Wesensschwäche - Reizoffenheit-unsozialisiert

  • Also Lucca ist definitiv wesensschwach und hypersensibel. Ich beschreibe ihn mal näher. Achtung wird lang


    Grundsätzlich: Sehr leichtführig und sozial. Kein Pöbler aber reagiert wenn er angegangen wird. Unauffällig und ruhig. Kann bspw frei mit auf dem Platz laufen wenn ich Agilitytraining gebe. Er steht dann ruhig am Rand und guckt uns zu.


    Alltag drinnen: Sehr ruhig, schläft viel, sehr kuschelig ohne zu kontrollieren. Kommt regelmäßig und will wirklich auf den Arm genommen werden. In der Gruppe in der Rangfolge recht weit unten. Wenn der 21cm Zwerg meiner Mutter (Also halb so groß wie Lucca) knurrend im Türrahmen steht traut er sich nicht vorbei. Er lässt sich vom Hamster auch buchstäblich ins Gesicht springen wenn der Zwerch Zorn hat und kommt dann bei mir Schutz suchen.

    Sofort beeindruckt, bei jedem Hauch von Kritik z.b. scharf Luft holen zerbricht die Welt in 1000 Teile. Kommt dann, will auf den Arm, Welt wieder rosa


    Alltag draußen: Meldet viel und mit hysterischen Kreischen. Erschreckt sich sehr schnell (z.b. wenn sich ein Ast bewegt), im Wald unauffällig, bräuchte nichtmal ne Leine er ist eh immer bei mir. Stadtspaziergänge aus Jux nicht möglich. Es bedarf volle Konzentration meinerseits. Geht rückwärts vor Bäumen, Packungen, Autos, Kindern, Menschen, Plastiktüte etc. Springt mir auf den Arm wenn er sich fürchtet. Auch mitten in der Stadt.


    Andere Hunde: Es geht so gut wie nichts ohne Zweithund. Er orientiert sich komplett am anderen Hund. Hat er niemanden zum vorschicken sehr ängstlich und unsicher. Wie verloren.


    Menschen: Lässt sich bis heute von 99% aller Menschen nicht anfassen, nur füttern. Ganz selten geht ER mal zu Leuten hin dann ist es o.k


    Intelligenz: Nicht der schlauste Hund der auf Erdrn herum läuft. Eher treudoof und verträumt.


    Geräusche: Laute Geräusche machen ihm Angst, Rollläden sind schlimm genau wie Motorrad. Wenn er keinen Zweithund dabei hat kann man buchstäblich sehen wie er nach "bösem Krach" und "bösem Wind" horchen.Man sieht dann wie er da steht, denkt und seine Welt fängt an zu Brösel


    Motivation Mitarbeit: Ein echter Traum. Genialer Sporthund. Strahlt übers ganze Gesicht und galloppiert wie ein junges Fohlen. Er freut sich mir zu zeigen was er geschafft hat. Für wirklich alles zu haben. Auf Prüfung/ Turnierniveau extremst tagesformabhängig. Die BH war eine absolute Katastrophe, denn schon beim aussteigen aus dem Auto ging der Rollo runter: Hier ist etwas anders, da steht ein Fremder. Oh Gott.

    Agilityturniere ist er bisher 4 gelaufen die gingen recht ordentlich dazu im Vergleich

  • Vergessen: Lustigerweise habe ich bis jetzt noch von jedem (wirklich JEDEM ) anderen Trainer erklärt bekommen ich würde auf sehr hohem Niveau jammern :unamused_face:


    Ich bin mir dabei dann nie sicher: Soll ich stolz sein weil ich den Schatzi so hinbekommen habe, dass er für Außenstehende nett, gut erzogen, unauffällig und sozial wirkt? Oder soll mir eher Gedanken machen was sonst an Hunden draußen herum läuft?

  • Es ist halt nochmal was anderes, wenn man sich das Trauerspiel jeden Tag anschauen und ertragen muss. Da kriegt man eben auch die schlimmsten Phasen und Situationen mit.

  • Oder halt weil Fremde jetzt das Ergebnis sehen. Natürlich. Lucca hört aufs Wort, ist ein wirklich netter, lieber, sozialverträglicher und kuscheliger Hund. Aber dieser Jetztzustand hat auch 4 Jahre Arbeit gekostet.

    Und trotzdem bedarf es immer Management. Wir überlegen beispielsweise heute schon wen ich im Oktober mit in den Urlaub nach Oberammergau nehmen soll. Ich war einmal nur mit ihm dort (in dem Jahr hatte Leni die Voltarensalbe gefressen und war krank). Es war ein Drama. Ich habe den halben Urlaub damit verbracht ihn am Hoteleingang unter den Arm zu klemmen und bis ins Feld zu tragen. Laufen an der Straße war lebensgefährlich er ist mir 2x auf die Straße gesprungen. Seitdem trägt er übrigens Annyx, denn da kommt er nicht raus. Habe ich Leni dabei hat er seinen Bodyguard, alles ist super und wir gehen an lockerer Leine fröhlich pfeifend mitten am Tag durchs Getümmel.

  • „Jammern auf hohem Niveau“ würde ich jetzt nicht sagen. Aber ich kann nicht greifen, wo genau Deine Frage dabei liegt - was möchtest Du da wissen? Ist Lucca der Hund, von dem Du mal erwähnt hast, dass entspannte Spaziergänge mit ihm nicht möglich sind?


    Etliches von dem, was Du beschreibst, wäre mit meiner ängstlichen Hündin gar nicht möglich. Einiges passt ganz gut, nur dass ich vermute, dass Lillys Reaktion bei Weitem stärker sind. Wir wissen dass und passen uns da halt an, ist aber kein Problem. Die Gegebenheiten sind hier ja ideal dafür.


    Bei Urlauben - die aktuell eh nicht stattfinden - fängt bei uns die Planung schon dabei an, welcher Ort ruhig genug gelegen ist, dass Lilly das gut kann. Fahren wir halt in kleine Wanderörtchen. Ist kein Thema für uns. Ich würde das auch nicht als „Management“ beschreiben (den Begriff würde ich aber auch nie für meinen Umgang mit meinen Hunden nutzen). Wir passen uns den Hunden so an, wie sie das bei uns auch tun. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. und dabei versuchen wir, alle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das ist für mich aber nicht Management, das ist für mich Familie. Oder meinetwegen Team, wenn der Begriff Familie jemanden stört.


    Sicher ist Lilly schlecht sozialisiert. Reizoffen nicht, aber schlecht davor ausgerüstet, Reize zu ignorieren und zu filtern. Wesensschwach finde ich sie nicht, aber sie ist ängstlich. Ich definiere Wesensschwäche aber vermutlich etwas anders als die meisten. Früher reichte quasi schon eine hochgezogene Augenbraue, dass sie in sich zusammenfällt. Heute hat sie ihre Interessen und für die steht sie auch ein. Das war aber eine enorme Aufbauleistung, die noch lange nicht am Ende ist.


    Ich empfinde das aber nicht als schlimm, ich finde Lilly mit all ihren Eigenheiten ganz zauberhaft und mich reut nichts, auf was ich verzichte, weil sie es nicht kann. Ich hab aber auch wenig feste Erwartungen daran, wie ein Hund zu sein hat und keine feste Vorstellung, für welchen Job/welche Arbeit er geeignet sein soll.

  • Erwartungen habe ich keine an ihn. Ich möchte das er glücklich und strahlend (und dauerwedelnd) durchs Leben hüpft. Dazu bedarf es halt Organisation. Eben Bindung stärken, Selbstvertrauen stärken aber auch planen. Zieht ein Gewitter auf? Dann definitiv nicht ableinen. Leinenknast ab 26.12 bis Januar (Silvester !! Der wäre weg. 100%ig).

    Es dreht sich halt viel darum ihn bei Laune zu halten. Wir haben als gemeinsames Hobby den Hundesport, da hat er echt Spass. Aber ich bin im Verein hinreichend bekannt dafür, dass ich ...nennen wir es mal.. ein etwas "spezieller" Trainer und HF bin. In meinem Training hat kein Hund Zutritt der Aggressionsprobleme hat und wenn ich mal z.b. im Erziehungskurs mitmache wo aggressivere Hunde sind heisdt es schon von weitem "nicht in die Nähe vom Sheltie - Tamara kriegt sonst Schnappatmung" :zany_face:

    Bei Luccas BH letztes Jahr hatten wir eine...spezielle..Diensthunde als Gaststarter. Da bin ich noch 1 Woche vor der Prüfung hin gegangen und hab klar gesagt: "Komnen diese Hunde nur in die Nähe meines Hundes laufe ich die Prüfung nicht mit"

    Hätte ich auch gemacht.


    Ich lasse mir meinen Hund nicht versauen. Ich habe zuviel Arbeit in dieses Gänseblümchen hineingesteckt um ihn mir von Fremden versauen zu lassen.

  • Als Extraantwort weil sonst zu lang


    Leni ist ja auch reizoffen. Genau wie er. Sie sieht alles, kontrolliert gerne und ist gerne hellwach. Aber da sie ein Wesen wie ein Fels hat sind ihre Filter besser. Die läuft durch die Stadt: "Stadt ok alles klar"

    Er geht mit mir alleine 30 min durch den Kurpark danach ist der platt und schläft. Gehirn wegen Reizüberflutung geschlossen. Mache ich trotzdem dosiert recht regelmässig. Mit viel Lob und 3 Tonnen Leckerli stärkt es sein Selbstvertrauen es geschafft zu haben. Aber das ist Training kein Jux



    Und unsozialisiert habe ich im Agility derzeit einen rumänischen Junghund. Man merkt dieser Hund kannte wirklich nichts. Also so garnichts. Läuft keine Treppen, hat ein Problem mit Höhe würde angeblich nie ins Auto springen.

    Joah...was soll ich sagen...Hundeführer geht jede Woche etwa so :star_struck: vom Training weg. Ich predige ihnen das gleiche zu machen wie ich mit meinem Hund. Arbeiten, Selbstvertrauen stärken, Team werden. Iststand nach 8 Wochen? Hund läuft freudig erste kleine Sequenzen und hat Ansätze bei fast allen Geräten. Natürlich kannst du nach 8 Stunden Schnupperkurs keinen Agilityhund ausbilden. Und so ein Hund wird nie in der A3 auf Turnieren laufen. Muss er ja auch nicht. Aber Hund und HF sind glücklich und heute haben wir den Lauf sogar aufm Handy filmen sollen damit die ganze Family es gezeigt bekommt. Ist auch schön :smiling_face_with_hearts:

  • Erwartungen habe ich keine an ihn. Ich möchte das er glücklich und strahlend (und dauerwedelnd) durchs Leben hüpft.

    Das ist die krassest hohe Erwartung, die man überhaupt haben kann. Ohne das böse zu meinen, aber vielleicht liegt es daran, dass dir soviele Dinge auffallen.


    Wie ein glückliches Hundeleben aussieht, diese Vorstellung musste ich bei meiner deprivierten angstaggressiven Hündin ganz ablegen. Tag für Tag denken ist die Devise. Da darf man keine großen Pläne haben. Und ich bewerte ihr aggressives Verhalten nicht als unglücklich sein. Sie hatte einen Grund. Und den kann ich meiden und wenn ich Glück habe auch trainieren.

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