Hunde-Blues oder doch die falsche Entscheidung?
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Hallöchen
Erst einmal hoffe ich, dass das Thema hier an der passenden Stelle ist - alles andere schön mir nicht ganz so richtig.
Ich habe mir nach jahrelangem Warten letzt Woche endlich meinen großen Wunsch erfüllt und mir meinen Ersthund angeschafft. Arlo ist derzeit 8 Monate alt und stammt aus dem örtlichen Tierheim. Ursprünglich kommt er aus Rumänien, kam dann aber nach Deutschland. Hier angekommen wurde er bereits einmal vermittelt - allerdings wieder zurückgegeben. Angeblich weil er mit den Geräuschen der Kinder nicht zurecht kam. Und derzeit bekomme ich so meine Zweifel was diese Geschichte angeht. Arlo hat so einige Ängste (vor allem Hauseingänge und Wasser), aber sämtliche Geräusche sind ihm relativ egal. Das schlimmste war mir als Ersthundebesitzerin mit meinem Schatz hätte passieren können, ist dann am Sonntag direkt eingetreten. Arlo hat sich bei unserer kleinen Gassi-Runde erschreckt (vor was weiß ich leider nicht, dafür ging das alles zu schnell), sich aus seinem (eigentlich sehr gut passenden) Geschirr gewunden und ist abgehauen. Dabei ist er direkt über zwei Straßen gerannt (Angst vor Autos kennt er übrigens nicht) und wurde beide Male fast angefahren. Es hat einige Zeit gedauert, bis er ausgepowert genug war, um mich wieder an sich ranzulassen, damit ich ihn wieder ins Geschirr nehmen und Heim bringen konnte. Er hat soweit keine ersichtlichen Schäden davon getragen, aber mir hängt die ganze Situation noch immer nach. Zusätzlich zieht er stark an der Leine, wenn wir raus gehen (damit meine ich nicht nur unsere kleine Runde, die ja derzeit noch zur Eingewöhnung so gehalten wird, sondern auch immer Garten). Und auch die Angst vor Hauseingängen macht uns zu schaffen, weil so jede kleine und spannende Gassi-Runde mit Angst für ihn endet.
Das sind allerdings gerade nur die Grundansätze meines Problems. Ich habe jetzt schon öfter von Hunde-Blues gelesen und befürchte, dass ich genau diesen in die Falle getappt bin - oder auch nicht? Seit drei Tagen geht es mir mit der ganzen Situation plötzlich nicht mehr so gut. Ich tendiere charakterlich ohnehin dazu, alles immer zu viel zu überdenken. Und das setzt bei mir gerade ein. Bin ich wirklich die Richtige für den Hund? Kann ich ihm wirklich gerecht werden? Bin ich vielleicht zu unvorbereitet an die Sache herangegangen?
Ich muss dazu sagen, dass die Entscheidung für den Hund nicht über Nacht kam, sondern die letzten Jahre gereift ist und der Zeitpunkt jetzt auch endlich richtig erschien. Nichtsdestotrotz merke ich, dass ich aktuell abbaue - ich schlafe kaum, kriege kaum einen Bissen runter (weil ich mir ständig Sorgen darum mache, dass etwas passieren kann, wenn ich nicht aufpasse) und breche ständig in unvorhersehbare Heulattacken aus, weil ich das Gefühl habe, dass ich vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich fühle mich in meiner Wohnung plötzlich eingeengt und werde das Gefühl nicht los, nicht richtig atmen zu können.
Natürlich war mir vorher bewusst dass sich das Leben mit Hund einfach ändert und an die neue Situation angepasst werden muss. Dass ich meinen Lebensraum mit einem neuen Wesen teile, das Liebe, Aufmerksamkeit aber auch Geduld braucht. Aber ich komme dennoch nicht aus meiner Angst/meinen Überlegungen raus. Ob wir nur mehr Zeit brauchen? Ob ich ihn (wirklich schweren Herzens) zurückbringen soll, weil ich ihm vielleicht nicht gut tue? Ob ich stark genug bin, diese schwierige Phase zu meistern, bis es besser und einfacher wird?
Scheinbar bin ich mit solchen Erfahrungen ja nicht allein, deswegen würde ich mich über ein paar Erfahrungen/Hinweise/etc. freuen. Dass mir niemand irgendeine Entscheidung annehmen kann, ist mir bewusst. Auch, dass er noch ganz frisch bei mir ist und wir uns erst einpendeln müssen. Aber die Logik setzt bei starken Emotionen dann doch gerne mal aus.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
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Ich bin jetzt nicht gerade die mit der meisten Erfahrung hier im Forum (selber Ersthundbesitzerin) aber ihr habt gerade mal eine Woche zusammen verbracht. Der Hund und auch du müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen. Gebt euch noch etwas Zeit.
Mit 8 Monaten hat ein junger Hund auch noch jede Menge zu lernen + das sich da bei ihm im Körper und Kopf auch jede Menge verändert, was die Angst natürlich noch steigert.
Mein Tipp: Such dir unbedingt einen guten Trainer der euch kompetent durch die turbulente Junghundzeit hilft. Wenn du verrätst in welcher Region ihr wohnt dann können dir hier bestimmt einige Leute ein paar gute Empfehlungen für einen Trainer geben.
Edit: Besorg dir noch ein Sicherheitsgeschirr (das hat zwei Riemen hinter den Vorderläufen) daraus kann er sich dann nicht mehr so schnell winden
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Hört sich doof an, ist leichter gesagt als getan, aber versuche weder dich noch den Hund zu streng zu bewerten, gib euch viel Zeit und lerne das in nun mal vieles schief laufen kann in der Hundehaltung, aber das meiste nicht wirklich schlimm ist und Fehler jedem passieren.
Und Humor ist auch wichtig, einfach vieles nicht so schwer zu nehmen, ist besonders bei Hunden mit “special effects” sehr hilfreich.
Versuche mehr auf die schönen Momente zu schauen und diese zu genießen, anstatt vor allem die Probleme im Kopf zu haben.
Und wie Post zuvor erwähnt, ein guter Trainer/in kann helfen und Sicherheit geben
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Alleine bist du mit deinen Gefühlen mit Sicherheit nicht. Im Dogforum berichten immer wieder frischgebackene Hundebesitzer - gerade solche, die sich einen Welpen oder Junghund geholt haben, egal ob vom Züchter oder Tierheim - von diesem "Welpenblues", von dem Gefühl der Überforderung, Anspannung und Ängste. Bis zu einem gewissen Punkt ist das auch ganz normal. Die Anschaffung eines Hundes ist eben ein einschneidendes Lebensereignis, weil man damit ja doch eine gewisse Verantwortung auf sich nimmt.
Ich denke aber, es ist auch ein wenig diesem "verkopftem Denken" heutzutage geschuldet, dass gerade so viele bemühte, engagierte Ersthundehalter derart heftig reagieren, dass es sogar zu Heulattacken und Ähnlichem kommt. Da wird einfach oftmals überanalysiert, jede Regung des Hundes sofort nervös wahrgenommen, und hinzu kommt der riesige Perfektionsanspruch an einen selbst, weil man ja "alles richtig machen" will.
Dabei kann man bei einem Hundekind genauso wenig "alles richtig machen" wie bei einem Kind. Man wächst mit und an seinen Aufgaben. Ein Hund trägt nicht gleich einen Riesenknacks fürs Leben davon, wenn nicht alles 100%ig nach Plan verläuft, das geht bei Lebewesen ja sowieso nicht.
Natürlich ist es wichtig, dass du dich auf Arlo einlässt und seine Besonderheiten wahrnimmst und entsprechend vorsorgst, um ebenfalls entspannter sein zu können. Oft reichen dafür erstmal ganz einfache "Managementmaßnahmen":
- eine längere Leine, damit er mehr Raum hat um z.B. entspannt zu schnüffeln - dadurch könnte auch das Ziehen nachlassen
- ein gut sitzendes Sicherheitsgeschirr bzw. Doppelsicherung mit Geschirr und Halsband - damit wird das Weglauf-Risiko schon mal wieder stark reduziert
Ich würde auch zu einem guten, positiv arbeitenden Trainer raten, der dir einfach hilft, z.B. an Arlos Unsicherheit bezüglich Türeingängen etc. zu arbeiten.
Vor allem aber solltest du euch beiden Zeit geben. Ihr müsst euch jetzt beide an die neue Situation gewöhnen und das kann nunmal dauern. Je weniger Druck du dir da machst, umso besser.
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Hallöchen
ich finde es sehr löblich wenn man sich im TS engagiert und einem Hund mit ungewisser Vergangenheit die Chance auf ein schönes leben geben möchte! Wenn man dann aber einen Hund mit Baustellen bekommt und keine große Erfahrung damit vorhanden ist, kann das Ganze schnell zur Überforderung führen- so hat man sich das schließlich nicht vorgestellt.
Ich schließe mich Darconia an, der Hund ist erst seit kurzer Zeit bei dir und muss sich erst noch an die komplett neue Umgebung gewöhnen, ankommen und dich und seine neue Umwelt kennernlernen. Ein guter Trainer der sich im besten Fall auch mit Angsthunden auskennt wäre auch hier mein Vorschlag.
Ich habe auch eine unsichere Hündin, es wird mit der Zeit besser aber vermutlich nie ganz verschwinden. Die braucht ne ganz andere, selbstsicherer Führung als ein Hund der Situationen einfach als gegeben hin nimmt. Das ist auch eine Baustelle mit der ich vorrangig an mir arbeiten muss. Deine Unsicherheit überträgt sich auf den Hund- Führung übernehmen (leichter gesagt als getan) und souverän auftreten und den Hund gleichzeitig nicht überfordern. Deshalb auch hier wieder - Trainer suchen
Und ja, ich hatte auch einen Welpen Blues, aber ganz gewaltig. Das eigene Leben verändert sich von heute auf morgen.
Das geht aber vorbei sobald man sich aneinander gewöhnt hat! Du bist stark genug du brauchst nur die richtigen Impulse von einer Person die diese Situationen jede Woche mehrmals sieht und dich da leitet. Wenn du es schaffst und dich durch schwere Anfangszeit schleppst wirst du bald auf deine jetzige Situation zurückblicken und drber lächeln können!
Hilfe holen, durchatmen, nen schönen Wein trinken und versuchen dein eigenes Leben nicht zu sehr um den Hund drehen zu lassen
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Und ich würde dir auf jeden Fall ein Sicherheitsgeschirr empfehlen (wundert mich eigentlich, dass das vom TH nicht empfohlen wurd und dann kannst du eine Leine ans Halsband und eine ans Geschirr machen. Dann bist du zumindest draußen auf der sicheren Seite.
Mit 8 Monaten ist er ja gerade auch in einer sehr spannenden Phase;-)
Ein Trainer kann sicher helfen.
Und eine Woche ist gar nichts.
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Doppelpost
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Mir fällt auf, dass gerade Entscheidungen, die man laaange plant und im Kopf hat, danach die größten Ernüchterungen und Ängste mitbringen. Das was in dir gerade passiert, hat wahrscheinlich nicht wirklich was mit Arlo zutun. Eher mit deinen eigenen Emotionen, inneren Perfektionismus und Gedankengulasch.
Es klingt sehr nach "Ich bin nicht gut genug" Gedanken. Und die werden dich möglicherweise in jeder neuen Situation treffen.
Eine Woche ist wirklich noch gar nichts. Der Hund packt seine Koffer erst in ein paar Monaten aus. Du merkst gerade das sich dein Leben verändert. Und das wolltest du doch eigentlich auch?
Die ersten 3 Monate ist mir hier bei meiner Angsthündin fast das Gehirn durchgeschmort. Nach einem Jahr hatte ich einen guten Plan, was ich hier eigentlich mache.
Was aus deinem Hund mal für ein Hund wird, kann dir keiner sagen. Aber du musst das überhaupt nicht alleine rausfinden. Je früher ein Trainer desto besser.
Ansonsten liegt die Entscheidung gerade bei dir. Würde allerdings bis dahin einmal den Fokus vom Hund nehmen. Der braucht am Anfang eh eher Ruhe. Dein Leben muss sich nicht, um den Hund drehen. Deine Gedanken behaupten das nur.
Egal, wie du dich entscheidest. Alle Gefühle sind normal und richtig. Bei Veränderungen werden Hormone ausgeschüttet, hinzu kommt dein eigener Gedankenkreis und bißchen (bzw viel) gesellschaftlicher ansozialisierter Vorstellungendruck, ergo natürlich fühlst du gerade ganz viele Dinge, die Veränderung. Das muss quasi so sein. Ängste sind nicht nur Hinternisse, sondern auch die Vorbereitung zum Meistern neuer Lebenssituationen.
Viel Erfolg bei der Entscheidung. Ich kenne tatsächlich keine HundehalterInnen, die nicht ab und zu straucheln und unsicher sind. Andererseits lernt man ja gerade, dass man als HalterIn für den Hund gar nicht perfekt sein muss.
ToiToi. Du wirst deinen Weg finden.
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Willkommen im Leben mit Hund.
Das klingt gewaltig nach Welpenblues. Das betrifft auch Leute, die einen unschwierigen Hund haben. Das Neue im Leben, die Verantwortung und alles sind für manche Psychisch einfach eine Hausnummer. Kommen dann noch Probleme dazu, steigert sich das Gefühl. Ich war selbst einst davon betroffen und das auch recht lange. Bei mir ging das 2 Monate, bis sich langsam der neue Alltag etabliert hat und man ein Gefühl dafür bekam.
Eine große Hilfe war meine Trainerin. Hätte ich die mal eher dazu geholt und nicht erst nach 2-3 Monaten. So eine Person an der Hand zu haben, die einem ein wenig Tipps zur Hand gibt und Verhalten des Hundes erklärt, gibt ungemein psychische Stütze. Kann ich dir nur empfehlen. Einzeltraining wäre für euch das Stichwort.
Zum Geschirr: Wurde schon erwähnt, sollte aber in jedem Post stehen. SICHERHEITSGESCHIRR. Sofort und heute bestellen oder direkt im Fachgeschäft kaufen, sofern in der Umgebung. Ganz, ganz, gaaaanz wichtig. Das hat eine Reihe mehr, die hinter den Rippen endet. Damit rutscht kein Hund mehr so schnell raus. Es gibt so viele (besonders Auslandshund), die abhauen. So viele Tierschützer helfen ehrenamtlich beim wieder Einfangen. Sowas hinterlässt beim Hund enorme Spuren. Und oft stirbt der Ausbruchskünstler leider auch. Sichere so lange doppelt. 2 Leinen je an Geschirr und Halsband.
Ansonsten halt durch. Du hast dir als Ersthund eine Aufgabe ins Haus geholt. Tierschutz ist immer gut gemeint, aber oft der schwierigere Start. Besonders wenn der Hund A: aus dem Ausland kommt und B: dieses Junghundalter hat. Du beginnst also sportlich. Da hilft nur Trainer, reinfuchsen und ein Gefühl für den Hund entwickeln.
PS: Für dein Zeitgefühl - meine Hündin war gefühlt erst nach 6 Monat richtig bei mir angekommen. Vorher war gegenseitiges beschnuppern und kennenlernen. Sie kommt aus Rumänien.
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Da hast du dir als Ersthundebesitzer aber eine Menge vorgenommen... Auslandshund mit unklarer Vorgeschichte, Rückläufer...ich kann deine Unsicherheit verstehen und würde mich auch fragen, ob ich mit diesem Hund überfordert bin.
Das ist weniger Hunde-Blues als eine realistische Einschätzung der Situation. Ich würde mir an diesem Punkt die Frage stellen, ob ich die mentalen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen habe, um diesem Hund gerecht zu werden. Du wirst Einzeltrainerstunden brauchen, viel Zeit, Geduld, und dicke Nerven! Du kannst selber am besten einschätzen, ob du das schaffen kannst oder nicht. Es ist keine Schande, sich einzugestehen, überfordert zu sein.
Das Tierheim würde ich in jedem Fall auch kontaktieren und um Unterstützung und eine fachliche Einschätzung bitten.
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