Erregungskontrolle - das Geheimrezept für den gehorsamen Hund?

  • Vielleicht kurz zur Erklärung:

    Verhalten ist nicht immer = Aufregung.

    Aber Verhalten ist sehr, sehr oft mit Aufregung gekoppelt.


    Geht man jetzt hin und bricht ein bestimmtes Verhalten ab, ist damit nicht unbedingt die Aufregung abgebrochen.

    Beispiel: Hund pöbelt - Abbruch - Hund pöbelt nicht mehr, aber innerlich brodelts noch.


    Geht man jetzt zB über die Aufregung und bricht diese ab und verbietet diese - ist, wenn richtig gemacht, tatsächlich nicht nur das Pöbeln unterbunden, sondern eben die Aufregung runtergefahren.


    Ist eben ne andere Sicht auf die Dinge, weil sie sich nicht nur auf Verhalten einschießt, sondern sich eben auch mit der allgemeinen Gemütslage eines Hundes, der uU wenn er permanent unter Strom steht, Schwierigkeiten mit der Ansprechbarkeit hat und man uU deutlich mehr auffahren muss, um den Hund mental noch zu erreichen.

    Und da wäre es doch fein, wenn man die Balance schafft, dass sich ein Hund gar nicht erst so abschießt, dass ne Bitte reicht.

  • Gute Frage.

    Es ist in dem Sinn auch ein Abbruch, weil die Aktion, die in dem Moment im Hundehirn Gestalt annimmt (Ich jag jetzt die Katze!), abgebrochen wird.

    Für mich fühlt es sich nicht mehr so nach echtem Abbruch an, weil der Hund gar nicht mehr, nicht mal im Ansatz in die Aktion geht. Also macht er in dem Moment ja nichts, was abgebrochen werden muss. Er legt den Plan schnell und schmerzlos ad Acta.

    Bei uns war das eine Entwicklung, würde ich sagen. Ich sag zum Junghund " lass es", der Junghund sagt "nö" und will die Katze jagen, daraufhin aversive Konsequenz. Das ist die eine Seite, die andere Seite ist aber auch, dass ich den Hund in einem Erregungslevel habe, wo er die Konsequenz annehmen kann. Schiesst er sich bei der Katze völlig hoch, müsste ich ihm als aversive Konsequenz ja eine Ladung Schrot in den Pelz brennen, dass das in dem Moment noch ankommt.

    Ausserdem kommt noch dazu, dass man immer punktgenauer agieren kann, je besser man den Hund kennt. Wenn ich schon weiss, was sie vorhat, ehe sie es so richtig selber weiss, dann reicht ganz wenig, um es zu verhindern.

    Z.B. ambetungswürdiger bekannter Rüde in 200 m Entfernung, den Kaya immer anhimmelt. Da reicht dann ein " du bleibst da" noch bevor ihr der Gedanke, zu ihm abzuzischen, überhaupt ins Hundehirn schiesst.

    Aber diese Dinge, die sich mit der Zeit auch einfach einspielen, sind irgendwie sehr schwer zu beschreiben, finde ich.

  • Vermengst du da nicht verschiedene Dinge?


    Ich kenne es eher so, dass Leute, die im Alltag strikt über positive Bestärkung arbeiten (ich meine jetzt nicht die ganzen Esoterik-undunds, die du scheinbar in den selben Topf wirftst) gerade auch im Sport konsquent über positive Bestärkung gehen. Eher werden Korrekturen im Alltag als akzeptabel gesehen.

    Konsequent über positive Bestärkung zu arbeiten, ob in sportlicher Ausbildung oder im Alltag zur Verhaltensmodifikation erfordert schon sehr sehr striktes Einhalten von Regeln!

  • Ich entscheide, ob gerade Aufregung erwünscht/in Ordnung ist oder nicht und ich entscheide, wann diese zu Ende ist. Und da meine ich wirklich zu Ende und nicht, der Hund reißt sich halt zusammen und hibbelt innerlich noch rum.

    Das hat erstmal nichts damit zu tun, ob es ein Hibbel ist oder nicht

    Wie machst du das?

  • Schlechte Trainer gibt es in allen Bereichen. Du verwahrst dich doch (zu recht) auch dagegen, dass dein Ansatz mit "ständig deckeln" gleichgesetzt wird. Verbreitest aber fleissig entsprechende Klischees über die "Gegenseite", um sie lächerlich zu machen.....


    Ich habe mit meinem schnell überbordenden Junghund einige Stunden bei einer "rein positiven" Trainerin gebucht, obwohl ich weiss, dass dass 100%ig durchziehen nicht mein Ding ist. Sie hat mir einige sehr wertvolle Werkzeuge auf den Weg gegeben, wie man solche Probleme angehen kann. Ich hatte den Luxus, da wählen zu könneen aus dem gut bestückten Werkzeugkoffer, und es hat tatsächlich sehr gut geholfen, den Hund aus dem Überdrehen zu holen.


    Ich begreife nicht, warum man so auf Feindbilder und deren Lächerlichmachung gehen muss. Wenn der eigene Ansatz doch so überlegen und nur als Konkurrenzkampf betrachtet wird. Da darf ein anderer Ansatz natürlich keine Erfolge verzeichnen bei so bitterer Animosität - traurig.

  • Ich denke, dass der Hund im Sport nicht unbedingt dynamischer wird wenn man im Alltag nichts regelt. Im Gegenteil. Dann hat der doch alles schon vor dem Sport verpulvert 🤣 Du machst es glaube ich sehr richtig.

    Ob die Hunde da „was verpulvern“ hängt sehr davon ab, wie man das ganze auslegt.

    Ich reguliere auch viele Dinge im Alltag nicht, weil ich an den Sport denke. Klar nicht alles, aber es gibt durchaus diverse Situation bewusst nicht reguliere, obwohl ich es ginge es nur um den Alltag tun würde.

    Darf ich dich fragen welche Situationen du gezielt nicht regulierst und in Bezug auf welchen Sport? Ist es so ähnlich wie ich Geri das Ziehen an der Leine nie komplett abtrainieren wollte, um ihm das Ziehen beim CaniCross nicht zu verleiden? Oder sind es ganz andere Situationen?

  • Ich entscheide, ob gerade Aufregung erwünscht/in Ordnung ist oder nicht und ich entscheide, wann diese zu Ende ist. Und da meine ich wirklich zu Ende und nicht, der Hund reißt sich halt zusammen und hibbelt innerlich noch rum.

    Das hat erstmal nichts damit zu tun, ob es ein Hibbel ist oder nicht

    Wie machst du das?

    Ich habs am Anfang vom Thread schon versucht, zu erklären, aber ich kriege es nicht hin :ugly: Ich zitiere mich mal:


    Das „Wie“ kann ich dir leider nicht erklären. Nicht, weil dieses Wissen so exklusiv ist oder so schwierig umzusetzen, sondern weil ich es nicht schriftlich in Worte fassen kann. Es ist teilweise ein Druck aufbauen und nehmen, teilweise ein freundliches Ansprechen, teilweise nur ein Blick - es ist einfach ein Gespräch, mal mehr, mal weniger intensiv, mal kürzer, mal länger.

    Kannst du damit was anfangen?

  • Ich hab jetzt nicht alles gelesen, aber eins ist mir aufgefallen, in den ersten Seiten. Dass eine (zu) hohe Erregungslage gleichgesetzt wird mit mal losballern und wilde Rennspiele veranstalten.

    Vllt sehe ich das falsch, aber für mich sind das zwei Paar Schuhe. Wenn Lucifer, wie heute morgen wieder, nen Hund zum Zocken findet, dann rennt er fünfmal so viel wie der andere Hund, weil er es so liebt und eben große Kreise um den Hund rennt und dann weiter zockt. Wenn ich dann weitergehe und ihn abrufe, kommt er und geht tatsächlich übergangslos ins Schnüffeln über. Er ist zwar vorher gerannt wie ein Kranker, einfach aus Spaß an der Bewegung, war in dem Moment sicher in einer höheren Erregungslage, aber gehen wir weiter, ist das vorbei. Ergo, für mich völlig ok.

    Emil früher hat sich bei solchen Spielen IMMER abgeschossen, wurde hektisch und kläffig und brauchte danach ewig um wieder runter zu kommen Definitiv eine viel zu hohe Erregungslage.

    Läßt man Emil, wie er will, dann ist das mit der hohen Erregung immer ein Thema. Man muss ihn dann abbrechen und dann klappt das auch

  • Ich hab jetzt nicht alles gelesen, aber eins ist mir aufgefallen, in den ersten Seiten. Dass eine (zu) hohe Erregungslage gleichgesetzt wird mit mal losballern und wilde Rennspiele veranstalten.

    Vllt sehe ich das falsch, aber für mich sind das zwei Paar Schuhe. Wenn Lucifer, wie heute morgen wieder, nen Hund zum Zocken findet, dann rennt er fünfmal so viel wie der andere Hund, weil er es so liebt und eben große Kreise um den Hund rennt und dann weiter zockt. Wenn ich dann weitergehe und ihn abrufe, kommt er und geht tatsächlich übergangslos ins Schnüffeln über. Er ist zwar vorher gerannt wie ein Kranker, einfach aus Spaß an der Bewegung, war in dem Moment sicher in einer höheren Erregungslage, aber gehen wir weiter, ist das vorbei. Ergo, für mich völlig ok.

    Emil früher hat sich bei solchen Spielen IMMER abgeschossen, wurde hektisch und kläffig und brauchte danach ewig um wieder runter zu kommen Definitiv eine viel zu hohe Erregungslage.

    Läßt man Emil, wie er will, dann ist das mit der hohen Erregung immer ein Thema. Man muss ihn dann abbrechen und dann klappt das auch

    Erregungskontrolle haben bedeutet ja auch, dass man von niedriger Erregung in die hohe und andersherum umschalten kann. So wie es klingt ist Lucifer ganz gut darin sich zu kontrollieren 👍🏻😊

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