Wesensschwäche - Reizoffenheit-unsozialisiert

  • Nein nicht 24 stunden am Tag natürlich. Bei ihm ist es meistens wenn man ihn anspricht. Und verbunden mit guter Laune (sieht man weil er dann auch richtig "lacht" und herumspringt wie ein junges Fohlen)

  • o.k. gut ich muss dafür nicht viel tun. Nur erhalten was da ist.

    Vielleicht betrachtest du die nächsten Situationen einfach mal nach der Vorstellung in wieweit war das jetzt langfristiger Stress für deinen Hund und inwieweit war das Stress für dich. Das sind hier teilweise unterschiedliche Paar Schuhe. Wenn ich mich mal beschwere, wenn der Nachbar seine Musik aufdreht, dann kann ich da auch mal die Sau rauslassen. Passiert mir das täglich, dann ist es wieder was anderes.


    Erhalten was ist (bestimmt kann man irgendwo noch eine Stellschraube drehen und wenn es an mehr WohlfühlBädern für dich selbst sind) und dann auf zufriedenen Niveau existieren, klingt zauberhaft. Miteinander ein paar schöne Momente erleben, ab und zu was dazulernen, klingt ziemlich wunderbar.


    Ich könnte mich darauf konzentrieren, was nicht geht (Wald spazieren, Ausflüge, zu normalen Uhrzeiten rausgehen, die Routine ändern, Spielen, Draußen irgendwas machen außer Überleben), dann müsste ich uns eintüten. Oder ich sehe was für eine Überlebenskünstlerin meine Hündin ist und wie sie lautstark ihre Bedürfnisse äußern kann. Das sie mir vertraut, obwohl alles andere auf der Welt schrecklich ist. Wie geschickt sie auf den drehenden Schreibtischstuhl zum Schreibtisch klettert und sich vom hohen Regal Quiche stiehlt ohne etwas anderes herunterzuwerfen.


    Natürlich muss man nicht jeden Zustand akzeptieren. Wir trainieren uns den Hintern wund (was ohne richtiges Generalisieren ermüdend sein kann). Aber in den Momenten, wo ich mir stark wünschte es wäre anders oder ich intensiver auf ihre Reaktionen reagiere, dann weiß ich bei mir ist etwas unrund. Dann bewerte ich die Dinge neu, was ist ein wirkliches Problem für meine Hündin und was ist ein Problem mit meinen eigenen Wünschen/aktuellen Gefühlen etc.


    Meine Hündin scheißt drauf glücklich zu sein, die will Sicherheit und Überleben. Alles andere sind richtige Toppings.

  • Dazu ist er zu entspannt und auch zu ruhig vom Grundwesen her. Ich kann ihn mittlerweile gut lesen und sehe deshalb auch wenn er anfängt zu denken. Und so richtig also wirklich richtig aufgeregt ist er sehr selten. Eigentlich nur wenn er sich erschreckt hat vor Gewitter etc.

    Leni ist da anders. Die springt auch viel eher auf hektische Grundstimmung an wie er.

    Deshalb sag ich ja. Im Alltag ist er mittlerweile so unauffällig, da ich igm Sicherheit gebe das ich sogar im Verein höre: "Er ist doch so toll. Halt sensibel. Aber so nett. "

  • Hab da grade ein Buch (quer-) gelesen, das zu dem Thema passt. Es beschreibt aufgrund auch neuerer Studienergebnisse die Persönlichkeits- und Charakterentwicklung von Hunden. Welche Eigenschaften sind z.B genetisch bedingt, wodurch werden diese verstärkt, welche Auswirkungen haben Hündin, Aufzucht und Sozialisation auf die Persönlichkeitsentwicklung des Hubdes usw.

    Recht interessant.

    Es heißt "Die Persönlichkeit des Hundes. Wie Gene und Umwelt das Wesen bestimmen" und die Autorin ist Dr. Marie Nietzschner. (Kosmos, 2021).

    Für mich ist das Grundwesen im Hund angelegt (Reizoffenheit, Aktivitätslevel, Nervenstärke), wird aber natürlich durch Sozualisation und Erfahrungen, Verhalten des Halters (Erziehung) in bestimmte Bahnen gelenkt.

    Kaya hat von Haus aus gute Nerven, ist aber auch einigermaßen Reizoffen ( sie nimmt viele Reize wahr und reagiert schnell darauf, wenn man sie lässt) ist im Alltag aber unproblematisch, weil wesensfeste Mutter und gute Aufzucht beim Züchter, gut sozialisiert und erzogen ( würde ich halt mal behaupten :nicken: ).

  • Natürlich muss man nicht jeden Zustand akzeptieren. Wir trainieren uns den Hintern wund (was ohne richtiges Generalisieren ermüdend sein kann). Aber in den Momenten, wo ich mir stark wünschte es wäre anders oder ich intensiver auf ihre Reaktionen reagiere, dann weiß ich bei mir ist etwas unrund. Dann bewerte ich die Dinge neu, was ist ein wirkliches Problem für meine Hündin und was ist ein Problem mit meinen eigenen Wünschen/aktuellen Gefühlen etc.

    An sich ist genau das der Knackpunkt - zumindest für mich. Es ist nicht anstrengend für mich, dass Frodo sensibler ist als andere Hunde oder dass er mehr Hilfe braucht. Er ist super so wie er ist, aber es ist anstrengend, dass ich schauen muss, dass ich selbst jederzeit entspannt bin, weil ich ihm sonst förmlich zusehen kann, wie er in sich zusammenfällt. Er weiß ja nicht, dass das nichts mit ihm zu tun hat.

    Mit einem Durchschnittshund verschiebt man das Training dann halt einfach auf einen anderen Tag und geht nur eine Bummelrunde spazieren. Morgen sieht die Welt wieder anders aus, aber mit einem absoluten Sensibelchen ist an so einem Tag absolut alles einfach nur richtiger Mist, weil man dem Hund nicht erklären kann, dass er damit gar nichts zu tun hat.

  • Ich habe hier eine Hündin mit grundsätzlich starken Nerven, die eine gute Aufzucht und Sozialisierung genossen hat, aber relativ reizoffen ist und deshalb immer Anleitung braucht, weil sie sich schwer damit tut, runterzufahren (vor allem in anderer Umgebung als Zuhause) und auch genauso schnell hochfährt. Ängstlich ist sie gar nicht, sehr umweltsicher, aber einfach eher grundnervös und nicht in sich ruhend.


    Meine kleine Hündin dagegen hat vieles nicht kennengelernt, eventuell beim Züchter auch schlechte Erfahrungen gemacht. Bei mir auf jeden Fall noch nie. Sie war dort nur im ruhigen Haus, kannte keine Kinder etc. Sie erschrickt oft und leicht vor alltäglichen Dingen, wenn ich etwas fallen lasse, wenn eine Tür zufällt, wenn man einen Schritt zu schnell in ihre Richtung macht. Draußen verunsichern sie banale Dinge, aber wenn zum Beispiel ein LKW an ihr vorbeirauscht, ist es wieder gar kein Problem. Fremde Hunde sind ihr gruselig, fremde Menschen gehen nicht, am wenigsten Männer und Kinder, die sich kindertypisch verhalten.


    Ich denke es ist eine Mischung aus ihrer Größe und ihrer lückenhaften Aufzucht.


    Bei Nicki erkläre ich mir den nervösen Grundcharakter zum Großteil in meinem eigenen Verhalten. Sie hat (schon dort, wo ich sie herhabe und dann bei mir) recht viel recht schnell kennengelernt, zur viel Programm etc. und war dadurch wohl überreizt bzw. hatte keine Zeit, sich mit allem in Ruhe auseinanderzusetzen.


    Die Rassen, also die Gene, tragen hier sicher auch noch ihren Teil dazu bei.

  • Vergessen: Lustigerweise habe ich bis jetzt noch von jedem (wirklich JEDEM ) anderen Trainer erklärt bekommen ich würde auf sehr hohem Niveau jammern :unamused_face:


    Ich bin mir dabei dann nie sicher: Soll ich stolz sein weil ich den Schatzi so hinbekommen habe, dass er für Außenstehende nett, gut erzogen, unauffällig und sozial wirkt? Oder soll mir eher Gedanken machen was sonst an Hunden draußen herum läuft?

    Ich glaube deine Ansprüche sind extrem hoch und es fällt dir schwer zu akzeptieren, dass nicht jeder Hund dein Idealbild verkörpern kann.

  • An sich ist genau das der Knackpunkt - zumindest für mich. Es ist nicht anstrengend für mich, dass Frodo sensibler ist als andere Hunde oder dass er mehr Hilfe braucht.

    Geht mir ja genauso. Ich musste schon abbrechen, weil ich nicht entspannt genug war. Oder setze auch den Maulkorb drauf, wenn ich das unsicherer Problem an der Leine bin und Betti eigentlich gut drauf ist. Aber das ist ok. Ich erlaube mir dieselben Unsicherheiten/Pausen wie dem Hund.

    In letzter Zeit waren wir beide herrlich stabil und nun definitiv nicht (Betti hat angefangen und ich muss mich noch umgewöhnen :pile_of_poo: ). Das macht uns nicht weniger zauberhaft.


    Aber ja, ich arbeite bewusst mit überschwenglichen Optimismus, weil das uns mega weitergeholfen hat. (Zusammen mit Meditation. Wenn ich auf dem Balkon meditiere, legt sich Betti sofort hin und pennt. Lese ich ein Buch usw. wird nur gestarrt und die Welt beurteilt bis was Gruseliges vorbeikommt.)


    Man darf als HalterIn auch mal tricky Phasen haben. Du machst das trotzdem toll!

  • hmmm...also eigentlich ist mein Ziel nur meinen Hunden ein für sie schönes Leben zu bieten. Denn seit Caya weiss ich, dass es in 16 Stunden vorbei sein kann.

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