Wesensschwäche - Reizoffenheit-unsozialisiert
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Man muss immer bedenken, das wesensstarke stressresistente Hunde eigentlich nicht "der Natur" entsprechen. Das ist das Produkt einer langen Selektionsgeschichte. Je näher der Hund am Wolf ist, desto stressanfälliger, scheuer, und ängstlicher ist er. Unsere Ansprüche an Hunden sind extrem hoch und wir stempeln sie schnell als unnormal und wesensschwach ab, wenn sie in unserer Welt nicht funktionieren. Aber eigentlich sind es die wesensstarken stressresistenten Hunde, die ungewöhnliches leisten.
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so hab och das nie gesehen
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hmmm...also eigentlich ist mein Ziel nur meinen Hunden ein für sie schönes Leben zu bieten. Denn seit Caya weiss ich, dass es in 16 Stunden vorbei sein kann.
Es kommt drauf an. Wenn man deine Beschreibung liest, werden Dinge als negativ (jedenfalls bei meinem Lesen) aufgeschrieben, die eigentlich nicht ungewöhnlich für manche Hunde sind.
Zb. Lässt sich von anderen Menschen nicht anfassen. Warum soll sich dein Hund von anderen Menschen anfassen lassen?
Ich würde auch nie die Idee kommen mit meiner Hündin eine BH zu laufen. Lucca läuft Agility Turniere, das klingt spektakulär mit seinen Eigenschaften. (auch wenn es für meine unsichere Hündin der falscheste Sport wäre wegen der Erregung)
Wenn dein Hund wie meine auf Wind, Papier, alles reagiert, dann ist das Laufen durch die Stadt mit Hilfe von einem Zweithund ein großes WOW. Respekt. Das müßte ein Hund mit solchen Grundlagen für mich gar nicht können.
Ich habe meine Bewertungsskala da angepasst. Meine Hündin muss nicht das können was andere Hunde können. Lucca muss schon ganz schön viel leisten was unhündisch ist. Training, Stadt,... Oder formulieren wir es um, Lucca schafft verdammt viel!
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Ich hörte letztens eine Verhaltensbiologin sagen, dass sie F1 Wolfshybriden für Qualzucht hält, weil deren Stressanfälligkeit so hoch ist, dass das Leben in unserem menschlichen Alltag die pure Qual für diese Hunde ist.
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Ich denke es kommt immer auf die Disierung an. Ich habs in der Beschreibung extra für das Thema hier aufgelistet, aber ich hadere damit jetzt nicht täglich.
Stadt gibt es hier extrem dosiert. In aller Regel ist der Alltag daheim und in Wald und Feld. Täglich Fussgängerzone würde ihm nicht gut tun.
Prüfung/Turnier muss ich mir 2022 mal anschauen. 2021 starte ich garnichts weil ich auf die ganzen Auflagen keinen Bock habe. Wir sind 2020 4x gestartet. Aber draussen und auf nem weitläufigen Platz. Nal schauen. Was ich gerne gemacht hätte wäre die BGH1 aber ich denke das packt er vom Wesen her nicht
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„Wesensschwach“ im Sinn einer problematischen Eigenschaft ist für mich ein Hund, der nicht weiß, was er will, dem Klarheit fehlt. Der in seiner Interessenlage unsicher ist, sich schnell von Reizen von Außen von seiner Position abbringen lässt und auch unter ähnlichen Bedingungen sehr schwankend in seinen Reaktionen ist. Was ein Stück Unberechenbarkeit mit sich bringt. Das ist für mich nicht deckungsgleich mit Angst oder Scheu, auch wenn sich das natürlich beeinflussen kann.
Lilly wird auch mit aufwändigstem Training nie mit dem Habitus „was kostet die Welt“ durch eine Einkaufsmeile spazieren wie Ronja (kleine Rampensau) es ganz ohne Training problemlos konnte und genossen hat. Nichtsdestotrotz weiß sie nicht weniger gut als Ronja, was sie möchte und was nicht. Sie ist nur nicht ganz so durchsetzungsfreudig.
Und mit ängstlichen oder meidigen Reaktionen zeigt sie ihre Bedürfnisse ebenso fein an wie mit Herumalberei, hoch erhobenem Kopf, Stolziergang oder eben auch ganz entspanntem Schlendern und Ruhen. Für mich sind diese Reaktionen ein Indikator für Situationen, an denen wir so weit wie möglich arbeiten, wenns gut läuft. Und die wir vermeiden, wenns nicht gut läuft. Wie gesagt, das Umfeld hier ist ideal dafür.
Aber ängstliche oder meidige Reaktionen sind für mich kein Indikator dafür, dass der Hund unglücklich ist. Vielleicht liegt hier ein wenig der Knackpunkt? Weder nerven mich diese Reaktionen noch verliere ich mich ihretwegen in Mitgefühl (üblicherweise, es sei denn, ich hab selbst einen miesen Tag), deshalb strengen sie mich auch nicht an. Sie gehören zum Hund, so wie sie aktuell nun einmal ist, dazu.
Training und Aufbau von Selbstbewusstsein: Auf jeden Fall. Aber den lieben Gott mal einen guten Mann sein lassen und es sich einfach machen, wenns die Gegebenheiten erlauben, gehören für mich zur Balance auch dazu. Wir fahren hier ganz gut damit und könen uns auch alle ganz gut damit entspannen.
Das ist für mich so das Wichtige: Angst, Aufregung und Nervosität dürfen gerne da sein, wenn sie auch wieder zu Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit finden kann. Wir hatten anfangs Zeiten, da war das nicht so. Das war schon stressig für alle. Aber das hat sich gut eingependelt.
Sicher müssen wir auch was dafür tun, dass sie zu Ruhe und Ausgeglichenheit finden kann. Aber das läuft hier quasi nebenher, ist kein anderer Planungsaufwand als die Rücksicht auf Ronjas Alter und ihre damit verbundenen Einschränkungen oder z. B. die Bedürfnisse, die mein Mann durch seine CED oder ich durch meine eigene „Reizoffenheit“ habe. Ist bekannt, wird automatisch mitbedacht und die gemeinsamen Aktivitäten werden darauf ausgerichtet.
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Max ist reizoffen, kann Reize schwer verarbeiten, ist auch schnell mal überfordert mit der Tendenz aggressiv nach vorne zu gehen, um seine in dem Moment schlechten Gefühle an Jemandem auszulassen.
Er sucht sich dann also einen Blitzableiter.
Früher immer so, dass er zugebissen hat. Mittlerweile sind diese Ausfälle viel seltener geworden und wenn sie passieren, deutlich gemäßigter.
Er schreckt im Schlaf schonmal auf und steht dann neben sich, ist nicht ganz "da", wirkt verwirrt und in die Ecke gedrängt, explodiert dann kurz sehr beeindruckend.
Anfangs ging es nichtmal, dass er auf der Couch schlief und jemand bewegte sich ganz normal - bäm!
Es ist auch sehr viel seltener geworden, aber er darf deshalb nur selten im Bett schlafen.
Ich weiß, dass seine Aufzucht nicht ideal war. Er war zusammen mit anderen Hunden wohl viel sich selbst überlassen.
Später beim nächsten Besitzer war kaum Zeit für ihn, er war den Großteil des Tages allein im Garten weggesperrt, und die Kinder dort haben ihn wohl recht getriezt.
Er kam mit 2 Jahren zu uns.
Es hat auch gedauert und viel Training und Vertrauensarbeit gebraucht, bis er da entspannter geworden ist.
Aber ich würde nicht soweit gehen, ihn alleine mit kleinen Kindern agieren zu lassen. Er bleibt dann bei mir an der Leine.
Wenn er meint entscheiden zu müssen, ist das im Zweifelsfall bei für ihn schwieriger Situation einfach oft nicht nett.
Er kennt mittlerweile einige andere Möglichkeiten mit Problemen umzugehen. Zu mir kommen (Blickkontakt, ggf auch Körperkontakt oder auf den Arm nehmen hilft ihm sehr), ausweichen, aushalten bzw ignorieren.
Das kann er, wenn er genug Nerven und Raum hat.
Davon abgesehen ist er ein großer Schmuser, ist sehr liebevoll und arbeitet äußerst gerne. Kann auch witzig sein und Herumblödeln. Er hat ganz sicher Spaß am Leben und macht fast alles mit (mittlerweile), wenn er genug Ruhe und Rückhalt bekommt.
Denke, wir sind weit gekommen, er hat sich gut entwickelt. Aber es gibt Grenzen für ihn, die wohl für immer bestehen bleiben.
So ist er eben, und auch wenn es nicht immer leicht ist, lieben wir ihn - nicht deswegen, aber damit.
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So ein Hütehund ist eben auch nicht für Stadtgänge und Hundeplatz konzipiert. Vielleicht ist die Rasse für Dich einfach nicht passend?
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Meine kleine Hündin dagegen hat vieles nicht kennengelernt, eventuell beim Züchter auch schlechte Erfahrungen gemacht. Bei mir auf jeden Fall noch nie. Sie war dort nur im ruhigen Haus, kannte keine Kinder etc.
So ist das hier auch. Nur, daß es ein umgebauter Stall war. Zudem ist die Mutter sehr unsicher, hat Angst vor der Dunkelheit, habe ich hinterher gehört, hat Angst vor Fremden das wußte ich, angeblich hatte es im ersten Wurf aber keiner der drei Welpen und es war nur "irgendwas vielleicht mal passiert", von Epigenetik hatte ich zuvor nicht so viel gehört. Bis zum Alter von 10 Monaten konnte sich meine Hündin nur in unserer Straße auf der immer gleichen Wiese lösen, bei Dunkelheit bis 6 Monate nur in der Wohnung. Noch heute geht sie im Dunklen nicht raus, mal ist es besser, mal schlimmer. Bei vielen Begegnungen mit Menschen schleckt sie sich über die Nase. Nervös oder aufgeregt ist sie nicht sichtbar, sie ist sehr ruhig im Wesen. Die Gene tragen bei ihr einen ebenso großen Teil wie die Aufzuchtbedingungen zu ihren Ängsten bei. Glücklich ist sie in der Natur und wenn sie etwas tun darf, was sie gut kann. Zuhause ist sie inzwischen entspannt, hat aber auch Ängste vor bestimmten Handlungen. Gegenstände haben ihr nie Unbehagen bereitet, es ist eher die latente Furcht vor Menschen. Draußen beobachtet sie immer noch vieles, zu früher ist es kein Vergleich mehr. Ihr Wesen empfinde ich aber nicht als schwach, sondern als sehr stark, weil sie sich allem stellt, für sich kämpft und lernen will.
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„Wesensschwach“ im Sinn einer problematischen Eigenschaft ist für mich ein Hund, der nicht weiß, was er will, dem Klarheit fehlt. Der in seiner Interessenlage unsicher ist, sich schnell von Reizen von Außen von seiner Position abbringen lässt und auch unter ähnlichen Bedingungen sehr schwankend in seinen Reaktionen ist. Was ein Stück Unberechenbarkeit mit sich bringt.
So sehe ich das auch. Gerade dieses Schwankende, Unberechenbare
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