Hund rastet aus wenn er andere Hunde riecht

  • Meistens sind ja die Hundebegegnungen das Problem. Bei meinem Bodo ist es allerdings so, dass schon der Geruch eines anderen Hundes reicht, dass er beim Spaziergang ausrastet. Ich finde Begegnungen sogar fast einfacher, weil man den Auslöser wenigstens sieht und dann einfach umdrehen oder ausweichen kann.


    Wenn wir also unsere Runde gehen und das Pech haben, dass kurz zuvor ein Artgenosse entlang gegangen ist, ist der Spaziergang gelaufen. Bodo hängt sich dann an die Spur und in die Leine, springt in die Leine, bellt, knurrt und ist extrem aufgeregt und wütend, und das möglicherweise den ganzen Spaziergang lang.


    Bei einer Begegnung ist es ja so, dass ich einfach ausweichen kann und den Abstand vergrößern, bis er sich beruhigt. Bei einer Spur ist das nicht so, ich weiß ja nie wo die Spur verläuft.


    Ich versuche die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, er bemüht sich auch mitzumachen und nimmt ein Leckerli, aber danach stürzt er sich wieder auf die Spur und hängt knurrend und bellend in der Leine.


    Hat jemand einen Tip was ich noch machen könnte?

  • Wie alt ist denn der Gute, und wie lange besteht das Problem schon?


    Wie hat sich das aufgebaut?


    Bodo ist 4 Jahre, er kam von 1,5 Jahre aus einem ungarischen Tierheim zu uns. Er hat bald angefangen auf alles zu reagieren was sich bewegt. Seit heuer besuchen wir eine Hundeschule und konnten schon einiges erreichen. Autos z.B. hat er am Anfang auch gehasst, die interessieren ihn jetzt gar nicht mehr. Er hat teilweise schon sehr gut gelernt sich umzuorientieren, bemüht sich sehr und lässt sich super mit Futter motivieren.


    Artgenossen die er nicht kennt findet er generell nicht so super. Bei uns wohnt noch ein Rüde, mit dem er sich aber gut verträgt. Nur draußen mag er keine fremden Hunde. Ich denke es ist eine Mischung aus Unsicherheit und territorialem Verhalten. Andere Hunde versucht er meistens zu dominieren, indem er auf sie raufspringt.


    Begegnungen gibts bei uns aber eh kaum.


    Ich hätte nur gern eine Idee wie ich damit umgehen kann, dass der Auslöser (fremde Spur) uns teilweise eben den ganzen Spaziergang lang begleitet. Unsere Strategie mit Abbruchsignal, umorientieren und Leckerli geben funktioniert da nicht so gut, weil der Auslöser danach ja noch immer da ist. Ich müsste ihn quasi die ganze Zeit füttern, füttern ...

  • Wie wohnst Du denn? Ländlich oder Stadt?


    Zoey z.B. - bei der stellen sich die Nackenhaare auf und manchmal knurrt und bellt sie auch 'Duftspuren' von Hunden an - und das sind dann ihre 'Erzfeinde'. (Schon gesehen, dass es sie sind, als sie nichts sehen konnte)


    Also ist es sicher bei jeder Hundespur? Oder evtl. nur bei 'speziellen', die zufällig denselben Weg haben?

  • Wie wohnst Du denn? Ländlich oder Stadt?


    Zoey z.B. - bei der stellen sich die Nackenhaare auf und manchmal knurrt und bellt sie auch 'Duftspuren' von Hunden an - und das sind dann ihre 'Erzfeinde'. (Schon gesehen, dass es sie sind, als sie nichts sehen konnte)


    Also ist es sicher bei jeder Hundespur? Oder evtl. nur bei 'speziellen', die zufällig denselben Weg haben?


    Wir wohnen sehr ländlich. Es gibt eine Handvoll Hunde die hier unterwegs sind, wir kennen so gut wie alle. Allerdings kann ich nicht sagen wer da 10 min zuvor entlang gegangen ist :thinking_face:


    Ich glaube allerdings dass er auch auf Spaziergänger so reagiert, also auch Leute die ohne Hund hier entlang gehen. Also alle die es wagen "seinen" Weg zu betreten :grinning_squinting_face:

  • Geruchliche Trigger sind hier auch ein riesengroßes Thema.

    Bei uns beschränkt es sich leider nicht nur auf Hunde, wir haben eine ganze Palette an Gerüchen, die dazu führen, dass Herr Hund knurrgeifernd und um sich beißend in der Leine hängt. Ich erzähl dir mal, wie wir damit umgehen, vielleicht hilft dir das ja auch.


    Unser erster Schritt war, Carlo überhaupt erstmal wieder aus seinem Tunnel raus zu bekommen und das Gehirn auf andere Dinge zu lenken. Dafür haben wir in ruhigen Situationen das Signal "Futter" etabliert. "Futter" heißt, eine ganze Handvoll Leckerlies landet verstreut auf dem Boden und Carlo darf sich bedienen. Das dann langsam in immer aufregenderen Situationen eingeführt und mittlerweile reagiert er darauf auch schon in so "Gehirn-Ausknips-Ausrastern".

    Schnüffeln beruhigt, kauen beruhigt und der Hund kommt dadurch in den Seeking-Modus. Damit kann man schon mal die ersten postiven Emotionen mit Gerüchen verknüpfen.


    Damit kann ich also meinen Hund gedanklich erstmal weg von dem Geruch holen und hab damit den Fuß in der Türe, um weitere Schritte einzuleiten. Je nachdem, wie gut Hund und ich an dem Tag drauf sind, kann das sein, dass wir einen anderen Weg gehen, wieder zurück nach Hause und halt erst in einer halben Stunde wieder raus, wenn die Spur nicht mehr ganz so frisch ist oder wir nutzen die Spur zum Üben.


    Einen großen Durchbruch hat bei uns "Click für Sniff" gebracht. Also, das Prinzip von Click für Blick umgelegt aufs Schnüffeln.

    D.h. wenn ich sehe, dass Carlo sich wieder der Spur zuwendet und schnüffelt: Click+Keks. Sobald er sich wieder umwendet und schnüffelt: Click+Keks. Jedes Mal. Bis er zeigt, dass er bereit ist, dass wir weiter gehen. Und wenn nach drei Schritten die Anspannung wieder größer wird, gibts das nächste "Futter" Signal und wir machen weiter mit Click für Sniff (oder wir machen gleich CfS ohne "Futter", je nachdem, wie ansprechbar Carlo ist).

    Und ja, da wird dann halt auf einem Spaziergang ein großer Teil der Futterration des Tages so verclickert - es bleibt ja nicht für immer bei der hohen Clickrate.

    Mit der Zeit wird nicht mehr das Schnüffeln an sich geclickt, sondern das selbstständige Abwenden vom Triggergeruch.


    Wir ziehen das seit ~ Anfang Juli sehr konsequent durch. Es gab sehr, sehr, sehr schnell große Erfolge. Die sehen so aus, dass Carlo bei nicht ganz so starken Triggergerüchen (also z.B. brunftige Rehböcke) nicht mehr ausrastet und auch nur noch wenig Hilfe von mir braucht.

    Bei stärkeren Triggergerüchen (hündische Erzfeinde, Zigaretten, Fuchs, Igel, Mäusebussard,...) braucht er noch immer Hilfe in Form von CfS und mehr Keksen, aber auch da wirds im Schnitt stetig besser.


    Ich häng dir mal eins unserer Trainingsvideos an, so sah CfS bei uns Ende Juli aus:


    [Externes Medium: https://youtu.be/69dDJrWVobo]
  • Ich hatte das Geruchsthema auch sehr kurz (2 Monate). Grund war am Ende, dass meine Hündin in der Zeit sehr gestresst war und sich über Spur verfolgen und da reinsteigern abreagiert hat. Vielleicht auch eine Anlaufstelle, um Zugang zu finden. Ist der Hund überfordert/unterfordert/gestresst und sucht sich ein Ventil?

  • Pfeffernaserl

    danke für die ausführliche Erläuterung, das hört sich echt nach einer guten Herangehensweise an. Kann ich mir sehr gut vorstellen bei uns, ich werde das ausprobieren.

    Schnüffeln beruhigt, kauen beruhigt und der Hund kommt dadurch in den Seeking-Modus. Damit kann man schon mal die ersten postiven Emotionen mit Gerüchen verknüpfen.

    Ich hatte bisher nicht dran gedacht, den Hund fürs Schnüffeln auch zu belohnen, hab ihn eher weggezerrt oder weggelockt. Aber so bringt man natürlich viel mehr Ruhe und Entspannung rein.


    Finde euer Video auch super, für mich wirkt Carlo da schon relativ entspannt :smiling_face: mein Bodo hat übrigens auch keine Rute, angeblich angeboren aber genau weiß man es nicht... :dog_face:

  • Ich hatte das Geruchsthema auch sehr kurz (2 Monate). Grund war am Ende, dass meine Hündin in der Zeit sehr gestresst war und sich über Spur verfolgen und da reinsteigern abreagiert hat. Vielleicht auch eine Anlaufstelle, um Zugang zu finden. Ist der Hund überfordert/unterfordert/gestresst und sucht sich ein Ventil?

    Das ist ein guter Hinweis, irgendeine Art von Stress hat er sicher noch aufgrund seiner Vergangenheit und da kanns schon sein dass er auch deswegen teilweise überreagiert. Ich bin dabei ihm apportieren beizubringen, ich denke mit einem Futterbeutel würde ich ihn auch gut ablenken können und beschäftigen, funktioniert bei unserem Großen auch gut.

  • Wie beschäftigt ihr den Bub?



    Für mich klingt das nach Territorialverhalten.

    Er geht dort täglich spazieren, also isses aus seiner Sicht seins.

    Wenn jemand Fremdes also dort hin pieselt, regt das auf, weil aus seiner Sicht gehörts da nicht hin.

    Kontakt zu Fremdhunden würde ich meiden. Das drauf springen ist bspw ein Zeichen dafür, dass es jederzeit krachen könnte. So ein Verhalten ist massive körperliche Einschränkung, also eine Variante des Drohens.

    Das klingt für mich auch kein bisschen unsicher, aber - ich kenne weder euch noch den Hund, also kann ich nur auf das eingehen was ich lese.


    Es kann auch schlicht mangelnde Verträglichkeit sein.

    Meine Hündin bspw regt sich gern mal auf wenn sie andere Hündinnen riecht. Man sieht dann quasi richtig wie der Hund förmlich denkt,, Wo ist diese verdammte Bi***? ".

    Ich führe sie dann enger bis sie sich beruhigt hat.

    Sie ist auch territorial, dem entsprechend sind auch Fremdhundgerüche in unserer Wohngegend besonders aufregend, aber noch im normalen Bereich, nicht vergleichbar mit den Gerüchen mancher Hündinnen ( besonders schlimm Erzfeinde oder wenn die Hündin läufig war).


    Dein Hund kommt aus Ungarn. Kann gut sein dass er dort öfter Streitigkeiten austragen musste, und dem entsprechend schneller reizbar ist. Ebenso wie die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er Rassen in sich trägt die tendenziell ne Spur wachsamen sind.


    Um genau zu sehen warum er das tut und um nen konkreten Plan auszuarbeiten braucht ihr nen Trainer.


    Aber innerhalb der Forumsblase würde ich vermuten :

    stark ausgeprägtes Territorialverhalten

    Hohe Konfliktgefahr mit Fremdhunden

    Vermutlich auch mit Fremdmenschen

    Wahrscheinlich reagiert er auch auf Gerüche von bspw Fuchs oder Katze ( die können ebenso als Eindringling betrachtet werden)

    Er braucht eine andere Beschäftigung auf die er sich konzentrieren kann, als,, Gassi is mein Patroulliengang, und was nicht her gehört kriegt Anzeige"

    Und wahrscheinlich auch eine andere Führung a la,, Ey Kollege, das is nich dein Zuständigkeitsbereich, sondern meiner. "

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