Was würdet ihr tun? Warten oder einem anderen Hund die Chance geben?
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Meine Rumänin hat sich nach einem 3/4 Jahr bei mir eingelebt (sie war da 1,5 Jahre alt). Für das Zeitverständnis.
Unter Zeitdruck einen Hund anschaffen, ist leider kein guter Ratgeber. Man lebt immerhin rund 15 Jahre zusammen (die man sich einfach oder schwer machen kann). Aber deinen Antworten nach ("Auch er ist ein Hund aus dem Ausland. Shit-Storm in 3...2...1") siehst du das Thema wohl eh anders. Viel Glück.
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Hi
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Wenn ein junger Hund, mit 6-7 Monaten, der jung in einem Karton gefunden wurde und jetzt auf einer Pflegestelle in Kasachstan sitzt. Wobei das bedeutet, ein Holzverschlag 2x2m mit einem anderen jungen Hund...etwas zurückhaltend in die Kamera schaut. Der Boden mit Einweg-Tüchern ausgelegt, vermutlich geht er nicht viel Gassi, wenn überhaupt. Dann würde ich behaupten, ja, ich kann es ihm bei uns angenehmer bereiten.
Und da ist der große Denkfehler!
Es kann sehr gut sein, dass wenn dieser Hund nichts außer dem Holzverschlag und vielleicht noch einen zugehörigen Innenhof kennt, schon eine normale Wohnung oder ein Spaziergang durch ein deutsches Dorf die Hölle auf Erden sein kann.
Und dessen muss man sich einfach bewusst sein, wenn man sich einen Hund aus solchen Umständen holt. Es kann gut gehen, aber man kann eben auch einen Junghund erhalten, der im neuen Zuhause schon mit dem schnöden Alltag überfordert ist. Ich habe Hunde gesehen, die versuchten, sich durch die Wand zu graben, weil sie es in der Wohnung nicht ausgehalten haben, ich habe Hunde gesehen, die sich vor dem Bodenbelag so gefürchtet haben, dass sie hyperventelierend in der Ecke lagen und sich nicht mehr bewegt haben, ich habe Hunde gesehen, die versuchten, in blinder Panik zu flüchten, wenn ein Fahrrad vorbeifuhr (von Autos oder LKWs will ich gar nicht erst sprechen).
Nein, nicht jeder Hund aus dem Ausland ist so. Aber es gibt sie immer und immer und immer wieder und alle wurden sie als "schüchtern und nett" nach D vermittelt, wo die neuen Eigentümer meinten, sie könnten ihnen ein schöneres Leben bieten, aber das Leben in Deutschland diese Hund erstmal durch die Hölle geschickt hat und oftmals die Besitzer weit, weit über die Grenzen ihrer Kraft gefordert hat.
Und dessen muss man sich im Vorfeld einfach bewusstsein, dass man eben nicht weiß, was da am Ende bei einem ankommt und sich eben im Vorfeld genau überlegen muss, mit Sicherheitsnetz und doppeltem Boden, was man macht, wenn der Hund aus dem Auslandstierschutz eben nicht die Ansicht teilt, dass das Leben in D ein Upgrade für ihn ist, sondern er in der neuen Umgebung erstmal kaum lebensfähig ist und es vielleicht im späteren Zusammenleben immer Einschränkungen geben wird.
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Hallo Druid, an für sich finde ich es sehr lobenswert, wenn man einen Hund aus dem Tierschutz zu sich nimmt.
Als Hundeanfänger garantiert eine große Aufgabe...und wenn man vorher keine Chance hat den Hund kennenzulernen ist es natürlich nochmal so schwierig.
Wisst ihr welche Rassen in ihm stecken?
Klar ist jeder Hund ein Individuum aber Eigenschaften, die über Jahrhunderte durch Selektion "reingezüchtet" wurden kann man nicht "wegerziehen"....und sollte auch nicht das Ziel sein. Auch eine Mischung aus verschiedenen Rassen ist nicht frei von rassespezifischen Eigenschaften. Falls die Organisation euch nicht gesagt hat welche Rassen drin sind kannst du auch ein Foto hier reinstellen (falls Du es nicht bereits schon getan hast....hab den Überblick verloren). Hier gibt es sehr viele Leute, die sich echt auskennen und Dir vielleicht weiterhelfen können. Es gab hier letztens schonmal ein Fall, dass eine Tierschutz Orga gesagt hätte es wäre ein Leonbergermix und im Endeffekt hatte der Hund das Verhalten und das Aussehen eines Herdenschutzhund....und damit ist nicht zu spaßen. So wie ich mich erinnern kann hat sich die Threatstellerin extrem vorbildlich verhalten und hat sich dazu durchgerungen den Hund zu seinem Wohl in erfahrene Hände abzugeben.
Dies möchte niemand freiwillig durchmachen.
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Was für ein Hundetyp ist es denn?
Vermutlich ein Spaniel-Mix, wird wohl eine Schulterhöhe von ca.40cm erreichen.
Wenn man so einen Hund nimmt, dann muss man auf alles gefasst und für alles gewappnet sein. Absolut sicherer Garten ist notwendig, Alleinesein oder Mitkommen-Können, egal wohin, dürfen keine Notwendigkeit sein, nicht sofort, nicht nach 2 Monaten, nicht nach einem Jahr.
Das ist natürlich richtig.
Ein Direkt-Import-Hund wäre die größere Los-Tüte....ohne Netz und doppelten Boden.
Ein Jahr lang seine Arbeit aussetzen, damit der Hund sich eingewöhnen kann....wäre ideal...können aber die Wenigsten.
Wenn jemand sein Leben so gestrickt hat, dass er immer Zuhause und Anwesend für den Hund ist, ok, super Sache.
Ist bei uns leider nicht der Fall.
Wir können ihm minimum 2 evtl. sogar noch ein paar Monate mehr anbieten um sich einzugewöhnen.
Das ist schon mehr, als viele andere können...weiß ich aus den Bekanntenkreis, wo ich mir denke, wie machen die das?
Ob es für das Tier zu Beginn gut oder schlecht war, sei dahin gestellt. Im Endeffekt geht es allen Beteiligten gut...und es sind Hunde aus dem Tierheim und vom Züchter.
Wir sind jetzt 44&45 Jahre und möchten schon immer einen Hund haben, haben uns bisher immer zum Wohle des Tieres dagegen entschieden. Haus, Garten, Schwimm-Teich sind nun fertig...jetzt sehen wir einen Lichtblick, da sich beruflich auch was geändert hat, daher sehe ich den Moment als gute Chance. Ist das so falsch?
Und da ist der große Denkfehler!
Es kann sehr gut sein, dass wenn dieser Hund nichts außer dem Holzverschlag und vielleicht noch einen zugehörigen Innenhof kennt, schon eine normale Wohnung oder ein Spaziergang durch ein deutsches Dorf die Hölle auf Erden sein kann.
Glaubst du nicht, man kann es aus dem jungen Hund wieder raus bekommen? Bzw. dass er sich auch auf ein neues Zuhause/Umfeld irgendwann einlassen kann. Wenn man es richtig anstellt trauern sie doch nicht ewig ihrem Holzverschlag nach...oder?
Aufgrund der Nachfragen teile ich zumindest mal ein Bild der Hunde
Hund A, der Direkt-Import(Rasse-Angabe: vermutl. Spaniel-Mix)
Hund B, im Tierheim in der Nähe(Rasse-Angabe: Mix)
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Und da ist der große Denkfehler!
Es kann sehr gut sein, dass wenn dieser Hund nichts außer dem Holzverschlag und vielleicht noch einen zugehörigen Innenhof kennt, schon eine normale Wohnung oder ein Spaziergang durch ein deutsches Dorf die Hölle auf Erden sein kann.
Glaubst du nicht, man kann es aus dem jungen Hund wieder raus bekommen? Bzw. dass er sich auch auf ein neues Zuhause/Umfeld irgendwann einlassen kann. Wenn man es richtig anstellt trauern sie doch nicht ewig ihrem Holzverschlag nach...oder?
Das hat nichts mit "hinterhertrauern" zu tun. Wenn ein junger Hund nichts kennengelernt hat, spricht man von einer fehlenden Habituation (Umweltgewöhnung). Im schlimmsten Fall sogar von einem Deprivationssyndrom. Das bedeutet, dass sie mit neuen, ihnen unbekannten Umweltreizen einfach nicht umgehen können. Bei manchen kann man das mit SEHR VIEL Training teilweise in den Griff bekommen (wobei das dann trotzdem ein Leben lang ein Thema bleibt!) bei anderen geht das überhaupt nicht.
Im Zweifel kann das dann darauf hinaus laufen, dass man sein Leben auf den Hund umstellen muss, damit dieser irgendwie stressfrei leben kann. Solche Hunde können nicht nach eine Zeit X funktionieren. Das geht schief.
VG Angela
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Wenn ein junger Hund, mit 6-7 Monaten, der jung in einem Karton gefunden wurde und jetzt auf einer Pflegestelle in Kasachstan sitzt. Wobei das bedeutet, ein Holzverschlag 2x2m mit einem anderen jungen Hund...etwas zurückhaltend in die Kamera schaut. Der Boden mit Einweg-Tüchern ausgelegt, vermutlich geht er nicht viel Gassi, wenn überhaupt. Dann würde ich behaupten, ja, ich kann es ihm bei uns angenehmer bereiten.
Du mußt Dir halt klar darüber sein, daß ein Hund, der in den ersten Monaten nichts kennengelernt hat, ziemlich wahrscheinlich sein gesamtes Leben lang Probleme haben wird mit dem, was der Durchschnittshundehalter so vom Hund erwartet.
Ob Du es ihm angenehmer bereiten kannst, liegt vor allem daran, ob Du bereit bist, zu 100 % sicher zu sein, ob Du es möchtest, evtl einen Hund zu bekommen, der niemals einfach so mit Dir ist und Dein Leben dementsprechend danach richtest.
Lies Dich mal ein über das Deprivationssyndrom. Und da reicht auch Liebe allein nicht aus und es ist nicht heilbar
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Glaubst du nicht, man kann es aus dem jungen Hund wieder raus bekommen? Bzw. dass er sich auch auf ein neues Zuhause/Umfeld irgendwann einlassen kann. Wenn man es richtig anstellt trauern sie doch nicht ewig ihrem Holzverschlag nach...oder?
Ich denke, das ist ein Missverständnis. Der Hund wird nie einem Holzverschlag nachtrauern und denken "ach wäre ich doch nur in meinem sicheren Verschlag wie früher".
Aber der Hund wird in Deutschland wahrnehmen "viele Menschen, sehr dicht, Hilfe", "sehr viele Geräusche, die ich noch nie gehört habe, mein Leben könnte in Gefahr sein", "ganz andere und mehr Gerüche, als ich jemals gerochen habe, ich könnte in Gefahr sein". Das löst bei vielen Hunden extremen Stress aus und dieser Stress kann für Monate, Jahre oder lebenslang im Hund bleiben, egal was man anstellt.
Zusätzlich kommen bei extrem reizarmer "Aufzucht" oft:
- erhöhte Stressanfälligkeit, geringe Fähigkeiten, mit Stress umzugehen
- verändertes Lernverhalten (z. B. verminderte Fähigkeit zur Generalisierung, der Hund lernt evtl. mühsam über Monate, dass das rote Auto vom Nachbarn vorbeifahren kann, muss aber nochmal extra lernen, dass das blaue Auto vom anderen Nachbarn ebenfalls vorbeifahren kann)
Das muss nicht so übel kommen, kann aber. Und wenn man einen Hund mit mieser Vorgeschichte aufnimmt, muss es für den Menschen ok sein, dass dieser Hund vielleicht(!) lebenslang nicht ganz "normal" tickt. Und wenn man feststellt, dass sowas für einen selbst nicht ok ist (was ich legitim finde), sollte man grundsätzlich von Hunden mit Vorgeschichte Abstand nehmen.
Edit: Unsere Hundedame kam mit 4-5 Monaten aus Rumänien, wir haben sie von einer deutschen Pflegestelle. Sie ist jetzt über ein Jahr hier und echt toll. :)
Trotzdem der ängstlichste Hund, den ich bisher hatte. Bürohund könnte ich mir bei der nicht vorstellen, es sei denn, das Büro hat weder Kollegen noch Kunden noch Lieferanten noch ... selbst wenn die Ängstlichkeit überwunden wäre, würde sie zumindest Wachverhalten zeigen und laut melden, wenn jemand über den Flur kommt. Sowas ist im Arbeitsumfeld Käse.
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Deprivationsschäden sind selten, aber zumindest beim ersten Hund, der jung - wie jung? - in einem Karton gefunden und ohne Muttertier und Geschwister in den Shelter verbracht wurde, ist die Wahrscheinlichkeit da. Und das ist zwar ein sozialisationsbedingter Schaden, der sich aber in der Gehirnentwicklung niederschlägt und der nicht reversibel oder heilbar ist. Durch fehlende neuronale Verknüpfungen in den ersten Lebenswochen entsteht tatsächlich ein organischer Hirnschaden.
Dazu kommen epigenetische Faktoren, über die man zwar noch recht wenig weiß, die sich aber letztlich auch so niederschlagen, dass sie vererbbar sind.
Gute Führung macht viel, aber nicht alles aus. Mit manchen Eigenschaften muss man sich auch dauerhaft arrangieren. Und das geht nur, wenn das Umfeld passt oder man es passend machen kann.
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Zur Ergänzung: Deprivation ist ein irreversibler Organschaden am Gehirn. So wie eine Lähmung. Die bekommt auch mit unendlich viel Liebe nicht weg. Kann man sich auf den Kopf stellen wie man will.
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Ok, danke, ich hab es verstanden.
Auf gut Deutsch, was Hänschen net lernt, lernt Hans nimmermehr.
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