Fremdeinkreuzungen/Outcrossing in der Hundezucht

  • Ich bin ja grundsätzlich für solche Fremdeinkreuzungen und breitere Rassestandards, aber sie müssen halt Sinn machen. Ich finde die ursprüngliche Idee der Altdeutschen Hütehunde zB sehr gut. Was arbeitet wie ein AH (und sich benimmt wie ein AH) ist ein AH. Sch.... auf Optik.


    Dagegen stehen dann Rassen wo Farben ausgeschlossen werden, wo andere Felltypen ausgeschlossen werden und das einfach nur weil es irgendwem nicht gefällt. Kann ich gar nicht verstehen, wer will schon nur Hunde die man kaum unterscheiden kann, weil sie exakt gleich aussehen? Ich meine, wenn man einen braunen Deutsch Langhaar will nimmt man den Welpen, wenn man lieber den Schwarzen will nimmt man einen anderen. Geht mit dem Weißanteil ja auch, dass die Leute einfach den Welpen nehmen der ihnen gefällt. Ich verstehe absolut nicht warum man da zwei Rassen draus machen musste und dann beim Zuchtprojekt sogar lieber DK einkreuzt als den GM.


    Oder das Kreuzen innerhalb der belgischen und holländischen Schäferhunde. Und auch eigentlich zwischen den beiden. Denn offensichtlich gibt es zwischen den Linien ja größere Unterschiede als zwischen den Rassen. (Was es an Unterschieden gibt ist ja in erster Linie auf die Zucht der letzten paar Dekaden zurückzuführen, hätte man nicht getrennt....)


    Ich persönlich bin ja dafür, dass gerade bei den Arbeitsrassen, alles wo es heißt "ist egal, wähl nach Optik/Linie" zusammengelegt werden sollte oder zumindest eine Kreuzung zwischen den Rassen recht einfach und unbürokratisch möglich sein sollte.

  • Ich fände sinnvolles Einkreuzen von Fremdrassen gar nicht so verkehrt. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass (gerade der fremdrassige Hund) vollumfänglich nach dem aktuellen medizinischen Stand durchleuchtet wird.


    Es ist nicht sinnvoll eine Rasse durch eine Fremdrasse genetisch bessern zu wollen und dadurch dann Krankheiten in diese Rasse zu züchten.


    Bei den langhaarigen Whippetähnlichen hat man das damals versäumt (bzw. gab es für die ein oder andre Krankheit damals noch keine Testverfahren), so dass diese Rassen nun allesamt mit (Erb-)Krankheiten deutlich mehr belastet sind als der Whippet (allerdings mWn auch nicht schlimmer dastehen als der Sheltie - also zumindest aus Sicht der andren hauptsächlich beteiligten Rasse hat sich keine (gesundheitliche) Verschlechterung ergeben).



    was machen mit den Kreuzungsprodukten? Wenn ich sie nicht irgendwie über Phänotypisierung doch in Zuchtbücher schleusen kann, bleiben sie bedeutungslos. Im Windhundsport bleiben sie etwa komplett irrelevant, weil sie ohne Papiere eh nirgendwo offiziell mitmachen können.

    Das würde ich pragmatisch lösen: Hunde die +/- aussehen und sich +/- verhalten wie die gewünschte Endrasse laufen bei Ausstellung und Sport unter dieser Rasse. Alle andren bleiben dann halt reine Familienhunde - was hierzulande bei allen Rassen ohnehin den größeren Teil ausmacht.


    Die Nachkommen sollten ohnehin sehr genau nach vorher definierten Zielen beurteilt werden. Und auch die Weiterzucht mit ihnen sollte gut durchdacht sein. Sonst hat man ganz schnell das Pech, dass man die wertvollen Fremdgene wieder verliert (s. diese ganzen "Mopsrückzüchtungen", deren Schnauzen oft genauso schlimm aussehen wie bei den reinrassigen Exemplaren).


    Jedenfalls die Nachkommen aus solchen Kreuzungsprojekten, die in die Zucht gehen, sollten auch zwingend in rassetypischen Einsatzgebieten laufen (sei es Sport, Jagd, Hüten, Therapiebereich oder was auch immer) - nur so kann man sich ein komplettes Bild vom Gelingen der Fremdkreuzung machen. Bzw. erkennen, welche Eigenschaften der (rassereine) Deckpartner mitbringen muss, um den "Mischling" (im Sinn der Rasse) zu verbessern.

  • Outcross ist für mich so etwas wie es flying-paws von den Border Collies berichtet und ja auch selber macht. Was arbeitet wie ein BC, darf als BC in die Zucht, so oder so ähnlich war das doch? Und dann noch mit allen gesundheitlichen Untersuchungen, top.

    ROM - Register on Merit - heißt das bei den arbeitenden Border Collies. Der Hund muss eine bestimmte Arbeitsleistung und gesundheitliche Nachweise erbringen.


    Es ist richtig, dass meine Koolie-Hündin über dieses Verfahren in die Border Collie-Zucht gekommen ist und ich mit ihr einen Wurf Border Collies gemacht habe.

  • Ich meine, dass vernünftig durchdachte Kreuzungsprojekte nicht durch den FCI blockiert werden, sondern eher durch die konkreten Rassezuchtvereine abgelehnt werden.

    Das Problem ist, dass es kaum duchdachte Keuzungsprojekte gibt.

    Da geht es wie schon gesagt in fast allen Fällen nur um ein "ich will das jetzt einmal machen" oder "ich find diesen Hund ganz toll und will da jetzt mal mixen".

    Wirklich durchdachte Projekte, die in ihrer Planung über einmal Mischlinge produzieren muss man mit dem Mikroskop suchen und deshalb hat man da sehr schnell den Eindruck, dass FCI und Rassezuchtvereine aus Prinzip dagegen sind.


    Bei den Working Borders hat man halt einen Vorteil, den man beim Großteil der Rassen nicht mehr hat, nämlich den Focus auf die Arbeitseigenschaften. Das fällt bei fast allen Rassen komplett weg. Der Hautgebrauch ist da "Familienbegleithund" und das ist so schwer und schwammig zu fassen, dass eine Selektion über diese Aufgabe keinen Sinn macht.

  • Ich denke, die durchdachten Kreuzungsprojekte strebt auch niemand ernsthaft an. Es scheitert ja schon an Dingen wie Haar- oder Farbvarietäten der genetischen Vielfalt zu liebe zu kreuzen. Lieber züchtet man mit Minimalstpopulationen.


    Wenn ich mir die ZO verschiedener Vereine anschaue, dann geht es doch hauptsächlich um Showergebnisse. Fängt in der ZZL teilweise schon sehr extrem an für meinen Geschmack. Leistung und Wesen ist halt aktuell nicht in. Generell scheint mir Funktion immer unbeliebter zu werden. Also, auch äußerlich: Funktionelles Haarkleid, funktioneller Körperbau, keine Übertypisierung und sowas.

    Hauptsache niedlich und "Familienbegleithund", aktuell. Gipfelt dann in den diversen Qualzuchten mit all ihren Baustellen und Wehwehchen.


    Genetische Vielfalt ist dann noch abstrakter und unbeliebter. So scheint es mir zumindest, wenn man sich mal bei anderen Rassen umhört und sich unterhält. Da fühle ich mich beim DSH noch ziemlich wohl.. Auch, wenn ich dort durchaus ebenfalls Wünsche hätte. Aber bei vielen anderen Rassen mag ich gar nicht mehr hinschauen. Das wäre nicht meine Welt.

  • Durchdachtes Einkreuzen ist meiner Meinung nach der einzige Weg auf längere Sicht weiterhin Rassehunde zu züchten.


    (Oh sorry, das sind dann für viele wahrscheinlich keine Rassehunde mehr, also gesunde Hunde züchten.)


    Wenn sich in den nächsten Jahren hier nichts ändert, wird sich eine Rasse nach der anderen verabschieden können.


    Man könnte auch im Begleithundsektor an 1. Stelle auf Gesundheit, Verträglichkeit, stabile Nerven achten und alles andere vergessen. Mir ist es egal, ob der Hund Schlappohren, Hängeohren oder einen Mix davon hat, ob er 5 cm kleiner oder größer ist, ob er schwarz oder braun ist oder einen weißen Brustfleck hat. Er sollte verträglich sein und gesund. Alles andere wäre für mich relativ egal.

    Allerdings wird wohl noch lange in die Richtung nicht viel passieren.


    So lange viele Menschen sich speziell sogar für besonders anfällige Qualzuchtrassen begeistern, braucht man über den Rest nicht nachdenken.


    Bei mir zieht auf jeden Fall kein Rassehund mehr ein.

  • Bei mir zieht auf jeden Fall kein Rassehund mehr ein.

    Wenn man vernünftiges Vorgehen in der Zucht fördern möchte, wäre es sogar gut einen gut gezüchteten Welpen zu kaufen. Wenn die Züchter, die es gescheit machen, keine Abnehmer finden, dann hören sie auf mit der Zucht.

  • Leider gibt es viele Züchter, denen nur Showergebnisse (und/oder ihr bevorzugter Typ) wichtig sind und sich dabei keine Gedanken um die Gesamtheit der Rasse machen.


    Jins Züchterin hat zur Zeit einen Deckrüden im Auge, der mir optisch (was andres kann ich nicht beurteilen, da ich weder den Rüden noch seine Besitzer kenne) überhaupt nicht gefällt, für mich weg geht vom Whippettyp; meine erste Reaktion war entsetzen, als sie mir den Rüden zeigte. Aber man darf den Rüden ja nicht für sich alleine sehen. Dazu kommt ja das Gebäude der Mutterhündin. Der Rüde hat Punkte im Gebäude, die Jins Züchterin gut findet (wenn auch dort übertrieben) und damit dann die "Schwächen" im Gebäude der Mutterhündin verbessern würde. Und charakterlich ist er wohl ein ganz toller.

    Also hier wird langfristiger geplant - die direkten Nachkommen aus dem Wurf mögen optisch dann vielleicht noch nicht ganz das sein, was man möchte, aber wenn man mit diesen dann weiter züchtet...


    So hält man einen Genpool weiter gefächert als wenn man immer nur die "schönsten" Hunde miteinander verpaart.


    Bei einigen Showzüchtern ist so ein Vorgehen natürlich unbeliebter - immerhin möchte man möglichst viele Champions züchten und das geht nicht, wenn man Hunde mit "mangelhaftem" Gebäude züchtet (ganz abgesehen davon, dass rein objektiv beurteilt eher reine Showhunde ein mangelhaftes Gebäude haben, denn solche Hunde die (auch) Leistung erbringen können).



    Wenn ich mir die ZO verschiedener Vereine anschaue, dann geht es doch hauptsächlich um Showergebnisse.

    Und im Windhundsport wurde dieses Jahr von der FCI eine Veränderung verabschiedet, die den Sport so extrem an Ausstellungsergebnisse knüpft, dass Deutschland (und evtl. noch ein paar mehr Länder) im kommenden Jahr keine internationalen Sportveranstaltungen mehr ausrichten wird - denn dadurch wird es zu einer extremen Ungleichverteilung im Sport kommen und außerdem reine Leistungshunde auch noch stark benachteiligen (weil es für diese nur sehr schwer ist, die nötigen Showergebnisse zu erzielen, um Sporttitel gewinnen zu können).

    Einfach nur zum Kotzen.

  • Beim Pudel wird schon von einigen Züchtern mehr auf die genetische Diversität geachtet, vor allem bei den Großen. Da ist es mit ein Ansatz, um bestimmten genetischen, aber noch nicht testbaren Krankheiten begegnen zu können. Da gab es in letzter Zeit auch Verpaarungen, die eher unüblich waren bzw. einer Sondergenehmigung bedurften und für viel Gesprächsstoff gesorgt haben. Ich bin da zum Teil auch ziemlich kritisch, die Tests der Welpen auf genetische Diversität und DLA waren für mich aber definitiv bei diesem Punkt ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Ich meine, wenn man einen braunen Deutsch Langhaar will nimmt man den Welpen, wenn man lieber den Schwarzen will nimmt man einen anderen. Geht mit dem Weißanteil ja auch, dass die Leute einfach den Welpen nehmen der ihnen gefällt. Ich verstehe absolut nicht warum man da zwei Rassen draus machen musste und dann beim Zuchtprojekt sogar lieber DK einkreuzt als den GM.

    Hab ich ne ähnliche Meinung dazu. Ich wäre tatsächlich für das aufweichen der starren Rassen. Gerade im 'kleinen roten Terrier' Bereich, aber in anderen geht das bestimmt auch.
    Und natürlich wird es dann immer noch Züchter geben die Schläge bevorzugen. Dann kaufe ich halt bei dem Züchter des kleinen roten Terriers der auch eher mit kompakteren Hunden züchtet. Aber die Basis aus der man wählen könnte wäre um einiges vielfältiger. Und selbst wenn der Züchter weiter größtenteils zb mit der Silky Terrier Basis arbeitet kann er problemlos nen Yorkshire rein bringen der passt.
    Und wenn man es braucht gibts ne Typisierung zur ZZL, welcher Schlag vom kleinen roten Terrier jetzt der Hund genau angehört.

    Aber das ist wahrscheinlich das unwahrscheinlichste Szenario das eintreten wird

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