Was tun, wenn der Hund beißt?

  • Klasse !
    Super Idee, und ich hoffe, dass wir hier den Ton so weiter behalten können.


    Ich werde einfach mal so mitlesen, denn Ideen sind ja schon viele da.


    Momentan haben wir hier einen realen, fast identischen Fall.
    Dieser Hund hat mich beim ersten Kontakt erstmal mit Beschädigungsabsicht
    in den Rücken gebissen. Da er Maulkorb trug, war's nur ein heftiger blauer
    Fleck (mit den Schneidezähnen erwischt - diese sch*** Nylon-Maulkörbe).


    Frauchen und Herrchen akzeptiert er, Fremde nicht. Und Frauchen und Herrchen
    hatten bis dato NULL Ahnung, mittlerweile schon mehr, und die Lage wird
    zusehends besser.


    Das einzige, was ich hier zum Fall Castro noch einwerfen möchte, nachdem
    ich Hugo (s.o.) erlebt habe.....
    Es braucht Zeit, viel Zeit. Änderungen kommen schubweise, erst zuhause
    und dann draussen.


    Das, was agi-maus vorgeschlagen hat, auf den Boden setzen und Leckerli
    anbieten, habe ich beim ersten Treffen - völlig von mir überzeugt - auch
    getan. Resultat: der Hund hockte auf mir und biss mich in den Rücken.
    Ich wollte zu schnell zu viel.
    Nachdem er mich dann 2 Wochen lang täglich gesehen hatte und ich ihn
    einfach geflissentlich ignorierte, kann ich heute in die Wohnung kommen
    und er bleibt ohne Maulkorb auf seinem Platz liegen.


    Castro: solange Frauchen es nicht schafft, souverän einen guten Grund-
    gehorsam zu erarbeiten und dem Hund Sicherheit zu vermitteln, sodass
    er ihr die Entscheidungen überlässt, kann an Kontakte zu anderen Menschen
    m.M. nicht gedacht werden, das würde den Hund überfordern und die
    Reaktion wäre mit Sicherheit 'nach vorne' und die Sozialisierung ginge
    rückwärts.


    Also: mein Tipp zusätzlich zu all denen, die hier schon gegeben wurden:
    Zeit, Ruhe und Geduld.


    LG
    Chrissi


    EDIT:
    Silja !!!!!!!!!!! Mönsch :D Warste schneller !

  • Zitat

    EDIT:
    Silja !!!!!!!!!!! Mönsch :D Warste schneller !


    Ist doch schön, wenn wir uns einig sind :streichel:


    Grüßlis staffy, die manchmal auch etwas länger tippt ;-)

  • Die Angaben über den Hund wären mir viel zuwenige, um da einen Therapieplan zu erstellen.


    Was bei Deiner Beschreibung des Hundes positiv auffällt, ist die Beschreibung seines Verhaltens. Meist bekomme ich von meinen Kunden "nur" Interpretationen geschildert und die sind in der Regel von der (etwas schiefen :wink:) Sicht des Besitzer reichlich verzerrt.


    Wir machen es so, dass wir immer ein Vorgespräch führen (die erste Stunde ist also - häufiger länger als - eine Stunde, in der wir den Besitzer ausquetschen über den Hund) und erst danach einen Therapieplan erstellen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Huhu,

    Zitat

    bestimmt auf seinen Platz verwiesen kommt er einfacher mit Fremden im Haus klar (er kann in Ruhe die Situation erfassen), als wenn "Partystimmung" herrscht, oder der Besuch ihm Futter zuwirft.


    ich beziehe das mit "Partystimmung" mal auf mich bzw meinen wahnsinns-professionellen plan.
    Da hab ich mich schlampig ausgedrückt. Der Hund soll nicht rumtanzen und hochgepuscht werden, sondern den Besuch gleichzeitig mit etwas tollem wahrnehmen.
    Kommt jetzt drauf an, wie Castro so einzuschätzen ist - vielleicht ist anbinden und ignorieren erstmal besser, bis man sowas wagt.


    sehr interessant hier! bitte weitermachen :)
    viele grüße
    silvia

  • Shoppy denke deine Frage ist sehr hypothetisch und du kennst eine gewaltfeie Lösung.


    Einige Dinge fallen mir sehr schwer zu erklären: Deswegen finde ich deine Erklärungen immer so genial und bin sehr froh darüber, dass du hier im Forum bist.


    Vielleicht würde Maulkorb ( am Anfang ) und ignorieren besser sein für Castro. Besucher fühlen sich sicher und Castro wird nicht total ausgegrenzt. Wegsperren macht es meist noch schlimmer.


    Einige Wochen ( kann je nach Hund auch länger dauern ) Umerziehung, durch Verwaltung der Ressourcen (ALLES, auch Spielspaß und Zärtlichkeiten ), Hundeführerausbildung ( ruhigsouverän ) und viel arbeiten am Grundgehorsam.


    Weitestgehend wird er ignoriert und man bestimmt seine Liegeplätze, immermal den Hund ablegen lassen und "bleib", Dauer der Übung kontinuierlich steigern. Wenn er aufsteht zurück führen, aber bitte ruhig.
    Wenn er im Weg liegt, dann aufstehen lassen und wenn er im Weg steht, dann auch mal ignorierend abdrängen, wegstoßen ( nicht brutal! ).
    Egal um was es geht, würde ich nie schreien, wenn er Fehler macht, ihn stoisch, ignorant wieder auf den richtigen Weg führen, Kommando und weiter gehts.
    Je nach dem wie Castro sich entwickelt, werden immer mehr Ressourcen zugestanden, Lob ( intensivieren ) , Zärtlichkeit, Spiel, Freude.


    Wenn die beiden große Fortschritte gemacht haben und Castro Martina vertraut, dann sollte ihr Freund in die Erziehung stärker mit einbezogen werden. Für ihn gelten die selben Regeln, wie für Martina.
    Er muss genauso intensiv mit dem Hund arbeiten und dem Hund muss klar werden, dass beide die Ressourcen verwalten.
    Er muss den ganzen Tag kommen und gehen, alle ignorieren den Hund und tun so als ob es nichts normaleres gäbe.
    Irgendwann hat der Hund gar keine Lust, wenn er keine Aufmerksamkeit für sein Verhalten bekommt aufzustehen und läßt es bleiben ( natürlich mit MK ).
    Wenn er auch bei ihrem Freund verspürt, dass es vertane Mühe ist ihn dominieren zu wollen, dann haben die beiden schon fast gewonnen. Die Fortschritte, die er macht werden dadurch belohnt, indem man ihn weiter ins Rudel integriert und mehr Zuwendung und Spaß zulässt.


    Mit dem restlichen Besuch würde ich eine ähnliche Methode anwenden, wie bei ihrem Freund. Die Wohnung würde sich für eine oder auch zwei Wochen in einen Taubenschlag verwandeln: alle ignorieren den Hund, der Hund trägt MK und alle tuen so , als ob es das normalste von der Welt wäre und es ihn nicht zu interessieren hat. Wenn er zu stark tillt, dann wird er immer wieder auf seinem Platz geparkt. Irgendwann wird er verstehen, dass er gerne dabei sein darf, aber sein Revierverhalten nicht erwünscht ist.


    Dadurch, dass sie sich zum Führer entwickeln und sie dem Hund Sicherheit vermitteln, kann sich auch seine Unsicherheit gegenüber anderen Hunden legen.
    Wenn das nicht der Fall ist, dann eine Therapie für diese Hunde machen, mit anderen geeigneten Hunden.
    Er hat sich bei ihr nicht sicher gefühlt, Angriff ist die beste Verteidigung war sein Motto, denn an der Leine war ihm die Möglichkeit zur Flucht genommen und so sah er das als einzige Möglichkeit.


    Wegen dem vorhandenen Schutztrieb würde ich apportieren oder jagen, dass könnte dem RR entgegenkommen.


    Wenn ich die Möglichkeit hätte Castro zu testen, würde ich mir einen Schutzhundärmel besorgen und ausprobieren, wie er darauf reagiert, um abzuklären, ob er nicht eine Ausbildung genossen hat. Wäre das der Fall, dann müßte man in einigen Punkten noch vorsichtiger vorgehen, es kann aber auch reiner Zufall sein, denn der Freund wird seine Attacke sicher mit dem Arm abgewehrt haben und deswegen kann Castro den Arm und nicht ein anderes Körperteil gepackt haben.


    Kennt ihr die Kistenmethode aus der Schutzhundausbildung?
    Samson ist sehr empfindlich, was klopfen angeht, zu Anfang ist er ausgeflippt, wenn man ein Glas zu laut abgestellt hat und es hat sehr lange gedauert bis wir eine Erklärung hatten.

  • oh, äh, bandog -
    mich würde jetzt diese "kistenmethode" sehr interessieren, ich hoffe, es ist nicht zu sehr OT? Was macht man da und was findet man heraus? Warum im Schutzdienst?
    (Samson scheint kein einfacher Hund zu sein)


    Viele grüße
    silvia

  • Siehste, geht doch!


    Ich bin stolz auf Euch - ganz ohne Alpharollen und Nackengriff(schüttel)-Gedönse!


    Also: Castro beruht auf einer hoffentlich nicht wahr werdenden Begebenheit. Es gibt auf der RR-in-Not Seite einen Rüden namens Cuba, der von seinem vorherigen Besitzer (der schon sein dritter oder vierter war!!!) abgegeben wurde, weil Hund beschriebenes Verhalten an den Tag gelegt hat. Die Konstellation war aber "umgekehrt", Cuba stand auf den Herrn des Hauses und die Freundin wurde extremst kontrolliert. Der Besitzer hat mit und nach Anweisung einer befreundeten Trainerin gearbeitet und darüber ausführlichst in einem geschlossenen Forum berichtet. Beim Lesen dieser Beiträge, hatte man regelmäßig Gänsehaut und senkrecht stehende Nackenhaare, weil man nur auf den endgültigen Beschädigungsbiß gewartet hat (der nicht kam, weil der Mann seine Familie nicht weiter gefährden wollte und ihn daher abgab...).


    Jetzt ist Cuba erneut (nach einem Zwischenbesitzer!!!!) in der Vermittlung - seht selber, wie er dort beschrieben wird (und wie er den Kameramenschen fixiert :shocked: ) - daher habe ich geschrieben, dass sich über seine Vergangenheit nichts sachdienliches würde herausfinden lassen - denn ganz offenbar kann man diese Beschreibung nicht mal mehr nur "Beschönigend" nennen. Die ist einfach nur noch gefährlich!! Oder der Hund hatte inzwischen eine Persönlichkeitstransplantation, aber wieso wird er dann schon wieder abgegeben?




    Was WÜRDE passieren, wenn man an diesen Hund mit Druck ranngeht?

  • Zitat

    Was WÜRDE passieren, wenn man an diesen Hund mit Druck ranngeht?

    Letztendlich das gleich wie bei Uncas.


    Schönen tag noch

  • Shoppy -
    kurzfassung - viel mühen, alles vergebens - für den wesenstest trainiert (ob ausreichend, wurde heiß diskutiert), durchgefallen,, eingeschläfert worden.


    das ist natürlich schon n hammer, so einen hund als "lieb und folgsam" zu beschreiben.


    viele grüße
    silvia

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