Große Hunde führen - Hilfsmittel

  • Hallo zusammen,

    Ich würde mich gerne mit euch über das Führen großer, temperamentvoller Hunde austauschen. Welche Erfahrungen macht ihr? Welche Hilfsmittel können evtl. sinnvoll sein?


    Wir haben einen vierjährigen Dobermann, ca 45 kg. Er ist ein toller (Familien-)Hund. Aber, wir (Mensch +Hund) sind nicht "perfekt" und das muss auch nicht sein, aber wir wollen uns trotzdem weiterentwickeln :winking_face:Unsere größte Baustelle ist die Leinenführigkeit unter Ablenkung (andere Hunde, besonders läufige Hündinnen oder "Erzfeinde"). Es macht halt schon einen Unterschied, ob man 45 kg oder 25 handeln muss, finde ich :face_with_tears_of_joy:

    Meine konkreten Fragen:


    - ich brauche demnächst ein neues Geschirr, tendiere momentan zu einem mit Ring vorne dran (Front-Control). Habt ihr damit Erfahrungen? Könnt ihr bestimmte Modelle empfehlen?


    - Freilauf ist derzeit eingeschränkt möglich. Vermutlich würde man uns Schleppleinen-Training empfehlen...Mich würde interessieren, ob jemand konkret damit Erfahrungen hat in der Gewichtsklasse?? Ich finde 5 m Anlauf an der Flexi schon eine Herausforderung und kann mir das in der Praxis nicht wirklich vorstellen...


    Freue mich über netten Austausch, wenn ihr Erfahrungen mit ähnlichen "Kalibern" habt :smiling_face:

  • Hmm bei mir wiegt der kleinste Hund 46 Kilo und der größte 76,5.Ganz ehrlich, solange der Hund regelmäßig in die Leine scheppert würde ich keine Schleppleine nutzen sondern erstmal Leinenführigkeit trainieren.

  • Ich führe "nur" eine 32 kg Alaskan Malamute Hündin im Geschirr, ohne Frontring. Niemals würde ich eine Flexileine nehmen. Freilauf gibt es nur auf einem wirklich sicheren Grundstück regelmässig. Schleppleine nehm ich auch nicht bei einem Hund der u.U. einen Kleinwagen wegziehen kann.

    Hunde dürfen sich wenn beide es wollen nur kurz beschnuppern und dann geht es weiter. Ich bin immerhin so weit, dass ich nicht spazieren gezogen werde. Aber trotzdem bleibe ich immer wachsam denn es ist auch reichlich Jagdtrieb vorhanden. Wenn sie etwas gesetzter wird darf sie an Fahrrad aber noch ist das mit zuviel anspringen zu riskant. Bei Sichtung vom Erzfeind nehm ich sie direkt im Geschirr

  • Geschirr mit Frontring haben wir bei der 37kg Berner-Hündin probiert ... das war Murks.

    Das verzieht sich so sehr, wenn Hund in die Leine geht, dass man damit vermutlich sämtliche Gelenke belastet.

    Der Zug ist halt völlig unphysiologisch so schräg zur Seite und besser gehalten bekam ich sie dadurch auch nicht.


    Zur Schleppleine zitier ich mich mal:

    Schleppleine aber bitte, bitte nur, wenn der Hund wirklich gut an Dir orientiert ist.

    Auch mit 10 Meter kann man da die schlimmsten Verletzungen davon tragen.

    Und diesmal spreche ich aus eigener Erfahrung. Mein Hund war nämlich einfach nur der Katze hinterher und ich dachte, ich halte 52kg Berner, die 10 Meter Anlauf hatten, mit Kraft :dead:

    (Brustbein geprellt, Knie auf, Hände auf, Kiefer ausgerenkt, Schulter gezerrt, Platzwunde am Kinn, Handgelenk gestaucht, leichte Gehirnerschütterung ... Kollateralschäden wie Hose und Brille kaputt lass ich mal außen vor ...)

    6 Wochen Puddingsuppe, Joghurt und Mund nur 1cm öffnen dürfen.

    Das willst Du nicht.


    Ich würde tatsächlich zu einem gut aufgebauten Leinenführigkeitstraining raten. Das hilft ja auch ganz generell. Nicht nur bei Sichtung von anderen Hunden.

  • Schleppleine gibts bei mir beim 42 kg Ridgeback nur eine mit 5m und die schleift auch nicht locker, sondern wird immer auf entsprechender Länge gehalten. Die Meinung ich könnte den kalten, wenn er in die schleifende Schlepp brettert, hab ich mit Bauchlandung bezahlt. Ansonsten nehm ich durchaus gerne ne Flexi, man muß halt wissen, daß die nen Knopf zum Stoppen hat und nicht 2 Sekunden überlegen, wo der ist, wenn man ihn braucht.


    Schlepp und Flexi sind meistens am Geschirr (Flexi nicht immer), wenn ich weiß ich kann ihm sowieso unterwegs nicht viel Freiheit geben, normale Leine am Halsband.

  • Gerade große Hunde machen deutlich, dass man Hunde mental und nicht physisch führen sollte.

    Halti oder Halti Harness sind nur Management- und nichts, was man dauerhaft nutzen sollte.


    Es hilft nichts, auch wenn es vielleicht doof klingt: Erziehung ist das einzige was hilft. Zur Not mit der passenden professionellen Hilfe.


    Bis dahin würde ich ein Halti wählen mit Doppelführung und natürlich achtsam - Druck immer erst am HB oder Geschirr abfedern und dann den Kopf umlenken. Damit seid ihr zumindest sicher, dass euch der Hund nicht umreißt.

  • Herzlichen Dank für eure Tipps und Erfahrungen!!

    Also Schleppleine ist raus, da bestätigt ihr meine Bedenken :woozy_face:

    Wir wohnen ländlich, aber es gibt sehr viele Hunde in der Siedlung. Begegnungen aber idR gut vorhersehbar, aber nicht vermeidbar (und das will ich ja auch nicht komplett, sonst lernt man ja nix :winking_face_with_tongue:)

    Meine Hoffnung zum Ring vorne war, dass man insgesamt eine bessere Position zum Hund hat und im Ernstfall nicht doof hinten dran hängt, sondern den Hund besser hinter sich bringen kann - wisst ihr, was ich meine?

    Finde es interessant, dass Hummel eher zum Halti rät? Das ist natürlich auch eine Option...Kann man das dauerhaft ran machen und nur im "Ernstfall" einklinken? (...aber vielleicht habe ich da was falsch verstanden...). Es ist nicht so, dass er mich durch die Gegend zieht oder ich ihn gar nicht halten kann...aber bei engen Begegnungen ist es natürlich anstrengend und körpersprachlich und von meiner Ausstrahlung her nicht ideal :hot_face:

  • Schwere Hunde, die ich nur in bestimmten Situationen managen muss, bremse ich gerne aus, in dem ich sie am Halsband führe und dann die Leinen zusätzlich in einer Schlaufe vorne um die Schulter/ Übergang Vorderbeine lege. Zieht der Hund nach vorne, bremst er sich quasi selbst aus. Ist natürlich keine Dauerlösung, aber für kurzes Management nach etwas Übung (wo genau ist die Leine am effektivsten und wie muss ich sie halten, damit nix rutscht) ideal. Unsere 35kg Hündin konnte ich so ganz locker an einer Hand führen, müsste also auch mit 45kg noch gehen.



    Achtja, Schleppleine mache ich auch gar nicht. Flexi fand ich später super, aber eben immer bereit zum reagieren sein.

  • Zitat

    Wenn sie etwas gesetzter wird darf sie an Fahrrad aber noch ist das mit zuviel anspringen zu riskant.


    Ok, mal sehen, ob ich die Zitierfunktion verstanden habe :grinning_squinting_face:

    Mein Mann fährt zur Zeit Fahrrad mit ihm, habe ich im Sommer auch schon gemacht. Finde ich grundsätzlich super für reizoffene Hunde mit Bewegungsdrang - aber auch hier, er ist mir "eigentlich" zu groß dafür

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