Insektenprotein: Modeerscheinung oder sinnvoll?

  • IngoK

    Von wieviel t Produktion sprechen wir? Wenn Insekten in der menschlichen und Tierernährung eine zunehmend bedeutendere Rolle spielen sollen, werden gigantische Individuenzahlen gehalten werden müssen. Die Herstellung von 1000 kg Larvenmehl der Schwarzen Soldatenfliege erfordert demnach 11 Mio Individuen.

    Natürlich muss das noch weiter skaliert werden. Aber - offenbar- weitgehend unbekannt von der Öffentlichkeit existieren weltweit durchaus schon beachtenswerte Großbetriebe, die auch rentabel laufen. selbst im kleinen Deutschland züchtet zB Bugs4U schon auf ca 10 000 Quadratmetern.
    Aktuelle Kg Zahlen zur Produktion von denen habe ich nicht, aber pro TAG! schlüpfen hier 2 Millionen Heimchen, rund 1,2 Millionen andere Grillen, 80 0000 Heuschrecken etc pp...pro Woche werden etwa 8 Tonnen Futtermittel verbraucht.
    Ganz klein ist das also nicht. Und das in der Insektenbedarfsprovinz.
    Einige Detailinfos zu diesem einen Zuchtbetrieb vor unserer Haustür findet man hier:
    https://www.bugs-international…se/Bugs-International.pdf
    In den USA und Kanada gibt es noch wesentlich größere Zuchtbetriebe. Zophobas und Mehlwürmer werden seit vielen Jahren von vielen Betrieben im Tonnen Maßstab produziert.
    Von Grillenzüchtereien in Südostasien weiss ich, dass schon Familienbetriebe etwa 700kg Grillen pro Monat produzieren. Große Farmen produzieren ein vielfaches davon.

    Aber das ist immer noch wenig?

    Nun, in Kanada hat vor reinem dreivierte Jahr eine moderne Grillenfarm eröffnet, die jährlich 9000 (Neuntausend) TONNEN Grillen produzieren will.

    Aspire Food Group completes production of manufacturing facility - Canadian Manufacturing
    Aspire’s new plant will reportedly produce 9000 metric tons of crickets every year for human and pet consumption.
    www.canadianmanufacturing.com

    Beta Hatch im US Bundesstaat Washington produziert schon heute jeden Tag eine Tonne Insektenprotein (nicht Insekten wohlgemerkt, sondern daraus aufgereiniges Protein. In Insekten gerechnet sind das über 2 Tonnen )...und das auf einer Fläche von nur rund 5000 Quadratmetern!

    Das sind nur einige wenige Beispiel, die aber denke ich zeigen, dass man die nachhaltige und kontinuierliche Massenproduktion durchaus schon gut im Griff hat. Skalierung beim Nutzen für unsere Ernährung ist daher weniger im Einzelbetriebsmaßstab nötig, sondern mehr in der Zahl der Betriebe.

    In diesem Zusammenhang auch interessant:
    https://www.insectgourmet.com/…growing-bugs-for-protein/

    Pro Fläche kann man mit Insekten im übrigen rund 5000 (fünftausend) mal soviel Protein produzieren, wie mit Soja Anbau.

  • @ErsterHund2022

    Wie gesagt ich hab nichts gegen Insektenfutter. Ich sehe es nur noch nicht als die Offenbarung des Jahrhunderts

    Für mich ist es ehrlich gesagt genau das, denn es hat tatsächlich das Potential, den größten Teil der weltweiten Ernährungspropleme zu lösen. Dabei würde es uns erlauben, uns weiterhin ernährungsphysiologisch gesehen artgerecht zu ernähren und parallel enormes Wirbeltierleid reduzieren.

    Schade, dass Insekten so ein großes Akzeptanzproblem haben. Vor allem das steht dem Erfolg im Weg.

    Und das, obwohl Hummer, Languste und Shrimps allgemein als lecker gelten, obwohl sie noch ein paar Bein- und Fühlerpaare mehr haben.


    Viele Grüße


    Ingo

  • Nur, falls es wen interessiert. Ich habe mal grob überschlagen. Ich selber verbrauche derzeit im Jahr so ca 20kg an Insekten als Tierfutter, wobei ich knapp ein viertel der Masse selber züchte.
    Zum Hochrechnen: In Deutschland gibt es rund 400 000 Terrarianer. Ausserdem verfüttern viele Aquarianer und Vogelhalter ebenfalls noch signifikante Mengen an Insekten und Angler sind weitere Endverbraucher.

    Persönlich verzehre ich bisher nur kleinere Mengen an Insekten und das auch eher im Urlaub.
    Aber dann gerne...Termitenschwarmzeit erfreut mich jedes Mal, wenn ich sie erlebe. Ermöglicht viele Tierbeobachtungen (jedem nicht rein pflanzenfressenden Tier schmecken Termiten) und leckere Snacks, die man sich nur aus der Luft oder vom Boden pflücken muss.
    Und frittierte oder gebratene Mopanewürmer sind einfach nur lecker.

  • Ich denke, als Teil der Ernährung hat das durchaus Zukunft und die Akzeptanz wird wachsen.

    In der Hinsicht reicht die Betrachtung der vegetarischen und veganen Ernährung. Noch vor ein paar Jahren und erst recht, als ich damit anfing vor fast 30 Jahren: Aufschrei, Kopfschütteln, Unverständnis, Abwehr.


    Jetzt werfen wir mal einen Blick in Supermärkte und auf den Veganuary - vollkommen anderes Bild. Eine ähnliche Entwicklung könnte ich mir bei Insekten vorstellen.

  • Es wird wieder weniger, aber als es richtig los ging, hatte nahezu jede Futtermarke exotische Sorten für den ich sag mal normalen Hund... Ich kenn ganz viele Leute, die damals begeistert sich durch die Exoten Ecke probiert haben.

    Da war dann nix mehr mit Strauß und Pferd. Das war dann halt schon gefüttert. Ebenso wie Wachtel, Fasan, Ziege, Büffel etc.


    Das sieht unsere Tierärztin auch so Queeny87


    Wir hatten sie auf Insektenfutter angesprochen - rein aus Interesse, nicht weil wir es füttern wollen. Und ihre Aussage war, dass sie es echt gut findet - aber nur für Allergiker. Sie sagt, dass es eine gute Ausweichmöglichkeit wäre, weil mittlerweile sehr viele Fleischsorten in Futter, Knabberzeug, Leckerlies usw. für Hunde drin ist.

  • Bald soll ja Insektenmehl auch in unser Essen gemischt werden, habe ich gehört. :headbash:


    Aber hey, wir könnten doch auch Kuh- oder Pferdemist essen? Da sind bestimmt auch viele Nährstoffe drin. Ich weiß gar nicht, warum noch niemand auf diese glorreiche Idee gekommen ist.







    :ironie2:

  • Ach komm Fenjali, das ist doch polemischer, oberflächlicher Blödsinn!

  • Es gibt haufenweise Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken Zunge essen, Leber, Darm... Nur um das mal zu verdeutlichen:


    Zunge: Damit lecken die Tiere so ziemlich alles ab, einschließlich der Popöchen vom Nachwuchs.

    Leber: Da wandert jedwedes Gift durch.

    Darm: Das ist da, wo aus Nahrungsbrei Kot wird.


    Juckt das jemanden? Nö. Weil wir es kennen und als normal empfinden.


    Leder tragen: Da läuft man in der Haut von jemandem rum! Interessiert das? Nicht wirklich.

    Weil wir es kennen.


    Bei vielen Lebensmitteln war es auch bisher vollkommen normal, dass da Insektenteile enthalten sind. Schokolade, Mehl und Co. Sagt da jemand iiiiiiiieeeeh!!! ? Nö. Es merkt niemand.


    Schimmelkäse - ey, da isst man Schimmel! Lecker!


    Das ist schlicht und einfach eine Frage der Gewöhnung. Mehr nicht.

  • In unserer Kultur isst man nunmal keine Insekten. Ebenso wie man nicht beim Essen rülpst, nicht die Füße auf den Tisch legt, nicht als Mensch auf die Straße pinkelt, nicht mit mehreren Partnern gleichzeitig verheiratet ist, usw.


    Ich weiß ja nicht, wie du leben willst, aber ich jedenfalls will mich nicht an so etwas gewöhnen. Und ich glaube, ein großer Teil, wenn nicht die Mehrheit der Bevölkerung, will das ebenfalls nicht. Ich halte es für ein Zeichen von kulturellem/gesellschaftlichem Zerfall/Verwahrlosung, dass so etwas überhaupt erwogen wird.


    Mehr will ich zu dem Thema nicht sagen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!