Viele Probleme mit Hund und falsche Erziehung?

  • Mein Freund ist noch zwigespalten. Er akzeptiert aber, dass wir anfangen müssen umzudenken und will andere Methoden ausprobieren um zu sehen ob es was bringt.

    Aber bitte nicht nur eine Woche ausprobieren und dann sagen "Ne, is nicht, funktioniert nicht". Ihr braucht mehr Geduld in der Hundeerziehung.


    Das merkt man schon allein beim Rückruf. Nach 2 Monaten würden die wenigsten Menschen einen, ihnen praktisch fast unbekannten Hund, schon frei laufen lassen und erwarten, dass er auf Pfiff kommt. Ihr seid da sehr mutig, vor Allem wenn der Rassemix stimmt und da der Husky durchschlägt könnt ihr euch auf ordentlich Jagdtrieb einstellen.



    Er meint übrigens, dass noch kein Hund jemals vor ihm oder seiner Familie Angst hatte. Angst und Respekt sind verschiedene Dinge. Seine Hunde hatten alle Respekt und er konnte sie aufgrund seiner Ausstrahlung, Energie und Position problemlos führen.

    Wenn er so eine starke Ausstrahlung hätte und so eine tolle "Energie" müsste er sich nicht mit armseligen (ja, ich benutze das Wort bewusst) Dingen wie unterwerfen, anschreien und Zwicken abgeben.


    Ich hoffe ihr seid bereit mit einem Trainer zu arbeiten, den braucht ihr nämlich wirklich. Wie schon geschrieben, gut dass ihr/du umdenkt, aber mal kurz ausprobieren reicht nicht. Ihr müsst eure ganze Einstellung und Haltung überdenken und zwar auf Dauer.

  • Seine Hunde hatten alle Respekt und er konnte sie aufgrund seiner Ausstrahlung, Energie und Position problemlos führen.

    Ähm



    das paßt nicht hierzu:

    Mein Freund hat seinen eigenen Hund schon unterworfen und hat es auch so in der Familie gelernt, das hat wohl immer super geklappt, er meint, dass alle Hunde die er bis jetzt hatte top erzogen waren. Es war auch nur am Anfang ein paar Mal nötig etwas härter zu werden und dann hat das gesessen und funktioniert.


    Mit der richtigen "Ausstrahlung" wäre das alles nicht einmal nötig gewesen!

    Selbst souveräne Hunde regeln alles nur mit ihrer Ausstrahlung und Blick. Sie haben keine körperliche Aktionen nötig!


    Wer körperlich wird, der ist einfach nur in den Situationen selbst hilflos!



    Denk mal darüber nach!

    Wenn ich so "Energie" lese, habe ich CM vor Augen.

    Erklärt MIR dann so einiges!

  • Wer souverän ist und Führungsqualitäten hat, hat Gewalt nicht nötig.

    Das was ihr fabriziert ist Gewalt.

  • Es geht auch nicht so sehr um eine Methode. Es geht um eure Grundhaltung. Haltung und Werte wie Fairness, Gewaltfreiheit, Respekt usw sind es die wichtig sind in einer Beziehung. Mit Hund und ohne Hund.


    Bei einen Kind, Partner oder Kollegen braucht man ja um Respekt zu bekommen auch nicht dominant zu sein. Und schon gar nicht gewalttätig. Eine Führungspersonnist jemand, dem man sich freiwillig anschliesst und an welcher man sich gern orientiert, weil der Mensch gute Entscheidungen trifft, einem fair beibringt wie die Welt gut funktioniert und einem idealerweise zeigt was verlangt wird bevor man ins Messer läuft, etwas falsch macht und dann bestraft wird. Stichwort: set up for success. Führen heisst nicht, seine narzisstische Seite auszuleben. Ganz im Gegenteil. Dabei geht es nicht um Hierarchie, sondern um Beziehung. Wer als Führungsperson nicht bereit ist, alte Muster zu überdenken und sie gern über Bord zu werfen wenn sie nichts taugen, der ist schlicht nicht fähig gut zu führen weil nicht anpassungsfähig.


    Und: würde das Dominanzgedöns funktionieren, wärt ihr ja glücklich und zufrieden und euer Hund würde bestens „funktionieren“. Tut er aber nicht. Und gut fühlt es sich zumindest auch für dich nicht an.

  • Also erstmal -super dass du und dein Freund mitlesen und ihr bereit seid etwas umzudenken! :bindafür:

    Er meint übrigens, dass noch kein Hund jemals vor ihm oder seiner Familie Angst hatte. Angst und Respekt sind verschiedene Dinge. Seine Hunde hatten alle Respekt und er konnte sie aufgrund seiner Ausstrahlung, Energie und Position problemlos führen.

    Ganz plump: Woher will er das wissen? Konnten die Hunde sprechen?


    Ich glaube das ist eine Annahme, weil man sich das so wünscht. Früher, als zB Kinder in der Erziehung noch geschlagen wurden, wurde auch gesagt, dass dies zu Respekt vor den Eltern führte. War aber höchstwahrscheinlich eher Angst. Oft wird ja jede Form der Unterwürfigkeit als Respekt bezeichnet, was aber nur selten so ist. Respekt muss man sich verdienen und das dauert auch mal seine Zeit. Geschieht aber sicherlich nicht durch ständiges zu Boden drücken oder zwicken.


    Wenn meine Eltern sich zB Zeit nehmen mir Dinge zu erklären und das vielleicht auch öfter als nur 1x, weil es ihnen wichtig ist, dass ich verstehe warum ich etwas (nicht) machen darf, dann habe ich Respekt vor ihnen. Weil dann kann ich Sachen nachvollziehen und schaue zu ihnen auf. Würden sie mich körperlich Maßregeln, dann hätte ich ganz sicher keinen Respekt, sondern Angst.


    Mal ein Beispiel: Das Kind soll nicht alleine an den Süßigkeitenschrank. Jedes mal, wenn es das macht, kriegt es einen Klaps auf die Finger. Jetzt macht das Kind das vielleicht 2 oder 3 mal und danach aus Angst vor der Strafe nie wieder. Hier versteht das Kind aber nicht, aber wieso es das nicht machen soll, also wirken die Eltern in dem Fall unberechenbar.


    Umgekehrt: Das Kind soll nicht alleine an den Süßigkeitenschrank. Die Eltern nehmen sich Zeit und erklären, dass man nur eine bestimmte Anzahl an Süßigkeiten essen sollte, weil das sonst ungesund ist usw. Das Kind versteht jetzt den Grund dahinter und dass es grundsätzlich Süßigkeiten haben darf, nur nicht zu viele. Jetzt ist das Kind bereit mit den Eltern zusammenzuarbeiten (sprich vorher zu fragen).


    Das ganze bezogen auf den Hund, denn auch Hunden kann man etwas "erklären":


    der Hund soll nicht an den Küchentisch. Jedes mal, wenn er das macht, wird er zu Boden gedrückt. Nun wird der Hund den Bereich um den Küchentisch meiden, weil er diesen negativ verknüpft, nämlich mit Schmerzen. Der Bereich wird in Zukunft Angst bei dem Hund auslösen. Dabei versteht er aber nicht warum er bestraft wurde, d.h. die Besitzer erscheinen unberechenbar für den Hund.


    Anders: der Hund soll nicht an den Küchentisch. Die Besitzer nehmen sich Zeit dem Hund zu erklären, was er stattdessen machen soll. Jedes mal wenn er an den Tisch kommt, wird er (an der Hausleine) auf seinen Platz gebracht und dort belohnt. Hier versteht der Hund was er machen soll, es wird ihm eine Anleitung gegeben. Hier kann sich der Hund auf seine Menschen verlassen und wird in Zukunft seinen Platz von alleine aufsuchen, wenn Mensch am Küchentisch ist, weil er dies so verknüpft hat (im positiven Sinn).



    Ich will hier nicht sagen, dass man Hunde vermenschlichen soll oder gleich wie Kinder behandeln sollte. Aber ein wenig bringt einem ein solcher Vergleich die Gefühlswelt des Hundes schon näher.


    Übrigens: Nur weil die ehemaligen Hunde deines Freundes zB auch mal kuscheln gekommen sind oder ähnliches, heißt das ja trotzdem nicht, dass sie in anderen Situationen nicht aus Angst gehandelt haben.


    und wunderschön ist euer Hund ja wirklich :herzen1: ich hoffe ganz doll, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet und alles gut ausgeht!

  • Seine Hunde hatten alle Respekt und er konnte sie aufgrund seiner Ausstrahlung, Energie und Position problemlos führen.

    Joa.. welche Position denn bitte?


    Wer die passende Ausstrahlung hat (und bei dem es nicht nur Show ist), der hat es nicht noetig einen Hund auf den Ruecken zu drehen oder sonstiges. Wer das tut, ist vieles, aber niemand mit den Faehigkeiten, die es zum fuehren braucht.

  • Er meint übrigens, dass noch kein Hund jemals vor ihm oder seiner Familie Angst hatte. Angst und Respekt sind verschiedene Dinge. Seine Hunde hatten alle Respekt und er konnte sie aufgrund seiner Ausstrahlung, Energie und Position problemlos führen.

    Och, ich glaube gerne, dass die Respekt hatten. Aber die Art Respekt die man vor einem cholerischen Vater hat und nicht den echten freiwillig gezollten Respekt, der aus Vertrauen und Anerkennung erwächst.

    Niemand streitet hier ab, dass es (meist) funktioniert einen Hund so zu erziehen. Es funktioniert auch ein Kind mit "Respekt" vor dem Gürtel und dem Kochlöffel zu erziehen. Ich glaube auch gerne, dass die Kindererziehung damals sehr viel einfacher war. Kein lästiges Aufmucken, keine störende eigene Persönlichkeit...

    Wir sagen nur, dass es zum einen unnötig grausam ist (Betonung liegt auf unnötig) und zum anderen ihr da jetzt einen Hund habt der sich das nicht bieten lässt und euch keine andere Wahl gibt als umzudenken.


    Es erwartet auch niemand, dass ihr (v.a. dein Freund, der das so gelernt hat) es schafft da von heute auf morgen komplett anders zu sein.

    Aber wenn ihr euch zB einfach ein anderes Mindset zulegt kann das ein riesiger Unterschied sein, aus dem der Rest dann von selbst erwächst. Verständnis für die derzeitige Situation des Hundes und seines bisherigen Lebens (vergleicht das mal mit einem Kind, das hilft oft).

    Nehmt euch vor dem Hund erstmal alles freundlich zu erklären bis er verstanden hat (nicht bis ihr der Meinung seid, dass er das jetzt verstanden haben muss).

    Und was mir damals am meisten geholfen hat: Wer ist gerade wirklich Schuld? Ist zB wirklich zu 100% der Hund schuld, wenn er jagen gegangen ist anstatt zu hören oder trifft vielleicht doch (auch) euch die Schuld, die ihr ihn in diese extreme Versuchung geführt habt ohne ihm das Handwerkszeug zu geben der Versuchung und seinen Instinkten zu trotzen? (Würdet ihr ein Kind in einem Süßwarenladen alleine lassen und erwarten, dass es nichts davon isst?) Und dann seid fair. Entweder alle Schuldigen werden bestraft (immer, auch wenn es euch zu 100% trifft, und ich garantiere euch, wenn ihr fair und ehrlich seid, wird das die häufigste Option sein) oder keiner wird bestraft und man überlegt nur, wie man es in Zukunft besser machen kann.

    Versucht es einfach mal mit Mitgefühl und Fairness. Ihr klingt wie nette, intelligente Menschen. Ich bin sicher, dass euch ein solcher Ansatz eigentlich nicht fern liegt und höchstens die Anwendung auf den Hund fremd. Vor allem, da du ja selbst schon gemerkt hast, dass es so wie es momentan läuft nicht gut ist.

  • Hier wachsen gerade 2 Jungspunde mit 4-5 erwachsenen Hunden auf. Die souveraenen Althunde ignorieren unfassbar viel. Wenns sein muss, wird geknurrt und dann abgeschnappt. Bis auf eine Ausnahme hat das bisher ausgereicht.

    Und dann gibts da den unsicheren, hysterischen Althund. Der flippt wegen jeder Kleinigkeit aus, die die Jungspunde machen. Egal was, er meint drauf hauen zu muessen und dadurch voellig ueberzogen zu reagieren. Wenn die Kleinen den anderen erwachsenen Hunden beim Gassi immer und immer wieder ins Gesicht huepfen, ignorieren die Grossen das komplett. Der Psycho hingegen rastet schon aus, wenn die 2 nur mal ein bissel flotter an ihm vorbei laufen.

    Respektvoller und vertauensvoller Umgang findet mit dem Psycho nicht statt. Der wird ignoriert/gemieden. Der Umgang der Kleinen mit den anderen erwachsenen Hunden hingegen ist voellig anders!


    Wenn man schon so auf Rudelgetue steht, dann sollte man sich vielleicht mal anschauen, wie Hundegruppen (oder auch echte Rudel) funktionieren, anstatt sich irgendeinen (uralten) Bloedsinn rauszusuchen und damit das eigene Fehlverhalten erklaeren zu wollen.

  • Hallo,

    meine Großeltern und ein Teil meiner Familie ist auch noch damit aufgewachsen, dass man dem Hund unbedingt zeigen muss wer der Chef ist und das es natürlich ist, den Hund auf den Rücken zu drehen, Schnauze zu halten, ... Kein Hund auf's Sofa, ins Bett, in die "Gute Stube", immer schön das Futter auch Mal wegnehmen und die Hunde haben auch irgendwie "funktioniert", allerdings waren die wirklich weit, weit von dem entfernt, was ich für einen entspannten Alltag mit meinen Hunden an Gehorsam haben möchte und ihr ja sicher auch. "Gut erzogen" ist halt auch ein sehr breites Spektrum ;-)


    Sie waren auch alle richtig begeistert als hier der erste "richtige Hund" einzog - ein belg. Schäferhund - und dann ging es mit den ganzen Geschichten los, die passieren, wenn man an einen Hund gerät der sich die ganze Gängelei nicht gefallen lässt - und da seid ihr auf dem besten Wege zu hin. Mein Großonkel hat lang und breit die Geschichte erzählt, dass man sich dann halt einmal mit dem Hund "so richtig durchs Haus prügeln" muss, damit er versteht wo sein Platz ist oder das der große DSH Rüde auf einmal "falsch" wurde und einem Besucher ins Bein bis, als dieser an seinem Wassernapf vorbei ging. Ich persönlich habe eher so semi Lust, dass mir 40 kg Schäferhund auf einmal im Arm hängen, weil sie von dem Gezwicke, Gestupse, Schnauze zu halten und auf den Bodengewerfe die Faxen dicke haben. Mir wurde da auch lang und breit prophezeit, dass der eine "ganz harte Hand" braucht und mich sicherlich bald beißen wird, weil er hier recht viele Freiheiten hat und der Aufbau der für mich nötigen Signal rein positiv erfolgt. Ist bis jetzt übrigens noch nicht passiert ;-)


    M.M.n. hilft euch da jetzt auch nicht, wenn man euch schreibt, versuch den Rückruf Mal so und so aufzubauen oder versuch das beißen so und so abzustellen, weil einfach - ohne das jetzt böse zu meinen- die absoluten Grundlagen im Umgang mit Hunden fehlen und auch einfach das Verständnis für das Tier. Wie schaut es bei euch mit der Lust zu Webinaren/Podcast aus? Was ich euch wirklich empfehlen kann sind die webinare von Dr. Esther Schalke, gibt es bei dog-ibox, über RR, Aggression, Ausdrucksverhalten und vllt. Gegenkonditionierung/Alternativerhalten. Da steckt eine ganze Menge an Wissen drin und für deinen Freund als "Anreiz", die Referentin arbeitet bei der BW im Diensthundwesen, das fällt manchen Leuten dann einfacher von dort Input anzunehmen.

  • Ein Welpe/Junghund nimmt vieles einfach hin. Er ist ja durch seine Unselbstständigkeit total auf seine Bezugspersonen angewiesen. Wenn er außer den Strafmaßnahmen auch positive Erfahrungen mit seinen Besitzern macht, was ja in der Regel so ist, dann entwickelt sich trotzdem eine einigermaßen tragfähige Beziehung. Trotz, aber nicht wegen körperlicher Strafen.

    Daher kann ich nachvollziehen, daß dein Partner sagt, es hat immer so funktioniert.


    Etwas ganz anderes ist das mit einem erwachsenen, fremden Hund, der schon mehrere Besitzerwechsel hinter sich hat. Von dem bekommt ihr nämlich keinerlei Vertrauensvorschuß. Mit körperlicher Einschüchterung präsentiert ihr euch als Willkürherrscher, nicht als vetrauenswürdige Führungspersönlichkeiten. Vetrauen kann man nicht erzwingen, man muß es sich verdienen.


    Ein erwachsener Hund, mit dem euch noch keine vetrauensvolle Beziehung verbindet, ist mental lange nicht so sehr von euch abhängig wie ein Welpe und wird daher nach eigenem Ermessen auch schneller zur Gegenwehr greifen. Daher ist ein höflicher Umgang mit dem Hund auch im eigenen Interesse besonders wichtig. Erziehung muß natürlich sein, und Regeln darf und soll der Hund lernen. Das geht aber auch gewaltfrei.


    Wer meint, seine Dominanz durch Machtspielchen demonstrieren zu müssen, hat keine. Der ist nur ein Spielplatzrowdy, keine Autoritätsperson.


    Dagmar & Cara

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