Wenn junge Hunde gehen müssen...

  • Getröstet hat mich Shira damals gar nicht. Eher fast noch mehr runtergezogen. Denn sie hing an dem großen wie an nichts und niemand anderen. Sie hat so entsetzlich gelitten und ich habe da erst gemerkt, dass wir nur eine sehr oberflächliche Bindung (wenn man das da überhaupt so sagen konnte) hatten. Ich hatte große Angst, dass wir wo Sanny weg war, überhaupt nicht mehr miteinander klar kamen. Also habe ich mich auf diese Aufgabe gestürzt, als - im Nachhinein - Ablenkung. Das tat mir gut. Und heute ist sie ein absolutes "Mamakind" und hängt sehr an mir. Wir brauchten offenbar auch etwas Zeit für uns. Also ja, das war definitiv eine Hilfe. Und wenn sie geht, wird Lito das sicher auch sein. Ein Stück weit bleibt die Routine einfach. Man muss trotzdem raus, füttern, spielen, etc. Ganz ohne Hund ändert sich ja der ganze Tagesablauf, wodurch diese Lücke noch präsenter wird.

  • Wir haben seit Jahren drei Hunde - und wenn einer geht, ist die Trauer trotzdem ungeheuer gross. Von den Beiden, die dann noch da sind, ist nicht unbedingt Trost zu erwarten. Aber die Pflichten, die man ihnen gegenüber hat, lenken etwas ab. Nun ist es bisher so gewesen, dass der

    Verstorbene innerhalb kürzester Zeit ersetzt wurde, das hängt mit unserer begrenzten Lebenszeit zusammen. Aber der unwiderruflich letzte Hund ist voriges Jahr eingezogen, sie sind jetzt 11, 7 und 3. Geht Einer, kommt kein neuer. Das macht mir Sorgen....

  • An die Mehrhundehalter - macht es für Euch eigentlich einen Unterschied, ob noch andere Hunde da sind und Euch trösten und ablenken? Ich habe beim letzten Hund, den ich einschläfern lassen musste gelitten wie nie vorher. Ich führe das zumindest zum Teil darauf zurück dass ich vorher immer zwei Hunde hatte und damit immer noch einer übrig war. Bei meinem Schäfi war das nicht so und die Leere im Haus war kaum zu ertragen.

    Ich haette ohne die anderen Hunde damals wohl keine Hunde mehr oder waere zumindest fuer ne lange Zeit ohne gewesen..

  • Als Dino wegen einer Vergiftung in der Tierklinik bleiben musste, haben mich meine zwei Hunde-Omas doch ein bisschen abgelenkt und getröstet. Sie wollten ja trotzdem raus, Futter musste verteilt werden, der Pelz gebürstet werden ...

    Ich kann mir schon vorstellen, dass mir die "verbliebenen" Hunde im Todesfall eines Hundes aus meinem Trio helfen. Durch sie bleibt die Routine ja präsent, man muss sich irgendwie kümmern - und hat dann nicht so sehr die Gelegenheit dazu, in seiner Trauer unterzugehen.

    So war das auch, als mein erster Hund unerwartet über Nacht verstarb. Abends noch den üblichen Gute Nacht-Knuddler verteilt, lag er am nächsten Morgen tot in seiner geliebten Box. Das war schon ein Schock, aber Dino musste ja weiterhin versorgt und bespaßt werden. Das hat mich davor bewahrt, zu sehr in dem Gedankenkarussell zu versinken.


    Aus dem Grund wird hier auch immer mindestens ein zweiter Hund leben. Nicht nur, weil sie einen trösten können, wenn der Ersthund gegangen ist, sondern auch, weil ich die Dynamik zwischen zwei Hunden sehr mag.

  • An die Mehrhundehalter - macht es für Euch eigentlich einen Unterschied, ob noch andere Hunde da sind und Euch trösten und ablenken?

    Nicht wirklich, so für mein Empfinden. Mit Lucy konnte ich relativ gut abschließen, es ging wahnsinnig schnell, eigentlich ein Wunder bei der Erkrankung und sie wurde immerhin 11,5 Jahre alt, auch wenn es sehr plötzlich kam. Aber bis kurz vor ihrem Tod hat man ihr nichts angemerkt, das hat mich getröstet. Sie war sogar richtig gut drauf.
    Aber es war Lucy, die überall fehlte, sie als Persönlichkeit. Da konnte kein anderer Hund etwas auffangen. Ich finde den Gedanken irgendwie auch seltsam, ohne da Gefühle anderer in Frage stellen zu wollen. Aber ist ein wenig wie: ok, Opa ist gestorben, aber ist ja noch Oma da (so mal blöd ausgedrückt). Die Persönlichkeit ist weg. und Lucy hatte sehr viel Persönlichkeit.


    Bei Faye war sehr viel härter. Sie war etwas sehr besonderes für mich und ich wusste vorher auch nicht, wie sehr man leiden kann. Die ersten Wochen habe ich mich gezwungen, nur irgendwie zu funktionieren. Konnte nichts essen, nichts war mehr wichtig, war ich einkaufen, war das schon so viel Kraftaufwand, dass für den Rest des Tages nichts mehr ging. Hab wegen ungefähr allem Panik bekommen und nur gehofft, irgendwann kann ich wieder ein Fitzelchen Freude empfinden. Habe ich mir gar nicht erlaubt, so rückblickend. Es war unfassbar hart und lange wirklich einfach nur den Tag überstehen und hoffen, es wird auch mal wieder mal besser. Da lebten noch 3 andere Hunde hier, haben nichts leichter gemacht


    2 Monate nach Fayes Tod kam der Lockdown im März 2020 und ich damals mit Aussicht "freigestellt" (zu einem Zeitpunkt, als ich wieder arbeiten konnte und es irgendwie durch den Tag geholfen hat) und ich saß lange heulend im Auto und hatte keine Ahnung, wie ich das schaffen soll. 3 Tage später ist völlig ungeplant Enya eingezogen. Und ich konnte doch weiter arbeiten. Enya hat geholfen. Es war sehr hart die erste Zeit, aber sie war so anders als Faye und hat gefordert und ich musste ja dann gewisse Dinge tun. Der Rest der Hunde hier war eingespielt, Enya hat gefordert.

    Peaches zog eigentlich zu früh ein, 5 Monate später als Enya, wieder ein Zobel-Sheltie wie Faye. Mittlerweile mag ich sie sehr, aber war zu früh.

  • Wenn ich nach dem Hund meiner Großen (Boxer, musste mit 10 Jahren wg. Krebs eingeschläfert werden und ist damit für einen Boxer nicht mal besonders jung gestorben, weshalb u.a. auch kein Boxer mehr einzieht, aber das ist ein anderes Thema) meine ganz Kleine nicht gehabt hätte... Puh, ich weiß nicht. Also ja, mir hat zumindest dieser Hund definitiv geholfen. Meine "Mittlere" war mir nicht so eine große Stütze.


    Hängt meiner Erfahrung nach also von mehreren Faktoren ab.

  • Bei einem Hund musste ich es zum Glück noch nicht erleben.

    Aber bei anderen Haustieren hat es mich ehrlich gesagt immer viel mehr mitgenommen, wenn sie jung verstorben sind.

    Am schlimmsten war es bei einer jungen Katze. Ich habe sie mit ca. 12 Wochen ausgesetzt im Wald gefunden, ein bisschen aufgepäppelt und meine Eltern überredet, dass sie bleiben darf. Ich war zwar zum Studium ausgezogen von Zuhause, aber war am Wochenende und in den Semesterferien viel zuhause.

    Diese kleine Katze war mein ein und alles. Jede Nacht, die ich da war, hat sie eingekuschelt auf meinem Kopfkissen geschlafen. Sie war unglaublich lieb und verspielt und einfach nur süß und hing auch unglaublich an mir.

    Mit gerade mal knapp einem Jahr, als sie die ersten Nächte lieber draußen verbringen wollte, wurde sie überfahren. Ich war als es passierte an meinem Studienort und habe nur telefonisch davon erfahren und es hat mich komplett niedergeschmettert. Sie war noch so jung und hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Ich hatte geplant, sie irgendwann vielleicht zu mir zu nehmen, falls sich meine Wohnumstände geändert hätten.

    Ich konnte wochen- oder monatelang nicht darüber sprechen und auch unser anderer Kater und unsere Hündin konnten mir nicht bei der Trauer helfen.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wirklich Angst jemals wieder so eine innige Beziehung mit einem Tier einzugehen, weil ich diesen Verlust nicht nochmal erleben wollte. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, ein Tier jemals wieder so zu lieben.

    Mit den Jahren (das ist jetzt schon über 10 Jahre her) wurde es natürlich leichter und zu Finja und vor allem Coco konnte ich natürlich wieder eine Beziehung aufbauen. Aber mir kommen trotzdem noch manchmal die Tränen, wenn ich an das kleine Kätzchen denke, dass so früh aus dem Leben gerissen wurde.

    Unsere Familienhündin musste mit 14,5 Jahren eingeschläfert werden und obwohl ich zu ihr natürlich auch eine sehr enge Beziehung hatte und ja viel länger mit ihr zusammen gelebt habe, hat mich ihr Tod nicht so mitgenommen, wie von der jungen Katze, die ich gerade mal 9 Monate gekannt hatte.

    Bei der alten Leika war es einfach absehbar und natürlich sehr traurig, aber sie hatte ein langes und erfülltes Leben...

  • Letzten Dezember mussten wir unsere Große gehen lassen, und auch heute noch gibt es mir einen Stich im Herzen, wenn ich Bilder von ihr anschaue oder Strecken gehe, auf denen wir gern Gassi gelaufen sind. Sie war ein so toller Hund, und ich könnte heulen, weil sie nur 7 werden durfte.


    Bei ihr ging es so plötzlich. 3 Wochen lang gehumpelt, mal mehr mal weniger, 2x bei der TÄ gewesen und nichts gefunden, und dann der Tag, als wir morgens in die Tierklinik gefahren sind. Ich konnte schon ab 4 Uhr morgens nicht mehr schlafen, bin aufgestanden, hab mich unten im Wohnzimmer hingesetzt, Locke kam zu mir her und hat sich knuddeln lassen, hat sich an mich gedrückt, mir ihr schmerzendes Bein hingehalten, ich habe mein Gesicht in ihrem Kragen vergraben und tief eingeatmet.... Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen.


    Das Warten vor der Klinik, der Blick in die Natur, den wir beide gemeinsam im Kofferraum sitzend hatten, das Vogelgezwitscher. Der TA kam nach dem Röntgen zu uns und ich wusste es. Wusste es die ganze Zeit schon. Warum sie die Wochen vorher schon so anhänglich war. Warum ich morgens nicht mehr schlafen konnte. Mein ungutes Gefühl.


    Abends mussten wir sie dann gehen lassen. Diagnose und Ende an einem Tag, keine Behandlung möglich. Das war so unglaublich hart. Sie war noch so präsent in unserem Haus, ständig dachte man, sie kommt gleich ums Eck. Noch heute vermisse ich sie. Ich hätte mit mindestens noch 3 Jahren gerechnet, die uns geblieben wären. Die ich mir gewünscht hätte. So konnte ich nicht mehr für sie tun als sie friedlich gehen zu lassen.


    Oft denke ich an sie, erwische mich bei dem Gedanken "das hätte Locke auch gefallen". Sie hätte sich bestimmt gut mit Jack verstanden, hätte ihn mit erzogen, ihm gezeigt, was ein Jungspund lernen soll. Jetzt muss ich es ohne sie schaffen. Sie ist immer bei mir im Herzen. Mein Mädel.

  • Nachdem mein erster Hund mit 13 über die Regenbogenbrücke gegangen ist, zog einen Tag später Oskar, ein Labrador hier ein. Dieser Hund hatte das geschafft, was ich nie für möglich gehalten habe, er hatte sich nach 3 Tagen schon komplett in mein Herz geschlichen. Hutch, mein 2.er Hund und er waren ebenfalls nach 3 Tagen wie Arsch auf Eimer. Oskar war eine Mischung zwischen Genie und Wahnsinn und dennoch irgendwie mein Seelenhund. Nach etwas mehr als einem Jahr bekam er die jährliche Impfung, er veränderte sich, wurde ruhiger, irgendwie komisch, jaulte mal, wenn er hochsprang. Nach 2 Wochen kam Durchfall dazu. Leberwerte waren extrem erhöht, die Leber riesig, dazu kam dann eine Anämie. Wir haben 3 Wochen gekämpft, leider verloren. Ich habe ihn nicht obduzieren lassen, aber sowohl der Tierarzt, als auch ich vermuten, dass er durch die Impfung eine autoimmune Anämie entwickelt hat.

    Damit Hutch wieder einen Kumpel hat, zog 4 Tage später Archie hier ein und es war anders, Hutch hat ihn akzeptiert, aber so ein Team wie Oskar und Hutch waren, wurden sie nicht. 5 Wochen nachdem ich Oskar gehen lassen musste, wußten wir auch den Grund. Hutch hatte Lymphdrüsenkrebs und ist Oskar eine Woche nach Diagnose in einem Alter von 10 Jahren gefolgt. Das ganze ist jetzt gut 7 bzw 8 Monate her. Wie man das ganze verkraftet? Ich sag mal so, es muss ja weitergehen. Archie hatte es schwerer mein Herz zu erobern, aber ich denke es lag an der Gesamtsituation. Ich denke sehr oft an Oskar. Natürlich auch an Hutch, aber das ganze mit Oskar hat sich einfach eingebrannt.

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