Wesensschwäche - Reizoffenheit-unsozialisiert

  • Kein Hund ist wie der andere, das wäre nicht nur zur einfach, sondern auch jedem einzelnen Hund ggü. unfair.

    Da widerspreche ich nicht. Deshalb wird ja hoffentlich auch nicht jeder Hund gleich erzogen, sondern angepasst auf das Individuum.

    Aber deshalb können doch die Ziele in etwa gleich sein: Ruhe in Haus, ruhiges Verhalten im Restaurant bzw. in öffentlichen Gebäuden, sich grundsätzlich nicht abschießen bei Reizen, auf Rückruf kommen, bei Jagdreizen kontrollierbar sein, angemessen auf Artgenossen reagieren, gesittet an der Leine gehen, nicht distanzlos ggü. Menschen sein bzw. nicht aggressiv auf Menschen reagieren, ohne Probleme im Auto fahren, grundsätzlich auf mich achten und ansprechbar bleiben (und Kommandos relativ zügig ausführen)...

    Das wären so die wichtigsten Anforderungen, welche mein Hund nach der Erziehung bewältigen können sollte. Dann ist der Hund erziehungstechnisch für mich soweit fertig.

    Und gerade die Kontrollierbarkeit bei Jagdreizen hat bei der aktuellen Hündin sehr lange gedauert (auch aufgrund meiner Fehler). Aber erreichbar sind diese Ziele meines Erachtens alle. Dass es auch mal schlechtere Tage gibt... ja mei. Aber grundsätzlich läuft es bei uns jetzt echt stressfrei.

    Nö, da sind die Ziele, was mich anbelangt, nicht in etwa gleich :smile: Hier gelten wirklich nur 3 nicht verhandelbare Erziehungsziele: Ruhe und Frieden im Haus, Abrufbarkeit (oder Leine) und nichts und niemand wird belästigt (was übers Verhalten funktioniert oder eben über Maulkorb und Leine, ohne dass mir der Arm ausgekugelt wird). Und hier wird, so lange wir das noch können, immer wieder mal ein Tier aus dem Tierschutz einziehen wird. Ggf. auch ein verhaltenskreatives Tier :smile:. Ansonsten ist mir wichtig, dass Hund und Mensch eine Kommunikation aufbauen können.


    Was sonst noch erreicht wird, ist „on top.“ Wir haben bisher mit allen Hunden deutlich mehr erreicht, sogar mit unserer deprivationsgeschädigte Bangbüx. Aber das ist ein anderes Thema.


    Hier läuft es meistens stressfrei, weil wir uns meistens nicht stressen lassen. Und das fehlt mir beim Thema hier - und leider auch immer mehr in den Beobachtungen, die ich bei Tierhaltern mache: Nach meinem Wertkonzept gehören auch Verständnis für den Hund und die Fähigkeit dazu, Ansprüche und Erwartungen an den Hund an das anzupassen, was der Hund braucht und tatsächlich leisten kann. Gerade bei Leuten, die sich einen Hund mit Vorgeschichte holen. Aber nicht nur da kann es anders kommen als man meint.


    Ich sehe an den Begriffen „Wesensschwäche“ bzw. „Reizoffenheit“ die Gefahr, dass sie verwendet werden, wenn richtiger wäre zu sagen „der Hund geht mir mit seinem Verhalten auf den Keks“ oder „ich merke nicht, dass ich meinen Hund mit meinen Erwartungen/Handlungen überfordere.“


    Natürlich ist es völlig legitim, diese Ansprüche zu haben. Und klug, Rasse und Welpe dann entsprechend der Ansprüche auszuwählen. Aber Hunde sind individuell und können auch bei bester Auswahl und sorgfältiger Prägung andere Eigenschaften zeigen als die Erwünschten. Das Kunststück aus meiner Sicht ist dann, damit konstruktiv umzugehen. Und Modeetiketten, die dem Hund angeheftet werden, erschweren diesen konstruktiven Umgang mir persönlich eher, als das sie ihn erleichtern. Denn wenn ich meinen Hund verstehen, dann muss ich sein Verhalten erstmal neutral beobachten und beschreiben. Aber mit so einem Etikett hefte ich auch gleich eine sehr unspezifische Bewertung an.

  • Ich hab beschlossen, überhaupt keine Ansprüche oder Pläne mehr zu haben und einfach im Moment zu entscheiden. Ich mag mir echt nicht mehr so viel Kopf machen. Ob mich etwas wirklich stört oder nervt, sehe ich am ehesten, wenns mich wirklich nervt. Dann kann ich auch gleich authentisch reagieren xD

  • Nee, soweit bin ich noch nicht. Aber ich kann mittlerweile viel lockerer damit umgehen als früher, wenn meine Pläne über den Haufen geworfen werden :lol:

  • Apropos Genetik.


    Mal weg von Lucca jetzt. Mein zweiter Sheltie kam ja auch von einem VDH Züchter. Bekommen habe ich ihn mit 7 Monaten. Justin war noch extremer als Lucca, regelrecht gesellschaftsunfähig. Sowas hatte ich bis dato noch nie erlebt (deshalb habe ich mir danach übrigens einen Spitz gekauft).

    Er konnte Stress körperlich nicht ertragen. 1 Abend Training, 1 Tag Durchfall. 1 Turnier, 2 Tage krank. Immer. Bis ich den Zusammenhang erstmal kapiert hatte..

    Er hatte sogar Phasen da lebte er komplett im Flur und kam nur zum fressen zu uns.


    Ich werde niemals den ersten Besuch auf dem Hundeplatz vergessen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich ihn so 3-4 Wochen. Jemand meinte ich solle ihn doch mal ableinen. Ergebnis: Die nächste komplette Stunde haben wir verzweifelt versucht den Hund zu sichern, der In Kopfloser Panik über den Platz raste und ein Loch im Zaun suchte. Keine Ahnung wie wir ihn letztendlich fangen konnten :face_screaming_in_fear: Hätte er ein Lich gefunden er wäre weg gewesen.


    Wozu die Vorgeschichte? Schon ein paar Jahre nach Justins Tod stehe ich so auf nem Turnier, ein Sheltie geht an den Start und ich so :denker: Das kennst du das Verhalten. Wie Justin. HF angesprochen? Jawoll selber Züchter nur über 15 Jahre später. Und was erzählt man mir? In dem Verein wo der HF trainiert waren bereits andere Hubde von dort. Alle gleich. Teilweise hätten die Besitzer dann aufgegeben. :flucht:


    Also bei allen Macken aber sooo schlimm ist Schatzi nicht. Gott sei Dank.

  • Ja, und ich weiß, dass sie nicht mit allen Hunden erreichbar sind, wenn wirklich eine eklatante Wesenschwäche oder ein Sozialisierungsdefizit oder schlimmstenfalls ein Deprivationsschaden vorliegt. Weil ich diese Ansprüche aber nunmal habe, wird hier voraussichtlich eher kein "Überraschungsei" aus dem Tierschutz einziehen.

    Aeh...dafuer braucht's weder Wesenschwaeche noch nen Deprivationsschaden. Dafuer braucht's einfach nur eine entsprechende Rasse :hust:

    Da kann ich mich Murmelchen nur anschliessen. Eine extrem starke Jagdpassion ist weder eine Wesensschwäche, noch ein Deprivationsschaden. Zum Beispiel ein Beagle, der gern mal 48 h weg ist zum Jagen, kann wunderbar ruhig im Haus sein, nervenstark auf Citybummel und im Restaurant, und ein perfektes Sozialverhalten haben. Er ist dann trotzdem mal wieder weg, wenn sich die Gelegenheit bietet.....

  • Das sind halt deine Ziele, die für deine Lebenssituation passen.

    Und wie immer finde ich sehr klug und bedenkenswert, was du schreibst.

    Meine hier kurz dargelegten groben Erziehungsziele sind weder zeitlich definiert noch so genau formuliert, dass es keinen Spielraum gibt. Aber ich muss doch zumindest grob wissen, wo ich hinwill, ehe ich mich auf den Weg mache. Mit Kaya hat es ja jetzt gut geklappt und sie ist mit 4 ziemlich fertig, aber wenn einzelne Aspekte gedauert hätten, bis sie 10 ist oder nie funktioniert hätten, dann wär es halt so.

    Ja, ich will, dass der Hund sich gut in mein Leben einfügt, aber mir ist auch klar, dass man ein Lebewesen nicht ohne Rücksicht auf Verluste in eine Form pressen kann. Gott sei Dank, erlebe ich Hunde aber als sehr lern- und anpassungsfähig.

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