Hund überdreht ständig!

  • Er nutzt dem TE dadurch, dass er eine Einschätzung bekommt ob er deinen Rat ausprobieren soll oder lieber nicht.

    zu dem nächsten, klar darfst du hier schreiben, aber die Frage bleibt, hast du Ahnung von reizoffenenen Hütehunden?

    Hast du schon einmal einen Welpen selbst erzogen?

    Einen Hund durch die Pubertät geführt?

  • Es gibt ein Handzeichen und ein gesprochenes "Ende", damit er weiß, dass das Training vorbei ist. Aber ja, er wirkt danach total frustriert, sieht mich weiterhin erwartungsvoll an, spult gelernte Tricks ab usw. Als würde er einfach nicht aufhören wollen.

    Also hat er nicht verinnerlicht, was mit dem Handzeichen und dem "Ende" gemeint ist? Vielleicht brauchst du eine schärfere Abgrenzung zwischen Ruhezeit und jetzt-passiert-was-Zeit. Also zum Einen das Ende-Signal besser etablieren und eventuell das Anfangs-Signal deutlicher machen.


    Was sagt denn die Trainerin dazu, die du schon hast?

    Da Fly jetzt schon Stereotypien zeigt (anknabbern) ist der Verhaltenstierarzt im Februar auch echt lange hin.

    Wo kommst du denn her ungefähr? Vielleicht kann flying-paws noch einen Border-Trainer in deiner Gegend empfehlen?

  • Guten Tag,


    ich muss zugeben, das fiel mir auch auf, dass der Hund extrem wenig Bewegung bekommt. 10min sind ja gar nichts, 30min auch nicht, nicht bei einer so sportlichen Rasse. Das kann sehr wohl der Grund dafür sein, dass der Hund völlig überreizt ist und sich dieser Frust und Stress, der sich durch den Bewegungsmangel entwickelt, eben durch das Hohldrehen im Alltag und auch beim Spaziergang zeigt. Ein Hund mit 9 Monaten kann gut und gerne mal 1h am Stück raus - an einer langen Schleppleine am Besten, denn eine Leine kann auch zu Frust und Stress führen, wenn der Hund nicht tun kann, was er wirklich will und sei es nur, mal rumzufetzen, selbst wenn er zwischendurch hohl dreht: dann bleibt man stehen und beruhigt ihn (wie man ihn beruhigen kann, das ist von Hund zu Hund verschieden, manchen hilft es, wenn man sie sitzen lässt und ruhig streichelt, andere kommen aus dem Wahn wieder raus, wenn man sie ein paar simple Tricks wie Sitz und Platz machen lässt). Hat der Hund sich dann beruhigt, geht man wieder weiter.


    Dafür geht man am besten irgendwo ins Nirgendwo, wo wenig Menschen und Hunde verkehren - denn egal ob man die trifft oder nicht, die Gerüche wären trotzdem da. Und gerade, wenn der Hund diesen nicht mal nachlaufen kann, weil die Leine zu kurz ist, führt das zu Frust und Stress - und zum "in die Leine beißen" und rumkläffen etc., so ungewöhnlich wäre das Verhalten des Hundes also nicht. Gerade BCs, die für die Arbeit gezüchtet werden (es sind nunmal Arbeitshunde), die sind da schon längst im Training. Und zwar nicht nur mit schnöden Grundkommandos ein paar Minuten am Tag und 3x kurz eine Minirunde draußen.


    Ist der Hund durch Verkehr extrem gestresst, dann gehe ich nicht 3h mit ihm in die Innenstadt, das ist logisch. Ist der Hund aber aufgrund von Bewegungsmangel und zu wenig richtiger(!) Auslastung gestresst, dann bringt es nichts, wenn ich ihn erst Recht von allem fern halte.


    Ich hab hier selbst einen Hund, der bei Frust und Stress komplett hohl dreht. Würde ich dem nun verwehren, sich körperlich und geistig auslasten zu lassen von mir, hätte ich genau die Verhaltensweisen, wie auch die/der TE sie hier schildert. Und wir haben nun auch 3 Trainer gehabt, bis der vierte mal was getaugt hat. Dieser arbeitet aber verhaltenstherapeutisch und nicht stumpf nach Grundgehorsamkeitserziehung und Standardsportprogramm.

  • ich muss zugeben, das fiel mir auch auf, dass der Hund extrem wenig Bewegung bekommt. 10min sind ja gar nichts, 30min auch nicht, nicht bei einer so sportlichen Rasse. Das kann sehr wohl der Grund dafür sein, dass der Hund völlig überreizt ist und sich dieser Frust und Stress, der sich durch den Bewegungsmangel entwickelt

    Und um mich noch mal selbst zu zitieren: insbesondere Rennen, springen etc. baut ungemein viel Stress und Frust ab und das durchaus binnen weniger Sekunden. Das ist ein sehr gutes Ventil, das man nutzen kann. Ist meiner mal gestresst, weil ein Auslöser ihm zu schaffen macht, dann nutze ich z.B. genau das, bringe danach sofort wieder Ruhe in den Hund und gut ist's, dann gehts ihm wieder gut. Deswegen finde ich das schon bedenklich, wenn ein Trainer vorschlägt, einen agilen, jungen Hund, der sich bewegen und was tun WILL, so derart auf null zu fahren, weil man meint, dass man Aufgedrehtheit mit Zwangsruhe kontern kann und sich das Problem so schon lösen wird. Das kann funktionieren, ist aber nicht immer der Fall.

  • Für mich klingt es so als hätte der Hund nicht gelernt, dass man Dinge auch entspannt tun kann und daheim nicht dran ist.

    Ich habe es bereits mit anleinen und Box versucht. Keine Besserung.

    Wenn der Hund denkt, dass er allzeit bereit sein muss und dir hinterher rennen sollte, kann er sich natürlich auch angeleint und in der Box nicht entspannen. Für mich wäre Schritt eins mich vom Hund abzugrenzen und ihm zu vermitteln, dass es keine gute Idee ist mich ständig im Auge zu behalten. Dann wird auch der Stress/Frust weniger, wenn er räumlich begrenzt wird.

  • Und um mich noch mal selbst zu zitieren: insbesondere Rennen, springen etc. baut ungemein viel Stress und Frust ab und das durchaus binnen weniger Sekunden.

    Es kann genau so gut sein, dass der Hund eben nicht aus Spaß rennt, sondern sich damit weiter ins Hormonhigh kickt und seinen Stress noch verschlimmert.

    Hund hat Stress - Hund will gute Gefühle - Hund rennt wie bescheuert rum - Hund hat positiven Stress - Hund rennt noch mehr und berauscht sich weiter.


    Leider bin ich zu doof meinen Beitrag eins drüber zu editieren und das Zitat einzufügen. Vielleicht kann ein Mod das zusammenführen?

  • Gerade Hüter haben gerne mal ein Thema mit Reizen. Ausserdem bilden die unglaublich schnell fiese Verhaltensketten.


    Ich halte mich jetzt mit konkreten Tipps erstmal zurück, denn ich habe "nur" Shelties.

    Aber ich würde dir wirklich eindringlich raten dich auf die User zu konzentrieren die auch Border haben und kennen. Das ist NICHT böse an die anderen User gerichtet. Aber jemand der das nicht selbst erlebt kann sich nur schwer vorstellen wie solche Hunde ticken.

  • Dass ich mehr anstatt weniger machen sollte, höre ich wirklich zum ersten Mal. Schon als Welpe habe ich überall gehört und gelesen, dass Ruhe ganz wichtig ist und man lieber weniger machen sollte. Das hat uns damals auch gut geholfen, natürlich habe ich dann langsam gesteigert, weil ich ja nicht dauerhaft das Welpenprogramm durchführen kann. Aber mit der Steigerung kam eben auch wieder das überdrehen dazu.

    Also hat er nicht verinnerlicht, was mit dem Handzeichen und dem "Ende" gemeint ist? Vielleicht brauchst du eine schärfere Abgrenzung zwischen Ruhezeit und jetzt-passiert-was-Zeit. Also zum Einen das Ende-Signal besser etablieren und eventuell das Anfangs-Signal deutlicher machen.

    Ja, das Gefühl habe ich auch. Dabei ist es ein deutliches Signal, dass ich so in der Hundeschule gelernt habe. Aber er ignoriert es völlig. Was könnte ich denn stattdessen versuchen? Hier wurde vorgeschlagen ein Ritual einzuführen, denkst du das würde mehr helfen?


    Was sagt denn die Trainerin dazu, die du schon hast?

    Also zu dem Signal hat sie noch gar nichts gesagt, sie meinte nur dass das so in Ordnung ist. Ansonsten ist sie halt sehr stark für Programm immer weiter runterfahren. Sie würde am liebsten über den Tag verteilt nur ein paar Pinkelrunden einplanen und das längere Zeit so durchziehen, aber mir kommt das eben schon extrem vor. Deshalb versuchen wir es langsam zu reduzieren und zu beobachten ob es hilft.


    Wo kommst du denn her ungefähr?

    Ich wohne in der Nähe von Regensburg.

    Seit wann hast du das Programm runter gefahren?

    Seit etwa 3 Monaten reduzieren wir langsam und seit ca. 1 Monat machen wir jetzt dieses Sparprogramm.

  • Ich hab hier ja selbst einen Hütemischling, dessen Eltern auch wirklich zum Hüten genutzt und gezüchtet wurden und bin der Meinung, dass das aber nicht nur Hütehunde betrifft, sondern jeden Hund treffen kann.


    Es kann genau so gut sein, dass der Hund eben nicht aus Spaß rennt, sondern sich damit weiter ins Hormonhigh kickt und seinen Stress noch verschlimmert.

    Hund hat Stress - Hund will gute Gefühle - Hund rennt wie bescheuert rum - Hund hat positiven Stress - Hund rennt noch mehr und berauscht sich weiter.

    Das kann natürlich der Fall sein, aber wenn ein Hund unter so ausgeprägtem Runterfahren so derart weiterhin eskaliert, zeigt das eigentlich an, dass man ihm damit das letzte Ventil nahm, was den Schaden immerhin noch begrenzte.


    Mit 9 Monaten fällt der Knirps natürlich auch grade mit Vorwärtssalto in die Welt der Sexualhormone. Weibliche Gerüche werden für ihn wahnsinnig interessant, denen muss er nach, die riecht er 10km gegen den Wind, wenn er da nur 10min an der Leine raus darf, nicht mal einer Spur nachschnüffeln kann und auch nicht mal 10min an einem Grashalm schnuppern darf, dann führt das zwangsläufig zu sehr hohem Stress und Frust. Diese Hormone bleiben über Wochen im Körper, viel länger, als Endorphin durch kurzes Rennen. Das Endorphin kann aber helfen, eine stressige Situation zu entspannen, wenn man den Hund danach wieder in Ruhe versetzt.


    Das Problem ist, dass der/die TE Schwierigkeiten hat, den Hund richtig zu beruhigen. Es wäre viel wichtiger in meinen Augen, das heraus zu finden, bevor man den Hund auf null fahren lässt und hofft, dass sich das Problem damit von selbst löst, denn das wird es nicht, dem bin ich mir sehr sicher.


    Meiner liebt ja alle Reize - das Problem ist, dass ihn das Hohldrehen lässt. Wüsste ich nicht, wie ich ihn binnen Sekunden aus diesem Reinsteigern zum einen abfangen und zum anderen wieder runterbringen kann, brächte mir alles Ruhigstellen zuhause und draußen nichts, denn die Situationen bleiben, der Hund kommt trotzdem nicht runter, der braucht AKTIVE Hilfe, um das zu schaffen und kein passives ruhigstellen, gleichzeitig körperliche und geistige Auslastung - vllt ist nun verständlicher, was ich meine.


    Gerade, wenn der Knirps nun seine Hormone entdeckt, ist da geistig sowieso kaum Platz für irgendwas, da kann geistige Auslastung sogar überfordern, weswegen es umso wichtiger ist, dass man ihm die körperliche Möglichkeit bietet, das zu kompensieren. Da muss der Hund nicht drei Stunden am Stück rennen, aber 1h flotterer Spaziergang im Trab sind da durchaus sehr gut, zwischendurch bleibt er sicher sowieso häufiger mal zum Schnüffeln stehen und das auch selbst wenn der an kürzerer Leine stattfindet.


    Übrigens führt diese mangelnde körperliche Auslastung dann noch zu weiteren Problemen, bei einem solchen Hund - da wird sich dann in Sexualreize gestürzt (die machen auch high, in fact: vieles macht solche Hunde high) und dann wird sich da reingesteigert. Die stehen dann schäumend vor einem kleinen Strauch, weil da vorgestern ein Hundemädchen hingepieselt hat. Oder sie beginnen, massiv auf Umweltreize zu reagieren, weil sie das dann als Ventil nutzen und plötzlich werden Jogger (wieder) interessant, die das so nicht (mehr waren).

  • Für mich klingt es so als hätte der Hund nicht gelernt, dass man Dinge auch entspannt tun kann und daheim nicht dran ist.

    Ja, das kann durchaus sein. Aber ich habe das nie gefördert. Von klein auf habe ich versucht ihm klar zu machen, dass er nicht der Nabel der Welt ist. Er bleibt auch sehr gut alleine, dabei entspannt er am aller besten. Bin ich das Problem?


    Wenn er mal schläft dann schläft er. Da kann ich mich frei bewegen und er steht nicht auf. Nur, wenn er eben wach und überdreht ist will er ständig meine Aufmerksamkeit. Er schleppt dann Spielsachen, Klamotten und anderen Gegenstände an, spult seine Tricks ab und umso mehr ich es ignoriere desto mehr steigert er sich hinein, was dann eben auch oft dazu führt, dass er sich anknabbert und kratzt.

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