Wesensschwäche - Reizoffenheit-unsozialisiert

  • @ Wurli

    Das beschreibt so ziemlich zu 99% meinen Caillou.

    Ziemlich früh schon Probleme mit Magen/Darm, Allergie/Atopische Dermatitis, Pododermatitis, mit 5 Jahren OP dorsale Laminektomie wegen Bandscheibenvorwölbung im Cauda Equina Bereich.

    Im Prinzip ist immer was. Vieles verdeckt er, aber wie du beschreibst ist er, je nach dem wie der Tag ist, mal ehr entspannt oder kurz vorm austickern. Mal kann ich mich auf einem Spaziergang mit Abstand mit anderen Menschen unterhalten, an schlechten Tag ist an sowas nicht mal im Ansatz zu denken. Es gibt Tage, da fährt außerplanmäßig ein Auto an unserer Gassistrecke vorbei und schon ist es gelaufen.

    Vieles im Verhalten hat sich weiter gesteigert (er ist mittlerweile 10), manches ist neu dazugekommen, wie eine extreme Geräuschempfindlichkeit bei (wahrscheinlich) Magenschmerzen.

    Allerdings ritualisiert er viel und schnell und hat am liebsten einen immer komplett gleichen Tagesablauf. Kleine Abweichungen können schon durchaus dazu führen, dass Herr Hund komplett durch den Wind ist.

    Irgendwie hat der Hund ein "lustiges" Päckchen geschnürt. Vom Charakter her, als Welpe, durchaus ein Hippler, recht reizoffen, nicht unbedingt Prinz Eisenherz und mit der Krankenakte.......irgendwie kommt da halt eines zum anderen.


    Für die meisten Menschen in meiner Umgebung bin ich allerdings einfach nur zu doof einen Hund zu erziehen. Damit kann ich mittlerweile gut leben.

  • Ich finde es auch einen Unterschied, ob man in der Stadt wohnt und das tgl. hat oder nur mal gucken geht. Mir gings eher um das tägliche Leben im Stadttrubel, was ich schon sehr stressig für Hunde finde

  • Für die meisten Menschen in meiner Umgebung bin ich allerdings einfach nur zu doof einen Hund zu erziehen. Damit kann ich mittlerweile gut leben.

    Kenn ich. Vor allem krieg ich diesen Spruch, nachdem die Leute sich aber auch selber irgendwie blöd verhalten haben. Wobei ich glaube, dass dus mit einem Schäfi da noch viel schwerer hast, dem Pudel wird aufgrund seiner Optik auch viel verziehen. Ein Schäfi wird gerne mal als "böse" angesehen. Ist natürlich Schwachsinn.

    Mal kann ich mich auf einem Spaziergang mit Abstand mit anderen Menschen unterhalten, an schlechten Tag ist an sowas nicht mal im Ansatz zu denken.

    Ja, das kenne ich. Gestern war das total schrecklich für ihn, heute hat er es gut weggesteckt und sogar hinter mir Schutz gesucht. Es ist ein stetiges auf und ab. Was mir aber auch zeigt, wie massiv diese Schmerzen sein müssen, wenn sie da sind... er wird ja schier wahnsinnig davon.


    hat am liebsten einen immer komplett gleichen Tagesablauf.

    Wir haben selten immer den gleichen Ablauf, prinzipiell macht meiner das gut mit. Futter gibts mal hier, mal dann, Gassi gibt's, wenn Bedarf angemeldet wird, ins Bett gehts mal hier mal da... aber ich muss auch dazu sagen, dass wir einen recht ruhigen "Lifestyle" pflegen. Dass bei uns mal Besuch kommt, ist schon außergewöhnlich, und wenn, dann immer dieselben Leute, die meist sehr ruhig sind.


    Vieles im Verhalten hat sich weiter gesteigert (er ist mittlerweile 10), manches ist neu dazugekommen, wie eine extreme Geräuschempfindlichkeit bei (wahrscheinlich) Magenschmerzen.

    Das tut mir extrem leid zu lesen. Ich hoffe sehr, dass mein Bub alles in allem Fortschritte machen wird, obwohl es ja oft genug neue Rückschritte gibt. Wie gesagt, ohne sein an und für sich wunderbares, harmloses Wesen hätten wir es mit ihm nochmal viel schwerer.

  • Caillou ist ja vom Wesen her auch ein total lieber. In der Familie einfach nur total unkompliziert.

    Aber halt wirklich mit vielem einfach nur komplett überfordert. Tierarzttermine sind ein Albtraum. Der arme Kerl steigert sich dermaßen rein, dass es ihm dann auch körperliche Probleme verursacht. Magenschmerzen durch den ganzen Stress, den er sich ja im Prinzip selber macht, und wenn dann der Magen so aua macht, kann Herr Hund dann auch mal gerne keinen Urin absetzten. Also, dass hatten wir auch schon, dass wir einen Termin beim Tierarzt hatten und am nächsten Tag wieder aufgeschlagen sind, weil er keinen Urin absetzten konnte. Gefunden wurde nie was, also keine Blasenentzündung, Blasenstein, Nierensteine, nada.

    Es ist schon wirklich extrem bei ihm - er wurde in der Tierklink Hofheim wegen der Cauda Geschichte operiert und die haben uns den direkt nach der OP wieder mit nach Hause gegeben. Normalerweise bleiben die nach so einer OP mindestens über Nacht, aber das wäre mit ihm nicht möglich gewesen. Farblich passen sich meine Haare nach den ganzen Aktionen langsam an den Hund an ......


    Und das ist halt auch eine Sache, die viele nicht verstehen (wollen). Ich kann einiges nicht mir ihm trainieren. Wie will ich entspannte Tierarztbesuche trainieren, wenn er da so körperlich drauf reagiert? Oder Hunde/Menschenbegegnungen an schlechten Tagen?

    Wir wohnen sehr ruhig und ländlich, wenig Besuch. Viel Routine und wenig Stress. Es hat bei mir gedauert, zu akzeptieren, dass er ist, wie er nun eben ist, bzw. wie sich die Dinge halt durch die ganzen Umstände entwickelt haben.

    Ich würde mir nur manchmal durchaus etwas Verständnis - gerade von anderen Hundehaltern - wünschen.

  • Ah, ja, das kenne ich... dieses absolut verkrampfte Laufbild auch, wenn er Schmerzen hat. Die Bauchschmerzen beeinträchtigen den gesamten Körper.


    Ich würde mir nur manchmal durchaus etwas Verständnis - gerade von anderen Hundehaltern - wünschen.

    Ich habe das große, große Glück, dass ich nach Einzug meines unproblematischen Zweithundes mit vielen HH hier ins Gespräch gekommen bin. So bekam ich die wunderbare Chance, zu erzählen, was es mit dem Pudel auf sich hat, und die Leute sind hier sehr verständnisvoll. Man unterstützt uns wirklich wunderbar und nimmt Rücksicht. Das macht vieles leichter. Leider haben wir hier dafür sehr viele Ausflügler, und das macht natürlich Stress.


    Wer allerdings meint, mich bezüglich meines Hundes belehren zu müssen, bekommt die Breitseite meiner schlechten Laune ab. Der letzte, der sich das getraut hat, hat hinterher einen gigantischen Bogen um uns gemacht.

  • Ich hab hier ja nu auch Hütehunde sitzen, bissl ursprünglicher als Border und Co.


    Thema Stadt: kommt echt auf den Hund an.

    Hazeli ist es tatsächlich wurscht, die ist tiefenentspannt. Sie braucht den Kontakt zu den ganzen Menschen nicht, will sie auch nicht, aber Stadt und Trubel findet sie völlig normal und die kann das auch öfter ab. Die findet aber auch Tierklinik und TA lustig.


    Erbse (kannte nix außer Mutter, Geschwister und Gartenhütte) findet soooo viele Menschen, die nix von ihr wollen und sooo viele kleine Menschen, mit denen man Freundschaft schließen könnte uuuund die Pommes auf den Boden und die vielen befiederten neuen Freunde (alias Tauben) tatsächlich toll. Natürlich ist das für sie aufregend und dauerhaft wäre das für sie to much.


    Der Nog ist gerade so nen Mittelding zwischen den Mädels. Der latscht inzwischen tatsächlich tiefenentspannt durch ne Fußgängerzone, lässt Passanten links liegen und ist echt cool. Aaaaber: mehr als 2x die Woche Jobbedingt durch so nen Trubel, verbraucht die Coolness, die er anderswo dann gut gebrauchen könnte. Da muss ich abwarten, wohin die Reise geht und ob er, wenn er noch nen bissl reifer ist, noch ne Schippe Coolness drauf legt.

    |)


    Dem Oppa ist es inzwischen völlig egal. Der steht wirklich über den Dingen. D.h. nicht, dass nicht mal kurz sein Stresspegel steigt, wenn er von nem anderen Hund angemault wird oder die Leuts "GutschigutschigutschijawasbistdudennfüreinFeiner" machen und er nicht seine Meinung sagen darf. Wenn er kann ignoriert er konsequent.


    Der verstorbene Beardie als kleine Schissbuxe fand Stadt und co nach einiger Zeit hier, Bombe. Der hat sich tatsächlich sehr über sowas gefreut und war einfach ne coole Socke, obwohl Beardie, obwohl er echt mit vielen Dingen so seine Probleme hatte (zb mit den Benzinrasenmähern aufm Land in der Nachbarschaft).


    Für mich sind Hunderassen, die auf Reizoffenheit gezüchtet wurden, nicht wesensschwach, nur, weil die eben mit nem Kinderreichenhaushalt mit permanent Halligalli oder mitten in der Stadt wohnend, ihre Schwierigkeiten haben.


    Dass ein Hund mal mit Situationen Stress hat, heißt für mich nicht automatisch wesensschwach oder schlecht sozialisiert. Für mich ist viel wichtiger, wie und ob der Hund lernt, mit diesem Stress umzugehen und sein System dahingehend anzupassen.

  • Hallo zusammen.

    Ich dachte mir es wäre mal interessant genauer über die Themen fehlende Sozialisation, Reizoffenheit, Wesensschwäche zu sprechen :winken:

    Spannendes Thema, danke dafür!

    Am einfachsten zu definieren finde ich die fehlende Sozialisation - das sind quasi historische Defizite, die der Hund erfahren hat in wichtigen Lebensabschnitten. Da geht es um Erfahrungen, das hat keine genetische Komponente.


    Und am schwammigsten finde ich "Reizoffenheit". Einfach, weil das in letzter Zeit zu so einer Modediagnose und Universalentschuldigung geworden ist, wenn ein Hund, besonders ein junger, mal nicht nach Plan funktioniert. Daher wird es fast ausschliesslich in negativer Konnotation gesehen. Da besteht IMHO Diskussionsbedarf. Hier treffen genetische und umweltbedingte Komponenten aufeinander und vermengen sich.


    Wesensschwäche würde ich nicht nur bei sehr unsteten Hunden sehen, sondern auch bei stetig rängstlichen, hypernervösen, sowie bei stetig übermässig aggressionsbereiten Hunden. Wesensschwäche bezieht sich eigentlich auf die genetische Komponente des Wesens, wobei es nicht möglich ist, die Erfahrungen immer komplett abzugrenzen.

  • Das ist aber nicht die Regel, nur weil deine Hunde das können.

    Das habe ich auch überhaupt nicht behauptet.


    Dafür bringen die andere Sachen nicht auf die Reihe.

    Auch da hab ich nix behauptet in der Richtung.


    Zu erwarten dass jeder Hund alles kann, finde ich überzogen, das ist bei uns Menschen ja auch so. Nicht jeder ist gesellig und mag ständig Trubel um sich. Da wird es doch auch akzeptiert.

    Und auch das hab ich nicht behauptet....

    Ich weiß ja nicht was du liest, aber offensichtlich nicht das was ich geschrieben habe. :ka:


    Ich drösel es aber gerne extra für dich nochmal auf:

    Meine Hunde, als Antwort auf das "findet wahrscheinlich kein Hund toll". Denn kein Hund stimmt halt nicht, es gibt Hunde die sowas toll finden. Unter anderem eben meine, aber halt nicht alle.


    Wo jetzt das herkommt das meine anderes nicht auf die Reihe kriegen weiß ich nicht. Schon garnicht irgendwas was hier Thema ist. Vielleicht magst du mich da erhellen, aber für meinen Lebensalltag können die Jungs alles was nötig ist.


    Und wo das mit dem das jeder Hund alles kann herkommt ist mir auch schleierhaft, hat doch keiner geschrieben.

    Falls du das darauf beziehst das ich Hütis in der Stadt kenne, ja, ich finde es sehr seltsam das hier geschrieben wird das Hütis sowas nicht können. Alle Hütis, komplett.

    Fällt doch genau in diese Kerbe "Alle Hütis können XY nicht" ist das gleiche wie "AlleHunde können alles".



    Und nein, auch Panik ist für mich nicht gleichbedeutend mit Wesensschwäche.

    Blinde Panik als Antwort auf einen Reiz wie "Das erste Auto das er je gesehen hat fährt langsam vorbei" oder ähnliches ist für mich Wesensschwäche.

    Vorsicht, Ängstlichkeit, sogar Angst, okay. Aber Panik? Nö.

  • Für mich sind Hunderassen, die auf Reizoffenheit gezüchtet wurden, nicht wesensschwach, nur, weil die eben mit nem Kinderreichenhaushalt mit permanent Halligalli oder mitten in der Stadt wohnend, ihre Schwierigkeiten haben.

    Danke! Reioffenheit und Wesensschwäche sind 2 verschiedene Dinge, aber durch die Modekrankheit "reizoffen" gebrauchen das Viele synonym.

    Dass ein Hund mal mit Situationen Stress hat, heißt für mich nicht automatisch wesensschwach oder schlecht sozialisiert. Für mich ist viel wichtiger, wie und ob der Hund lernt, mit diesem Stress umzugehen und sein System dahingehend anzupassen.

    Auch das ein sehr wichtiger Punkt! Stress gehört zum Leben, ist sogar gesund, wenn er richtig verarbeitet wird. Jeder Arbeitshund steht, wenn er arbeitet, unter Stress. Wesensschwach ist er nur, wenn er den grundsätzlich nicht händeln kann.

  • Ah, spielen wir wieder "Ich weiß besser wie dein Hund ist als du!"?

    Du bist hier reingepoltert und hast gleich mal den Satz losgelassen. Davor wurde sich auf die Beschreibungen der Besitzer bezogen.


    Und nur weil man Hüter in der Stadt kennt, heisst das nicht, dass die das generell gut wegstecken. Es ging ja hier vorrangig auch nicht um Hunde, die überall problemlos mitlaufen. Meine Jules konnte überall hin mit und war nach aussen ziemlich unauffällig, es war dennoch Stress für sie. In der Natur war die völlig problemlos, auch in fremden Gebieten. Für mich ist das nicht wesensschwach.


    Es ist auch immer wichtig zu schauen, ob der Hund generell Probleme hat, oder ob er auch einfach im falschen Umfeld festsitzt. Es gibt sicherlich viele Hunde mit wirklichen Schwierigkeiten, aber ganz viele scheitern meiner Meinung nach an den überzogenen Ansprüchen ihrer Besitzer.

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