Einschläfern wenn Körper nicht mehr will / Geist aber schon

  • Achje, fühl dich malgedrückt.

    Im Mai ist meine Stute mit 32 jahren gestorben. Ein biblisches Alter für ein Warmblut, aber nach 27 Jahren reißt das einfach ein Loch ins Leben.


    Ich habe gerade quasi das problem anders herum. Meine Hündin ist 17,5 jahre. Sie ist körperlich relativ gut drauf, da sie zweimal Anfälle vom Vestibularsyndrom hatte, ist sie ein bisschen schlecht vom Gleichgewicht und das wechselt so. Mal sehr deutlich, mal weniger. Aber an sich ist das kein riesen problem. Sie schafft auch noch große Gassirunden.

    Madame ist aber dement. Sehr dement. Also sie lebt in ihrer eigenen kleinen welt. Fässt man sie an, schnappt sie nach einem, weil sie es nicht versteht. Muss man sie baden, schnappt sie und das Herzchen donnert, weil sie so eine Angst hat. Da sie taub ist, hilft es auch nicht auf sie ein zu reden, streicheln zur Beruhigung klappt nur selten. Fressen ist auch eher mäßig, weil sie eine Niereninsuffizienz hat und ihr oft übel ist. Daher ist sie auch sehr dünn.

    Wenn ich mit den Jungs beruflich oft tagelang unterwegs bin, dann läuft sie stundenlang durchs Haus (mein Mann ist natürlich da) und sucht uns. Auch wenn wir da sind, hat sie so Tappelphasen, wo sie läuft und läuft und läuft.

    Nachts stelle ich ein Gitter ans Fussende unseres Bettes, sodass der Raum zwischen meiner Bettseite und der Wand zu ist, damit sie nicht tappeln kann. Da steht ihr bett und da sie nicht wirklich weit weg kann bleibt sie dort meist. Begrenzt man sie nicht, würde sie auch nachts tappeln, bzw das hat sie, bevor ich sie begrenzt habe.

    Tja und da fragt man sich auch wie viel sie vom Leben hat. Ich weiß es ganz ehrlich nicht. mein Alter hat mir damals deutlich gezeigt, dass er nicht mehr will. Wirklich dieser Blick eben. Und gefressen hat er auch nicht mehr. Aber ein dementer hund kann einem da ja keine Signale geben.

  • Im Zweifel bin ich immer für das Leben.

    Nein, das sehe ich absolut nicht so in diesem Fall!

    Nicht immer ist der Gedanke "um jeden Preis einfach noch irgendwie weiter leben" gut und sinnvoll für ein leidendes Tier.

    Es geht hier nicht um einen Hund, den man vielleicht mit gezielten Massnahmen wieder gesund pflegen könnte, sondern um einen vielfach kranken, hoch betagten Hund, der leidet und aufgrund seines Humpelns höchstwahrscheinlich hochgradige Krebs-Schmerzen hat.


    Hunde fressen und wedeln noch sehr, sehr lange, bis sie nicht mehr können... aber so lange würde ich persönlich bei meinem Hund nie warten, bis auch das letzte Wedeln und das letzte Fressen nicht mehr möglich ist.

    Da ermögliche ich einem Tier lieber die Gnade des "früheren" Todes durch Euthanasie, was ja leider bei Menschen nicht möglich ist.


    Aber diese Entscheidung kann niemand der TE abnehmen.

  • Aber und was ich eigentlich sagen will, ich habe 2 gute Freundinnen, die auch Hunde haben, eine davon meine TA und mit beiden ist abgesprochen dass wir es uns gegenseitig sagen, wenn ein Hund von uns nicht mehr kann oder will. Man selbst sieht es ja manchmal einfach nicht. Aber als freundinnen kann man sich sowas sagen. Vielleicht hast du auch so jemanden der deinen Hund gut kennt?

    Das finde ich sehr mutig und sehr weise. Mutig - weil das beschissene Gespräche sind; weise - weil anerkannt wird, dass oft selbst der klare Blick fehlt, wenn es ums eigene, geliebte Tier geht.


    Und ganz persönlich, @Lockenwolf die beiden Freundinnen? Halte sie dir warm (unabhängig vom Hundethema) - so ein Vertrauen muss man erstmal aufbauen. Wer einmal solche Instanzen gefunden hat, kann sich glücklich schätzen.

  • Das tut mir sehr leid, natürlich wo du bereits die Entscheidung gefasst hast und es unmittelbar darauf von Natur aus passiert ist, ist es sicherlich nicht viel weniger leicht. Zumindest musste sie nicht lange kämpfen oder leiden… das ist ein kleiner Wermutstropfen.


    Ich habe inzwischen eine Entscheidung getroffen, abgewogen was auf ihn noch (besseres) wartet und leider der Tatsache ins Auge geschaut dass ab jetzt nur mehr schlimmeres auf ihn zukommen wird.


    Trotz allem es fühlt sich für mein Herz nicht richtig an. Falsch aber auch nicht irgendwie. Das ist so seltsam.


    Also morgen kommt der Tierarzt zu uns nach Hause. Ich denke innerlich war es mir schon klar nur bekommt man nicht diese 100 % Bestätigung. Obwohl er sich heute wieder sehr sehr schwer getan hat beim gassi gehen.


    :crying_face: Morgen …

  • Hier sind manche immer viel zu schnell dabei, aus der Ferne zum Wegwerfen eines Lebens zu raten, weil man selbstherrlich beschließt, es sei nicht mehr lebenswert.


    Ich habe schon einmal eine Checkliste zum Them Lebenswillen/Lebensqualität gepostet:


  • Oh man auch schwierig deine Situation, aber solange es so klappt und das scheint es ja also würde ich das als „Zeichen“ sehen.


    Viel Kraft auf jeden Fall und alles Gute !

  • Das tut mir sehr leid.

    Für mein Herz fühlt es sich noch immer nicht richtig an, dass ich meine stute gehen gelassen habe Und dass sie tot sein soll.Etwas in mir kann es auch nach 2 Jahren immer noch nicht fassen.

    Aber... ich fühle sie immer in mir. Vor allem beim Yoga, wenn ich mich mit mir selbst verbinden, finde ich sie in mir drin und freue mich dann immer, dass sie da ist. Sie ist mir noch immer ganz nah und ich kann sie oft spüren.


    An dem Tag, als ich sie gehen ließ, war es trüb und regnerisch. Als es vorbei war, klartrn plötzlich die Wolken etwas auf und ein Sonnenstrahl kam heraus. Ich bin eigentlich nicht eso veranlagt, aber das hat sich bei mir eingebrannt.

    Sie bleiben bei uns.

  • @Larablue diese Entscheidungen können sich nie 100% richtig anfühlen. Dazu lieben wir unsere Hunde zu sehr und wie sind eben egoistische Wesen und würden sie gerne für immer behalten.


    Viel viel Kraft für heute!

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