabei liegen müsse.

    Dass Elsa in dieser Stresssituation und unter Atemnot und ohne uns nicht auf der Seite liegen würde, das war mir klar. Aber vor allem dachte ich die ganze Zeit, dass es ja nicht sein kann, dass sie mich nicht zu Elsa lassen. Dass sie sie einfach mitgenommen haben. Dass Ich weiß, dass sie da gerade panische Angst hat und das die Symptome enorm verschlimmert. Ich kenne Elsa.


    Wir hatten Zeit, uns zu beraten. Wir entschieden, sie einschläfern zu lassen. Die Tierärztin sah keine Möglichkeit für uns.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit brachte sie Elsa zu uns. Ihre Zunge war blau, ihre Augen aufgerissen, es ging ihr wesentlich schlechter.

    Wieso habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt, dass wir mit ihr noch mal nach draußen gehen? Ins Auto? An einen bekannten Ort?

    Wir hielten sie auf dem Arm und die Tierärztin war verschwunden. Minuten lang rang Elsa nach Luft. Sie nahm minimal Hühnchen, Leberwurst, Schlecksnack von Tims Finger. Aber nicht genug, um sich dadurch zu beruhigen.

    Irgendwann bat ich Tim, die Tierärztin zu holen, es war unerträglich, Elsa so leiden zu sehen.

    Ich hatte gedacht, sie käme sofort zurück. Vermutlich wollte die Tierärztin uns Zeit zu, verabschieden geben und es war wieder ein Missverständnis.

    Ich hätte Zeit gehabt, einfach mit Elsa wegzugehen. Einen Raum zu finden, um mich zu verabschieden. Aber ich war nicht funktionstüchtig. Mein Gehirn hat nicht funktioniert.

    Alles hat nicht funktioniert.


    Tim und ich hielten Elsa auf dem Arm. Er ihren Kopf, wo er versuchte, sie freundlich anzusprechen, zu beruhigen, Futter anzubieten. Ich streichelte ihren Rücken und hielt den Hinterlauf, in dem der Zugang lag.

    Irgendwann sank ihr Kopf und sie hörte auf zu atmen.


    Wir saßen weinend 10 Minuten im Behandlungszimmer, streichelten und küssten unser Mädchen und entschuldigten uns bei ihr.

    Wir brachten sie zum Auto, fuhren sie nach Hause.

    Wir legten sie in ihr Körbchen, sodass Alma und Bolle sich verabschieden konnten.

    Bolle fiepte. Alma kniff die Rute ein und vergrub sich in meiner Brust.


    Am nächsten Tag beerdigten wir sie in Brilon.



    Ich weiß, dass es vermutlich nicht noch mal gut gegangen wäre. Ich trauere um Elsa, aber ich weiß, dass wir nicht mehr viel hätten rausholen können. Ich versuche mir einzureden, dass die Verschlechterung ihres Zustandes genau so zuhause aufgetreten wäre, aber ich glaube mir das nicht. Ich bereue, dass ich das Röntgenbild haben wollte. Dass ich zugelassen habe, dass sie weggebracht wird von mir. Dass ich nicht auf meinen Plan vertraut habe, es im Auto geschehen zu lassen. Dass ich sie nicht noch mal mit nach draußen genommen habe.

    Ja, ich habe viel für sie getan, das gibt mir nicht das Recht, um Ende Fehler zu machen. So dumme Fehler.

    Ich war das gedanklich so oft durchgegangen.

    Irgendwie muss ich all das nun verarbeiten und versuchen, diese Schuld zu akzeptieren und anzunehmen. Das ist schwer. Aber es ist möglich.


    Gerade ist es einfach hart. Es hilft, dass sie anderen beiden noch da sind.

    Als Lotte damals ging, war es unerträglich still hier. Bolle und Alma machen mir immerhin noch ständig klar, dass ich nicht nur Elsa als Aufgabe hatte, sondern immer noch die Verantwortung für die beiden trage.


    Ich musste mir das mal von der Seele schreiben, das ist ein erster Schritt, darüber zu sprechen. Und ich glaube, auch wenn es weh tut, dass mir das helfen wird.

  • Doch, wir dürfen Fehler machen. Wir sind Menschen und machen fehler- aber ganz ehrlich- ich sehe hier keinen.

    Du hast nicht mach deinem Bauchgef9hl gehandelt, weil dich die Situation einfach gelähmt hat. NIEMAND kann in so einer Situation sicher sagen, wie er handelt. Man ist ja kaum mehr man selbst.

    Und in einer anderen realität hätte ihr das röntgenbild vielleicht noch eine Chance gegeben, wenn etwas dabei rausbekommen wäre und du hättest doch ewig gefragt, ob du sie nicht doch hättest noch röntgen lassen sollen.

    Ihr wart bei ihr bei ihrem schwersten Gang und das ist einfach so viel wert. Ihr habt ihr noch einmal das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gegeben und ihr gezeigt, wie sehr ihr sie liebt.

    Du hast keinen Fehler gemacht. Du hast in einer extremen Situation nicht so reagiert, wie du es dir vorgenommen hast, aber das kannst du dir nicht zum Vorwurf machen.

  • Du hast keine Schuld an irgendetwas .... du hast für diesen schwerkranken Hund alles menschenmögliche an Lebensqualität und Quantität rausgeholt ... und sie hat soviel Glück und Liebe gespürt, das weiß ich genau

    Irgendwann war ihr kleines großes Herz zu müde zum weiterschlagen und ihre Liebe zu euch zu groß um zuzulassen, dass es aufhört zu schlagen


    Solche Hunde .... eigentlich sehr jung, aber dennoch sehr schwer krank .... die Sterben nicht schön friedlich, wie man sich das so vorstellt und wünscht


    Sterben ist nicht schlimm, für die, die gehen müssen .... nur für die, die bleiben


    Mach deinen Frieden damit, sie ist in euren Armen gestorben und hat sich geborgen gefühlt .... und sie war nicht alleine ... das ist das Einzige, was zählt

  • Weißt du, du kannst so viele Pläne machen, Szenarien durchspielen…..aber es kommt immer anders. Gerade in solchen Situationen, die mit so vielen Emotionen verbunden sind, da ist der Kopf einfach ausgeschaltet, da ist nichts mehr mit rationalem Denken :streichel:

    Elsa wurde geliebt, das wusste sie und ihr wart in dem letzten, in dem entscheidendsten Moment bei ihr. Sie musste nicht alleine gehen, sondern wurde gehalten ❤️

  • Liebe Momo, ich kenne das. Nicht ganz genauso, aber sehr ähnlich. Ich habe das bei der Einschläferung meines Alten erlebt. Ich habe heute noch damit zu tun und es ist bereits fast 4 Jahre her. Ich kann es mir nicht verzeihen, aber ich habe auch niemanden, mit dem ich wirklich darüber sprechen könnte, nicht einmal hier. Du hast alles, wirklich alles getan, was irgend möglich war. Es gibt immer mal wieder Zeiten im Leben, da werden einem die Möglichkeiten aus der Hand genommen. Verzeih, aber Du hattest überhaupt keine Chance, anders zu reagieren. Hinterher, wenn man ein wenig zur Ruhe kommt, dann kommen die ganzen "da hätte ich anders reagieren müssen" und "ich wollte doch eigentlich" und "das hätte ich doch anders machen müssen". Aber in der realen Situation gab es nicht wirklich eine Wahl, denn dafür hättest Du kalt und logisch denken müssen und das konntest Du nicht in den Momenten - kann keiner! Das muss jeder mal erleben, auch, wenn keiner von uns das möchte. Und dafür geht es zu schnell und wir sind zu sehr gefangen in der Angst um das geliebte Mäuschen.

    Rede, wenn Du kannst, und erzähl es immer wieder. Hier wird keiner sagen, dass es zuviel ist oder Du es zu oft sagst. Aber bitte versuche auch daran zu denken, dass Elsa ohne Dich schon lange nicht mehr hier gewesen wäre. Und denke daran, wieviele schöne Momente Du ihr schenken konntest, wieviel lebenswerte Zeit. Das ist doch soviel wert.

    Ich weine mit Dir, aber ich wünsche mir auch, dass Du jeden Tag ein wenig Sonne sehen kannst.

  • Liebe Momo, du hast für Elsa getan was du konntest, du hast sie umsorgt, geliebt und warst bei ihr um sie auf den letzten Weg zu begleiten und das ist was zählt. Sie war nicht allein. nur unser dämlicher Verstand der spielt uns sehr böse Streiche mit den Gedankenspielen.. wenn und aber ...

  • Momo ich kann komplett verstehen, dass du einfach nur ein fieses Gedankenkarussel im Kopf hast. Ich glaube ich würde mir an deiner Stelle auch Vorwürfe machen ohne Ende, weil man das in so einer Situation einfach nicht realistisch betrachten kann, da du Elsa einfach so sehr liebst. Aber egal wie man in solchen Situationen reagiert, es ist nie wirklich falsch, solange man in bester Absicht handelt und es kann sich trotzdem so unglaublich falsch anfühlen.

    Ihr ward bei ihr als sie gestorben ist, du wolltest immer das Beste für sie, sie hatte ein absolut tolles Leben bei euch und ich bin mir sicher, dass sie gespürt hat, dass sie geliebt wird bis zum Schluss.

  • Ich kann das gut nachfühlen.

    Man bekommt keinen zweiten Versuch, man hätte es viel besser machen können. Es sind die unwiederbringlich letzten Minuten gewesen. Es war ein Stapeln zu vieler aufregender Momente. Könnte man zurückspulen würde man so eine einfache, so logische andere Entscheidung treffen. Verdammt nochmal, man wusste es doch besser! Die Verantwortung war doch so klar, lag nur bei einem und ...

    Das Gefühl wird schwächer, das Gedankenkreisen lässt nach, aber hört nicht auf, wie es nie aufhören wird wehzutun, dass sie sterben musste.

    Du hättest es auch verdient gehabt nicht mitgerissen zu werden von diesen lauter kleinen Entscheidungen oder Nicht Entscheidungen. Jede für sich, verständlich und doch so falsch ... Hoffen, warten, hoffen, das Leiden verkürzen wollen und dann die vielen kleinen Missverständnisse, die in ihrer Summe, dich und deinen Freund zurücklassen mit diesem zusätzlichen Schmerz.

    Das habt ihr alle nicht verdient gehabt.

    Aber sie hat noch Futter genommen, wo sie doch so oft alles verweigert hat. Sie war nicht allein. Und vielleicht kann man annehmen, dass sie in diesem Zustand die Umgebung gar nicht mehr so wahrgenommen hat, aber sie hat mit euch interagiert, sie hat Futter genommen. Sie war in euren Armen! Sie wusste, dass sie nun wieder bei euch ist. Sie ist nicht dahinten allein gestorben.


    Meine Indy war so erschrocken und empört, dass ein fremder Kerl ein Tierarzt bei uns Zuhause aufgetaucht ist. die Narkose wirkte einfach nicht, weil sie den Kerl immer sah und sich aufregte und er ... machte den Eindruck, es nervte, dass es so lange dauerte. Ich sagte ihm er solle rausgehen und tat es einfach nicht. Ich stand auf und musst ihn regelrecht in den Flur rauswerfen ... in diesem Streit ist Indy allein gestorben.


    Bei Cassidy hatte ein anderer Tierarzt ne Schülerpraktikantin dabei. Statt bei ihr zu sein in ihren letzten Momenten, wirklich bei ihr, hab ich dem Kind erklärt was passiert und sie getröstet, weil der Tierarzt die Herzspritze vergessen hatte, es war kein Zugang mehr möglich ... Statt ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebe und zu weinen, habe ich dieses fremde Kind vorgezogen. Das was bei ihr etwas dieses Versagen lindert ist, dass sie es ebenso gemacht hätte, das Kind getröstet und nicht an sich gedacht ... Indy ist unverzeihlich ... und ich wollte ihr auch die Tierarztpraxis ersparen ...


    Es war schlimm, dass Elsa euch so weggenommen wurde und die Tierärztin so stumpf ihre Schiene gefahren ist. Aber im letzten Moment wart ihr da für sie, wirklich da!

    Ich hoffe, meine letzten Momente zeigen dir, dass es letztlich, das wirklich entscheidende war, dass sie in euren Armen gegangen ist. Sie nicht ohne euch gehen musste. Es ändert nichts daran, dass man verdammt nochmal eine zweite Chance haben will, es besser zu machen, das es diesen Tag überhaupt nicht hätte geben sollen. Man einfach besser im Bett geblieben wäre ... man so viele Möglichkeiten gehabt hätte anders abzubiegen und im Moment alle Möglichkeiten so viel besser gewesen wären, die Chance auf einen anderen Ausgang versprechen ... sie müssen es auch nie beweisen ...

    Aber ich hoffe, irgendwann tröstet es etwas, dass es noch tausendmal schlimmer hätte kommen können. Ein Tierarzt in ihrem Auto, hätte ein noch größerer Schock sein können, Panik, kein Zugang mehr möglich. Es hätte ohne euch zuende gehen können. so wie es tausend bessere Verläufe hätte geben müssen, so gibt es noch mehr schlimmere Abzweigungen, die ihr vermieden habt.

    In ihren letzten Minuten wart ihr da, sie konnte euch wahrnehmen, richtig bei euch ankommen, so schlecht es ihr ging. Es war nicht reinkommen, einschläfern. Es war eine schwere Zeit, aber ihr habt zusammen immer schwere Zeiten gemeistert. Ihr habt immer gekämpft. Ihre Menschen waren bei ihr. Das habt ihr richtig gemacht! Das wurde euch nicht weggenommen. Das wurde Elsa nicht weggenommen. Das Versprechen wurde nicht gebrochen. Ihr habt dieses Versprechen nicht gebrochen!

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