Plötzliche Aggressivität gegen Menschen wegen Hundegeruch?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe einen ca. 5 jährigen Mischling aus dem Tierschutz, der, nachdem er von einem anderen Hund attackiert wurde,Probleme im Umgang mit Artgenossen entwickelt hat. Dies haben wir mit einer Trainerin soweit in den Griff bekommen, dass wir relativ entspannt spazieren gehen können.


    Jetzt zu meinem Problem:

    Ich lebe in einem Mehrgenerationenhaus und seit ich den Hund vor 3 Jahren übernommen habe, geht meine Mutter 2mal die Woche mit ihm spazieren, wenn ich länger arbeiten muss. Sie hat auch schon mehrere Tage auf ihn aufgepasst und immer ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt. Nie gab es irgendwelche Zwischenfälle. Sie konnte sogar mittlerweile gemeinsam mit ihm und ihrer Ersthündin spazieren gehen.


    Nun hat sie seit ca. 2 Wochen eine zweite Hündin.

    Am Sonntag kam sie zu mir in die Wohnung und hatte noch das Hundegeschirr in der Hand. Mein Rüde lief wie immer zu ihr um sie zu begrüßen, schnüffelte an ihr und attackierte sie plötzlich. Er schnappte um sich, kläffte und war nicht mehr zu beruhigen.


    Im Laufe der Woche ist meine Mutter wieder 2 mal mit ihm spazieren gegangen als ich auf der Arbeit war, ohne Zwischenfall.


    Heute hatten wir jedoch wieder eine ähnlich Situation, wobei meine Mutter diesmal nichts bei sich hatte. Sie kam hoch um mit ihm spazieren zu gehen, er schnüffelte, zitterte, ließ sich noch anleinen und attackierte sie dann wieder, als sie mit ihm rausgehen wollte.


    Ich bin wirklich verzweifelt, weil ich mir sein Verhalten nicht erklären kann und ich auf die Unterstützung meiner Mutter angewiesen bin. Ein Trainertermin ist schon vereinbart trotzdem hoffe ich hier vlt noch ein paar Impulse zu bekommen.


    Danke an alle, die bis zum Ende gelesen haben.


    PS: Wenn ich eine Decke der Hündin mit nach oben bringe und in die Wohnung lege, riecht er sehr intensiv daran, zeigt aber keine Anzeichen von Stress oder Aggression.

  • Mein erster Gedanke ist, dies tierärztlich abzuklären. Wenn es am fremden Hunde-Geruch läge müsste er meiner Meinung nach immer so reagieren... tut er aber nicht.


    Mein zweiter Gedanke: die Gesundheit Deine Mutter ärztlich abzuklären, ohne jetzt Panik verbreiten zu wollen.

  • Danke für deine Antwort,


    ich hatte vergessen zu schreiben, dass ich am Montag beim Tierarzt mit ihm war.

    Blutwerte und äußerliche Untersuchung waren unauffällig. Aber natürlich könnte doch noch etwas unentdeckt geblieben sein.

  • Maulkorb haben wir und er ist bereits daran gewöhnt. Er hat ihn bis jetzt jedoch nur sehr selten in Trainingssituationen mit anderen Hunden getragen und dann nicht mehr benötigt.

  • Kennt er denn nun die zweiten Hündin noch nicht? Ich würde sie ihm vorstellen und kucken, ob sich das dann erledigt hat.

    Viel Glück bei der Detektivarbeit!

  • Wie reagiert er denn auf die Hündin? Kennen die zwei sich? Hat die Hündin ggf. Kontakte zu anderen Hunden unterwegs, die deine Ma unterwegs vielleicht auch Anfasst oder nach denen dann riechen könnte?

    Nach der Hündin wird sie ja immer riechen dann müsste er ja auch immer so reagieren.

    Vielleicht gibt es auch etwas anderes wonach sie nur manchmal riecht oder bestimmte Klamotten auf die er reagiert?

  • Man kann natürlich nur ins Blaue raten. Ich tu es trotzdem mal, weil ich was ganz ähnliches mit einer Bekannten durch hab...


    Der gemeinsame Nenner der beiden geschilderten Situationen scheint mir die Situation Wohnungstür/Anleinen zu sein.


    Da haben wir dann so ein paar Faktoren:

    Enge, Hektik, Aufregung, einerseits Freude dass es rausgeht, aber auch

    - ein bisschen Angst nach dem Beissvorfall,

    - nicht rauswollen, weil Frauchen ist ja nicht da

    Dazu vielleicht eine Abneigung gegen das Angeleint werden/Geschirr anziehen - beugt sich der Mensch drüber, hat es sich vielleicht mal unangenehm angefühlt usw

    Und am Ende kann auch noch ein bisschen territoriales Verhalten reinspielen, das sich ja auch besonders an der Wohnungstür zeigt.


    Davon können einige Punkte zutreffen, andere nicht. auf jeden Fall ergeben diese unterschiedlichenm widersprüchlichen Emotionen einen großen inneren Konflikt und Stress. Und der entlädt sich in Übersprungshandlungen. Und danach hört es sich für mich an. Eine rein situative Übersprungshandlung.


    Was würde ich tun?


    Die Situation "Abholen/Anleinen" komplett von der Wohnungstür/dem Flur trennen. Sprich: wenn du nicht da bist, hat dein Hund keinen Zugang in den Flur, sondern bleibt in einem Zimmer, Tür zu. Deine Mutter geht dann dort rein zum Hund.


    Keine Hektik! Deine Mutter (und du auch) sollte sich ruhige hinsetzen, den Hund zu sich holen, ein Leckerchen geben und erst dann ganz in Ruhe anleinen. Viel Zeit lassen.


    Körpersprache: Kein Drüberbeugen, Rumfuchteln, etc.


    Ich würde dem Hund das Geschirr oder Halsband anlassen, wenn deine Mutter ihn abholen soll, damit sie ihn in dieser ersten Aufregung gar nicht anfassen muss (nur die Leine einhaken). Du könntest sogar eine Hausleine dranlassen, die deine Mutter dann erst draussen auf der Strasse gegen die richtige Leine wechselt.


    Und ich würde die Mama bitten, ab und zu in die Wohnung zu gehen, 10 Minuten da bleiben, bis Hundi ruhig ist, wieder gehen.


    Sprich: Das gesamt Muster so weit wie möglich abändern. Mit der zeit kann man wieder zurück zur Normalität - mit einem Hund, der zu Übersprung neigt, würde ich aber grundsätzlich sehr darauf achten, dass solche "Nadelöhr" Situationen so ruhig ablaufen wie möglich.


    Ich würde wetten, dass es nix mit Gerüchen oder der anderen Hündin zu tun hat - höchstens als weiterer Faktor, den den Hund noch aufgeregter werden lässt, aber nicht als eigentliche Ursache.


    Und zum Schluss ganz allgemein:

    Viele Auslands-TS-Hunde, die ich kenne, sind hochgradig stressanfällig oder sogar dauerhaft gestresst (auch wenn die Besitzer das nicht immer wahrnehmen). Oft auch mit den gesundheitlichen Folgen davon (Bauchschmerzen etc.) - da würde ich mal ganz genau hinschauen. Dauerstress und körperliches Unwohlsein sorgen auch dafür, dass der Geduldsfaden früher reisst.

  • Danke für eure Antworten und Ideen.


    Die andere Hündin kennt er, allerdings nur von kurzen Spaziergängen draußen mit etwas Abstand, da sie noch sehr ängstlich ist.


    Er ist ein ehemaliger Straßenhund, der mit Umweltreizen allgemein keine Problem hat. Ich würde ihn als vorsichtig, aber neugierig beschreiben, keinesfalls als Angsthund. Zu Menschen war er bis zu diesen Vorfällen immer aufgeschlossen und freundlich. Lediglich mit Hunden hat er seine Schwierigkeiten, jedoch auch nicht von Beginn an. Er hatte immer wenig Interesse an anderen Hunden und ging ihnen eher aus dem Weg. Seit der Attacke auf ihn reagiert er bei zu geringem Abstand leinenaggressiv, aber dies ist seit wir mit dem Training begonnen haben deutlich besser geworden .


    Allerdings hat er nach wie vor sehr großen Stress, wenn Hunde in die Wohnung kommen und würde, wenn er nicht angeleint wäre, wohl auch auf sie los gehen. Auch Hunde, mit denen er sich draußen gut versteht und gemeinsam an einer Stelle schnüffelt (was nicht viele sind), akzeptiert er innerhalb unserer Wohnung nicht.


    Ich habe einen Termin bei einem weiteren Tierarzt vereinbart und hoffe auf den Trainertermin diese Woche.


    Noch eine kleine Ergänzung, weil es missverständlich formuliert war: Beim ersten Vorfall hatte meine Mutter das Geschirr ihrer Hündin in der Hand, nicht seins um ihn anzuleinen. Deshalb dachte ich zunächst an einen Zusammenhang mit dem Geruch.

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