Welpe aus dem Auslandstierschutz

  • Hallo liebe TE, ich bin selbst Ersthundehalterin und total im Lernprozess, daher will und kann ich Zeit gar nicht viele Tipps geben. Aber: Ich will dir sagen, dass mir deine Zeilen ziemlich Bauchweh bereiten.

    Ich finde, du wirkst recht blauäugig und als wüsstest du noch nicht, was mit einem ausgemachten Jagdhund auf dich zukommt.


    Wir haben einen Flat Coated Retriever, ein agiler Arbeitshund, der aber durch seinen großen Will-to-please aber wahrscheinlich sehr leichtführig ist. Und trotzdem stellt er uns aktuell täglich auf die Probe. Er ist jetzt 9 Monate alt. Alle Regeln werden hinterfragt, plötzlich kann man hüpfen oder in Kleider beißen wenn man etwas will. Leine beißen ist auch richtig super, Blätter im Wind jagen auch. Und mir ist klar, dass das absolut harmloses pubertierendes Getue ist. Und ich weiß, da kommt noch mehr.

    Wir wohnen in einem Haus mit Garten in einem Dorf. Wir können jeden Tag in den Wald, Willi liebt seinen Dummy und Nasenarbeit. Er kann gut entspannen, ist aber auch sofort angeknipst. In der Stadt wäre es sicherlich nochmal schwerer…


    Naja lange Rede kurzer Sinn: Selbst mit einem gut sozialisierten Hund von Züchter mit viel Kooperationsbereitschaft ist es echt harte Arbeit. Ich würde mir gut überlegen, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast…ich könnte das nicht leisten.


    Was machst du eigentlich beruflich? Habe ich das überlesen? Kannst du den Hund mitnehmen ind gibt es einen Plan B, wenn er das nicht schafft?


    Alles Gute trotzdem :relieved_face:

  • Ich habe ihr mitgeteilt was für einen Hund ich habe und sie klang sehr begeistert auch als erst Hunde Halter mir einen etwas anspruchsvolleren Hund ins Haus zu holen.

    Das hat nichts mit anspruchsvoll, sondern mit unpassend zu tun.


    auch mit viel Erfahrung und Können passt der Hund sehr wahrscheinlich nicht zu deinen Vorstellungen. Auch ein erfahrener Hundehalter kann sich nicht alles hinbiegen.


    Der Unterschied ist, dass man mit etwas Erfahrung diesen Fehler bei der Anschaffung nicht (mehr) so schnell macht, weil man weiß, was auf einen zukommt.


    Aber wenn die Trainerin begeistert ist - ist auf jeden Fall gut, wenn du von Anfang an betreut wirst.

  • Leider mal wieder ein klassischer Fall von "gut gemeint, ist nicht gut gemacht"


    Weder seitens der Orga, die zu unerfahrenen Katzenhaltern diese Rasse vermittelt, noch seitens der zukünftigen Halterin, die einen "Hound rettet"


    Neee, der ist nicht gerettet, der tappt vom Regen in die Traufe, weil er in a) unerwünscht war und in b) unpassend wie ein Kropf ist.


    Der worst-case ist mitnichten eine demolierte Wohnung nach einer Hetzjagd - wobei; möchtest du mit einem Löwen zusammenleben?!


    Der worst-case ist, dass dein Hound deine Katzen tötet und du heimkommst, die Wohnung ein Schlachthaus mit den Überresten deiner Katzen und dein "Hound" hat noch einen Teil im einäugigen Gesicht hängen.



    Übertrieben - nein - hatten wir unlängst im Forum - beseelte Retterin und triebiger Hund, neee es brauchte keinen exotischen "Hound", es brauchte nur unerfahrene Halter, die die Signale weder lesen können, noch wollten und die Katze(n).



    Ja, früher, vor meinem Ersthund, überschätzte ich mich so gnadenlos wie du und musste dann sehr schnell merken, wie wenig ich wusste oder gar konnte.


    Deine Wahl ist eine Katastrophe. Warum muss es dieser??? Hund sein?


    Du kennst weder die Rasse oder gar die Realität, mit deren Bedürfnissen zu leben. Das Individuum kennst du gar nicht - an dem kann es nicht liegen.



    Warum ausgerechnet dieser Hund auf Biegen und Brechen? Würde ich wirklich gerne verstehen!

  • Hm.


    Ich hab mich so querbeet durchgelesen.


    Ein Hund mit Herausforderungen, wie deine künftige das so schön Trainerin gesagt hat, ist ein echter Brocken. Ein Arbeitshund tickt und funktioniert anders, daher wären erfahrene HH in deiner Umgebung, die dir helfen das ganze in die richtigen Bahnen zu lenken, enorm wichtig. Bei solchen Hunden muss man Gewohnheiten ablegen, sich verändern, neue Charakterzüge annehmen und vor allem eins: Schnell über sich hinauswachsen und reflektiert mit Unterstützung an die Sache rangehen. Sonst geht das schnell schief. Weil man muss erstmal lernen wie man die Dinge / das Training solchen Hunden überhaupt vermitteln kann. Die treffen dann halt auch gerne mal selber Entscheidungen die für die Umwelt nicht so erfreulich sind. Und das sind Biester. Richtige Biester. Bei sanften Korrekturen lachen sie dich aus, bei zu harter stellen sie komplett ab und machen ihr Ding.


    Ein Arbeitshund möchte halt einfach arbeiten. Ein Arbeitshund neigt aber auch dazu jeden visuellen Reiz aufzunehmen und auf alles zu reagieren. Busfahrten können für so einen Hund so stressig sein, dass er dir - kurz nachdem ihr ausgestiegen seid - auf die Strasse flüssigen Brei kackt. Oder er ist so dermassen drüber das er dich nach der Busfahrt nur noch wie ein Reifen hinter sich herzieht und nicht weiss wohin mit sich. Wenn dann noch per Zufall ein Fahrradfahrer kommt und der Hund ausschlägt, bleibt nur zu hoffen das nichts passiert.


    Leider funktionieren die Vorstellungen oft nicht mit der eintretenden Realität. Ist halt so. Dann kommt's ganz anders als erwartet und die zahlreichen Informationen die man gelesen hat, sind plötzlich unnütz. Die Vorstellung vom tollen Bürohund auf einmal zerstört. Denn die Theorie ist immer anders als die Praxis. Ein Arbeitshund ist - wenn man nicht gerade die totale Schlaftablette erwischt hat - einfach anders. Sie reagieren schneller, ernsthafter, ohne zu zögern und fallen gerne mal in ihren Trieb. Mit so was muss man umgehen können.


    Mach dir Gedanken, welche Beschäftigung du diesem Hund bieten kannst. Wie es mit den Katzen aussieht, ob die sich überhaupt an den Hund gewöhnen werden. Mach dich auf einen ernsthaften Brocken Arbeit gefasst, Tränen, Frust und Wut und das die Vorstellungen vom perfekten Begleiter schnell von der Realität zerschmettert werden. Ein Hund ist und bleibt ein Tier das in allererster Linie auf sich selbst schaut. Versuch es rationaler zu sehen, du wirkst auf mich noch etwas mehr emotional. Emotionen sind schön, können uns aber auch manipulieren. Überlege rational.


    Und falls es doch der Hund wird: Sichere deine Katzen genügend, damit sie nicht mit der Entscheidung eines Jagdhundes büssen müssen. Umgekehrt genau so. Katzen sind für Hunde Beute.


    Ich muss aber ehrlich sagen: Mit den Vorstellungen die du hast, wärst du mit einem anderen Hund der viel gemütlicher und toleranter unterwegs ist, viel besser bedient. Dein Leben wäre zumindest einfacher und der Einstieg in die Hundehaltung entspannter. Versau dir nicht den Spass an der Hundehaltung indem du dir einen Hund zulegst der - wenn du ganz rational überlegst - nicht zu dir passt.

  • Also findet mich jetzt gerne blöd, aber das artet hier schon wieder in Rumgehacke aus.

    Viele hier haben Hunde aus dem Auslands TS, ich auch, sogar einen Direktimport plus Jagdtrieb. Und hier gab es Zweifel, Tränen, Schwirren im Kopf, ob ich das hinkriege. Und ich war sicher auch sehr naiv. Aber wäre ich das nicht gewesen, säße dieses tolle Hundemädchen, mit all ihren Macken heute nicht hier und ich würde nicht langsam anfangen können, mich zu entspannen und zu denken: och jaaaaaa, das wird schon! Und das trotz meiner Vermutung, dass sie vllcht nie ohne Leine frei laufen wird!! Und trotz einiger Naivität, die ja immer da ist, denn man weiss ja nie wie sich ein Hund entwickelt, ist man ja nicht gleich grenzdebil. Die TE hat sich sicher ihre Gedanken gemacht. Und Tierarztkosten hat sie bestimmt auch bei einem Tierheimhund aus Deutschland, sie da zu fragen ob sie sich das leisten kann, ich finde das geht doch uns nix an!


    Vllcht wird der Hund jagen wie ein Irrer, vielleicht ist es aber auch händelbar.

    Aber auch bei soviel Ahnung, die jeder von Euch hat und sicher auch berechtigte Zweifel vestehen, ihr lasst ja nicht ein winziges gutes Unterwollenhaar an der ganzen Sache!!


    Sorry, das musste raus!!

  • Das liegt daran, dass die Leute hier leider schon viel zu oft erlebt haben, dass man sich irgendeinen Spezialisten holt (nicht mal unbedingt aus dem Ausland) und der betreffende Halter dann eben genau den Spezialisten erwischt - und nicht den netten Familienhund, den man eigentlich wollte.

    Da sind dann Mensch und Hund absolut unglücklich, weil der Hund nicht wie gewünscht funktioniert - Hund leidet dann unter der Situation.


    Ich war selbst mal in der Situation, und das nicht mal mit einem Auslandshund. Ich hab mir im Sommer 2019 eine junge Schäferhündin gekauft, die quasi nichts kannte, nicht mal die Grunderziehung und einfach gar nicht in mein damaliges Leben gepasst hat. Nach zweieinhalb Monaten Frust und blankliegenden Nerven auf beiden Seiten kam es schlussendlich zur Abgabe, weil es einfach nicht gepasst hat. Und ich dachte mir vorher auch "Ach pff, das kriegst du schon geschaukelt, kann man alles erziehen ..." - jo, kann man, WENN man die entsprechenden Kenntnisse hat.


    Die TE hat selbst gesagt, sie wünscht sich einen Hund, den sie überall hin mitnehmen kann, der dabei auch ruhig bleibt. Die Krux dabei ist: mit vielen Hunden aus dem Auslands-TS ist das kaum möglich. Vielleicht nach intensivem Training, ja.


    Dass sie TA-Kosten auch bei einem Hund aus dem deutschen TS hat: logisch. Aber da man den Hund oft auf einer Pflegestelle oder im Tierheim kennen lernen kann, kann man auch die betreuenden Personen fragen, ob Krankheiten bekannt sind. Seriöse Vereine sagen das oft schon im Vorfeld, gerade wenns chronische Krankheiten sind.

    Und vor allem kann man sich selbst ein Bild davon machen, ob der ausgesuchte Hund der Beschreibung entspricht und damit ins eigene Leben passt.


    Hier haben fachkundige Personen geschrieben, die Erfahrungen mit genau dieser Art Hund haben. Die wissen, was sie tun und was sie bei solch einem Hund idR zu erwarten haben. Und deren Erfahrung zeigt mitunter eben oft: Anfänger wissen gar nicht, was sie sich mit z. B. einer Bracke ins Haus holen. Und wie meine eigenen Erfahrungen auch zeigen: gerade als hundeunerfahrene Person überschätzt man die eigenen Fähigkeiten maßlos.


    Das Feedback hier wäre sicher anders ausgefallen, wenn die TE sich von Anfang an auch bei unabhängigen Quellen über diesen Typus Hund informiert hätte und die Ausgangssituation auch realistischer betrachten würde.


    Niemand behauptet, dass die TE sich nicht an den Typus Hund anpassen kann. Ich hab mich ja auch an meinen Terrorkrümel anpassen können. Die Frage ist: WILL die TE das wirklich? WILL die TE riskieren, dass der junge Hund die Katzen zerlegt, weil man nicht von Tag 1 an genug gemanaged hat? Weil man sich nicht gut genug mit der Körpersprache des Hundes etc auseinander gesetzt hat? Weil der Jagdgebrauchshund eben ein solcher ist und man die (Epi)Genetik nicht wegtrainieren und weglieben kann?


    Am Anfang sagt sich das "Jo, damit kann und will ich leben" so leicht. Bis man es dann selbst in der Realität erlebt und merkt "Kacke, das lässt sich ja gar nicht so einfach lösen. Shit, das schränkt mich in meinem bisherigen Leben gewaltig ein.".

  • Mich irritieren die Vorderbeine des Hundes :denker: Die erinnern mich total an einige der Shih-Tzus die ich von früher kannte. Führte dann im späteren Erwachsenenalter zu übler Athrose.

  • ich kann total verstehen, dass man sich in ein Foto und eine Beschreibung verliebt.

    Ging mir auch so mit Kira.

    Natürlich hatte ich die Rassebeschreibung Zwergpinscher gelesen.

    Mhm, verstanden habe ich sie nicht wirklich aus heutiger Sicht. Und hab ein Tier erwischt, dass sehr genau die Rassebeschreibung verinnerlicht hat 😂.


    Kira ist gut erzogen und wir haben viel trainiert.

    Sie geht zB problemlos mit ins Restaurant, Cafe, auch mal zum Shopping, zum See, zum Wandern, mit Ausreiten etc.


    Trotzdem würde ich das wirklich nie wieder machen!

    Die ersten 1,5 Jahre waren gelinde gesagt sehr anstrengend.

    Bellen bei jedem!! Geräusch, bei Freunden mit Maulkorb gesichert weil sie das Kind beißen wollte( gab nie direkten Kontakt).

    Das Pferd wollte sie anfangs schreddern.

    Mein Ex konnte nachts nicht aufstehen ohne vom Hund gestellt zu werden.

    Alleine bleiben ( auch mit anderen Leuten außer mir) ging keine 5 Sekunden.

    Große Hunde hat sie angepöbelt und Scheinattacken gemacht.

    Stubenreinheit hat Monate gedauert.

    Spucken im Auto und in der Wohnung war mehrmals die Woche etc.


    Und dabei ist sie "nur" ein Zwergpinschermix, der das Leben im Haushalt schon kannte.

    Und trotz allem ist sie sehr kooperativ und versucht, mir alles Recht zu machen.


    Auch heute noch muss ich gewisse Baustellen managen.


    Ich will dir den Hund nocht madig machen.

    Aber ich habe unterschätzt, wie es laufen kann.

    Deshalb wird es für mich in Zukunft nur noch Hunde vom Züchter geben.

    Oder Hunde, die schon ein bisschen auf einer Pflegestelle in Deutschland sind und die besser eingeschätzt werden können.

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