Podenco aus Spanien zulegen
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Nur kurz: retten will ich natürlich die misshandelten und nicht die 'jagdmaschinen'.
Podencos werden sehr selten als reine Haustiere gehalten. Bei den jüngeren, städtisch lebenden Spaniern mag das zunehmenf an Bedeutung gewinnen (eher als Tierschutzhunde aufnehmen) aber Podencos sind im Grunde immer aus Jägerhand und seit x tausend Jahren wird der Hundetyp nach jagdlichen Kriterien selektiert.
Es gibt viel Elend bei den Jagdgalgos und Jagdpodencos (und das sind nahezu alle), aber nicht nur.
Misshandelt is immer so ne Sache. Ein Teil der Hunde ist sicher nicht in dem Sinne misshandelt worden, dass sie 24/7 verdroschen worden. Es sind Nutztiere. Arbeitsgeräte, die man nach der Arbeit weg sperrt, die man um ein paar Euro kaufen oder verkaufen kann. Manche sind bestimmt fürchterlich behandelt worden, andere gar nicht - einfach nur nicht wie mitteleuropäische Haushunde gehalten worden - und ihre Probleme kommen eher daher: mangelnde Umwelterfahrung. Als Jahdhund im andalusischen Gebüsch völlig unauffällig, in eine andere Welt verpflanzt ein panischer Hund, den die Reize überrollen.
Misshandelt als Auswahlkriterium. Hm. Sagen wir so, meine erste Reaktion wäre "Alter, bitte nicht schon wieder die Mitleidsmasche". Einem sehr ängstlichen Hund zb tut man nicht mit jeder Verpflanzung in jedes Umfeld gut.
Und ganz nüchtern betrachtet, die Hunde, die angefahren, angezündet, mit Säure verätzt, an zu dünnen Bändern irgendwo festgehängt wurden oder die wirklich hungerten, die bringen mitunter schon einige Special Effects mit. Es sind die Hunde, die online mehr Mitleid generieren, aber nicht zwingend die am besten zu vermittelnden, auch wenn die oft erstaunlich viele Interessenten haben, im Gegensatz zu den "faden" unproblematischen.
Angesehen von es leisten können, muss man sich das auch mal leisten können. Viele der Hunde haben orthopädische Baustellen, alte Brüche und Co. Das kann richtig teuer werden. Psychisch kaputte Hunde, echte Angsthunde oder auch nur unsichere können nicht immer alles nachholen, "auftauen" etc.
Grad als Anfänger ist der echt misshandelte oder auch "einfach" nur deprivierte Hund nochmal ne andere Herausforderung.
Untragische Vorgeschichten sind gar nicht so schlecht, nur weniger spektakulär.
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Ich würde mir wenn dann einen schon in Deutschland ansässigen nehmen, den kannst du vorab kennenlernen und bekommst eine erste Einschätzung.
Mir fällt da zb die podencorosa ein.
Außerdem wäre für mich die Voraussetzung regelmäßig eine eingezäunte freilaufmöglichkeit zu haben (windhundauslauf oder Ähnliches).
Meine vorigen beiden hatten podencoanteil, die kamen aber ohne tierschutzbackground zu mir.
Beide waren angenehme Begleiter wenn man nicht mit einem nebenher-Freiläufer rechnet und sie ausreichend bewegt wurden (Fahrrad oder Ähnliches)
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@pinkelpinscher: Tolle Beiträge! Darum mag ich das dogforum so, weil sich hier nicht nur profunde Kenner diverser Rassen und Hundetypen tummeln, sondern auch viel Wissen über alle Aspekte der Hundeanschaffung und -haltung vorhanden ist
Caterina
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Ihr scheint ja eher urban zu wohnen. Nach 5 Spaniern rate ich da dringend: kein unsicherer Hund.
Da stimme ich zu. Wir haben hier ja auch eine recht unsichere (im Kontakt mit fremden Menschen) Galga und wohnen in einem recht belebten großen Dorf mit viel Infrastruktur und Tourismus. Es ist nicht immer einfach. Bewusst würde ich einen derart unsicheren Hund nicht mehr nehmen.
Nur kurz: retten will ich natürlich die misshandelten und nicht die 'jagdmaschinen'.
Das ehrt dich zwar, aber das eine bedeutet beim Podenco in aller Regel auch das andere. Podencos wie auch Galgos werden in Spanien zur Jagd verwendet. Zwar unterschiedliche Einsatzgebiete, aber letztlich beide für die freie Hetzjagd. Es werden aber jährlich auch immer wieder zigtausende dieser Hunde entsorgt - auf welchem Weg auch immer. Und der Jagdtrieb ist letztlich ja auch einfach da, der ist genetisch bedingt. Sprich selbst wenn du einen Hund bekommst der von klein auf beispielsweise immer nur bei den Tierschützern gelebt hat - ein Jagdschwein wird trotzdem draus, das ist einfach drin. Mag sein dass es nicht extrem wird, aber eine Garantie gibts keine.
By the way, mein Podenco-Mix (gemischt mutmaßlich mit Greyhound und evtl. Galgo) war nie beim Jäger. Der kam als Welpe mit seinem Bruder ins Tierheim, dann auf eine spanische Pflegestelle, dann wurden sie zu groß und mussten zurück ins Tierheim und sind als junge ausgewachsene Hunde dann ausgereist. Beide haben natürlich trotzdem Jagdtrieb.
Ansonsten: Podencos sind wunderbare Hunde. Wirklich ganz faszinierend. Aber man muss das schon wollen. Im Haus tatsächlich sehr ruhig und katzenartig, haben sie draußen doch eher schon Feuer im Hintern. Die Podencos die ich kannte, waren allesamt recht temperamentvoll draußen. Viel mehr und ausdauernder als ich das von meinen Galgos gewohnt bin. Mein Podenco-Mix ist jetzt 13 und nun deutlich ruhiger, aber der hat mich auch Nerven gekostet in jungen Jahren. Der ist hochintelligent und hatte schnell raus, wie man Türen öffnet. Zum Glück war er nie ein Zaunkletterer oder Springer, das gibts nämlich auch. Die Galgos empfinde ich als angenehmer im Handling, auch ruhiger, die jagen auch nicht unbedingt mit allen Sinnen, was Podencos aber definitiv tun. Dafür sind Podencos super vielseitig und sehr lernwillig. Also meiner hat von Mantrailing über Rennbahn bis hin zu Coursing, ZOS und Agility sowie Futterbeuteltraining alles mögliche gern gemacht. Das ist ja auch wieder was schönes, wenn man es mag. Meine Galgos sind allesamt nicht ganz so lernfreudig, um es mal nett auszudrücken.
Zu Zeiten als ich noch selbstständig war mit einer Hundebetreuung, hatte mal ein Pärchen für ihre drei Podenco Canario angefragt, ob die für 2 Wochen kommen dürften. Ich hab immer darauf bestanden dass man sich vorher kennenlernt, mal spazieren geht, guckt ob die Hunde zu meinen passen. Wir trafen uns an einem Parkplatz und es war von der ersten Sekunde an der völlige Trubel. Ihre drei Hunde johlten und bellten, sprangen vor Aufregung übereinander (!) hinweg, rannten hierhin und dorthin, und waren völlig überdrüber. Auch während des Spaziergangs wurde es dann nicht weniger. Und bei mir daheim war dann auch Randale. Das waren die einzigen Gäste die ich ablehnen musste, das wär mir zu viel geworden und meinen Hunden auch. Selbst mein damals noch junger Podenco(-Mix) hat sparsam geguckt, der war ja regelrecht ruhig gegen die drei. Wobei Podencos natürlich nicht unerziehbar sind. Aber es sind schon spezielle Hunde. Grad die kleineren Podenco-Arten (alles unterhalb von Ibicenco) empfinde ich als sehr lebhaft, kenne aber auch nicht allzu viele.
Ableinen mal eben auf dem Felde, eher nicht. Im Wald auch nicht. Klar, kann klappen mit viel Training - aber es bleibt ein Glücksspiel, weil wenn Beute da, dann wirds interessant. Bei den Galgos ist das aber ähnlich. Mein erster Galgo konnte gut frei laufen, zusammen mit dem Podenco-Mix, aber eben nur in sehr wildarmen Gebieten. Da war auch nie was. Meine jetzige Galga kann ich auch in wildarmem Gebiet nicht ableinen, die ist viel zu eigenständig, ich trau dem Braten nicht. Mein jüngster Galgo kann eventuell irgendwann mal abgeleint werden, aber da arbeiten wir noch lange dran und ob ich mich trauen werde, keine Ahnung. Die Realität sieht so aus: Wir fahren regelmäßig eingezäunte Wiesen an zwecks Freilauf, und erfreuen uns ansonsten an Leinenspaziergängen die aber bei uns auch sehr geregelt und weitgehend entspannt ablaufen - selbst bei Wildsichtung. Die Hunde sind im Haus sehr ausgeglichen, tolle Hunde, für unsere Lebensumstände eigentlich die perfekten Hunde. Aber speziell.
Mir macht das so nix, ich kenns auch nicht anders nach insgesamt 6 Hunden die alle Jagdtrieb hatten und haben - aber für Leute die sich romantische Spaziergänge im Feld mit abgeleintem Hund vorstellen, der ihnen die Wünsche von den Augen abliest, wären meine Hunde vermutlich auch der Horror.
Aber wenn du wirklich willst und dich darauf einlässt, es sind durchaus tolle Hunde. Ich mag sie sehr, auch wenn ich keinen Pödel wollen würde, sondern eher zu den Windhunden tendiere. Ich würde dir dann aber raten, nimm Kontakt zu Orgas auf, die solche Hunde vermitteln - da gibts durchaus tolle und seriöse Vereine. Lass dich beraten, besuche mal ein paar Pflegestellen die Hunde da haben, die vielleicht auch eigene Podencos haben, geht spazieren, lernt euch kennen. Und entscheide dann. Und mach dir das Leben nicht schwerer als es sein muss - nimm keinen ängstlichen Hund. -
Danke noch mal für all die Antworten. Hatte die Woche relativ viel zu tun daher kam ich nicht dazu hier noch mal zu posten. Habe auch alles noch mal verdaut. Den Gedanken einen Hund zu importieren habe ich nun erstmal verworfen - denke da gingen mir die Pferde so ein wenig durch.
Habe nun Kontakt zu drei Pflegestellen aufgenommen (mehr oder weniger) in meiner Umgebung - den Traum eines podenco/galgo/Windhund will ich (noch) nicht aufgeben.
Werde mich mit denen nun ein wenig austauschen und sehen wie realistisch es ist einen aufzunehmen. Nächste Woche treffen wir uns mit einer dieser Stellen und werden die Hunde erstmal kennenlernen.
Ansonsten werde ich vermutlich mir Gedanken um eine andere Rasse machen - vielleicht mal im Tierheim vorbeischauen.
Danke auf jeden Fall, dass ihr mir den 'Kopf ein wenig gewaschen habt'
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Sehr vernünftige Einstellung, freut mich, dass wir dir helfen konnten hier im Forum.
Und viel Spaß beim weiteren Informieren und dem Weg verschiedene Rassen kennen zulernen. So ist es der vernünftigere Weg einen Hundebegleiter für viele viele Jahre zu finden, der zu dir paßt.
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Heute morgen meinen ersten podenco 'getroffen'. Jetzt verstehe ich was einige meinen, wenn sie sagen, dass diese Hunde draußen sehr viel aktiver sind. Innen war er recht ruhig aber doch interessiert (habe ihn aber nur ganz kurz indoor getroffen), außen ging er jedoch regelrecht ab. Hatte das Gefühl, er geht mit der Pflegerin Gassi und nicht andersherum
Hat wirklich jeden Hasen und Eichhörnchen gewittert. Mein lieblings Ereignis war, als er plötzlich einen halben Baum hoch ist, um einen Eichhörnchen (?) nachzugeben, so schnell konnte die Pflegerin nicht reagieren.
Generell mochte ich ihn doch sehr gerne. Sehr aufgeweckt und (zu uns) sehr lieb. Optisch war er auch der Hammer (wobei das eher zweitrangig ist).
Was mich jedoch abgeschreckt hat, war dass er ziemlich aggressiv Hunden gegenüber ist (besonders kleinen). Man sagte mir zwar, dass dies nur der Fall ist, wenn er an der Leine sei. Aber bei dem Jadgtrieb wird er das ja zu 90% auch sein.
Es gab da noch die ein oder andere negative Nachricht (dass er operiert werden müsste).
Bin nun leider sehr unentschlossen. Ich tendiere eher ihn nicht zu nehmen.
Habe nächste Woche noch ein anderes Treffen. Beim örtlichen tierheim hatte ich auch angefragt, die haben aber Öffnungszeiten, da müsste ich mir direkt einen Tag frei nehmen
War ein kleines Update bezüglich meiner 'Hundefindung'
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Gefällt dir denn prinzipiell dieses Jagdding? Dass der Hund draussen viel Aufmerksamkeit und Training braucht? Dieses wache, schnell angeknipste und drin kuschlig ruhige? Hättest du Lust in die Richtung auszulasten: Dummy, Fährte oder Mantrailing oder sowas? Ich frage, weil es ja durchaus einfacher zu trainierende Jagdhunde gibt die das auch mitbringen und die man auch gern im TS findet. Vizsla oder Spaniels zum Beispiel. Nur mit dem Unterschied, dass sie VIEL trainierbarer sind und meistens zumindest teilweise frei laufen lernen können. Aber alle brauchen eine gewisse Reizkontrolle und sind oft keine „immerdabei“ Hunde.
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Der Jagdtrieb würde mich nicht stören. Vielleicht sollte ich mir mal ein paar andere (trainierbare) Jagdhunde anschauen. Den von dir genannten Spielen wäre ich auch nicht abgeneigt. Natürlich alles nur in der Theorie, da ich mich mit 'Hundeerziehung' leider nicht wirklich auskenne (zumindest keine hands on Erfahrung).
Bei dem podenco war einfach der größte schreck, dass er so aggressiv anderen Hunden gegenüber ist (zumindest an de Leine). Sonst hätte es mich alles weniger gestört.
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Wenn dich der Jagdtrieb des Podencos stört, dann wähle eine andre Rasse. Man kann einem Podenco nicht das Jagen abtrainieren. Man kann ihm nur beibringen, zusammen mit dem Menschen zu jagen und das Jagdverhalten darüber in einem gewissen Rahmen unter Kontrolle zu bringen - aber der Podenco ist und bleibt ein Jagdhund, der mit allen Sinnen jagt und im "leeren" Gebiet durchaus auch den Suchradius erweitert, um woanders Beute zu finden.
Noch dazu kommt bei einem Podenco aus dem TS erschwerend hinzu, dass er evtl. schon in Jägerhand gearbeitet hat. Er sollte sein ganzes bisheriges Leben genau das tun, was wir hierzulande vermeiden möchten: Wild hetzen, packen (evtl. töten, wobei grade Podencos oft auf Lebendapport selektiert und trainiert sind (was es für das Wild aber nicht besser macht)), an Ort und Stelle verwahren oder zum Jäger bringen. Und seine Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw. auch (Stichwort Epigenetik).
Außerdem ist die Sozialisation dieser Podencos nicht auf unsere Kultur ausgelegt. Kann sein, dass dieser Hund "nur" eine Leinenaggression hat. Kann aber auch sein, dass er zwar eine Leinenaggression hat, aber parallel auch kleine Hunde als Beute sieht.
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