Leinen-Rowdys - Der Pöbel-Thread

  • Es kommt einfach auch sehr auf den Hund und seinen Halter an, ob (und welche!) körperliche Korrekturen Sinn machen.


    Ich steh dazu, dass ich nicht immer "nett" bin, aber ich würde meinen Hunden niemals absichtlich Schmerzen zufügen (tierärztliche Dinge nehme ich hier bewusst aus).

    Insofern ist mein Gewissen rein.


    Darüber hinaus führen viele Wege zum Ziel, und da muss man einfach schauen, was für einen selbst passt, womit man authentisch für seinen Hund ist, um ihm Sicherheit zu geben.

  • Schwieriges Thema. Ich lebe ja gefühlt in "beiden Welten". Bestätigung und Korrektur. Was ich nutze entscheide ich je nach Kontext, Zielsetzung und Bauchgefühl. Beides hat Vor- und Nachteile und kann sinnlos angewendet werden.

  • Aber es macht doch auch einen Unterscheid warum der Hund pöbelt. Ist es aus Angst und/oder Unsicherheit finde ich Korrekturen auch blöd.


    Hier war es ganz klar, weils halt Spaß macht und man sich das Ego polieren kann (plus Territorialverhalten). Und da werde ich dann eben auch giftig. Ich habe, wie schon geschrieben, 1,5 Jahre "nett" trainiert, was ja auch schon eine enorme Verbesserung gebracht hat. Aber für die finale Erkenntnis seitens der Hunde brauchte es dann eben mal pöbeln meinerseits.


    Ich bin da total bei persica, es sind nicht alle Hunde falsch trainierte arme Hascherl mit schlimmer Vergangenheit, manche sind einfach auch prollig und tun Dinge, weils selbst belohnend ist und Spaß macht. Finde ich auch nicht schlimm, aber ich darf dann bitte auch sagen, dass ich das nicht will. Und Bögen laufen etc. mache ich ja weiterhin, da komme ich natürlich den Mädels entgegen und unterstütze wo ich kann. :smile:

  • Aber nein, kein Hund braucht das, um mit dem Pöbeln aufzuhören.

    Wenn der Hund aus Spass und Egopolitur pöbelt, finde ich eine Korrektur des Verhaltens durchaus angebracht. Und wenn der Hund auf die Korrektur selber so reagiert, gibts zum Teil HF die geben da noch mehr "Hau drauf". Einfach, weil man den HF gefälligst nicht zu beissen hat.


    Ich denke es ist von Hund zu Hund unterschiedlich wie wo welche Methoden funktionieren. Der Beauceron einer Freundin lässt sich vom Nassspritzen mit Wasserflasche extrem beeindrucken. Meinen beeindruckt so gar nichts diesbezüglich. Die kann das Pöbeln so problemlos abstellen.


    Grad bei dem Thema ist es so essentiell die Ursache herauszufinden und die wahre Motivation dahinter. Aber eins haben diese Pöbler, das wirklich sehr wertvoll ist: Man lernt schon sehr viel über sich selbst, dem Hund und der Lernmethodik. Das sind wertvolle Erfahrungen.

  • Nur weil was wirkt, heisst das nicht das es auch einen anderen Weg gegeben hätte der funktioniert hätte.

    Viele Wege führen nach Rom und entsprechend braucht kein Hundeverhalten eine Korrektur. Es gibt andere Lösungen.


    Ob man den Weg immer als HH gehen kann oder mag, ist eine ganz andere Geschichte.

  • Mh... Mir war nicht klar, dass körperliche Korrekturen, die dem Hund keinen Schmerz zufügen, auch so kontrovers sind. Über Gewalt und Schmerz und Bestrafung braucht man nicht diskutieren, das ist klar.


    Nach der Auffassung hier arbeiten wir wohl mit "körperlichen Korrekturen", wenn blockieren oder den Hund runter drücken oder so etwas auch darunter fällt und bei uns hat das tatsächlich den Durchbruch gebracht. Erst dadurch, dass wir das Ausflippen von Freddy physisch unterbrochen haben, wurde er überhaupt erst ansprechbar bei Hundesichtungen. Dadurch wurde das weitere Entspannen und das an anderen Hunden vorbeigehen (dann über Belohnung natürlich) auch überhaupt erst trainierbar. Vorher war das Muster "Hundesichtung --> völlige Eskalation über Minuten".


    Konkret handelt es sich bei der Korrektur darum, den Hund bei Griff ins Halsband ins "Sitz" zu drücken und mit dem Körper abzuschirmen, wenn er in Richtung anderer Hund will. Auch mit dem Bein blockieren und an der Brust zurückschieben wenn nötig. Wenn er sitzt natürlich positiv bestärken. Inzwischen setzt Freddy sich bei Sichtung eines Artgenossen teilweise von ganz allein hin oder braucht nur noch eine ganz leichte Berührung. Den Griff ans Halsband können wir uns dabei inzwischen auch völlig sparen. Das hätten wir aber rein über Belohnung nie geschafft, weil Freddy beim ersten Blick auf einen anderen Hund schon so raus war, dass wir ihn nicht erreichen konnten.


    Ausgehend von der "Hund sitzt angespannt, aber ansprechbar da"-Situation können wir nun weiter arbeiten. Gerade üben wir "Look at me" - ein Kommando bei dem Freddy belohnt wird, wenn er statt den vorbeigehenden Artgenossen anzustarren zu mir hoch schaut. Da schaffen wir immer bessere Ergebnisse, je nach Hund. Wenn wir mit genug Abstand vorbei laufen können, machen wir das sogar schon im Laufen, aber auch da gibt's eine körperliche Korrektur, nämlich vor dem Hund Aufstampfen und dann mit dem Bein vor der Brust blockieren, wenn er "aus der Spur" will und Richtung anderer Hund geht. Auch das funktioniert, es holt ihn sofort aus dem "Wahn" raus und dann können wir weiter arbeiten.


    Ich habe bei unseren Korrekturen aber nicht das Gefühl, dass Freddy dann aus "Angst" vor physischen Konsequenzen sein Verhalten anpasst, sondern weil er sich wirklich sicherer fühlt, wenn wir ihn körperlich begrenzen und lenken. Er entspannt dann direkt, wenn wir ihn z. B. abblocken vom anderen Hund.


    Hoffe, ich werde hier jetzt nicht gesteinigt.

  • Hier wird überhaupt niemand gesteinigt


    Deine Korrektur hat Freddy aber rein gar nichts beigebracht.

    Er hat sein Verhalten durch die Belohnung angepasst und gelernt Strategien abzuspuhlen die positiv für ihn waren.

    Ob man die Korrektur um die Erstreaktion anzustellen in der Art und Weise gebraucht hätte oder nicht.

    Das kann keiner sagen.

  • Stimmt, je nach Situation kann das auch bei ein und demselben Hund ganz unterschiedlich motiviert sein.


    Beispiel Dexter:


    - im Garten ist ein Igel oder eine Katze -> Muss vertrieben werden, hat hier nix verloren! Und fühlt sich so toll an, Keine Unsicherheit oder Angst, sondern vorallem Territorium verteidigen. Unsicher würde er da erst werden, wenn das Gegenüber sich wehren würde.


    - ein großer Hund rennt auf uns zu -> Dexter bekommt Angst und könnte je nachdem wie nah der Hund kommt, auch hysterisch werden


    - ein (z.B.) Schäferhund läuft angeleint und nicht wirklich interessiert vorbei ->

    Dexter würde sooo gerne pöbeln (heute grummelt er stattdessen in seinen nicht vorhandenen Bart) weil er den grundsätzlich erstmal doof findet und ihm halt gerne ein paar Schimpfwörter an den Kopf knallen würde, einfach auch weil's Spaß macht



    Als er zu uns kam sah das bei jedem Hund so aus, auch auf 50m Entfernung: hysterisch keifender Dexter, der die Hosen wirklich voll hatte, weil er keine Ahnung hatte, wie er damit fertig werden soll!

    Bis dahin war seine Erfahrung (bei der Vorbesitzerin) mit Hundebegegnungen, dass er das selbst regeln muss. Und damit war er völlig überfordert.


    Da haben wir viel mit Z&B gearbeitet, dazu hab ich mich darin geübt ihn zu schützen, gut zu führen und abzuschirmen.

    Hat auch geholfen.


    Als er selbstbewusster wurde, hat er sich aufs Mobben und Pöbeln verlegt. Das war eine ganz andere Motivation, und da kam dann auch körperliche Korrektur zum Einsatz.

    Hat auch geholfen.

    Gutes Verhalten wurde und wird immernoch belohnt!

  • Bei Reika gabs schon Korrekturen, wenn auch nicht besonders oft. Die bestanden vor allem aus einem lauten 'hey' und/oder aus körperlichem Blocken und ein Stück Zurückdrängen (das bringt dann auch nochmal Abstand zum anderen Hund). Letzteres auch körpersprachlich, einfach durch Präsenz. Anfassen muss ich sie da nicht. Sie ist halt so ein Pubertier-Egopush-Pöbler. Wobei ich nie korrigiere, wenn sie schon am eskalieren ist. Da hab ichs eh schon verbockt und es kommt nichts mehr an. Da gehe ich dann einfach zügig aus der Situation.


    Bei Balu gab es beides kaum. Das einzige, was es gab, war mal ein Ausfallschritt zum blocken, als wir schon weit genug im Training waren. Damit er auf der abgewandten Seite bleibt. Balu hat aber halt auch aus Unsicherheit gepöbelt und wäre nur noch verzweifelter gewesen, wenn ich da zusätzlich ständig rumkorrigiert hätte.

  • Ich gehe später drauf ein.


    Aber zuerst - Ich verfolge für mich eine Regel : Einen pöbelnden Hund, fasse ich nicht an.


    Hat den simplen Grund, dass ich es allgemein für gefährlich halte, einen Hund in hoher Erregungslage durch ein antipsen, ins Halsband greifen oä davon abzubringen oder umzulenken.

    Denn mir ist das Risiko zu hoch, dass ich damit die Aggression auf mich umlenke, und ich würde da auch bspw bei Lilo nicht die Hand dafür ins Feuer legen dass sie sich dabei kurz vergisst und kurz um schnappt.


    Ich hab allerdings auch schon mitbekommen wie sowas schief gehen kann.

    Dackelmixrüde ( den hab ich glaube schon angesprochen), reagierte auf alle. Hunde Aggro.

    Einmal bin ich mit diesem Hund und meinem Ex im Dunkeln spazieren gegangen. Es kam ein Hund ums Eck, und mein Ex hat ( blöd wie er war) ins Halsband gegriffen.

    Es ist passiert was man hätte erahnen können - der Hund hat sich umgedreht und das Handgelenk Krankenhausreif Getackert ( also richtig die Fangzähnen rein gehauen).

    Ich hab die Leine abgenommen und der Hund ging mich an. Hab ihn auf Abstand gehalten, gab ein bestimmtes "Ey" von mir, und hab gewartet bis er sich runter gefahren hat.

    Die Wunde musste im Endeffekt - weitere Blödheit weil der Typ nicht direkt in die Notaufnahme ist - mit dem Skalpell ausgeschnitten werden ( entzündet), und daraufhin gab's Heilung Probleme weil allergische Reaktion aufs Verbandmaterial.


    Also insgesamt, rechne ich damit dass ein körperliches Eingreifen ( bspw Griff ins Halsband) im Falschen Moment ( wenn die Aufregung zu weit oben ist - das passiert schnell mal), dazu führen kann, dass selbst der netteste Hund umschlagen kann, weil er dann in diesem Moment einfach nurnoch reagiert.

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