Rumänischer Junghund überfordert mich

  • Hallo und danke für die Freischaltung.


    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich langsam mit meinem Latein am Ende bin. Seit 6 Wochen wohnt Lily bei mir. Sie ist eine ca. 10 Monate alte Mischlingshündin und kommt aus Rumänien.


    Lily ist mein erster Hund und ich habe extra einen ausgewählt bei dem die Beschreibung anfängerfreundlich stand. Angeblich ist sie sehr verträglich mit Hunden und Menschen, kennt die Leine, ist nicht ängstlich und super lieb und dankbar.


    Die meisten Punkte treffen leider überhaupt nicht zu. An der Leine gehen? Fehlanzeige, sie zieht wie eine Wahnsinnige, würgt sich am Halsband beinahe ab und selbst am Geschirr fängt sie an zu keuchen. Ich übe indem ich immer stehen bleibe, wenn sie zieht, aber das bringt gar nichts. Mit der Methode stehen wir 1 Stunde lang für 5 Meter. Sie hört selbst im Stehen nicht auf zu ziehen.


    Sie ist tatsächlich verträglich mit Hunden, aber ein wenig zu freundlich. Sie rastet förmlich aus, wenn wir einem Hund begegnen. Sie fängt an zu winseln, bellen, fast schon zu schreien, bis wir den anderen Hund begrüßen. Aber da viele das nicht möchten, muss ich sie hilflos an anderen Hunden vorbeiziehen, sie ist in den Momenten gar nicht ansprechbar.


    Menschen sind so eine Sache. Frauen sind in Ordnung, werden sogar manchmal freudig begrüßt. Vor Männern hat sie allerdings Angst und diese Angst setzt sich leider in Aggression um. Sie verbellt alle Männer im Umkreis, knurrt sie an und schnappt in die Luft.


    Im Haus ist sie total unauffällig, schläft viel, spielt mit Kuscheltieren, macht Suchspielchen und ist generell ein toller Hund. Sie kann sogar schon Sitz, Platz und Pfötchen geben. Aber draußen und bei Ablenkungen, egal welcher Form ist sie nicht ansprechbar. Sie interessiert sich weder für Lecklies noch für Spielzeug in diesen Momenten.


    Ich habe den Verein von dem ich sie habe bereits kontaktiert, die meinen ich soll ihr mehr Zeit lassen, das legt sich. Denkt ihr das stimmt?


    Ich war letzte Woche in der Hundeschule für einen Alltagsgruppenkurs. Das ging voll in die Hose. Wir mussten nach der halben Zeit gehen, weil sie nur geschrien und gewinselt hat. Sie erträgt die Nähe von anderen Hunden überhaupt nicht.


    Ich bin völlig ratlos. Könnt ihr mir Tipps geben?

  • Ein Direkt Import?



    Vieles klingt für einen jungen Hund normal!

    Da gibt es keine "Werkeinstellungen" , die sofort greifen.

    Der Hund muß erst einmal lernen, und Du ihn anleiten.

  • Ich war letzte Woche in der Hundeschule für einen Alltagsgruppenkurs.

    Ich glaube auch, dass ein Gruppenkurs nicht sinnvoll ist für euch. Einzelstunden bei einem guten Trainer (oder Trainerin) wäre wohl am ehesten zielführend, dazu würde ich raten. Der Verein klingt echt nicht toll, da würde ich mich auf nichts verlassen :zipper_mouth_face:

  • Liest sich, als wäre sie beim Gassigehen total überfordert. Das merkt man daran, dass sie noch keine Leckerlies nehmen kann und an der Leine zieht wie verrückt.

    Ich denke mal, du hast bisher unwissenderweise zu schnell zu viel mit ihr gemacht, sei es bei den Gassigängen, oder zuhause und sie damit überfordert.

  • Ich würde dir zu Einzelstunden mit einem guten Trainer raten, und zu ganz viel Geduld.


    Geh anderen Hunden erst mal aus dem Weg.


    Die Stehenbleib-Methode finde ich persönlich total unsinnig. Ich kenne keinen Hund, der es so gelernt hat, schon gar kein völlig aufgelöster, gestresster Hund.


    Mach ein Sicherheitsgeschirr und eine 5 - meter Schlepp dran und geh irgendwo, wo ihr niemanden trefft. Geh unbeirrt deinen Weg, lass sie folgen. Nach und nach wird die Leine dann kürzer (das ist jetzt ne Ultra-ultra-ultra-Kurzfassung...).

  • Zitat

    Ich habe den Verein von dem ich sie habe bereits kontaktiert, die meinen ich soll ihr mehr Zeit lassen, das legt sich. Denkt ihr das stimmt?

    Ich war letzte Woche in der Hundeschule für einen Alltagsgruppenkurs. Das ging voll in die Hose. Wir mussten nach der halben Zeit gehen, weil sie nur geschrien und gewinselt hat. Sie erträgt die Nähe von anderen Hunden überhaupt nicht

    Hundeschule mit mehreren Hunden finde ich wenig geeignet für Auslandshunde, das sind viel zu viele Reize auf einmal. Ich würde mich nach einem Trainer für Einzelstunden umsehen.


    Ansonsten gebe ich dem Verein Recht - sechs Wochen sind nichts. Man sagt, es dauert alleine an die drei Monate bis die Hunde im neuen Zuhause ankommen .


    Zitat

    Angeblich ist sie sehr verträglich mit Hunden und Menschen, kennt die Leine, ist nicht ängstlich und super lieb und dankbar

    Leine kennen bedeutet nicht leinenführig sein. Vermutlich wurde da Mal Halsband und Leine ran gemacht und das wars. Verträglich mit Menschen und Hunden stimmt vermutlich im Shelter im gewohnten Rudel - fremde Menschen und Hunde auf einem Spaziergang sind etwas ganz anderes. Auslandshunde kennen keine Spaziergänge. Das ist komplett neu für sie und kann aufgrund der vielen Reize schnell überfordern.

  • Huhu, Willkommen und Glückwunsch zu deinem ersten Hund :nicken:


    Ich hab im Zitat geschrieben

  • Hallo Leidensgenossin! :D hab auch so nen rumänischen Stresskeks hier sitzen und berichte mal aus eigener Erfahrung.


    An der Leine laufen haben wir in unserer Hundeschule und in jedem Buch auch so wie du erklärt bekommen, hat nicht geklappt. Hier im Forum bekommt man oft den Tipp, der Hund soll zwischen Halsband und Geschirr unterscheiden lernen. Am Geschirr ist Ziehen erlaubt (damit ihr mal Meter macht), am Halsband nicht. Ich würde dir empfehlen, erstmal keine Leinenführigkeit zu üben, da deine Hündin das grade nicht leisten kann. Mach einfach ne lange Schlepp dran, geht in ein Gebiet wo vlt nicht so viel los ist und erwarte gar nichts von ihr.


    Wenn du in ein paar Wochen merkst sie ist draußen weniger gestresst, klips die Leine ans Halsband, geh ein paar Meter mit ihr und belohn ruhig am Anfang jeden richtigen Schritt, sodass sie gar nicht dazu kommt, ziehen zu wollen. (Am besten erst wenn sie auch irgendeine Form der Belohnung annimmt). Und dann Steiger die Strecke langsam.



    Zu den anderen beiden Sachen kann ich dir leider keine Tipps geben, Ginny findet nämlich draußen alle Menschen und Hunde toll, nur Besuch kann sie nicht leiden. Da arbeiten wir aber selbst noch dran.


    Ein Trainer mit einzelstunden ist nie verkehrt ;)


    Und freu dich, dass sie drinnen so unkompliziert ist, Ginny war die ersten Monate selbst drinnen unausstehlich :D geht also noch schlimmer.

  • Wow das geht ja schnell hier. Vielen Dank für die Antworten!


    Mal zu euren Fragen.


    Ja, sie ist ein Direktimport, wurde mit etwa 5 Monaten auf der Straße gefunden und hat dann im Shelter gelebt, wo sie aber angeblich auch ausgeführt wurde von männlichen und weiblichen Mitarbeitern und zu allen total nett und aufgeschlossen war. Das zeigt sie hier überhaupt nicht, zumindest bei Männern. Sie kommt mit meinem Freund z.B. überhaupt nicht klar. Wenn er zu Besuch ist, oder wir zu Besuch bei ihm sind verkriecht sie sich nur und wenn er sich nähert knurrt sie.


    Ja, ich habe schon direkt einen Termin für eine Einzelstunde ausgemacht nach dem Gruppenkurs Desaster, aber das ist erst in 2 Wochen und ich dachte ich frage in der Zeit mal nach was ich denn so tun kann.


    Ja, wir begrüßen andere Hunde an der Leine, aber nur wenn die Besitzer sagen dass es ok ist. Sie freut sich immer total.


    Wir gehen Morgens eine längere Runde also ca. 30 Minuten und abends eine längere Runde 30-45 Minuten, dazwischen gehen wir nach jedem essen, spielen, schlafen raus, wie bei einem Welpen, da sie noch nicht 100% stubenrein ist. Aber immer nur kurz zum pinkeln.


    Ich wohne zum Glück sehr ländlich, daher treffen wir gerade früh morgens und später abends nicht viele Menschen, aber es reicht schon ein einziger Mann um sie aus der Bahn zu werfen. Manchmal fahren wir weiter raus, wo wirklich gar nichts los ist.


    Die Leine ist 3 Meter lang.


    Ich wohne in der Nähe von Passau.

  • Ja, ich habe schon direkt einen Termin für eine Einzelstunde ausgemacht nach dem Gruppenkurs Desaster, aber das ist erst in 2 Wochen und ich dachte ich frage in der Zeit mal nach was ich denn so tun kann.


    Ja, wir begrüßen andere Hunde an der Leine, aber nur wenn die Besitzer sagen dass es ok ist. Sie freut sich immer total.

    ich würde weniger Action machen, so daß sie erst mal in Ruhe ihre Umgebung kennenlernen kann in relative kurzen Gassieinheiten. Und wenn unter den Hunden, zu denen Du sie hinläßt (obwohl ich an der Leine immer etwas vorsichtig wäre), eine coole Socke dabei ist mit evlt auch coolem Besitzer, würde ich fragen, ob ihr Euch öfter treffen könnt, damit sie ein oder zwei souveräne Hundekumpel an ihrer Seite haben kann.

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