Die Sache mit der Hundeerfahrung

  • Ich hab mit dem verhaltensoriginellen GP (absichtlich ne eigentlich anfängerfreundliche Rasse ausgewählt) das "Hundehalter-Bootcamp" gemacht. Dazu muss man erwähnen, ich war viel zu stur, meinen Traum vom Hund aufzugeben. Wir haben uns durchgebissen - dazu musste ich ironischerweise viel Fingerspitzengefühl erlernen. Ich bin eher der robuste Typ, mein Hund nicht.


    Tatsächlich wäre ich vermutlich besser damit gefahren, sofort meine Traumrasse, den Chow, zu holen, weil sich das charaktermäßig hier viel besser ergänzt. Der Pudel ist eigentlich zu sensibel für mich. Andererseits finde ich ein paar kleine Dämpfer fürs Ego ganz gesund für die persönliche Entwicklung (:D) und so konnte ich meinem ersten Opi-Chow, der es durchaus gerne mal wissen wollte, dann sehr selbstbewusst gegenübertreten. Und man muss ja irgendwo anfangen und rausfinden, was einem liegt und was nicht. Da ist eine Anfängerrasse mit wenig Schärfe eine gute Wahl, weil sie einfach mehr verzeihen, während man sich rantastet.


    Letztlich ist es mMn vor allem wichtig, wieso man sich einen Hund holt. Einfach so als Kuscheltier (Lassie-Träume), oder weil man sich dafür richtig begeistern kann und sich reinhängen will - ob es nun leicht oder schwer wird.

  • ...und wenn ich so die ganzen Corona-Hundeschwemme-Pubertiere sehe, scheitern ja schon viele Leute daran, einen Hund als alltäglichen Begleithund ordentlich zu erziehen...... :face_with_rolling_eyes:

  • Ich verstehe bei den ganzen Rasseberatungsthreads die Intention. Man will seine Erfahrungen teilen, warnen und ein böses Erwachen verhindern. Alles gut gemeint. Aber ich finde die teilweise wirklich auch übergriffig und dieses Hocharbeiten klingt ganz oft durch die Blume durch.


    Was dabei oft vergessen wird, Menschen sind lernfähig. Natürlich sind die Erwartungen oft zu hoch, aber warum auch nicht. Wenn man einen neuen Lebensabschnitt startet, hat man natürlich bestimmte Vorstellungen, die oft sehr rosarot sind. Hatte ich auch. Mein Plan war ganz klar, dass ich den besterzogensten Hund der Gegend haben werde. :D Von Wachtrieb hatte ich nicht wirklich ne Ahnung und von Territorialverhalten noch weniger. Nun ist es ja so, dass Welpen netterweise erst mal klein und putzig sind und gewisse Dinge erst später zum Vorschein kommen. Bis es soweit ist, hat man sich aneinander gewöhnt, hat eine Bindung und ist zusammen gewachsen. Und wenn es dann soweit ist und der Hund nicht mehr jeden ins Haus lässt, na dann arbeitet man eben dran. Und macht sich Gedanken was man möchte und was nicht und wie man das trainiert.


    So ist das doch immer im Leben. Man macht seine Erfahrungen, lernt hoffentlich daraus und wächst daran. Und das können auch Ersthundebesitzer schaffen, wenn sie es wollen. Auch mit einem Hund außerhalb von Gruppe 9. Letztendlich kommt es darauf an, was der Mensch bereit ist zu lernen. Das kann man nicht immer alles im Vorfeld planen und abwägen. Vieles ergibt sich mit der Zeit und im gemeinsamen Leben. Und dann passt meine seine Vorstellungen an und hat nur den zweitbesterzogensten Hund der Gegend. Ist auch ok. :smile:

  • Man muss immer gucken, wie ist der Mensch, was will der Mensch und auch: wofür begeistert sich der Mensch.

    Und das ist dann glaube ich der Punkt, an dem Hundeerfahrung tatsächlich einen Unterschied machen kann. Ich glaube, mit etwas Hundeerfahrung kommt oft eine realistischere Einschätzung davon, was man denn wirklich will und was vielleicht nur auf dem Papier gut klingt.


    Und natürlich ist Hundeerfahrung nicht gleich Hundeerfahrung, aber das ist ja selbstverständlich.

    Auf jeden Fall. Ohne Erfahrung hat man ja oft keine Idee. Aber ich finde auch, dass es nicht immer das Schlechteste ist, ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Man vergleicht wenig, macht viel aus dem Bauch heraus. Das kann je nach Mensch auch wieder von Vorteil sein.


    Da muss man sich auch selbstreflektieren können und selbst kennen - eine gute Eigenwahrnehmung haben.

  • ich finde es immer total Unsinnig wie, gerade hier im Forum, immer "Anfängerhunde" (womit meist FCI Gruppe 9 Begleithunde genannt werden) als Anfängerrassen aufgedrängt werden, sobald jemand eigentlich eine Rasse mit Arbeitsambitionen ins Auge gefasst.

    Denn ja mag sein das ein Begleithund "einfacher" ist, aber das bringt einem dann auch nichts, außer genereller Tiererfahrung. Weil nur weil man dann meinetwegen 15 Jahre lang eine "Anfängerrasse" hatte, bereitet einen das ja 0,0 auf was anderes vor. Darum finde ich diese nett gemeinten Tipps einfach nur daneben.

    Ich denke sowas wie eine "Anfängerrasse" gibt es nicht. Es kommt einfach auf den Menschen an und wie viel er bereit ist sich an zu passen usw.

    Ich z.B. habe zwei Spitze, die bereiten mich sicher nicht im geringsten darauf vor, wie mein Leben mit einem Malinois wäre

  • Ich verstehe bei den ganzen Rasseberatungsthreads die Intention. Man will seine Erfahrungen teilen, warnen und ein böses Erwachen verhindern. Alles gut gemeint. Aber ich finde die teilweise wirklich auch übergriffig und dieses Hocharbeiten klingt ganz oft durch die Blume durch.

    Genauso empfinde ich das mittlerweile auch und irgendwie stellt mittlerweile jeder "seine" Hunderasse als die "krasseste" dar und da passt dies nicht und das nicht xD


    Auch mit einem Hund außerhalb von Gruppe 9.

    :gott: :gott: :gott: Danke!


    Ich bin ja ebenfalls Ersthundehalter :D und klar, baut man sich seine eigenen Baustellen auf, wirft mit dem Hintern Dinge um, die man zuvor mit den Händen mühevoll aufgetürmt hat.

    Aber, das habe ich doch bei jedem Hund wieder... vielleicht dann eben an einer anderen Stelle...


    Ich glaube einfach die Charaktere müssen zusammen passen und die Bereitschaft zu lernen, Kompromisse einzugehen, Zeit zu investieren etc. muss vorhanden sein.

    Dann kann ein Ersthundehalter auch deutlich geeigneter für eine "schwierige" Rasse sein als ein Hundehalter mit 20 Jahren Erfahrung :ka:


    Ich würde meinen Hund auch nicht als schwierig bezeichnen und denke, dass ich auch mit jedem anderen Hund irgendwo ein Problemchen bekommen hätte. Vielleicht an einer anderen Stelle aber ob das besser gewesen wäre?!? :ka:


    Mein Plan war ganz klar, dass ich den besterzogensten Hund der Gegend haben werde.

    Den Plan hatte ich auch |)


    Ist lange her... :hust:

  • Erfahrung ist nicht unbedingt alles. Ich finde, den Willen, sich auf das Gegenüber einzulassen und ggf. an sich selbst zu arbeiten oder dem Hund auch mal einen Schritt entgegen zu kommen, viel wichtiger.


    Wenn man ehrlich zu sich selbst ist und sich überlegt, was man selbst für ein Typ ist, und sich dann vielleicht etwas in der Hundeszene umschaut, sollte jeder einen geeigneten Hund finden. Es gibt so viele verschiedene Rassen.

    Meist ist halt das Problem, dass es schnell schnell gehen muss... Jetzt muss es unbedingt sein. Da hat man meist keine Zeit für so lästige Fragen wie, "passt das überhaupt?"

  • ich finde es immer total Unsinnig wie, gerade hier im Forum, immer "Anfängerhunde" (womit meist FCI Gruppe 9 Begleithunde genannt werden) als Anfängerrassen aufgedrängt werden, sobald jemand eigentlich eine Rasse mit Arbeitsambitionen ins Auge gefasst.

    Das geht mir jedes Mal genauso. Mir tun dann eigentlich immer die armen Havaneser leid. Wer einen Husky möchte, wird halt wahrscheinlich mit einem Havaneser nicht glücklich, Erfahrung hin oder her, und der Havaneser wird ja auch spüren, dass er nicht wirklich willkommen ist.


  • Ich z.B. habe zwei Spitze, die bereiten mich sicher nicht im geringsten darauf vor, wie mein Leben mit einem Malinois wäre

    Ich finde ja alleine diese Aussage zeugt ja aber schon von genau der Hundeerfahrung, die man sich für solche Vorhaben wünscht. Eben das Wissen und eine realistische Vorstellung dessen, wie sich die Unterschiede in den Anforderungen und im Zusammenleben äußern.

    Viele Menschen ohne eben diese Erfahrung würden eben sagen, "dann geh ich halt bissl mehr joggen, ist ja auch nur ein Hund".


    Ich finde auch, dass man nicht von "der Anfängerrasse" sprechen kann, aber wenn man durch einige Erfahrung einordnen kann, was wach-, schutz-, territorial-, hüteverhalten bedeuten und weiß, wie man damit umgeht und wo Grenzen sind, ist vieles schon leichter. Und in dem Sinne denke ich, man hat es vielleicht mit einer Rasse leichter ,die keine dieser Eigenschaften so exotbitant ausgeprägt hat. Aber ganz selbstverständlich gibt es Menschen, zu denen genau das passen kann, der ersthundehalter der mit einem Border oder Mali absolut glücklich wird oder für den ein AL Labbi der richtige Einsteigerhund ist, weil er entweder eine gute Vorstellung hat oder sich sehr agil an die Gegebenheiten anpassen kann.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!