Jagender Junghund

  • Liebe alle, unser Junghund (11 Monate) bereitet mir Sorgen. Er hat vor einiger Zeit das Jagen für sich entdeckt, und war dann nur noch schwer abrufbar. Daraufhin habe ich eine Schleppleine (15 Meter) gekauft, von der er jetzt auch bestimmt seit zwei Monaten nicht mehr losgekommen ist. In der Zeit habe ich den Rückruf geübt, der mittlerweile eigentlich sitzt. Heute hab ichs nochmal versucht und ihn laufen lassen. Er hat halt auch einen unglaublichen Bewegungsdrang, es tut mir einfach leid wenn er ununterbrochen an der Leine ist. Das lief den ganzen Spaziergang über super. Er ist viel gerannt, aber war stets problemlos abrufbar. Ich war schon ganz erleichtert, bis uns gegen Ende zwei Ziegen begegnet sind. Weg war er, ich hinterher. Ich hab ihn auch gottseidank schnell gefangen, und der Besitzer war glücklicherweise einigermaßen gelassen. Mir ist schon klar, so schnell kann er nicht wieder von der Leine. Mir graut es nur so vor dem Gedanken, von jetzt an nur noch an der Leine mit ihm spazierengehen zu können. Es wundert mich auch einfach so. Wir wohnen im außereropäischen Ausland, und haben ihn hier als Welpen bekommen. Irgendwie hab ich das Gefühl, den einzigen jagenden Hund des Landes erwischt zu haben. Hier wird nicht, auch traditionell nicht, mit Hunden gejagt. Hunde hier werden ausschließlich als Wachhunde gehalten. Alle Hunde laufen hier frei, genauso wie alle Hühner, Schafen und Ziegen. Ich hab noch NIE gesehen, dass irgendein anderer Hund die freilaufenden Tiere gejagt hat. Warum dann er? Gibt es irgendeine Chance, dass sich das rauswächst? Dass es vielleicht eher so ein Pubertätsding ist? Kann ich das irgendwie so trainieren, dass er in jeder Situation abrufbar bleibt? Gibts da Hoffnung? Ich fände es richtig schlimm, auch für ihn, wenn ihm jetzt ein Leben als "Leinenhund" bevorsteht...

    • Neu

    Hi


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    • Moin :winken:


      Dass er das Jagen in dem Alter entwickelt ist nicht ungewöhnlich. Und es heißt nicht, dass ihr das nicht in Griff bekommt.


      Meine ersten Maßnahmen wären:

      - Schleppleine dran (habt ihr ja)

      - Freilauf möglichst oft in einem überschaubaren Gebiet und nicht zu lange

      - wieder an die Schlepp bevor die Synapsen rausknallen

      - Rückruf üben, wenn er gerade nicht abgelenkt ist und sehr sehr hochwertig belohnen

      - Grenzen festlegen, zB dass er die Wege nicht verlassen darf

      - für geistige Auslastung abseits vom Gassi sorgen, zB Clickern, Dummy, UO - irgendwas, dass ihm eine Aufgabe gibt. Würde mit 2x die Woche und kurzen Einheiten starten


      Empfehlen kann ich das Buch Jagdverhalten von Anja Fiedler. Die Methoden habe ich nicht 100% umgesetzt, aber mir einiges für uns rausgenommen.


      Ich hab noch NIE gesehen, dass irgendein anderer Hund die freilaufenden Tiere gejagt hat. Warum dann er?

      Die Frage bringt dich nicht weiter. Vielleicht haben die anderen das früh gelernt, vielleicht gehen die Leute mit den jagenden Hunden nicht Gassi, vielleicht…. Müßig.


      Ihr habt einen Hund, der auf Jagdreize anspringt und arbeitet jetzt dran. Nicht über das Warum grübeln, sondern am Wie ansetzen. :)

    • Ich denke in deiner Freude darüber dass der Hund abrufbar war und es "so gut funktioniert hat" hast du ihn beim ersten Mal ohne Leine viel zu lange frei laufen lassen. Wenn der Hund dann rennt wird das Erregungsniveau immer höher und irgendwann geht es eben doch schief.

      Versuche wie schon gesagt eingezäunte Flächen zu finden wo er mal flitzen kann, ansonsten wieder ab an die Leine. Wenn du vor Ort keine Trainer findest: Anti Jagd Training gibt es auch als Online Kurs z.B. von Pia Gröning, das ist besser als nichts. Und keine Illusionen, das wird einige Monate und wenn dein Hund ein sehr passionierter Jäger ist auch länger dauern!


      Ich habe fast zehn Jahre in Ostafrika gelebt und denke die Überlegung von Diana M. kann stimmen - da hätte ein Hund der sich an den eigenen Hühnern oder Ziegen vergriffen hätte schnell seinen letzten Atemzug getan!

    • Beim Jagdverhalten ist der Rückruf nicht das Mittel der Wahl.


      Lies mal hier:


      Um das unter Kontrolle zu bekommen braucht es im Übrigen etwa ein bis zwei Jahre, wenn die Genetik Deines Hundes das überhaupt hergibt.


      Es gibt Gegenden, da geht der Jäger mit dem Hund, der das Vieh auf dem Hof jagt, in den Wald ...

    • Hallo Potato

      Ich bin gerade in Griechenland und habe hier einen Strandhund aufgenommen.

      Schon klar ist bei uns, das Frodo ein Jagdhund ist (wie die Hälfte der Streuner, die andere Hälfte sind HSH), aber am Strand hat er so wenig gejagt wie alle anderen Streuner.

      Jetzt ist er kastriert, satt gefressen, in einem erstaunlich gutem Zustand und weißt du was er tut?


      Genau, er jagt! :rolling_on_the_floor_laughing:


      Die frei lebenden Hunde habe ich hier bisher so erlebt, daß sie Energie sparen, also nicht doof jagen, Streitigkeiten ohne echte Prügelei lösen, etc. Sie spielen zB auch, aber machen keine so wilden Rennspiele wie meine Hunde.

      Und rate mal: Frodo macht jetzt auch wilde Rennspiele, hat er vorher auch nicht gemacht.


      Meine Theorie ist, daß die anderen Hunde auch jagen würden, wenn sie Energie dafür über hätten. Kann das sein?


      Ps: süßer Fratz, kannst du ein größeres Bild posten? Und aus reiner Neugierde, wo lebst du denn?

    • Warum er das macht? Weil jagen Spaß macht und selbstbelohnend ist. Und er jetzt in dem Alter ist, wo sich das alles entwickelt.

      Maßnahmen: Hund an die Schleppleine, Rückruf festigen, Stoppsignal trainieren, Weg darf nicht verlassen werden ....

      Und viel Geduld aufbringen. Bei meiner Hündin hat es fast bis zu ihrem 4. Lebensjahr gedauert, dass ich sie in bestimmten Gebieten ganz frei laufen lassen kann. Sonst ist sie an der Schleppleine oder Flexileine.

    • Du schreibst, dass er viel gerannt ist, nachdem du ihn abgeleint hast. Natürlich muss der Hund mal seine Gräten strecken, aber langes zielloses Rumgerenne erhöht hier nur das Erregungsniveau und führt zu blöden Ideen.


      Ich würde generell den Spaziergang etwas überdenken. Mein Hund darf z.B. die Wege nicht verlassen und wenn ich merke er spult sich hoch, dann kommt er zum Runterkühlen an die Leine.


      Über den Rückruf würde ich das nicht managen. Der nutzt sich nur ab. Hier ist er nur die Notfallbremse sozusagen. Lieber darauf hin arbeiten, dass der Hund generell entspannter und ansprechbarer in deine Nähe bleibt. Das war hier der Schlüssel zum Erfolg.

    • Und wichtig ist auch, dass der Hund keine positiven Jagderfahrungen macht, dann dauert das Training noch länger. Also lieber die Schleppleine dran lassen, wenn du Dir unsicher bist.

      Meine frühere Hündin hat auch ungefähr in dem Alter ihren Jagdtrieb entdeckt. Ich habe sie dann 2 Jahre fast ausschließlich an der Schlepp führen müssen. Dafür konnte sie dann die restlichen 10 Jahre tatsächlich fast immer freilaufen.

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