Welpe aus dem Tierschutz - Sozialisation/Prägung
-
-
Es sind eigentlich - für uns! - Kleinigkeiten. Was daran liegt, dass dieser Hund einen unglaublichen Will to please hat und sich uns einfach nur anpassen und gefallen möchte. Sie genießt das, was sie hier hat, das merkt man richtig und sie arbeitet aktiv mit daran, hier ein glückliches Leben zu führen. Und das klappt super. Wobei ich schon bang vor dem Moment bin, indem Ronja nicht mehr da ist, der alte Hund hat unglaublich mit dabei geholfen, Lilly die Welt zu erklären.
Sie wird sich nie an Autos gewöhnen - außer unserem eigenen (Autofahren geht mittlerweile). Sie schafft es mittlerweile, beim dörflichen „Normalverkehr“ ruhig zu bleiben. Also angespannt, aber orientiert weiter zu gehen, wenn Autos an ihr vorbeifahren. Ein Bus oder ein LKW lässt das Adrenalin schon deutlich klettern. Da muss ich sie dann hinter mich lotsen, wenn sie sich beim Laufen auf mich konzentriert, dann gehts. Aber man sieht, dass sie kämpft.
Ratternde Hänger, mehrere Busse oder LKWs in Folge oder auf der Straße ein LKW und auf dem Grundstück, an dem wir entlang gehen, ein Rasenmäher: Da wirds schon panisch. Gottseidank allerdings nicht mehr so sehr, dass sie völlig in den Fluchttunnel gerät und sich Ballen und Krallen am Asphalt abschürft beim Versuch, wegzukommen. Das haben wir jetzt lang nicht mehr erlebt.
Wind und Sturm sind noch immer generelle Gruselmomente. Bei Sturm sucht sie nach Ecken, in denen sie sich verkriechen kann. Da helfen auch die sicheren Plätze in der Wohnung nicht, die wir sonst aufgebaut haben.
Fremde Menschen braucht sie nicht. Auch nicht, wenns der Nachbar ist, an dem wir seit viereinhalb Jahren täglich vorbeigehen.
Blockierte Wege, die normal frei sind (durch Mensch oder Mülltonne …) stellen sie unweigerlich vor ein Rätsel oder verunsichern sie, sie sucht dann nach Hilfe und lässt sich vorbei lotsen. Auch wenns die Schwiegermutter ist, die seit Beginn mit uns unter einem Dach lebt.
Veränderungen im Tagesablauf, umgestellte Möbel, Putzaktionen genauso. Man sieht da jedesmal die Murmelchen im Hundehirn aneinander klackern. Mit ihren safe places hält sie das ganz gut aus, aber sie ist dann fix und fertig.
Vorletzte Woche hatten wir für ein paar Tage einen (fast 18 Jahre alten) Teenie hier, unser Patenkind. Lilly hat sie so weit wie ging ignoriert. Und es war völlig für die Füße, dem Kind (oder der Mutter) klar zu machen, dass Lilly sich nicht mit ihr anfreunden wird, auch wenn sie Leckerchen von dem Kind bekommt, bis sie ihr zu den Ohren rausquellen. Sie nimmt das, kein Thema. Sie bettelt nach ner Zeit auch. Nichtsdestotrotz ist sie weg, sobald das Essbare weg ist.
Wenn mein Mann und ich zanken, darf er sich für ein paar Nächte darauf einrichten, angebellt zu werden, wenn er sich nachts in der Wohnung bewegt …
Sitz, Platz und Hopp kann sie mittlerweile. Aber ich guck auch schon, dass sie präsent ist, wenn ich es abfrage. Wenn die Reizlage zu hoch ist, dann triftet sie geistig ab, dann muss ich sie quasi wieder in die Gegenwart zurückholen. Das Konzentrationsvermögen ist nicht so sehr hoch. Wir üben daran und es steigert sich auch, aber sehr langsam. Und sie braucht dann auch ihre kleinen Rennaktionen, um die Anspannung wieder loszuwerden.
Das sind so Beispiele. Hier ist halt echt ein gutes Umfeld für sie und wir passen uns vielen Sachen auch recht automatisch an. Wir „anders“ sie in mancherlei Hinsicht ist, fällt uns am meisten dann auf, wenn andere Leute verwundert über ihr Verhalten sind.
Andererseits ist sie ein lustiger, fröhlicher kleiner Kobold, der sich unwahrscheinlich über Gassirunden mit ganzer Familie, Spiel und Rennen, nette Ansprache, Leckerbissen (besonders Kuchen) freut. Ihr Liegeplätze und ihr Spielzeug liegt, herumalbert und kaspert, wenn alles „normal“ ist. Sehr zärtlich und vorsichtig bei der Pflege. Ganz empfindsam auf Stimmungen reagierend. Einfach nur liebenswert und süß.
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Es sind eigentlich - für uns! - Kleinigkeiten. Was daran liegt, dass dieser Hund einen unglaublichen Will to please hat und sich uns einfach nur anpassen und gefallen möchte. Sie genießt das, was sie hier hat, das merkt man richtig und sie arbeitet aktiv mit daran, hier ein glückliches Leben zu führen. Und das klappt super. Wobei ich schon bang vor dem Moment bin, indem Ronja nicht mehr da ist, der alte Hund hat unglaublich mit dabei geholfen, Lilly die Welt zu erklären.
Sie wird sich nie an Autos gewöhnen - außer unserem eigenen (Autofahren geht mittlerweile). Sie schafft es mittlerweile, beim dörflichen „Normalverkehr“ ruhig zu bleiben. Also angespannt, aber orientiert weiter zu gehen, wenn Autos an ihr vorbeifahren. Ein Bus oder ein LKW lässt das Adrenalin schon deutlich klettern. Da muss ich sie dann hinter mich lotsen, wenn sie sich beim Laufen auf mich konzentriert, dann gehts. Aber man sieht, dass sie kämpft.
Ratternde Hänger, mehrere Busse oder LKWs in Folge oder auf der Straße ein LKW und auf dem Grundstück, an dem wir entlang gehen, ein Rasenmäher: Da wirds schon panisch. Gottseidank allerdings nicht mehr so sehr, dass sie völlig in den Fluchttunnel gerät und sich Ballen und Krallen am Asphalt abschürft beim Versuch, wegzukommen. Das haben wir jetzt lang nicht mehr erlebt.
Wind und Sturm sind noch immer generelle Gruselmomente. Bei Sturm sucht sie nach Ecken, in denen sie sich verkriechen kann. Da helfen auch die sicheren Plätze in der Wohnung nicht, die wir sonst aufgebaut haben.
Fremde Menschen braucht sie nicht. Auch nicht, wenns der Nachbar ist, an dem wir seit viereinhalb Jahren täglich vorbeigehen.
Blockierte Wege, die normal frei sind (durch Mensch oder Mülltonne …) stellen sie unweigerlich vor ein Rätsel oder verunsichern sie, sie sucht dann nach Hilfe und lässt sich vorbei lotsen. Auch wenns die Schwiegermutter ist, die seit Beginn mit uns unter einem Dach lebt.
Veränderungen im Tagesablauf, umgestellte Möbel, Putzaktionen genauso. Man sieht da jedesmal die Murmelchen im Hundehirn aneinander klackern. Mit ihren safe places hält sie das ganz gut aus, aber sie ist dann fix und fertig.
Vorletzte Woche hatten wir für ein paar Tage einen (fast 18 Jahre alten) Teenie hier, unser Patenkind. Lilly hat sie so weit wie ging ignoriert. Und es war völlig für die Füße, dem Kind (oder der Mutter) klar zu machen, dass Lilly sich nicht mit ihr anfreunden wird, auch wenn sie Leckerchen von dem Kind bekommt, bis sie ihr zu den Ohren rausquellen. Sie nimmt das, kein Thema. Sie bettelt nach ner Zeit auch. Nichtsdestotrotz ist sie weg, sobald das Essbare weg ist.
Wenn mein Mann und ich zanken, darf er sich für ein paar Nächte darauf einrichten, angebellt zu werden, wenn er sich nachts in der Wohnung bewegt …
Sitz, Platz und Hopp kann sie mittlerweile. Aber ich guck auch schon, dass sie präsent ist, wenn ich es abfrage. Wenn die Reizlage zu hoch ist, dann triftet sie geistig ab, dann muss ich sie quasi wieder in die Gegenwart zurückholen. Das Konzentrationsvermögen ist nicht so sehr hoch. Wir üben daran und es steigert sich auch, aber sehr langsam. Und sie braucht dann auch ihre kleinen Rennaktionen, um die Anspannung wieder loszuwerden.
Das sind so Beispiele. Hier ist halt echt ein gutes Umfeld für sie und wir passen uns vielen Sachen auch recht automatisch an. Wir „anders“ sie in mancherlei Hinsicht ist, fällt uns am meisten dann auf, wenn andere Leute verwundert über ihr Verhalten sind.
Andererseits ist sie ein lustiger, fröhlicher kleiner Kobold, der sich unwahrscheinlich über Gassirunden mit ganzer Familie, Spiel und Rennen, nette Ansprache, Leckerbissen (besonders Kuchen) freut. Ihr Liegeplätze und ihr Spielzeug liegt, herumalbert und kaspert, wenn alles „normal“ ist. Sehr zärtlich und vorsichtig bei der Pflege. Ganz empfindsam auf Stimmungen reagierend. Einfach nur liebenswert und süß.
Danke Phonhaus für die Erfahrungen die ihr gemacht habt und auch weiterhin macht.
Ich denke, dass viele mit dem Begriff Deprivation nicht wirklich was anfangen können. Vor allem Hundeanfänger.
Ich finde deine Erzählung erklärt sehr gut was bei einem Hund mit Deprivationsschaden so alles "quer" laufen kann - und Lilly ist da ja noch nichtmal ein schwerer Fall.
-
Danke Dir. Ja, da gibts noch ganz andere Fälle bzw. auch viel ungeeignetere Umgebungen. Lilly hat gsd. sehr, sehr viel von der anfänglichen blinden Panik bei allem überwunden. Das, was noch da ist, ist hier einfach nicht schlimm. Sie ist zauberhaft so, wie sie ist.
-
Danke Dir. Ja, da gibts noch ganz andere Fälle bzw. auch viel ungeeignetere Umgebungen. Lilly hat gsd. sehr, sehr viel von der anfänglichen blinden Panik bei allem überwunden. Das, was noch da ist, ist hier einfach nicht schlimm. Sie ist zauberhaft so, wie sie ist.
ja da hast du recht... das kann ganz schöne Ausmaße annehmen. Kenne ich auch aus eigener Erfahrung.
-
Wir haben hier in Freital ein Tierheim, wo gerade im letzten Jahr durch Corona alle Schmuggelwelpen hin gekommen sind. Es war Wahnsinn und hat auch noch nicht gänzlich aufgehört. Zeitweise hatte das Tierheim 80 Welpen zeitgleich zu beherbergen. Eine Mammutaufgabe. Ein Tierheim kann sich noch so viel Mühe geben, eine Aufzucht wie bei einem Züchter können Sie einfach nicht bewerkstelligen. Was jedoch selbst für mich erstaunlich ist, dass die wenigsten dieser Welpen wirklich Probleme mit Umwelteinflüssen zeigen. Einen Welpen kenne ich in der neuen Familie persönlich und die kleine war von Anfang an recht aufgeschlossen, dafür, dass sie aus einer so beschissenen Aufzucht kam. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass trotz des Stresses der vergangenen Monate unser Tierheim hervorragende Arbeit leistet.
Also prinzipiell würde ich mir aber beim Cavalier eher um die Gesundheit machen, gerade wenn er aus solchen Verhältnissen kommt. Diese Rasse ist einfach absolut krank gezüchtet.
-
-
Liebe TE, gibt's hier denn Neuigkeiten zu vermelden? Habt ihr euch für oder gegen den Welpen entschieden?
-
Das ist halt Tierschutz...... bei all Euren Gegenargumenten muss man solche Welpen dann auch nicht mehr quarantänisieren und vermitteln, sondern kann sie direkt an Ort und Stelle in einer Wassertonne ertränken.
So ist das halt wenn man einen Hund mit bekannt unbekannter Vorgeschichte aufnimmt..... der kommt dann eben nicht frisch aus dem Bällchenbad.
DANKE!
Du hast exat das geschrieben, was ich mir beim lesen gedacht habe.
Natürlich wird der Hund schlecht bis garnicht auf sein Leben „da draußen“ vorbereitet, ängstlich, unsicher und überfordert sein.
Natürlich wird es für die Familie und alle Beteiligten eine Herausforderung sein.
Natürlich muss man bei einem solchen Vorhaben Abstriche machen, jemals einen völlig „normalen“ Hund zu besitzen.
Auf der anderen Seite ist er am Leben und hat es verdient, dass man sich ihm annimmt. Ihm eine Chance gibt.
Ich kenne auch viele Leute, die sich genau aus den in den ersten Seiten dieses Threads erläuterten Gründen einen Welpen vom seriösen Züchter genommen haben, in der Hoffnung auf ein unkompliziertes Zusammenleben, und damit durch die Hölle gegangen sind. Auf beiden Wegen kann man Glück haben, oder eben auch nicht.
Unser letzter Hund hat seine Prägephase an der Kette auf einem kroatischen Bauernhof verbracht, danach einige Zeit auf der Straße und dann im Tierheim gelebt. Er hat uns teilweise den letzten Nerv geraubt, zeitweise dachte auch ich, wir schaffen das nie. Es ist gut gegangen. So gut, dass ich ihn als Therapiehund mit ins Kinderheim nehmen und einer Gruppe von 9 lauten, anstrengenden Halbstarken aussetzen konnte und wir jetzt, nach seinem Verlust vor dem nächsten Deprivationsschaden stehen: Prägephase und Start ins Leben 5 Monate auf der rumänischen Straße verbracht. Ein Haufen Arbeit der vor uns liegt und dennoch für mich die bessere Wahl, als ihn im Tierheim sitzen zu lassen.
Einen solch schlechten Start ins Leben, Vermehrer, Quarantäne und fehlende Sozialisation werdet ihr nie ganz ausbügeln können und es wird sicher kein „leichtes“ Leben mit Hund. Solange ihr es euch gut überlegt habt und überzeugt von der Entscheidung seid finde ich es gut, dass ihr es versucht und wünsche alles Gute!
-
Das muss man aber a)wissen und b) wollen.
Wenn man sich bewusst dafür entscheidet. Gut toll nur zu
Aber ich sehe viel öfter das Gegenteil: Ist doch alles kein Thema. Viel Liebe und das passt schon. Toll. Herzlichen Dank auch
-
Ich hab hier ein harmloses Photobeispiel Irgendwo niedlich und rührend, aber irgendwo auch traurig. Freitag waren wir beim Tierarzt - für Ronja - und hatten beide Hunde dabei. Auf dem Rückweg haben wir an einem kleinen Seengebiet gehalten, um dort etwas zu laufen und die Hunde baden zu lassen. Zum Abschluss gabs ein Eis für jeden.
Beim Tierarzt ist Lilly mit Mann vor der Praxis gelaufen, da ist schon mehr Betrieb, als sie bei uns gewohnt ist. Auch bei dem Seengebietchen gibts alle 10 Minuten Passanten, anstatt wir hier jede halbe bis eine Stunde. Richtig entspannen kann sie da schon nicht.
Damit waren ihre Ressourcen aufgebraucht. Das Eis sollte es bei uns im Hof geben, aber das ging nicht. Sie lebt und stirbt für Süßes, aber hätte ich sie nicht reingelassen, hätte aus dem Becher rauslaufen können, ohne dass sie ein Gramm davon gefressen hätte. Das ging erst in unserer Wohnung. Der Konflikt zeichnet sich richtig sichtbar im Hundegesichtchen ab:
Natürlich durfte sie rein. Aber das sind halt so Momente, in denen wir merken, dass sie halt doch nur in feinen Dosierungen mit Abweichungen von der Routine klarkommt.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!