Erregungskontrolle - das Geheimrezept für den gehorsamen Hund?

  • Zumal aus dem Beitrag von SherlyH nicht hervorging, dass sie kein Wissen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bereiche der Lerntheorie hat und ihr die Anwendungsmöglichkeiten nicht geläufig sind. Ihr Frage an mich war ja, wieso ich nicht den Gehorsam nutze, wenn er doch in hoher Erregungslage da ist. Das simple Fazit von dragonwog ist ja recht naheliegend und wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach in verschiedenen Threads durchgekaut.

  • Zumal aus dem Beitrag von SherlyH nicht hervorging, dass sie kein Wissen über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bereiche der Lerntheorie hat und ihr die Anwendungsmöglichkeiten nicht geläufig sind. Ihr Frage an mich war ja, wieso ich nicht den Gehorsam nutze, wenn er doch in hoher Erregungslage da ist. Das simple Fazit von dragonwog ist ja recht naheliegend und wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach in verschiedenen Threads durchgekaut.

    Ich habe die Frage deshalb gestellt, weil ich davon ausging, dass diese hohe Erregungslage ohnehin nicht lange anhält und der Hund gut von alleine wieder runterkommt. Aber dann hatte ich das falsch im Kopf.


    Man fragt sich ja einfach auch immer, inwiefern das einen selbst betrifft, wenn man diese Beträge liest. Reguliere ich die Aufregung meines Hundes nicht genug? Sollte ich das strenger sehen als bisher? Wann ist Aufregung noch okay und wann too much?

    Deswegen die Frage weiter vorne, ob wir hier von "Hibbelhunden" sprechen oder von "normalen" Hunden, die halt mal kurz hochdrehen und das war's dann auch (was zumindest auf die Mehrheit der Hunde in meinem Umfeld zutrifft). Wenn es hier aber um Ersteres geht, dann ist natürlich klar, warum man da häufiger regulieren muss.

  • mhm, ich verstehe @san94 so, dass man so sehr aufgedrehte, sehr sehr erregbare, durchgeknallte Hunde nicht so leicht beschreiben kann und man sich wahrscheinlich nichts darunter vorstellen kann, wenn mans noch nicht erlebt hat..

    Das ist das Eine.


    Aber was tatsächlich immer wieder zu kurz kommt und meines Erachtens nach auch zu kurz gedacht wird, ist wie sich xy für den Menschen anfühlt.

    Der eine kann zb mit nem ernsthaften, knackigen Hund, der nach vorne geht und zum Lachen in den Keller viel, viel besser im Alltag leben, sich mit ihm bewegen, als zb mit sehr juvenil bleibenden Hunden, wo fiddeln zB DIE Konfliktstrategie ist und die wirklich nett und freundlich zu jedem sind.

    Natüüüürlich sollte man sich den Hund danach aussuchen, dass sowohl menschlich als auch hündische Eigenschaften zueinander passen.

    Jetzt isses aber nu mal gar nich so selten, dass ein Hund nicht so ganz seiner Rassebeschreibung entspricht.

    Der Goldie, der dann nicht so lieb und nett ist, sondern bockebierernst.

    Der Hütitüti, der eigentlich reserviert und eher ernsthafter sein sollte, ein fröhliches, zu jedermann freundliches Ding ist.

    So, könnt man jetzt sagen "stell dich nicht so an, is normal" oder aber geht hin und schaut, wie man für beide einen Kompromiss finden kann. Dass der Halter weniger mit Schranken im Kopf rumläuft, aber der Hund sich eben auch lernt, sich in dem Rahmen zu benehmen, der ihm möglich ist.


    Soooo. Ich bin ehrlich: sehr, sehr viele Wörter habe ich schon vor Ewigkeiten aus meinem Wortschatz verbannt, weil es mich nervt, wenn das gemeinsame Leben ständig auf Wissenschaft heruntergebrochen wird. Für mich unterscheide ich tatsächlich nur noch zwischen Gehorsam und die Dinge darüber zu regeln oder zu lernen, wie man sich als Hund mit der größtmöglichen Freiheit ganz ohne Kommandos, ganz ohne Marker, ganz ohne dieses und jenes in der Welt bewegen kann und das wäre für mich Benehmen. Souveränen, coolen Hunden fällt das zB deutlich leichter als Hunden, die auf jeden Reiz anspringen. Aber auch die können lernen, Reizen mit Gelassenheit zu begegnen.

    Und da mach ich für meinen Teil keine Wissenschaft draus. Das Verhalten, was ich will wird bestätigt, mit Click, mit Keks, mit Lob, mit allem, was mein Repertoire so hergibt. Das, was ich nicht will, das sage ich auch so. Egal ob es Pöbeln, Jagen, an mir hochspringen, Besuch bedrängen oder ja auch Schlicht und ergreifend "uaaaa, ich bin so aufgeregt, gibt zwar keinen Grund, aber lass mich, ich will mich da jetzt reinsteigern".


    Bis zu den beiden Aufregungjunkies war mir nie in den Sinn gekommen, das man das mal steuern könnte. Und zwar nicht im Sinne der Pseudoentspannung, sondern mit ganz viel Wert auf echte Entspannung, sprich Puls geht runter, Atemfrequenz, Körperspannung etc.


    Und ganz ehrlich, mir sind die wissenschaftlichen Wörter dafür weiterhin völlig wurscht.

    Die Aufregung zu regulieren, ja sogar sehr gezielt zu kontrollieren, ist für mich ein Baustein einer bunt gefüllten Kiste, wie ich mit meinen Hunden lebe.

    Und wer mich nett fragt, der bekommt auch ne nette Antwort.

    Wer mit Polemik um sich wirft, halt eben nicht.

  • Ich habe die Frage deshalb gestellt, weil ich davon ausging, dass diese hohe Erregungslage ohnehin nicht lange anhält und der Hund gut von alleine wieder runterkommt. Aber dann hatte ich das falsch im Kopf.

    Mir geht es nicht darum, ob sich ein Hund schnell/oft oder weniger schnell/oft aufregt und auch nicht darum, wie schnell oder einfach er wieder runterkommt. Sondern es geht mir darum, steuern zu können, ob er sich überhaupt aufregt. Ich entscheide, ob gerade Aufregung erwünscht/in Ordnung ist oder nicht und ich entscheide, wann diese zu Ende ist. Und da meine ich wirklich zu Ende und nicht, der Hund reißt sich halt zusammen und hibbelt innerlich noch rum.

    Das hat erstmal nichts damit zu tun, ob es ein Hibbel ist oder nicht

  • Ich habe die Frage deshalb gestellt, weil ich davon ausging, dass diese hohe Erregungslage ohnehin nicht lange anhält und der Hund gut von alleine wieder runterkommt. Aber dann hatte ich das falsch im Kopf.

    Mir geht es nicht darum, ob sich ein Hund schnell/oft oder weniger schnell/oft aufregt und auch nicht darum, wie schnell oder einfach er wieder runterkommt. Sondern es geht mir darum, steuern zu können, ob er sich überhaupt aufregt. Ich entscheide, ob gerade Aufregung erwünscht/in Ordnung ist oder nicht und ich entscheide, wann diese zu Ende ist. Und da meine ich wirklich zu Ende und nicht, der Hund reißt sich halt zusammen und hibbelt innerlich noch rum.

    Das hat erstmal nichts damit zu tun, ob es ein Hibbel ist oder nicht

    Ziemlich genau darum geht es mir auch.

    Mal ein Beispiel: Kaya sieht ne Katze über die Strasse unserer Wohnsiedlung schlendern. Jetzt gibt es zwei Szenarien. 1) Ich sag nix und lass sie machen. Dann fährt sie volles Programm, wirft den Turbo an und jagt das Tier kläffend über den nächsten Gartenzaun. Erregungslage in der Aktion hoch und nach Start des ganzen Programms ist die Aktion schwer bis unmöglich abzustellen. Ist die Katze hinter dem Zaun, regt sie sich schnell wieder ab und kommt.

    2) Kaya sieht die Katze. In dem Augenblick sag ich: Nein. Lass es.

    Das Programm startet nicht, sie fährt sich nicht hoch und kann normal weitergehen während die Katze unbeheligt in den Garten schlüpft.

    Ich muss ihr das aber in dem Moment, wo sie den Reiz Katze wahrnimmt untersagen, sonst springt sie sofort drauf an.

    Ist natürlich eim bisschen die Frage nach Henne und Ei: Verbiete ich das Hochfahren und verhindere damit die Jagd oder Verbiete ich die Jagd, mit dem Ergebnis, dass sie sich erst gar nicht hochfährt.

  • Die Swiffer und mir ist es eben wichtig, dass man ein allgemeines Vokabular verwendet, damit man weiß, worüber man sich unterhält. Hat gar nicht Mal so viel mit Wissenschaft sondern mit erfolgreicher Kommunikation zu tun

  • Ach so, na das mache ich natürlich auch. Wenn Bobby sich drinnen über ein Geräusch aufregen will zum Beispiel, dann kommt ein mahnendes Wort gefolgt von "Leg dich hin!" und dann entspannt er sich wieder und pennt weiter.


    Aber ist das schon die Erregungskontrolle, die hier gemeint ist? :denker: Das machen doch vermutlich die meisten Hundehalter mehr oder weniger automatisch, spätestens wenn sie von ihrem Hund mal genervt sind. :tropf:

    Ich hatte eher den Eindruck, dass da ein ganz anderes Konzept dahintersteht, den Hund grundsätzlich nicht sich aufregen zu lassen. Quasi permanente Entspannung anzustreben (außerhalb des Sports natürlich, wo es gewünscht ist).


    Und das mache ich zum Beispiel nicht. Ich lasse das in manchen Situationen einfach laufen, zum Beispiel bei der Begrüßung, weil es mich halt nicht stört. Und ich denke, dem Hund schaden ein paar Minuten freudiger Aufregung nicht - wenn er danach wieder runterfährt. Aber das ist natürlich eh sehr individuell, was man halt mag oder nicht.

  • Sinas Erregung als Jagdhunderasse beim Gassi bzgl. Wildsichtung/Wildspuren/Katzen usw. habe ich mit reinem Schwarz (heftiger Abbruch) und Weiß (ruhiges Lob) unter Kontrolle, bei diesem Thema gab bzw. gibt es keinerlei Graustufen.

    Das Resultat ist, ich hab Sina unter Kontrolle und mittlerweile ist sie von selbst so weit, dass sie einfach stehen bleibt wenn 10m vor ihr ein Eichhörnchen herumflitzt - was erst vor 2 Wochen im Urlaub der Fall war. Wir können ohne Leine ziemlich nach an Katzen, Enten, Hühnern vorbeigehen, auch an anderen Hunden. Rehe und Hasen die etwas weiter entfernt sind, funktionieren auch ohne Leine, sie bleibt brav bei mir auf dem Weg und schnüffelt dann einfach wieder vor sich hin, auch wenn das Wild noch in Sicht ist.


    Im Alltag ist Sina ein sehr ruhiger, gechillter Hund dem es nichts ausmacht wenn 5m weiter unterm Nachbartisch ein Hund zu ihr herüberpöbelt. Auch zuhause muss ich sie nie irgendwie herunterfahren oder zur Ruhe bringen.

    Wenn ich sie im Spiel hochfahre, dann reicht es, wenn ich anschließend sage, dass ich nicht mehr mag, dann nimmt sie ihr Zergel und legt sich wieder irgendwo hin und ruht.

  • Sinas Erregung als Jagdhunderasse beim Gassi bzgl. Wildsichtung/Wildspuren/Katzen usw. habe ich mit reinem Schwarz (heftiger Abbruch) und Weiß (ruhiges Lob) unter Kontrolle, bei diesem Thema gab bzw. gibt es keinerlei Graustufen.

    Das Resultat ist, ich hab Sina unter Kontrolle und mittlerweile ist sie von selbst so weit, dass sie einfach stehen bleibt wenn 10m vor ihr ein Eichhörnchen herumflitzt - was erst vor 2 Wochen im Urlaub der Fall war. Wir können ohne Leine ziemlich nach an Katzen, Enten, Hühnern vorbeigehen, auch an anderen Hunden. Rehe und Hasen die etwas weiter entfernt sind, funktionieren auch ohne Leine, sie bleibt brav bei mir auf dem Weg und schnüffelt dann einfach wieder vor sich hin, auch wenn das Wild noch in Sicht ist.


    Im Alltag ist Sina ein sehr ruhiger, gechillter Hund dem es nichts ausmacht wenn 5m weiter unterm Nachbartisch ein Hund zu ihr herüberpöbelt. Auch zuhause muss ich sie nie irgendwie herunterfahren oder zur Ruhe bringen.

    Wenn ich sie im Spiel hochfahre, dann reicht es, wenn ich anschließend sage, dass ich nicht mehr mag, dann nimmt sie ihr Zergel und legt sich wieder irgendwo hin und ruht.

    Das trifft in etwa genau so auf Kaya zu. Sie ist grundsätzlich ein gelassener Hund. Ich denke aber, dass diese Gelassenheit auch das Resultat einer Erziehung ist, in der sinnloses, aufgedrehtes Rumgehibbel, sich in irgendwelche Situationen künstlich reinzusteigern oder generell völlig überdrehtes Verhalten nicht toleriert wurde. Mich nervt diese Art Verhalten nämlich tierisch, sowohl bei Hunden als auch bei Kindern. Und das hat nichts mit Aktiviät zu tun. Ich habe sehr lebhafte und aktive kleine Nichten, aber wenn die sinnlos nerven, nölen und hibbeln, sich in irgendwelche Banalitäten reinsteigern oder gar hysterisch ausrasten, weil irgendwas nicht so geht, wie sie es wollen, dann ist bei mir Schluss mit lustig.

    Im Prinzip ist das beim Hund das gleiche. Es geht um situationsangemessene Erregung und darum, dass das Hirn trotzdem anbleibt. Alles andere wird verboten und unterbunden. Und weil ich das persönlich halt so gar nicht mag, geht das recht authentisch.

  • aber ist das im genannten Beispiel nicht einfach ein Abbruchsignal, oder hast du das irgendwie anders aufgebaut?

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