Erregungskontrolle - das Geheimrezept für den gehorsamen Hund?

  • Ich hoffe ich verstehe den Thread überhaupt richtig 🙈


    Als Nala mit 8 Monaten hier einzog, war sie bei Hundesichtungen extrem aufgeregt mit Tendenzen zum pöbeln und Übersprungshandlung (in die Leine beißen)

    Bei ihr komplette Unsicherheit was andere Hunde betrifft (meiner Meinung nach durch die Vorbesitzer, denn die Aussage war damals „Die hat absolut kein Problem mit anderen Hunden, sie ist da eher unterwürfig und klemmt den Schwanz ein“ :verzweifelt:)


    Nalas Erregungslevel war also bei Hundesichtung ziemlich hoch.

    Jetzt hätte ich hingehen können und das über den reinen Gehorsam/ Deckeln/ schönfüttern etc. versuchen können, aber das hätte meiner Meinung das eigentliche Problem nicht behoben


    Ich habe ihr also Hilfestellungen gegeben, sich selber mit der Situation auseinander zu setzten und sich selbständig runterzufahren

    Heißt, ich habe dafür gesorgt dass kein Hund zu nah an sie rankommt und sie durfte sich die Situation in Ruhe anschauen und für sich verarbeiten („es passiert nichts schlimmes“) immer in einer Distanz die ihr nicht unangenehm wurde.


    Nachdem sie dieses für sich selber gelernt hat („Puls muss nicht hochgehen“) hab ich angefangen ihr ein „sitz“ Kommando zu geben


    Daraus hat sich ergeben: Hund sieht Reiz (Hunde, Enten, Rehe etc.) - verarbeitet eigenständig diesen Reiz und fährt runter - setzt sich hin und wartet auf meine Reaktion bzw. auf ein Kommando


    Und das ganze macht es dann auch im Training und Alltag einfacher

  • Was ich hier noch als wichtigen Aspekt betrachte: Wenn man z.B. beim Pöbeln über Aufregungskontrolle geht, bricht man ja gar nicht das Pöbeln direkt ab. Da reguliert man schon viel früher, nämlich dann, wenn der Hund den anderen Hund sieht und dann anfangen will hochzudrehen. Man verbietet bereits das Hochdrehen, in die Aktion Pöbeln soll der Hund gar nicht kommen. Da warten viele einfach ab, bis die Eskalation da ist, ehe sie reagieren, aber da ists eigentlich schon viel zu spät. Dann muss man an der Leine rucken und grob werden, will man überhaupt noch zum Hund durchdringen und dann deckelt man. Man ändert nichts am Erregungszustand.

    Hab ich mir heute wieder bei Boxer Jack gedacht, als der Hund uns entgegen kam. Hund fängt an zu fixieren, wird langsamer und fängt an sich zu versteifen auf ca. 15 m Entfernung. Allerspätestens jetzt muss man handeln. Den Hund aus der Situation nehmen und runterfahren, weil der packt es noch nicht im Vorbeigehen. Nö, passiert nicht, man wartet bis der Hund in der Leine steht und kriegt ihn dann kaum gehalten.

  • n und grob werden,

    Nö. Muss man nicht.


    Allerdings fahre ich ja wie oben schon angedeutet, nie eingleisig, sondern nutze meinen ganzen Kasten.

    Ich muss ned den Hammer nehmen, wenn ich eine Schraube reindrehen will.

    :sweet:


    Bei sowas geht's bei mir schon los beim Bestätigen vom selbstständigen Abwenden von Reizen. Egal was für einer, egal in welcher Entfernung.

    Reize für sich als Unwichtig einzusortieren - da helfe ich gerne bei und unterstützen das.

    Sei es der Radfahrer oder sei es der Hund am Horizont oder auch der Hund, der auf uns zu kommt. Das sich selbstständige Abwenden zum Schnüffeln oder tatsächlich nur woanders hingucken, bestätige ich.

    Kommt Aufregung rein, sag ich, dass ich die nicht will. Aber dafür muss ich ja ned grob werden.

  • Das war ja auch absolut nicht auf dich gemünzt.

    Ich wollte zu deinen Ausführungen einfach einen Aspekt hinzufügen.

    Frühzeitiges Regulieren der Erregung, wie auch immer man das macht ( Abwenden vom Reiz bestätigen, Aufregen mit Abbruchsignal unterbinden oder darüber, dass man das Verhalten als unerwünscht kommuniziert) verhindert ja, dass man grob werden muss.

  • Geht man jetzt zB über die Aufregung und bricht diese ab und verbietet diese - ist, wenn richtig gemacht, tatsächlich nicht nur das Pöbeln unterbunden, sondern eben die Aufregung runtergefahren.


    Ist eben ne andere Sicht auf die Dinge, weil sie sich nicht nur auf Verhalten einschießt, sondern sich eben auch mit der allgemeinen Gemütslage eines Hundes, der uU wenn er permanent unter Strom steht, Schwierigkeiten mit der Ansprechbarkeit hat und man uU deutlich mehr auffahren muss, um den Hund mental noch zu erreichen.

    Ich zucke da tatsächlich.


    Bin nicht der Überzeugung, dass mein Hund demokratische Partizipationsrechte in unserem Leben hat - ABER tue mich schwer damit, seine Gefühlslage generell und bewusst zu steuern.


    Falls Erregungslevel/Gefühlslage ihn davon abhält zu tun, was ich will - dann schon. Das ist Hilfe. Aber ob er liegen bleibt wenn ich im Café sitze, eine Hündin vorbeiläuft, die super riecht - und dabei angespannt, kurz vorm Fiepen ist... oder ob er entspannt da liegt?


    Bei aller Liebe zur deutlichen Führung. Aber das ist sein Dingen.


    Schafft er es nicht, liegen zu bleiben, wenn ein Hund vorbei läuft - DANN würde ich schauen woran es liegt - und evtl. sein Level regulieren wollen.


    Aber sofern er sich beherrscht - hat er echt das Recht (er hat wenige bei mir, wenn ich ehrlich bin) das aufregend zu finden.

  • ABER tue mich schwer damit, seine Gefühlslage generell und bewusst zu steuern

    Für mich ist es kein Problem, weil ich für mich es nur und nur dann tue, wenn mich etwas nervt.

    Sind mir Dinge egal, is es mir auch völlig wurscht, in welcher Erregungslage meine Hunde sind.

    :ka:


    Aber ob er liegen bleibt wenn ich im Café sitze, eine Hündin vorbeiläuft, die super riecht - und dabei angespannt, kurz vorm Fiepen ist... oder ob er entspannt da liegt


    Auch wenn mir das hier ja immer so hübsch unterstellt wird, ich will keine Roboter, die null Reaktion auf irgendwas zeigen.

    Ich will einfach nur Hunde, die zB genauso mit einem Reiz dann umgehen.

    Kurz gucken, Kurz Interesse zeigen und dann eben wieder abschalten.


    Bei nem Hund, der das aber nicht kann, geh ich nicht erst hin und greife ein, wenn der mich vom Stuhl reißt, sondern da wird die Basis für solche Situationen in ganz vielen unterschiedlichen Dingen in tausend unterschiedlichen Situationen im Alltag gelegt.

    Damit eben das Signal "fahr wieder runter" genauso fest sitzt, wie das "Platz", was du in der Situation von deinem Hund verlangst (sich in nem Cafè still unter den Tisch zu legen und liegen zu bleiben).

    So und wenn das nicht klappt? So what? Es ist ein Hund. Nicht mehr und nicht weniger. Ich brauche keine 100 Gummipunkte in der Öffentlichkeit.

    Wenn's der Hund für seine Verhältnisse gut macht, freu ich mich. Und da isses mir egal, ob ab und zu mal nen bissl unruhig wird oder nachfragt, ob wir jetzt mal gehen könnten. Is ja auch doof, rumliegen zu müssen.

    :lol:


    Mir is das zB auch herzlich wurscht, ob mein Hund 3x bellt, wenn wir nen anderen Hund passieren. Is die Leine locker, ist in dem Augenblick, wo wir dran vorbei sind, beim Hund auch schon wieder alles vergessen - dann war es zb für die Krawallschachtel super. :party:



    So im Ernst, ich kann die Vorbehalte durchaus verstehen, was ich aber echt nicht verstehen kann, ist warum wirklich jedes Mal, egal in welchem Thread, wenn es um das Thema geht, aus dem "je nach Hund kontrolliere ich in bestimmten Situationen ein gewisses Maß an Aufregung" ein "der Hund darf nie Gefühle/Intresse/Erregung zeigen und alles is verboten und am Besten wäre er ein lebloser Roboter" gemacht wird.


    Das vermittelt tatsächlich das Gefühl, dass der/die lesende Gegenüber selbst ein "lass mich, ich will mich da jetzt reinsteigern" Mensch ist, der liest, was er lesen will und nicht, was da steht.

    :ka:


    Wenn ich jetzt zB schreibe, dass ich in PHASEN, wo der Junghund so unter Hormonen steht, dass das Hirn aus ist, und ich sehr eng führe, damit er keine Entscheidungen trifft, die er nicht treffen kann (und die in dem Fall für die Umwelt ungesund wären), dann steht da genau das: der Hund wird phasenweise eng geführt und darf in dieser Phase zB nicht vor mir laufen, sondern gibt die Verantwortung ab und bleibt einfach hinter/neben mir, wo er alles machen darf, was er machen will (außer jagen gehen).


    Da steht NICHT, dass der Hund

    - nie wieder vor mir laufen darf

    - nicht schnüffeln darf

    - keine Kekse bekommt fürs niedlich gucken

    - nicht stehen bleiben und intensiver schnüffeln darf

    - nicht zocken darf

    - nicht zum Aufschließen angeflitzt kommen darf




    Deshalb wird die Diskussion irgendwann einfach auch mühsam.

    Weil egal wie oft man schreibt, dass die Hunde zocken dürfen, eumeln dürfen, blödeln dürfen, Gas geben, was blöd finden dürfen, sich freuen dürfen, durch den Pool flitzen/schwimmen, keine Ahnung - mein Gassi sieht nu mal meistens so aus, dass alle irgendwo um mich rum traben/gehen/aufschließen/Warten.

    Wir laufen mitten im Wald, da is so nen Riesenradius wie in irgendwelchen Hundeauslaufzonen einfach nicht möglich, teilweise herrscht hier bei uns je nach Wald auch Leinenpflicht.

    Und ja, ich kann das zB verstehen, wenn für den Halter der Inbegriff von Gassi is, dass Hundi 2 Stunden durch die Gegend flitzt und ab und zu läuft man sich mal über den Weg und freut sich, dass Hundi so viel Spaß hat, dass dann entspanntes Schlendergassi irgendwie schräg wirkt.


    Kann ich voll und ganz verstehen. =) Aber Gassi ist für mich keine Auslastung oder zum Dampf ablassen (dafür gibbet Anderes), sondern Seele baumeln lassen und ich stehe dazu, ich mag das, wenn die 4 entspannt um mich rum laufen, Hundedinge tun, durch ne Pfütze flitzen, Rehe zwar sofort sehen, aber eben sich null aufregen, ansprechbar sind und wir halt einfach schlendern. =)

  • Ich lese bei deinen Beiträgen nur immer raus, dass du konsequent darauf achtest, dass sich der Hund im Alltag vernünftig führen lässt, und sich nicht unnötig abschießt oä.

    Also halt gutes Benehmen, was natürlich riesige Arbeit ist, sich bei dir allerdings immer recht einfach liest.


    Ich lese nirgendwo raus dass deine Hunde perfekt Spuren müssen oder gar Roboter sein sollen.

    So, wenn du wissen willst, wie deine Beiträge auch rüber kommen.

    Ich finde es immer sehr sachlich, und lese sie deshalb sehr gerne :)

  • Ich lese nirgendwo raus dass deine Hunde perfekt Spuren müssen oder gar Roboter sein sollen.

    So, wenn du wissen willst, wie deine Beiträge auch rüber kommen.

    Ich finde es immer sehr sachlich, und lese sie deshalb sehr gerne

    Danke. :bussi:


    Ich hab tatsächlich manchmal das Gefühl, ich schreibe klingonisch und keiner versteht mich.

    :ugly: .



    Also halt gutes Benehmen, was natürlich riesige Arbeit ist, sich bei dir allerdings immer recht einfach liest

    Von einfach kann keine Rede sein, bin ja auch nur Mensch. :lol:


    Das ist zb so was, wo ich inzwischen was laufen lassen kann, ohne dass sich der Eumel abschießt und das freut mich. :applaus:

    Weil wir von November-März quasi im Wasser wohnen und da wäre es irgendwie doof, wenn dem Nog jedes Mal der Draht aus der Kappe springt, nur weil Hazeli Pfützen flitzt.



    |)

  • Also, ich finde deine Beiträge auch sehr informativ und spannend, auch wenn ich manchmal nicht gleich schnalle, worauf du hinaus willst. :rollsmile: Liegt aber halt daran, dass ich kein Profi bin und mich mit theoretischen Überlegungen beim Thema Hundeerziehung manchmal etwas schwer tue, weil ich vieles aus dem Bauch heraus mache.


    Und danke, dass du so ausführlich beschreibst, wie "streng" du das mit der Erregungskontrolle tatsächlich siehst! Ich bin nie davon ausgegangen, dass du Hunde als Roboter behandelst; ich war mir nur nicht sicher, ob du sinnlose Aufregung grundsätzlich regulierst oder eben nur in bestimmten Situationen, wenn es too much wird. Beides fände ich okay, mich hat's halt nur interessiert. =)


    Und ja, ich kann das zB verstehen, wenn für den Halter der Inbegriff von Gassi is, dass Hundi 2 Stunden durch die Gegend flitzt und ab und zu läuft man sich mal über den Weg und freut sich, dass Hundi so viel Spaß hat, dass dann entspanntes Schlendergassi irgendwie schräg wirkt

    Oh Gott, meine Albtraumvorstellung. :ugly: Beim Gassi bin ich im Gegensatz zu manchen anderen Situationen ziemlich streng in puncto Aufregung, einfach weil meine Nerven das sonst nicht mitmachen. |) Entspanntes Schlendergassi ist doch toll und toben kann er ja anderweitig genug.

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