Leinen-Rowdys - Der Pöbel-Thread

  • Und vermutlich nur, wenn kein Ressourcenthema die Sache verstärkt.


    Deshalb kann ich bspw nicht einfach Futter suchen lassen. Das führt hier manchmal zu einem,, Wehe du klaust mir das! ", also lass ich es. ^^

  • Mit dem Alter hat das „sich festglotzen“ gar nichts zu tun. Das ist einfach Typsache bei manchen Hunderassen, und/oder wird als Lösungsstrategie vom Hund genutzt.

    Bei deinem würde ich denken es ist eine Mischung aus allem + einer von dir an falscher Stelle herausgearbeiteter Verhaltenskette.

    Hast du die Möglichkeit da mal jemanden rausschauen zu lassen? Das müsste eigentlich leicht zu beheben sein, denn deine Vorarbeit sitzt ja. Nur hat dein Hund noch nicht verstanden oder er akzeptiert es nicht, dass er halt aufhören soll mit dem „Aggro-Verhalten“ . Darum gehts doch letztlich.

    Ich würde ja denken, du könntest ihm das jetzt mal schlicht verbieten. Oder du nutzt einen vorher gut sitzenden Abbruch.

    Was du machst ist ja eine Dauerschleife: „Guck, was da kommt.“ Und das ist doch gar nicht wünschenswert. Der Hund soll doch in einer Umwelt leben, wo ständig wer kommt, und am Horizont was auftaucht.

  • Wenn der Hund so gut Kommandos ausführen kann, dass er mit Gehorsam in Hundebegegnungen abgelenkt werden kann, dann sollte es ja auch möglich sein, dass man ihm ein Signal fürs weiter gehen bei bringt. Dabei kann er sich ja auch weiterhin ab und zu umdrehen, mich würde das gar nicht stören, ich finde es völlig legetim, wenn der Hund die Gefahr im Auge behalten will. Ich versuche auch bewusst so zu laufen, dass er eben noch gut hingucken kann und belohne immer wieder das weiter gehen und abwenden.



    Hab gestern im Podcast "Drinking from the Toilet" ein Interview mit Leslie McDevitt gehört, die ja das "Look at that" bekannt gemacht hat, das amerikanische Equivalent zu unserem Click for Blick. Sie hat auch erklärt, dass sie gezielt damit arbeitet zu fördern, dass der Hund wieder in die Umwelt abtaucht, nachdem er hingucken und abwenden schafft. Wenn die Umwelt spannend ist, dann klappt das bei uns auch gut, wenn wir auf einer Wiese stehen schicke ich Luigi als Belohnung auch gerne gezielt ins Mäuse suchen, nachdem er sich vom Hund abwenden konnte. Oder zu irgendwelchen Büschen, wo ich weiß, da pinkeln andere Hunde dagegen und dann schicke ich ihn da hin, dann kann er Schnüffeln und selber markieren. Generell suche ich für ihn nach Hundebegnungen recht schnell eine Möglichkeit zum Markieren für ihn auf, weil Markieren seine Stressabbau Methode Nr 1 ist. Und wir haben Schütteln auf Signal gesetzt, sodass er sich danach auch Anspannung schneller abschütteln kann.

  • ,, Geh weiter" ist hier tatsächlich eins der wenigen "Kommandos" die hier beim Pöbeln - unabhängig vom Gegenüber - gut funktionieren, wenn nicht das Einzige.

    Vorausgesetzt natürlich der Hund ist ansprechbar genug dafür.


    Meist nutze ich es, wenn sie grad etwas gruselig findet, oder ein Mensch sie warum auch immer erschreckt hab ( kann auch ein zu mir rufen sein, kommt auf die Situation an).

    Also Beispiel :

    Unerwarteterweise entdeckt sie einen Menschen bei der Gartenarbeit. Man sieht wie die Aufregung hoch geht ( hastige/laute Atmung, bzw Kamm im Nacken, oder erschrecken in Form von zur Seite springen oder kurz zusammen zucken), ich sage,, Geh weiter" ( oft begleitet mit einem Fingerzeig nach vorne), Schnauz orientiert sich um auf das was vor ihr ist und geht weiter. Das nimmt ihr auch gleich die Aufregung wieder raus.


    Bei anderen Hunden klappt das bspw wenn Hunde hinterm Zaun pöbeln oder sie überlegt sich zu versteifen und fest zu glotzen ( und der Abstand dabei maximal andere Straßenseite beträgt).

    Sie versucht dann sich irgendwie wieder nach vorn zu schauen oder zumindest schneller aus der Situation zu kommen.

    Kann allerdings auch - wie alle Anderen "Kommentare" das Gegenteil ( also noch mehr Aufregung) bewirken ( wenn der Aufregungspegel schon zu hoch ist - dann sieht man wie der Kamm im Nacken im worst case nochmal etwas an Höhe gewinnt).


    Lilo ist allerdings auch ein Hund, der zwar gewissermaßen nen eigenen Schädel hat, aber im Endeffekt bemüht ist etwas richtig zu machen.

    Wenn sie dann eine Aufgabe gestellt bekommt, die sie nicht meistern kann ( in dem Falle einfach nach vorn gucken und weiter gehen, obwohl man sich von dem anderen Hund nicht abwenden kann), merkt man richtig wie sie sich diesem Konflikt stellt.

    Machbar ist es bspw bei Wildbegegnungen :

    Man sieht der Hund ist gespannt wie eine Feder, und will, will, will unbedingt ein Stückchen Reh probieren, reißt sich aber so dermaßen zusammen dass er sich noch auf den Hintern setzen oder halbwegs an der Leine laufen kann. Sie kann sich dann auch zu mir Umorientieren und nen Keks abstauben, bleibt gedanklich aber natürlich auch beim Wild, bis die Sicht + Witterung weg ist.


    Interssant ist ebenfalls :

    Bei Wild muss ich sie eng bei mir führen, weil sie sonst der Witterung nachgehen muss. In dem Fall hilft es ihr.

    Bei Hundesichtung darf ich das in der Form nicht, weil es für sie zu viel "trara" ist, zusätzlich zur Aufregung wegen des anderen Hundes. Hier ist es also kontraproduktiv. Sprich : Die Leine darf ihr nicht zu viel Freiraum geben damit sie sich nicht abschießt, und ich darf sie per Kommando nicht eng nehmen weil sie dann dafür keinen Nerv hat. ( also ganz was Anderes als die Impulskontrolle bei Wild)


    Daran sieht man auch dass es nen riesigen Unterschied machen kann, je nachdem was eigentlich der Beweggrund der Aufregung ist.

  • Ich hab heute mal Click for Blick bei Luigi gefilmt. Für ihn war es ein guter Abstand und wir standen etwas erhöht, was es ihm zusätzlich leichter macht. Nachdem die zwei Hunde zum Schluss in unterschiedliche Richtungen gehen, wird es kurz etwas schwerer für ihn, weil er in den Konflikt kommt beide beobachten zu wollen.

    Am Anfang kann er sich noch nicht abwenden und ich markere das hingucken. Ich gebe ihm immer ca. 3 Sekunden Zeit, wenn er sich dann nicht abwenden kann, markere ich nur das hingucken. Später kann er sich abwenden in ich markere das abwenden. Er macht das so toll :smiling_face_with_hearts:


    [Externes Medium: https://youtu.be/MeqZH8n3Bg0]
  • :smiling_face_with_hearts: Da sieht man einfach auch was Zeit lassen bewirkt.

    Zuerst konnte er sich nicht alleine lösen und am Ende brauchst guckt er gar nicht mehr hin.

  • Dem Hund mache ich auch keinen Vorwurf. Er reagierte zwar, aber (noch) nicht extrem bzw unkontrollierbar. Das Herrchen machte einfach den Fehler, die Aufregung zu belohnen. Er setzte das Leckerchen noch nicht einmal zur Ablenkung ein, sondern mitten im Bellen - rums, rein in den Schädel.


    Man könnte dem Herrchen zu Gute halten, dass er ruhig blieb, aber leider blieb er auch passiv, eigentlich hauptsächlich.

    hm...

    Weißt Du sicher, was der Grund des Bellens war?

    Das ist für mich immer die Crux.


    Mein Ersthund ist aus dem Tierheim und hat anfangs alle Hunde angebellt. Auch wenn sie einen Kilometer entfernt auf einer Wiese waren. Total hysterisch und übererregt - da hätte definitiv eine Bombe neben ihm detonieren können, er hätte es nicht gemerkt. Er war eigentlich immer den ganzen Spaziergang über angespannt und in Hab-Acht-Stellung. Einmal bin ich ihm aus Versehen im Gezerre volle Kanne auf den Fuß gestiegen, das muss höllisch weh getan haben - keine Reaktion. Er hat genauso weiter gebellt.

    Ich gebe zu, dass mir das ungeheuer unangenehm war. Er ist nämlich von Anfang an ein total verträglicher Hund gewesen und machte den Eindruck, als wäre er ein absolut gefährlicher Hund. Ich vermute, dass sich im Tierheim einfach Frust aufgestaut hatte, weil er dort nie direkten Hundekontakt haben durfte. Oder es ist mal was passiert, wovon ich nichts weiß.

    Aus Verzweiflung habe ich es auch versucht, ihn mit Leckerli abzulenken. Sicherlich auch mal im falschen Moment.


    Gelöst habe ich es übrigens so, dass ich erst eine Hundetrainerin holte, die ihn auf eine Schepperkette konditioniert hat. Mit der Folge, dass er fast schon panisch wurde bei allem, was klimpert (Schlüssel etc.). Das wollte ich auch nicht und habe das nicht weiter fortgeführt.

    Alles, was ihn in solchen Situationen noch mehr verunsichert und erregt - und dazu gehört halt auch ein Anschiss oder irgendwelche Kommandos - wäre meiner Erfahrung nach mit diesem Hund kontraproduktiv.


    Also habe ich die Strategie geändert und bin immer wortlos und ohne zu Zögern ganz normal weiter gelaufen.

    Habe also das gemacht, was hier in dem Thread gerade auch kritisiert wurde, dass der Halter nicht "eingreift". Manchmal hat aber auch das nicht Eingreifen einen Sinn. Man vermittelt dem Hund ja dadurch auch etwas, nämlich: "Es geht ganz normal weiter, der darf dort laufen."


    Seine "Anfälle" sind dann spürbar seltener geworden, bis es "nur" noch ab und zu die Klassiker waren (unbekannter Rüde in der Dämmerung geht nah an der Leine vorbei).

  • Mit dem Alter hat das „sich festglotzen“ gar nichts zu tun. Das ist einfach Typsache bei manchen Hunderassen, und/oder wird als Lösungsstrategie vom Hund genutzt.

    Bei deinem würde ich denken es ist eine Mischung aus allem + einer von dir an falscher Stelle herausgearbeiteter Verhaltenskette.

    Hast du die Möglichkeit da mal jemanden rausschauen zu lassen? Das müsste eigentlich leicht zu beheben sein, denn deine Vorarbeit sitzt ja. Nur hat dein Hund noch nicht verstanden oder er akzeptiert es nicht, dass er halt aufhören soll mit dem „Aggro-Verhalten“ . Darum gehts doch letztlich.

    Ich würde ja denken, du könntest ihm das jetzt mal schlicht verbieten. Oder du nutzt einen vorher gut sitzenden Abbruch.

    Was du machst ist ja eine Dauerschleife: „Guck, was da kommt.“ Und das ist doch gar nicht wünschenswert. Der Hund soll doch in einer Umwelt leben, wo ständig wer kommt, und am Horizont was auftaucht.

    Ja, da hast du sicher recht, dass das eine Typfrage ist. Meiner ist einfach ein "Glotz-Hund". ;).


    Mit dem Trainer, bei dem ich jetzt bin, werde ich beim nächsten Termin ein Abbruchsignal fürs Pöbeln einführen. Der Trainer arbeitet bei Leinenaggression zuerst auch positiv, aber wenn sich (wie bei meinem Hund) nach einiger Zeit keine wirklichen Fortschritte einstellen, empfiehlt er, mit einem Abbruch zu arbeiten. Das scheint mir in unserem Fall auch vernünftig.


    Wie ich mit dem Gucken auf grössere Distanzen umgehen soll, habe ich ihn allerdings noch nicht gefragt. Da werde ich das Abbruchsignal wohl kaum benötigen, da sich mein Hund dabei nicht aggressiv verhält (sieht ähnlich aus wie bei Luigi im Video von Lagurus ). Ein Weitergeh-Signal würde wahrscheinlich am meisten Sinn machen.

  • Mit dem Trainer, bei dem ich jetzt bin, werde ich beim nächsten Termin ein Abbruchsignal fürs Pöbeln einführen. Der Trainer arbeitet bei Leinenaggression zuerst auch positiv, aber wenn sich (wie bei meinem Hund) nach einiger Zeit keine wirklichen Fortschritte einstellen, empfiehlt er, mit einem Abbruch zu arbeiten. Das scheint mir in unserem Fall auch vernünftig.

    Genauso war es hier auch. Wir kamen im Training bis zu einem gewissen Punkt über Alternativverhalten weiter und dann stagnierte es und wir konnten eine gewisse Distanz einfach nicht unterschreiten, ohne dass Pelle auslöste. Der Rat meiner Trainerin: Absichern mit positiver Strafe, damit das alte Verhalten ungenießbar wird und das neue Alternativverhalten aufgewertet wird. Ich habe mich dagegen entschieden.


    Ergebnis: Wir hatten ein ein Jahr lang (!) anhaltendes Lern-Plateau. Und ich habe es verflucht. Immer wieder reflektiert, Kleinigkeiten angepasst, Kleinigkeiten verworfen, vor, zurück, noch einmal von vorn. Bis es plötzlich weiter ging - ohne dass ich irgendeine Großartigkeit verändert hätte. Nein, ich habe mit ihm einfach stur weiter gearbeitet. Situationen, die er definitiv nicht schaffen würde, wurden und werden gemieden und Situationen, die grenzwertig sind, eng gemanaged.


    Pelle hatte drei Jahre (!) Zeit dieses Verhalten bei seinen Vorbesitzern zu perfektionieren. Der saß nämlich schon mit dicken Backen und grummelnd mit sechs Monaten auf den Treppenstufen seines Hauses und "meldete" vorbeigehende Hunde. Drei Jahre vergingen, ein halbes dutzend Trainer und noch mehr Methoden wurden durchlaufen. Einzige Konstante: Pelle rastete weiterhin aus, bis man ihn abgab.


    Also entschied ich mich trotz wiederkehrender Zweifel, Rückschritte, Plauteauphase und so weiter, immer wieder fürs sture Weitermachen. Anpassen ja, Richtung ändern? Nein. Denn das hatte ihn augenscheinlich ja erst in diese Lage gebracht.


    Wir sind sicherlich nicht am Ende des Weges (erst neulich musste ich den kreischenden Hund am Baum sichern) angekommen, aber wir sind sehr, sehr weit gekommen.


    Also nein, für mich bedeutet "Der nette Weg funktioniert nicht!" nicht gleich, dass man unnett werden muss. Wobei ich mich frage, was mit Abbruch gemeint ist. Hier war bspw. die Wasserflasche angedacht gewesen.

  • Hach, der kleine Hund ist manchmal schon echt goldig :herzen1:

    Heute morgen, ich war mega spät dran und quasi im Laufschritt auf dem Heimweg von der Morgenrunde, Terriertier eh aufgedreht weil's kalt war und dann kommt natürlich auf dem engen Weg der absolute Erzfeind von beiden Hunden um die Ecke :dead:


    Kleinteil wirft sich postwendend röhrend in die Leine und rastet aus. Ich hab nicht damit gerechnet, da noch zum Hund durchzudringen, also nur genervt den Hundenamen vor mich hin gemurmelt und wollte nur fix durch die Situation. Und was macht der Hund? Setzt sich hin, strahlt mich an (kassiert dafür natürlich ordentlich Leckerlis) und spaziert dann entspannt zwischen mir und dem anderen Hund hin und her schauend mit mir weiter. :applaus:


    Das klappt so langsam immer besser, dass sie sich nicht völlig abschießt, sondern auch wieder runter fahren kann, auch wenn der Reiz noch da ist.

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