Überforderung im Welpenalltag

  • Ankommen, Hausregeln lernen, dich gut finden lernen, dich ernst nehmen lernen, Geborgenheit, Ruhe, Sauberkeitserziehung und Spielen. Mehr brauchts doch noch gar nicht.

    Das ist ja eigentlich auch erstmal nur alles, was ich gern möchte. Leider führt dieses überdrehen dann aber immer dazu, dass alles etwas eskaliert.


    Ich weiß nicht ob sie mich ernst nimmt.

    Wenn wir trainieren, macht sie je nach Laune auch ganz gut mit. Auf Nein wird dann schon mal weniger gehört. Macht ja Spaß zu rebellieren.


    Ich möchte ihr ja auch viel Ruhe und Geborgenheit bieten, bin grade aber etwas überfragt wie ich das machen kann, wenn sie die einzigen Stunden am Tag, die sie wach ist quasi nur am exzessiven toben ist.


    Bin mir aber auch nicht sicher ob es die Lösung ist sie dann in einen Welpenauslauf zu packen.

    Ich musste sie jetzt gerade mal 5min mit der Leine am Tisch fest machen, damit sie mal etwas runter kommt. Das hat auch funktioniert, empfand mein Gewissen aber auch als irgendwie falsch, wusste mir aber gerade nicht anders zu helfen als ich essen gemacht habe.

  • die ist 5 Tage bei dir! Die kennt dich genauso wenig wie du sie und sie versteht dich auch genauso wenig und sie ist im Gegensatz zu dir ein Kleinkind dass vor 5 tagen noch ein ganz anderes Leben gelebt hat. Aufwachen, Pippi,, Kacki, Fressen, spielen bis zum umfallen schlafen und dann von vorne. Jetzt ist alles anders und irgendwo muss sie ja auch hin mit dem Stress. Bleib ruhig und gelassen. Die erste Woche ist immer mega anstrengend, man kriecht quasi auf dem Zahnfleisch, die 2. Woche beginnt man kleine Mittagsschläfchen, Vormittagsschläfchen oder Nachmittagsschläfchen auch selbst zu genießen weil danach muss man wieder ran. Dabei ist das gar nicht körperlich so anstrengend aber emotional ist eben da ein neues Lebewesen das braucht zeit. Nach 4 Wochen wird es entspannter.

  • Zitat

    Auf Nein wird dann schon mal weniger gehört. Macht ja Spaß zu rebellieren.

    Ähm...Nein.


    Der Welpe versteht schlicht nicht, was du da eigentlich willst. Und das ist für so einen Zwerg garantiert kein Spaß. Der wird ja nicht mit einem Ausknopf oder einem automatischen "Nein!"-Verständnis geboren, sondern muss erstmal lernen ,was das Wort überhaupt bedeutet und was er dann tun bzw lassen soll. Und sowas geht nun mal nicht in 5 Tagen.

  • Hab jetzt meinen Senf gleich ins Zitat gepackt.

  • Hallo Faithfanatic,

    erstmal tief durchatmen. Du machst mehr richtig als du wahrscheinlich erstmal denkst.

    Mich und meine Partnerin hatte der Welpenblues die ersten Tage auch richtig im Griff.

    Machen wir alles richtig? Werden wir dem Welpen gerecht? Sind wir das richtige Umfeld? Und vorallem diese "Habacht-Stellung" die ganze Zeit, das auch ja nichts passiert, kann einen schon fertig machen.

    Ich kann dir erstmal nur den Rat geben, hör auf deinen Bauch und atme öfters mal tief durch, grade wenn die Situation schwer ist. Das hilft wahre Wunder, auch wenn das jetzt wie Westentaschenpsychologie klingt.

    Und das allerwichtigste: Alles braucht seine Zeit.

    In Büchern, Fernsehen und sonst wo, steht öfters, dass der Hund mit 6 Monaten schon gefühlt alles können muss und das ist einfach Unsinn.
    Klar kann man das machen, das heißt aber nicht, dass das für jeden Mensch und Hund direkt ein "Muss" ist.


    Nur wenn du entspannt und direkt bist, kann dein kleiner Hund dich überhaupt für voll nehmen, wenn ich das mal so einfach sagen kann.

    Viele hier haben sehr ähnliche Erfahrungen gemacht und einige sehr gute Tipps gab es auch schon.


    Die ersten 2 Wochen waren bei uns am härtesten. Danach merkt man, das der Hund sich schon nicht umbringt, wenn man mal nicht hin guckt.

    Je mehr Zeit vergeht, du mit ihm spielst und erste Schritte "trainierst", desto entspannter wirst du und automatisch auch der Hund.


    Wir hatten uns auch "wahnsinnig" gelesen, muss man heute schon fast sagen.
    Eigentlich ist es nur wichtig mit liebevoller und konsequenter Art und Weise an die Sache ran zu gehen und seinen Hund verstehen zu lernen.
    Das alles braucht Zeit, aber nicht soviel wie du jetzt ggf. befürchtest :rolling_on_the_floor_laughing:


    In diesem Sinne, lass dich nicht zu sehr überwältigen und lass dich nicht unterkriegen. Das wird, versprochen :winking_face: :upside_down_face:

  • Welche Baustelle ist denn überhaupt die wichtigste?

    Deine Sichtweise auf den Welpen.

    Du hast Ansprüche an den Welpen, Vorstellungen wie er sein soll, Vergleiche mit anderen Hunden.

    Das ist ein unerreichbar hohhes Ziel für deinen kleinen Knirps.

    Nicht nur dass dieses - aus seinem Leben herausgerissene - hundeKIND dieses Ziel nicht erreichn kann - du bist auch so angespannt und überfordert, dass du gar nicht in der Lage bist, ihm zu erklären was du von ihm willst.

    Schaue auf deinen Welpen - was ist für IHN wichtig?
    Was braucht dein Hundekind genau jetzt?
    Stubenreinheit, Leinenführigkeit oder Boxentraining? Leckerchen und Belohnung von gutem Verhalten?
    Das alles brauchst du - aber nicht dein Welpe.


    Er braucht Sicherheit, Struktur, Nähe, Ruhe, Freispiel und Toben, Kontakt zu Artgenossen.

    Eine Umgebung in der er Welpe sein darf - ohne dass er ständig von dir beschränkt wird weil du es als "Unfug" ansiehst.

    Vor allem braucht er Zeit um sich an euch zu gewöhnen, um eure Sprache zu lernen.

    Stell dir vor du adoptierst ein 3 Jähriges Kind - ausländisch, spricht nicht unsere Sprache, weiß nicht warum es jetzt nicht mehr bei mama, in seinem Heimatland sein darf.

    Hat ihm niemand erklärt.
    Was wäre da wichtig? Tischmanieren? Schulabschluss? Verkehrserziehung?
    Nein - ankommen und eine Sprache und einen Alltag finden.
    Und wenn nachbars-Tochter mit 2.5 Jahren schon keine Windel mehr braucht - und? Fängst du am 2. Tag doch sicher auch nicht mit Töpfchentraining an, oder?


    Nimm Druck und Erwartung raus.

    Sei du selbst und keine Methode aus einem Youtube-Film.

  • Das wiederholt sich dann quasi von 13 - 18 Uhr fast halbstündig. Eben war ich innerhalb einer halben Stunde 3x Pipi machen draußen und sie hat dennoch rein gemacht (obwohl sie draußen auch jedes mal macht).

    Gehst du mir ihr dann immer eine Runde? Unterschiedliche Runden?

    Wenn sie so komplett durchdreht - wie verhälst du dich?
    Was passiert, wenn du einfach nur auf dem Boden sitzt und ihr zuguckst? Nimmt sie Kontakt zu dir auf - bezieht sie dich ein in ihr Spiel?
    Kannst du ihr aufgedrehtes Spiel in ein etwas ruhigeres Zergel-Spiel umwandeln?

    Was passiert, wenn du ihr eine Alternativbeschäftigung anbietest - ihr eine Kauwurzel/ein Geweih zum kauen hinhälst - ihr ein Hundeeis zum schlecken anbietest?

    Was passiert, wenn du ihr wildes Spiel einfach ignorierst - dich auf die Couch setzt und ein Buch liest?
    Wenn du ihr nicht ständig hinterher läufst, nicht sofort Jacke und Schuhe holst aus Furcht vor der nächsten pipi-Pfütze?


    Ich möchte ihr ja auch viel Ruhe und Geborgenheit bieten, bin grade aber etwas überfragt wie ich das machen kann, wenn sie die einzigen Stunden am Tag, die sie wach ist quasi nur am exzessiven toben ist.

    Gemeinsam Ruhen und gemeinsam Schlafen macht ihr?

  • Ich weiß nicht ob sie mich ernst nimmt.

    Wenn wir trainieren, macht sie je nach Laune auch ganz gut mit. Auf Nein wird dann schon mal weniger gehört. Macht ja Spaß zu rebellieren.

    Vorsicht, mit dieser Denkweise würde ich an deiner Stelle schnellstmöglich aufhören. Der Welpe hat ganz sicher keinen Spaß dran, dir "auf der Nase rumzutanzen", der hat nämlich gar kein Verständnis für ein so komplexes menschliches Konzept. Der rebelliert nicht, das ist ein Hundebaby, das die Menschensprache noch überhaupt nicht kennt, mit den an ihn gestellten Erwartungen überfordert ist und keine Ahnung hat, was du von ihm möchtest.


    Stell dir vor, du findest dich plötzlich alleine unter außerirdischen Wesen wieder, die merkwürdige Laute von sich geben, die für dich erstmal keinerlei Bedeutung haben. Genauso ergeht es deinem Welpen gerade, er muss dich erst einmal kennenlernen, sich an das neue Umfeld gewöhnen und langsam, ganz langsam verstehen, was gewisse Worte und andere Signale bedeuten - das braucht aber Zeit. Wir lernen eine Fremdsprache ja auch nicht über Nacht, oder? ;)


    Dein Welpe liest sich für mich übrigens nach einem völlig normalen Hundekind. Wichtig ist, dass du die Erwartungen runterschraubst. Du musst jetzt noch gar nichts großartig trainieren, "Sitz", "Platz" und ähnliches lernt der Hund in einem Jahr doch auch noch. Wichtig ist doch erstmal, dass ihr euch Zeit nehmt, gemeinsam einen für euch passenden Alltag zu entdecken und dass der Hund die allerwichtigsten Hausregeln nach und nach erlernt, das Alleinbleiben, stubenreinwerden usw. - damit ist ein Hund in den ersten Lebensmonaten schon mal ganz gut beschäftigt und mental ausgelastet, da braucht es noch keine weiteren Tricksereien oder Ähnliches.


    Und ja, natürlich ist es bei einer so reizoffenen und sensiblen Rasse wie dem Border Collie wichtig, dass der Hund lernt, Ruhe zu halten. Das geht aber nicht auf Knopfdruck, sondern entsteht durch einen für die Hundebedürfnisse passenden Alltag mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Aktivitäts- und Ruhephasen. Natürlich möchte so ein Welpe auch einfach mal rumtoben und flitzen - Kindheit genießen eben. Das zu ermöglichen ist wichtig, am besten auch im - natürlich kontrollierten - Spiel mit anderen Welpen. Darüber hinaus können Hundekinder natürlich auch vom Kontakt zu wirklich souveränen, gelassenen erwachsenen Hunden sehr profitieren.

  • Macht ja Spaß zu rebellieren.

    Nein macht es nicht.

    Macht uns Menschen nicht mal Spass - es ist anstrengend, kostet Kraft und Nerven.

    Man rebelliert nicht weil man es gerne macht - sondern weil man muss.

    Man rebelliert weil die eigenen Bedürfnisse übergangen werden, man ungerecht behandelt wird - weil man mit sich und der Umwelt nicht im reinen ist.


    Niemand rebelliert aus Spaß - sondern aus der Not heraus.
    Und Hunde sind im allgemeinen noch harmoniebedürftiger als Menschen.

    Sie beschwichtigen uns, wollen uns gefallen und versuchen Konflikten aus dem Weg zu gehen.

    Denkst du wirklich, deinem gestressten Welpen würde es Spass machen, dass du genervt bist? Dass du gereizt und ungeduldig bist?
    Nein, tut es nicht.

    Ich weiß, das hast du sicher "nur so daher gesagt".

    Und jetzt reiten wir da drauf rum.


    Aber es ist wirklich wichtig - versuche deinen Blick auf den Welpen zu ändern.

    Er will dich nicht ärgern.

    Er will dir nicht "nicht gehorchen", er will dich nicht "nicht ernst nehmen".
    Er will dich nicht angreifen - also versuche, dich nicht angegriffen zu fühlen.

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