Imponierverhalten - Was ist das? Wie geht man damit um?

  • Ich grüble gerade über die Begrifflichkeiten.

    Ich verstehe jetzt fast alle Posts so, dass es einen Gegensatz gibt zwischen Imponierverhalten und Drohen, dass Drohen über Imponieren "hinausgeht" und Imponieren in Drohen "kippen" kann.


    Das ist nach der mir bekannten Definition von Imponierverhalten falsch. Imponierverhalten fasst Balzverhalten und Drohverhalten zusammen, Imponieren ist eine Art Oberbegriff. Drohen ist ein Einschüchterungsversuch des Gegenübers zum Zweck der Kampfvermeidung.

    Das ist was Gutes, WENN das Gegenüber sich einschüchtern lässt.

    Das führt zum Kampf, wenn das Gegenüber sich nicht einschüchtern lässt.


    Wenn das Imponieren/Drohen vom Golden Retriever in dem Video genauso "stark" gewesen wäre wie von dem Schäferhund, hätte es zum Kampf kommen müssen.

  • Das Verhalten in dem Video geht mMn über Imponieren hinaus. Das ist für mich deutliches Drohen "Wenn du jetzt zuckst, gibt's auf die Fresse".

    Würde ich niemals durchgehen lassen bei meinem Rüden, weder aktiv noch passiv. Der widerum lässt sich das auch nicht gefallen. Bei ihm hätte es in der Situation wahrscheinlich geknallt. Ich hätte ihn aber vorher versucht, rauszuholen, wäre einfach fröhlich klatschend und rufend weitergelaufen, so dass er nachkommen kann, ohne sein Gesicht zu verlieren und gehofft, dass das gutgeht.

    Ja, so hab ich es auch schon gemacht, wenn ich merkte es droht zu kippen. Eigentlich konnte ich da nämlich schon mitzählen...."21, 22, 23....Knallpengbrüll!!!"


    Sowas geht eigentlich nur gut, wenn der andere sich schlicht nicht traut, irgendwelche Widerworte zu geben.


    Bubi ist schon einer, der versucht mit Körpersprache viel Eindruck zu schinden. Ich habe aber das Gefühl, dass viele Hunde das auch gerne übersehen oder nicht ernst nehmen. Keine Ahnung ob Hunde da auch ein Gefühl für Körpergröße haben, also ob er eher wirkt wie ein lächerlicher Napeoleon, obwohl er sich fühlt wie King Kong. :grinning_squinting_face:


    Und definitiv wird gegockelt, gescharrt und nach Begegnungen demonstrativ irgendwo markiert. Aber insgeheim hofft er, dass das reicht. Die direkte Konfrontation will er dann doch nicht.

  • Verstehe ich das richtig, dass Imponieren bei Rüden viel verbreiteter ist als bei Hündinnen?

    Und auch von Rüde zu Rüde? (Also wenn ich eine Hündin treffe dann schon weniger Imponieren)

    Oder kommt es doch mehr auf das Verhalten des anderen Hundes an?

  • Aber dass das keine freundliche Annäherung ist, ist oberdeutlich.

    unfreundlich unter Rüden sieht mMn anders aus.


    Ich sehe da einen Konflikt zwischen zwei Rüden.

    An was machst du das fest?


    Konflikt wäre, wenn sich einer der Beiden seiner Stellung nicht bewusst wäre. Der Goldie ist souverän und möchte einen Kampf vermeiden. Er fügt sich nach Schäfis Bedingungen, denn Schäfi hat hier das Sagen. Das ist beiden klar deswegen kommt es eben zu keinem Konflikt.


    Konkurrenz ja, Konflikt nein.


    Eigentlich wurde das (relativ) harmonisch aufgelöst.


    Sofern es unter Konkurrierenden Rüden überhaupt “harmonisch” sein kann.


    Aber das ist nur meine Interpretation. :)

  • Aktives Drohen (Knurren, offensiv aggressive oder ängstlich aggressive Mimik, In-die-Luft-Schnappen etc.) ist mehr als Imponieren.


    Zum Imponieren gehört lediglich wenig zielgerichtetes, passives Drohen.


    Stell dir einen menschlichen Jugendlichen vor, der abends auf dem Busbahnhof auf dich zugeht und dir sagt: „Verpiss dich sonst gibt es Fresse“ und dabei die Fäuste ballt. Das ist aktives Drohen.


    Jetzt wieder die gleiche Situation, Abend, Busbahnhof, Jugendlicher steht aber nur rum, lacht lauthals mit seinen Kumpels, tritt gegen einen Mülleimer und wirft dir zwar mal einen Blick zu, aber ohne dich zu fixieren. Vielleicht geht er auch mal in deine Richtung, aber dann auch wieder weg. Das wäre eher Imponieren.


    Geschlecht des Jugendlichen übrigens in diesem Fall egal. Nur vorsichtshalber erwähnt. Kann auch ein Mädel sein.

  • Hier wird das ebenfalls gezeigt, wenn ich es denn zulasse. Aber wenn man den gesamten Ablauf ansieht, wirkt es wiederum anders. Die Ursache ist hier Unsicherheit und das Verhalten greift in hohem Stresslevel.


    Zuerst kommt das Fixieren auf großem Abstand - davor greife ich idr schon ein, spätestens hier nehme ich ihm die Arbeit ab.

    Wenn der Abstand kleiner wird, irgendwann zu klein, weil er nicht fliehen kann, wird er laut und deutlich.

    Laufe ich jetzt mit ihm NEBEN dem anderen Hund und er merkt, dass da nichts passiert, verliert er nach wenigen Metern das Interesse und macht sein Ding.

    Vor dem anderen Hund oder dahinter hilft aber nicht, da kann er nicht entspannen, weil er den anderen nicht einschätzen kann.

    Kommt es dennoch zu einer Begegnung zeigt er genau dieses Verhalten - und danach entscheidet sich, wie es weiter geht.

    Trifft er auf einen Hund, der deeskaliert, nimmt er das an, dreht sich weg, geht. Macht sein Ding.

    Trifft er auf einen Hund, der aktiv nach vorne geht, laut wird, ihn anpflaumt, weicht er aus, deeskaliert von sich aus, nimmt das hin, geht weg, macht sein Ding. Hier besonders spannend - er wehrt sich nicht.

    Schwieriger ist das, was in diesem Video passiert - also wenn beide lange stocksteif voreinander stehen, damit kann er nicht um. Dann reicht ein falsches Blinzeln oder Atmen und es knallt. Aber auch hier - viel laute Show, er hat kein Interesse an ernsthafter Beschädigung.


    Kurz gesagt verhindere ich diese Art der Kommunikation, weil sie nicht zielführend oder hilfreich ist und nur Frust erzeugt.

  • Ich hab heute einen Germanisten verschluckt, seht es mir nach:


    Wenn man in Konkurrenz zueinander steht, hat man zwangsläufig einen oder mehrere Konflikte, sonst gibt es auch keine Konkurrenz.


    Die beiden Hunde in dem Video haben sehr offensichtlich irgendwelche gegenläufigen Interessen, deswegen haben sie per Definition einen Konflikt.

    Was diese Interessen sind, kann man nicht sehen. Es könnte um den kleinen Hund gehen, den der Schäferhund als Ressource verteidigen möchte, dem sich der Golden trotzdem nähern will. Es könnte um Territorium gehen, wobei der Golden auf einem Fleckchen Erde steht, auf dem er nach Schäferhund-Auffassung nichts zu suchen hat. Es könnte langgepflegte Feinschaft sein, wobei die Existenz des einen in der Nähe des anderen nicht gewünscht wird.


    Um den Konflikt zu lösen, haben die Hunde mehrere Möglichkeiten, unter anderem Kampf.

    Beide wollen eigentlich nicht kämpfen, deswegen drohen (=imponieren) beide. Dabei checken sie sich gegenseitig ab. Weil der Golden nachgibt, löst sich der Konflikt kampflos.


    Oder auch umgekehrt: Gäbe es keinen Konflikt, würde sich die beiden nicht gegenseitig drohen. Also irgendwas ist da. Und die beiden haben das total gut gemacht, meiner Meinung nach.


    Ich bin deswegen auch sehr zwiespältig, was das Eingreifen von Hundehaltern in Konfliktsituationen angeht.

    Früher mit "die machen das unter sich aus" - doof.

    Tendenz jetzt "ich unterbinde das sofort" - besser, aber nicht gut. Das kampflose Lösen von Konflikten durch Imponieren/Drohen müssen Hunde üben. Die meisten Hunde können das nicht so wie die beiden in dem Video. Es ist den meisten Hundehaltern (mich eingeschlossen) aber kaum möglich, die Übungssituationen zu schaffen - wer riskiert denn schon freiwillig Beißereien?

  • FrekisSchwester Hast du da mal eine Quelle zu den Definitionen? Es gibt natürlich unterschiedlich aggressive Formen des Drohens, eine Abgrenzung zum Imponierverhalten kenne ich nicht. Stärke wird demonstriert (oder vorgegaukelt). Ich drohe/imponiere dir, weil ich nicht wirklich kämpfen will. Wenn ich wirklich kämpfen will, greife ich an. Da schwäche ich mich nicht selbst und meinen Angriff, indem ich den vorher ankündige.

  • Filz ganz meine Meinung! Man befindet sich in einem Dilemma...ein gut sozialisierter Hund, der die Hundesprache gut beherrschen und auch dementsprechend kompetent agieren soll, benötigt nunmal auch Hundekontakt in Konfliktsituationen. Wenn alles immer für den Hund geregelt wird, dann kann ein Hund gar nicht entsprechende Kommunikationskompetenzen entwickeln. Ich bin beispielweise viel zu "ängstlich", um unter problematischen Hunden Kommunikation in größerem Maße zuzulassen. Sehe aber immer wieder, wie viel sich da noch in positive Richtung mit mehr Mut entwickeln kann.


    Ganz generell zum Video...der Drops ist da meiner Meinung nach gelutscht und ein Eingriff könnte die Situation meines Erachtens nach noch eher Eskalieren lassen...

  • Zur Definition. Ich glaube im biologischen Sinne ist Imponierverhalten lediglich bei gleichgeschlechtlichen Tieren vorkommend. Beim Hund ist das als "Imponierverhalten" deklarierte meines Erachtens oft einfach Agonistik, häufig Konflikte um Ressourcen etc.

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