Erwachsener Hund neu bei mir - Fragen

  • Ihr Verhalten draussen ist für mich aber schon frustrierend, jeden Tag habe ich mehrere solche Situationen und bin manchmal der Verzweiflung nahe.

    Sie spürt Deine Anspannung, die sie aber nicht einordnen kann. Das kommt zu ihrem Stress dazu. Ihr verstärkt Euch quasi gegenseitig. Nur mal so als Gedankenansatz.

  • Danke für den Gedankenanstoss. Natürlich ist das möglich. Wenn es zu diesem Gekreische kommt, dann kann ich gar nicht anders als angespannt sein, manchmal bin ich auch genervt, wütend und oder traurig. Wenn ihr Verhalten nur an mir läge, dann müsste die Vorbesitzerin ja auch immer angespannt gewesen sein. Ich glaube, dieses Verhalten liegt an Lunas Persönlichkeit, und daran möchte ich arbeiten, frage mich aber, ob nach so vielen Jahren überhaupt noch eine Besserung möglich ist.

  • Trainer finde ich eine gute Sache!


    Bei meinen Hunden reagiere ich unterschiedlich. Je nachdem wie ihre Reaktion auf andere Hunde ist bzw wie der andere Hund reagiert.


    Kreischen:

    Bei meiner Hündin ist das Gekreische pure Angst. Sie macht das nicht bei jedem Hund, sondern nur bei denen die starren und sich anschleichen.

    Da hebe ich sie hoch und sie ist auch ganz ruhig auf dem Arm.


    Bellen : Angst/Unsicherheit - der andere Hund ist freundlich, aber ich weiß nicht ob er herkommt.

    Da bekommt sie den Befehl "zurück".

    Sie muss hinter mir bleiben, darf nicht überholen. Das gibt ihr das Gefühl ich regle das und sie hört mittlerweile meist auf zu bellen


    Bellen: Ursache Angst/Unsicherheit - der andere Hund ist total uninteressiert (schaut nicht mal her) und macht keine anstalten her zu herkommen.

    Da bekommt sie das Abbruchkommando. Auch recht scharf.

  • Wenn ihr Verhalten nur an mir läge, dann müsste die Vorbesitzerin ja auch immer angespannt gewesen sein. I

    Hab ich mit keiner Silbe geschrieben. :-)


    Dein Hund hat ein Problem. Weil er eines hat, hast Du eines. Und weil Du (wegen ihm) eines hast, hat der Hund nun zwei Probleme - sich selber mit seinem Stress + Dich mit Deinem Stress, wegen seinem Verhalten. Aber Dein Hund weiß das nicht, der merkt bloß Frauli ist ebenso angespannt wie ich. Und daraus folgert der Hund das das Problem echt groß ist und seine Reaktion ja wohl mehr als angemessen. Weisst wie ich meine?


    Ich hab hier eine Rumänin daheim, total liebe Maus von der ich sehr viel gelernt habe. Sie war ein fürchterlicher Leinenpöbler und blieb das, solange ich mit Stress und Anspannung auf ihre Pöbelei reagiert habe. Ich musste ihr Problem (andere Hunde und sie an der Leine) von mir trennen, damit ich den Kopf für ihr Problem frei bekam und schauen konnte wie wir das lösen können. Dazu gehörte auch zu schauen, wie sich Turka bei anderen Hunden im Vorfeld verhält. Versucht sie auszuweichen, kann das aber wegen der Leine nicht? Spannt sie sich an?

    Turkas Problem war die Leine und sich daran eben nicht so verhalten zu können, wie sie das gern gehabt hätte.

    Das konnten wir lösen und heute ist sie kaum aus der Ruhe zu bringen. Hat aber gedauert. Sie war 3 Jahre lang Leinenpöbler, gebessert hatte sich das aber erst im letzten Jahr ihrer Pöbelei, als ich anfing mal auf sie zu schauen, warum sie das nötig hat.

  • Danke euch für die guten Hinweise. Sobald sie einen anderen Hund sieht oder hört, plustert sie sich auf, Rute ganz hoch und nach vorne geschweift. Sie zieht immer in Richtung des anderen Hundes, so als ob sie ihn vertreiben möchte. Daraufhin geht dann das Theater los. So auf 15 Distanz funktioniert hochnehmen noch, sie bleibt aber auch so nicht mehr entspannt. Da sie letzthin auf einen kleinen Hund mit Getöse losgegangen ist, traue ich mir Hundebegegnungen ohne Leine gar nicht mehr zu. Das Gekreische kommt bei etwa 10m Distanz, und dann nützt gar nichts mehr. Wenn der andere Hund dann hinter uns ist, dreht sie sich noch um und will immer noch unter lautem Gekläffe auf diesen los.


    Manchmal macht sie das auch, wenn sie andere Menschen, vor allem Kinder, sieht. Bei Menschen funktioniert es ganz gut, wenn ich sie in Sitz hole und ihr eine Leckerchen / Stück Futter gebe. Bei Hunden geht das leider nur solange, bis sie ihre Leckerchen verschlungen hat, dann fällt sie sofort in ihr Schema zurück.


    Kann hier ein Hundetrainer überhaupt helfen, wenn sich ein solches Verhalten schon über Jahre gefestigt hat? Ich habe bereits 2 Versuche hinter mir und bin gern bereit, weiter zu arbeiten. Im Moment bin ich eben total frustriert, ich sehe jeden Tag lauter anständige Hunde, die friedlich neben ihrem Herrchen / Frauchen hertrotten und auf ein Signal hin sofort reagieren.

  • Ich denke schon dass ein guter Trainer helfen kann. Es wird hier sicher Tipps geben, wenn Du sagst wo ungefähr Du wohnst (Region). Und sprich ruhig auch die anderen Hundehalter in Deiner Umgebung an. Da sind mit Sicherheit welche dabei, die das Problem kennen und in den Griff bekommen haben. Vielleicht weiß von denen auch einer einen guten Trainer.


    Ich habe die Pöbelei (wie ich begriffen hatte, dass es nicht mein Problem ist) so gemanagt, dass ich so nah heran bin, wie Turka noch ansprechbar war und hab sie gelobt, wenn sie sich zu mir umgedreht hat. Wenn es zu eng wurde oder plötzlich ein Hund auftauchte bin ich wortlos ausgewichen und hab sie mit genommen. Völlig egal, wie sie sich aufführte.

    Wenn ausweichen nicht möglich war, hab ich sie absitzen lassen und den Blick konsequent unterbrochen. Sie konnte dann nur mich anschauen. Das geht hier aber nur gut, weil alle Hundehalter ihre Fellnasen an der Leine haben. Da kommt kein Hund ungefragt angeschossen. Es gibt hier einige, die das Problem mit der Unverträglichkeit bei anderen Hunden kennen, da gibt es viel stummes Verständnis und Rücksichtnahme. Gott sei Dank.

  • N guter Trainer kann dir aufzeigen wie du solche Situationen handeln kannst und kuckt inwiefern im Alltag in der Führung des Hundes nachholbedarf besteht. Kennt dein Hund einen ordentlichen Abbruch? Eine gute Leinenführung wäre da sicher aucv im Allgemeinen hilfreich. Der kann auch kucken was die motivation dahinter ist, dass die so austillt. Es gibt durchaus Hunde denen darf man auch mal deutlich zu verstehn geben dass die sen Scheiss lassen sollen. Aber das ist halt sehr individuell.


  • Natürlich macht es Sinn, mit Deiner Hündin an der Leinenaggression zu arbeiten. Was viele Menschen vergessen: das ist nicht nur für den Menschen unangenehm, peinlich, stressig, sondern die ganze Situation entsteht erst, weil der Hund sich unwohl fühlt, Stress hat und keine Lösung damit umzugehen. Es ist für den Hund mindestens so unangenehm wie für den Menschen.

    Genau zur gleichen Zeit ist das "Ausrasten" aber durch die Hormone die freigesetzt werden selbstbelohnend, Dein Hund fühlt sich dann besser und lernt, dass er sich durchs Ausrasten besser fühlt... das ist das Lösungsmodell Deines Hundes da den Stress abzubauen.


    Insgesamt liest es sich ein bisschen durcheinander und ich finde nicht so richtig den roten Faden.

    Du schreibst einerseits, sie ist nicht gut leinenführig, zappelt rum, meckert wenn sie wo nicht hin will, andrerseits kannst Du sie auf 20m Distanz vom Auslöser "fremder Hund" noch umlenken und in die andere Richtung arbeiten.

    Wie funktioniert das dann? Wie aufgebaut?

    Wie hast Du die Regeln beim Apportieren etabliert, also das Bringen, das Warten vorm Holen?


    Ich würde Dir generell zu einem Trainer raten, der da mal ein bisschen Struktur ins Training bringt, nicht nur so einzelne Fäden. Und eine Leinenaggression bei der der Hund auf 20m Distanz noch voll ansprech- und umlenkbar ist, sollte mit gezieltem Training auch gut und absehbar zu bewältigen sein. Allerdings wäre es erstmal sehr wichtig, dass sie eben nicht ausrastet, dass Du euch nicht in die Situation bringst mir der ihr nicht umgehen könnt, wie oben beschrieben ist das Ausrasten selbstbelohnend und verstärkt sich damit auch selbstständig. Jedesmal wenn Du also kreuzen "musst" bestätigt sich dieses Verhalten. Und es wird mit der Zeit stärker werden, die Distanz womöglich größer, denn Dein Hund lernt halt, dass das n geiler Trip ist.

    Also ja, zügig Trainer zuziehen, bevor das Problem größer wird, dann wirds nämlich auch immer schwieriger aufzulösen.

  • Ich würde zu einem Trainer raten, der mit der das Click-für-Blick noch mal optimiert, in einen umfassenderen Trainingsplan integriert und bitte keine Dinge wie Schepperketten etc. einsetzt. Alles schon erlebt. Bringt den Hunden nichts.


    Mit Click-für-Blick bzw. Markern und mit dem Trainieren von Alternativverhalten kann man die Situation verbessern und für unausweichliche Begegnungen ggf. noch "Notfallstrategien" erarbeiten. Das Ganze dauert, denn es hat sich ja über Jahre aufgebaut.


    Wie weiter oben von seramafan schon geschrieben wurde, muss man sich ganz langsam vortasten. Und man muss sehr frühzeitig markern. Bereits, wenn der Hund erstmalig anzeigt - und das ist anfangs nicht immer so einfach zu erkennen. Ich habe bei meinem Tierschutzhund auch lange Zeit zu spät eingegriffen. Dann ist es aber eben zu spät und er ist nicht mehr ansprechbar.


    Wenn andere HH plötzlich auftauchen, kann man leider oft nicht mehr viel tun, hier gibt es aber ggf. Tipps für ein Management, zumindest für danach, damit Ihr beide wieder runter kommt.


    Leinenführigkeit ist in dem Zusammenhang schon auch wichtig. Ein Hund, der vorne zieht, meint oft, dass er was regeln muss. Seit ich das mit meinem noch mal optimiert habe - sieh an, sieh an - sucht er teilweise zunehmend öfter Schutz hinter mir, was noch vor einiger Zeit absolut unvorstellbar war. Nur dafür darf er halt nicht 3m vor mir laufen, wenn er den fremden Hund sieht.


    Bögen laufen ist auch relativ effektiv bei uns, solange der Abstand noch hinreichend ist. Hund auf die abgewandte Seite und in einem Bogen vorbei laufen. Kann man auch erst mal "trocken" üben, damit Ihr Euch darauf einspielt.


    der Hund muss wieder natürliche Strategien neu lernen, wie deeskalierendes Verhalten (z.B. Schnüffeln am Bogen, Blick abwenden). Dazu muss er aber die Gelegenheit bekommen. Zieht man ihn z.B. einfach weiter, kann er das schlecht tun und muss auf das Wenige zurück greifen, was noch möglich ist: Und das ist eben oft nur noch die Eskalation. Dass sie auch vor großen Hunden nicht Halt macht, passt gut ins Bild, denn sie sind vermutlich besonders bedrohlich für sie.


    Es ist eben eine Menge, die da zusammen spielt. Ich hatte leider mal einen Trainer, der meinte immer, man solle "Pssst!" sagen, wenn der Hund sich anspannt und an der Leine ruckeln. Super. Das bringt dem Hund ja total viel in solchen Situationen...

  • Danke so sehr für eure Antworten, aus denen ich für Luna und mich einiges ableiten kann. Ich werde das mit einem Hundetrainer angehen, und zwar von Anfang an, wie wenn sie noch ein Welpe wäre. Auch den Gedankenanstoss, ihr Problem von meinem zu separieren, hilft mir sehr.


    In der Tat gibt es auch allgemein in der Führung noch einiges Potenzial. Das Apportieren habe ich ihr Schritt für Schritt beigebracht, und das macht sie auch gut. Sie kriegt ihr Futter nur noch aus dem Beutel. 1 - 2x pro Tag darf sie in der Wohnung Leckerchen suchen, damit sie ihr Näschen einsetzen kann. Leinenführigkeit trainiere ich mit ihr so wie es mir eine Hundetrainierin erklärt hat: ich fordere Luna immer wieder auf, zu mir zurück zu kommen und dann neben mir zu gehen (Signal "langsam" plus verbales Lob).


    Ich werde heute eine Hundeverhaltenstrainerin kontaktieren und mit ihr und Luna neu anfangen und dranbleiben.

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