Schnüffeln vs. Leinenführigkeit - noch altersgerecht oder machen wir was falsch?

  • Also solche Spaziergänge an durchgehend kurzer Leine durch Wohngebiete finde ich ja schon als Mensch ätzend und anstrengend |)


    Die allseits verpönte Flexi am Geschirr ist keine Option? Leinenführigkeit muss dann natürlich getrennt trainiert werden. Aber zumindest für meine Hunde hat das mehrtägige Aufenthalte in der Stadt viel erträglicher gemacht.


    Klar, meine Hunde konnten alle irgendwann auch länger an der kurzen Leine laufen. Muss man mal durch. Aber als Teil der täglichen Beschäftigung wäre das für mich äußerst frustrierend :sweet:

  • Zu Deiner Frage danach, wie es mit längeren angeleinten Touren ist: Richtige Stadttouren haben wir mit Ronja gemacht, als die paar Nüsse im Hirn schon sortiert waren. Mit 7 Monaten ist das Konzentrationsvermögen noch nicht so ausgeprägt. Wenn die Leinenführigkeit sitzt und gut trainiert ist, dann geht natürlich mit einem gelassenen Hund auch ein Altstadt- und Marktbummel (mit Schnüffelpausen) an lockerer Leine. Aber da habt Ihr noch Zeit.


    Ich würde auch sagen: Leinenführigkeit (ohne Ablenkung) in kurzen Sequenzen trainieren. Schnüffelrunde ist nicht Leinenführigkeit. Braucht Ihr denn solang, um an einen guten Löseplatz zu kommen? Gerade beim Junghund würde ich richtiges Leinenführigkeitstraining eh erst nach dem Lösen beginnen, volle Blase/voller Darm lenkt ab :smile:

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich bin gestern mal per Rad (ohne Hund) ein bisschen durch die Wohngegend. Ich denke ich kann mit ein bisschen Planung Routen finden, wo er nur kurze Etappen mit strenger Leinenführigkeit unterwegs ist und den Rest kontrolliert an der Drei-Meter-Leine. Das schränkt die Vormittagsrouten ein bisschen ein, aber nachmittags kann ich ja dafür abwechslungsreicher gestalten, wenn wir Schleppleine/Freilauf in der Wildnis machen.


    Um 9 gehts los! Ich bin gespannt! :face_with_monocle:


    LG

    Robert

  • Ich finde das Gassi-Pensum für einen so jungen Hund insgesamt eh etwas lang. Ich gehe mit meinen in dem Alter eine Runde von einer halben Stunde, niemals mehr als 45 Minuten und eine Runde, die die Hälfte hat - also ca. 15 Minuten. Alles andere beamt die weg ...

  • Ich finde es normal, dass ein Hund in "seinem Gebiet" Zeitungen lesen möchte und keine Lust hat, an kurzer Leine stupide neben dir herzutippeln.


    Wir haben hier nur einen kurzen Anmarsch zum Feld, aber meine dürfen dabei unterwegs schnuppern, ich bleib dafür auch ab und an mal stehen, wenn ne ganz besonders wichtige Botschaft dabei ist. Was ich nicht zulasse, ist markieren an Laternen, Gartenmauern oder so. Da gibt es dann ein "Weiter", wenn sich einer der Rüden anschicken will.


    Wenn der Hund nicht schnuppern darf, warum gehst du dann überhaupt mit ihm raus?

    Der lebt doch über seine Nase, der hat doch überhaupt nix von einem reinen Guck-Spaziergang.

  • So, wir sind die letzten Vormittagsrunden viel gechillter angegangen. Leinenführigkeit nur an zwei Problemstellen je ca. 200m und per Zufall an unterschiedlichen Stellen, da max 1-2 Minuten pro Tag. Ansonsten 3m-Leine am Geschirr mit viel Stehenbleiben. Er springt leider noch sehr konfus von links nach rechts. Das hilft aber gleich einen neuen Befehl zu etablieren. "Seite" übersetzt: "Du darfst gernen Bummeln und Schnüffeln, aber nur auf meiner linken Seite. "


    Die Dauer ist gleich geblieben, die Gesamtstrecke ist nur rund 1/3 so groß, wie bisher.


    Zumindest ich bin wesentlich entspannter, sowohl während der Tour als auch danach.


    Danke für die gedanklichen Anstupser!

  • Also ich bin immer wieder erstaunt wie schwer es einem manchmal fällt Ursache und Symptome auseinander zu halten. Vor allem, wenn man feststellt, dass die Ursache am hiesigen Ende der Leine hängt. :exploding_head:


    Mittlerweile hat sein exessives Schnüffeln nachgelassen. Er zieht nicht mehr eine durchgehend Furche durch die Landschaft. Er schaut sich um, schnüffelt nur teilweise direkt am Boden und ist auch viel konzentrierter auf mich. Unser Vormittagsrunden sind mittlerweile genauso gechillt, wie die nachmittäglichen Schleppleinen/Freilauf-Runden.


    Wir machen auch Vormittags jetzt Radiustraining, nur eben mit 3m-Leine, und immermal kleine Grundübungen (Sitz, Bleib) oder einfach Quatsch (Balancieren, Futterverstecke etc.). An den Gefahrenstellen muss ich nichtmal auf Halsband umschnallen, er orientiert sich sofort an mir, wenn ich die Leine kürzer greife. Allerdings habe ich das Verhältnis Leckerlie pro Meter Laufstrecke an kurzer Leine auch nochmal kräftig nach oben geschraubt.


    Klar, manchmal hängt er noch im Geschirr, weil irgendwas zu verführerisch duftet, aber das kennen wir schon aus dem Schleppleinenteil, dann bleibe ich stehen und sobald er sich wieder an mir orientiert gehen wir entweder zusammen zur tollen Stelle oder dran vorbei :smiling_face_with_horns: oder machen stattdessen was cooleres.


    Keine Ahnung, warum ich bis vor wenigen Tagen der Meinung war, wir machen eine nachmittägliche Entspannungs-/Schüffel-/Quatschmach-Runde und eine ordentliche, strenge Leinenführigkeit am Vormittag. :dizzy_face:

  • Schön zu hören, dass es mittlerweile so gut läuft. Und für einen so jungen Hund in der Pubertät wirklich super!
    Ich bin beeindruckt, dass ihr das doch so schnell hinbekommen habt. :gut:

  • Guten Morgen,


    ich suche nach ein paar Tricks für die weitere Verbesserung der Leinenführigkeit. Vorher aber erstmal eine kurze Zusammenfassung der Situation.


    Seit meinem letzten Post ist es stetig besser geworden. Ab ca. Weihnachten gab es innerhalb weniger Tage einen massiven Rückfall in alte Muster. Allerdings wurden da auch die Hausregeln wieder komplett in Frage gestellt und selbst simple Kommandos wurden ignoriert. Da das alles rund um seinen 1. Geburtstag passierte haben wir das auf die Pubertät geschoben. Wir haben versucht ruhig zu bleiben und seit März/April haben wir wieder den Stand von vor Weihnachten erreicht. Außerdem ist erkennbar, dass er viel lernbereiter ist als früher, aufgeregt ist er immer noch. Ein entspannert Trainingspartner wird er wohl nie, er ist beim Training immer sofort auf 150%. Dafür lässt er sich, dank des Abschalttrainings, mittlerweile sehr schnell auf 0% runter fahren. Solange wir ihn dann nicht ansprechen schläft er bzw. liegt rum ...


    Unser aktueller Stand bei der Leinenführigkeit:


    Variante Halsband (klassische Leinenführigkeit):


    Am Halsband ist immer nur die kurze Leine dran. Er darf da nicht schnüffeln, markieren etc. und hat mit seiner Brust auf meiner Brusthöhe zu bleiben. Seine Brust ist dabei definiert von Schnauzenspitze bis Hüfte. :winking_face:

    Geht er weiter vor wird korrigiert, fällt er zurück gehe ich einfach weiter. Bleibt er längere Zeit richtig -> Kekse, Kekse, Kekse


    Variante Geschirr


    Hier ist immer eine 3,5m Leine dran. Regel hier: Ich gebe die Richtung und die Maximalgeschwindigkeit vor. Er darf im Leinenradius Hund sein und gerne auch langsamer sein als ich. Dann warte ich halt. Irgenwann gebe ich dann das Kommando zum weitergehen, falls er sich festschnüffelt. Wenn er zieht wird korrigiert (Richtungswechsel, Zurückziehen, Warten). Klar, alles gefühlvoll kein Leinenruck. Wenn er bevor ich korrigieren muss, von selbst langsamer wird oder sich zu mir umorientiert, gibt es verbales Lob. Längere Zeit brav neben mir laufen -> Kekse


    Variante Freilauf


    Freilauf eben! Nur der Ordnung halber erwähnt, wenn möglich geht es natürlich in den Freilauf, wenn der nicht möglich ist, dann gibt es immer Freilauf im Garten. Wobei er den nur solange nutzt, wie ich mich tatsächlich mit bewege. Sobald ich sitze legt er sich von selbst neben mich ab, wie im Abschalttraining geübt. Und falls ich reingehe sitzt er vor der Terassentür und verlangt Einlass ...

    Solange wir in der Homezone (Spaziergang vom zu Hause aus) sind klappt sowohl Geschirr als auch Halsband sehr gut. Wenn eine aufregende Hundebegenung dazwischen kommt oder mal irgendwas total aufregend ist, reicht es drei oder vier Kehrtwendungen zu machen und er erinnert sich wieder an die Regeln.

    Wenn wir weiter von zu Hause weg kommen, merkt man eine leichten Rückgang der Regeltreue (für mich aber noch okay), auf den 500m Radius rund um unser Haus könnte ich aber Youtube-Videos zur perfekten Leineführigkeit drehen. :nerd_face:


    Nun zum eigentlichen Problem:


    In unbekannten Gegenden ist alles aufregend. Variante Halsband funktioniert noch relativ gut. Das liegt sicher dran, dass er da eine klare Regel hat was zu tun ist. Geschirr geht gar nicht. Wobei er da weniger am Schnüffeln ist, sondern volle Möhre loszieht. Am Leinenende erinnert er sich sofort, dass da noch jemand im anderen Ende hängt, aber sobald ich wieder weiter gehe, geht es wieder mit Voll-Speed nach vorne. In seiner gewohnten Umgebung (alles was mit einem langen Spaziergang (1-2h) von zu Hause erreichbar ist) geschieht das Ziehen nie mit voller Geschwindigkeit, sondern nur weil er konzentriert aufs Schnüffeln ist und halt 10-20% schneller ist als ich. In unbekannten Gegenden gibt es offensichtlich nichts zu schnüffeln, sondern er will nur Vorwärts kommen.


    Zwei verschiedene Hundtrainer haben das Verhalten als "normal" tituliert, weil er, sobald ich stehen bleibe, sich wieder umorientiert und zurück kommt, er habe also das Prinzip verstanden. Ich solle das einfach mit Geduld weiter üben.


    Im Freilauf ist es übrigens vollkommen egal, ob er die Gegend kennt oder nicht. Er bleibt im antrainierten Radius um mich bzw. unsere Gruppe. Da wird dann auch wieder jeder Grashalm mit der Nase inspiziert.


    Vielleicht hat ja jemand Tipps, wie ich ihm die Aufgeregtheit im neuen Gelände nehmen kann. Probiert haben wir schon: Regelmäßige Pausen. Hier legen wir seine Decke hin und stehen auf der Leine, so dass er ca. 1m Radius hat. Wenn der Bereich gut abgeschnüffelt ist (nach 2-3 Minuten) legte er sich hin und beobachtet die Umgebung. Wenn dann klar ist dass keine Gefahren drohen (Wölfe, Bären, Löwen etc.) ist meist auch schnell der Kopf unten, teilweise geht er auch in die Seitenlage. Also in meinen Augen tiefenentspannt. Sobald wir aber weiter gehen, rennt er wieder in die Leine.


    Irgendwie triggert ihn nur die Kombination: Lange Leine (3,5m) am Geschirr + unbekannte Gegend. Alle anderen Kombinationen sind easy.


    Beste Grüße

    Robert

  • Für mich tönt das alles total normal für einen unternehmungslustigen Junghund in dem Alter. Meiner ist mit fast 2 Jahren noch recht ähnlich. Eigentlich sehr koooperativ, aber Umwelt kann soo spannend sein..... ;)


    Bleib dran und freu dich an den Fortschritten!

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