Hunde-Blues oder doch die falsche Entscheidung?

  • Willkommen im Hundeleben!

    Du hast dich selbst, mit der Entscheidung für einen Tierheimhund mit Vorgeschichte, in eine gute, aber möglicherweise schwierige Situation gebracht.


    Als erstes rate ich dir, wie schon geschrieben, unbedingt zu einem gut sitzenden Sicherheitsgeschirr und doppelter Sicherung (Geschirr+Halsband+zwei Leinen, eine davon am Körper befestigt) um Situationen wie die beschriebene zukünftig zu vermeiden. Damit bannst du eine große Gefahr, auch wenn es aufwändig ist und manchmal nervt.

    Die doppelte Sicherung würde ich auch solange benutzen, bis ihr wirklich Vertrauen zueinander gefasst habt, die Angst leichter geworden ist und der Rückruf irgendwann sitzt.


    Die nächsten Wochen bestehen für euch wahrscheinlich weniger aus kuscheln, streicheln und großen Spaziergängen sondern aus Arbeit, Vertrauensaufbau, wachsam sein und Selbstreflexion deinerseits.


    Ich kenne diesen Blues, wir hatten sebst einen Angsthund aus dem Tierschutz mit dem wir intensiv gearbeitet und die Angst dadurch besser geworden ist (Vačko war als wir ihn bekommen haben 9 Monate alt) und stehen gerade vor dem nächsten unsicheren Hundetier aus dem Ausland.🙈


    Bevor du verzweifelst und überlegst, den Hund abzugeben, geh in dich und überlege, ob du stark genug bist, diese Aufgabe zu bewältigen und dafür zu Arbeiten. Mach dir einen Plan, woher fu Hilfe bekommen könntest und geht euren Weg gemeinsam.

    Als Rückläufer ins Tierheim zurück nach nur einer Woche wäre für den Hund schlimm, vor allem weil mit jedem Mal die Gefahr größer wird, zum Wanderpokal zu werden.


    Du wirst kleine Schritte gehen müssen und manchmal auch umdenken, dich zum Affen machen (ich habe damals mit Mülltonnen geredet und in Wäschekörben gesessen, weil Vačko die furchtbar gruselig fand…), aber, achtung Spoiler, es lohnt sich!

    Ich hatte, als Vačko hier eingezogen ist 15 Jahre Hundeerfahrung, dennoch bin ich in der Anfangszeit an meine Grenzen gekommen und darüber hinaus. Auch ich bin manchm Heulend und verzweifelt gewesen, das ist ganz normal.


    Ein mit positiver Verstärkung arbeitender Trainer wäre sicherlich eine gute Wahl. Wenn du magst (oder ich es überlesen habe), schreib mal deine PLZ, vielleicht gibt es ja hier einen guten Tipp.


    Du kannst dich auch gerne bei mir melden und ich erzähl dir, was bei uns geholfen hat und zum Erfolg geführt hat. Da gibt es verschiedene Methoden, die möglicherweise auch bei euch erfolgreich sein und etwas Ruhe reinbringen könnten.


    Fürs erste ist aber einfach wichtig, deinen Hund ankommen und zur Ruhe kommen zu lassen. Für ihn ist alles neu, er kennt das nicht, kennt dich nicht, ist aus seiner Ungebung rausgerissen und dementsprechend gestresst. Gib ihm Zeit und sei verständnisvoll und wenn du magst, melde dich.


    Und in der Zwischenzeit: Sichere ihn richtig! :)

  • Bei uns ist im März eine Hündin aus Rumänien eingezogen. Direktimport!

    Und trotzdem wir alle hier vorher gut überlegt haben, sämtliche "was wäre wenns" durchgemacht hätten, ging es mir.....tatatataaaaaaaa! Genauso!!


    Und das, obwohl wir echt ein händelbares und angstbefreites Tierchen bekommen haben.

    Trotzdem war ich völlig überfordert, meist in meinem Kopf!! Ständige Denkschleifen, den ganzen Tag! Die Kinder...andere Hunde...warum bellt sie soviel...scheisse, die mag den Nachbarn nicht...der alte Hund mag sie nicht...immerzu nur Gegrübel!!

    Aber eine Woche ist Nix! Hier ist der Hund jetzt vier Monate...und ich selber habe mir ein Ziel gesetzt: ein Jahr, danach ziehe ich Bilanz! Aber es ist schon so vieles, was sie, ich und wir gestemmt haben!

    Versuche ganz viel Gelassenheit zu benutzen. Du wirst merken, dass es besser wird, wenn auch in kleinen Schritten! Sei nicht so streng mit Dir und mit dem Hund! Manchmal geht man innerhalb einer Woche 10 Schritte zurück um dann am nächsten Montag 20 nach vorne zu schaffen!!

    Ihr kriegt das hin, wetten?

  • Das mit dem zum Affen machen stimmt !:rolling_on_the_floor_laughing: Ich habe immer in meinen "reizarmen Umgebungen " inständig gehofft, von keinem schleichender Förster beobachtet zu werden, dabei, wie ich gähnende Beschwichtigungssignale der Hundesprache probiert habe...aber bitte, ohne die Zähne zu zeigen!! Absolut deppert😊

  • Das mit dem zum Affen machen stimmt !:rolling_on_the_floor_laughing: Ich habe immer in meinen "reizarmen Umgebungen " inständig gehofft, von keinem schleichender Förster beobachtet zu werden, dabei, wie ich gähnende Beschwichtigungssignale der Hundesprache probiert habe...aber bitte, ohne die Zähne zu zeigen!! Absolut deppert😊

    Ohje, schön dass das alle irgendwann durchmachen.

    Unsere Trainerin meinte am Anfang, wenn er was gruselig findet: Gib den Sachen einen Namen, berühre sie, stell/setz dich drauf und zeig ihm, dass sie nicht so gefährlich sind wie sie scheinen.

    Da unsere kroatische Knalltüte am Anfang furchtbare Angst vor Männern hatte, fand ich mich irgendwann auf dem Rücken meines Freundes sitzend im Wohnzimmer wieder, als ich Vačko erklärt habe, wie ungefährlich und lieb der gruselige Mann da doch ist… :rolling_on_the_floor_laughing: :rolling_on_the_floor_laughing:

    Aber so bescheuert das auch ist: Es hat funktioniert. Vačko ist kurz bevor wir ihn gehen lassen mussten, auf einer Geburtstagsfeier mit 20 Früher ganz gruseligen Menschen unterm Tisch gestanden und hat sich durchkraulen lassen.

  • Vačko ist kurz bevor wir ihn gehen lassen mussten, auf einer Geburtstagsfeier mit 20 Früher ganz gruseligen Menschen unterm Tisch gestanden und hat sich durchkraulen lassen.

    Hast du dich da auf allen 20 hingesetzt oder bist auf die Rücken geklettert? :D :sweet:

  • Hast du dich da auf allen 20 hingesetzt oder bist auf die Rücken geklettert? :D :sweet:

    Das war zu dem Zeitpunkt glücklicherweise nicht mehr nötig :winking_face_with_tongue: Stelle mir gerade vor, wie die Nachbarn reagiert hätten, durch die Gespräche mit Mülltonnen während dem Gassigehen halten die uns mittlerweile eh für komplett irre xD

  • Erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienmitglied!


    Auf einige wichtige Fragen wurden ja bereits mehrfach eingegangen, also Sicherheitsgeschirr und Trainer wäre auch mein Vorschlag.


    Ansonsten kann ich dir auch nur sagen, es geht vielen so. Denn egal wie man plant und sich vorbereitet, die Realität ist dann doch nochmal eine ganz andere Geschichte (ist wie beim Kind 🙈)

    Ausserdem ist der Mensch, meiner Meinung nach, ein Gewohnheitstier. Er ist erst eine Woche da. Das dauert einfach..


    Mein Tip, konzentrier dich auf die schönen Momente, was macht er gut oder gerne und warum hast du dich für ihn entschieden? Da gab es doch bestimmt Momente in denen du gedacht hast, der passt zu mir, oder?


    Ansonsten würde ich, ohne Hilfe vom Trainer, erstmal die gruseligen Dinge entschärfen bzw vermeiden. Wenn man nicht weiss, wie man vorgehen soll macht man teils mehr "kaputt" als gut. Deshalb Würd ich an deiner Stelle ganz bald nach einem positiv arbeitenden Trainer suchen. Ich hab mit meiner Tierheim Hündin etwas zu lange gewartet und manches wäre wahrscheinlich einfacher gelaufen, wenn ich gleich um professionellen Rat gefragt hätte.


    Versuch einfach ein paar positive Momente für euch zu schaffen zB Spaziergang in reizarmer Umgebung, gut gesichert an der Schleppleine, wirkt wunder. Unsere hat am Anfang auch gezogen wie verrückt. Sie kam aus schlechter Haltung und kam selten raus zum Gassi.

    Zuhause einen sicheren Platz für ihn schaffen und auch mal abschalten.. Nicht dauernd um den Hund "schleichen", das ist anstrengend....nicht nur für dich ;)

  • Hallo Herbstkind,


    erst mal tiiiiiief durchatmen :streichel:


    Ich find es auch richtig klasse von Dir, dass Du Arlo als Tierschutzhund ein Zuhause gegeben hast.

    Ich hatte in den letzten Monaten ebenfalls einen Hund aus Rumänien ( aus einem dieser Tötungslager) als Pflegehündin hier.

    Gerade diese Hunde, die zum Großteil Fürchterliches erlebt haben und über deren Vorleben man nichts weiß, bedürfen viel viel Geduld und brauchen viel Zeit.


    Meine Hündin kannte nichts, sie hatte sogar mehrere Wochen große Angst, mit mir das sichere Haus überhaupt zu verlassen, geschweige denn Gassi zu gehen.

    Und so hatten wir lange Zeit mit Mini-Schrittchen gearbeitet, ich mußte so oft am Tag tief durchatmen, dass ich dauernd gedacht hab „was hast Du Dir hier angetan“ oder „das schaffe ich einfach nicht“.

    Erst nach einigen Wochen kam eine gewisse Routine im Tagesablauf auf.


    Mach lieber zu wenig, als zu viel. Kleine, immergleiche Runden, damit Dein Arlo Routine und Sicherheit bekommt.

    Nicht in eine Hundeschulgruppe, sondern Einzeltraining.

    Vielleicht fragst Du einfach beim Tierheim, ob die Dir einen Trainer empfehlen können.

    Tierheime arbeiten meist mit festen Trainern zusammen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben.

    Das berühmte Sicherheitsgeschirr kannst Du sicher schon nicht mehr lesen vor lauter Wiederholung, aber das gibt Dir und ihm draußen Sicherheit, damit Du nach Eurem Vorfall nicht zusätzlich verkrampfst.


    Gib Euch beiden Zeit, Zeit und Zeit, das wird :bussi:

  • Hallöchen :winken:


    ............... Das schlimmste war mir als Ersthundebesitzerin mit meinem Schatz hätte passieren können, ist dann am Sonntag direkt eingetreten. Arlo hat sich bei unserer kleinen Gassi-Runde erschreckt (vor was weiß ich leider nicht, dafür ging das alles zu schnell), sich aus seinem (eigentlich sehr gut passenden) Geschirr gewunden und ist abgehauen. Dabei ist er direkt über zwei Straßen gerannt (Angst vor Autos kennt er übrigens nicht) und wurde beide Male fast angefahren. Es hat einige Zeit gedauert, bis er ausgepowert genug war, um mich wieder an sich ranzulassen, damit ich ihn wieder ins Geschirr nehmen und Heim bringen konnte. Er hat soweit keine ersichtlichen Schäden davon getragen, aber mir hängt die ganze Situation noch immer nach...............


    Sieh den Vorfall mal aus anderer Sicht.

    Obwohl es passiert ist, hat der Hund schon genügend Vertrauen zu dir, dass du ihn wieder anleinen konntest. Das ist schon ein riesengroßer Vertrauensbeweis für einen Hund, der erst so kurz bei dir ist.


    Und für die Zukunft hast du definitiv gelernt, dass du ihn besser sichern mußt.


    Sicherheitsgeschirr kann ich dir von Sientas empfehlen. Siehe link - https://www.sientas.de/shop/12-PG


    Gib euch beiden mehr Zeit euch kennen zulernen. Das braucht eben seine Zeit und du wirst das schon hinbekommen. Es hört sich ja nicht so an, als wenn der Hund total panisch ist, sondern nur bestimmte Dinge ihn triggern.


    Hör da auf dein Bauchgefühl, ich glaube schon, dass du das hinbekommen kannst. Trainer Hilfe dabei wäre natürlich von Vorteil.

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