Kann ich meinem Hund noch gerecht werden?

  • Guten Abend Zusammen,

    ich habe mich aus Verzweiflung in diesem Forum angemeldet und bitte jetzt schon um Entschuldigung, wenn der Text zu emotional werden sollte.


    Hier eine kurze Einführung: Ich habe mit meinem Partner letztes Jahr im Mai eine 5 Monate alte Huskyhündin von einer überforderten Familie übernommen. Wir beide haben bereits Erfahrung mit Hunden, dass ein Husky eine Herausforderung sein wird, war uns beiden bewusst.

    Wir mussten schnell feststellen, dass sie eigentlich noch nicht viel konnte. Sie war nicht stubenrein, kannte kaum Kommandos und war sehr stürmisch und schwer zur Ruhe zu bringen. Sie wollte sich von Anfang an nicht gerne anfassen lassen und hat auch nicht wirklich reagiert, wenn man sie gerufen hat.

    Heute, 1,5 Jahre später, lebt die Hündin mit mir und meinem 8 jährigen Sohn zusammen. Mein Partner und ich haben uns im Sommer getrennt.


    Nun komme ich zum eigentlichen Problem:

    Meine Hündin kann mit 2 Jahren noch immer nicht anständig an der Leine laufen. Ich habe bereits zwei Hundeschulen mit ihr besucht, alle Methoden ausprobiert, die uns geraten wurden, doch nichts hilft. Es wird seit ein paar Wochen sogar immer schlimmer. Mittlerweile fängt sie an, sich losreißen zu wollen, springt hin und her, läuft Slalom und lässt sich einfach nicht mehr bändigen. Ich musste leider wieder in die Großstadt ziehen und habe das Gefühl, dass sie gestresst ist. Sie ist mehrfach von unangeleinten Hunden angesprungen worden und wird schon panisch, wenn wir anderen Hunden begegnen. Anderseits fängt sie auch an zu ziehen, wenn sie irgendetwas interessant findet: Badesee, Hundewiese etc. Impulskontrolle haben wir immer wieder geübt. Von der Leine kann ich sie auch nicht nehmen, der Rückruf funktioniert nur 50/50. Zu Hause kann sie gut ruhen. Ich nehme sie unter der Woche mit ins Büro, dort ist sie ebenfalls entspannt. Wenn wir irgendwo zu Besuch sind, dreht sie wieder komplett durch und rast durch die ganze Bude. Die Nase wird überall reingesteckt. Trotz scharfer Konsequenz, hört sie dann einfach nicht. Zu Hause wiederum respektiert sie Grenzen.

    Sie hatte an unserem alten Wohnort deutlich mehr Auslaufmöglichkeiten, in der Stadt muss ich sie an der Leine halten, mache aber ausgedehnte Spaziergänge oder gehe joggen. Ich habe im Frühjahr Zughundesport am Scooter und Bike mit ihr begonnen, doch nicht weiter verfolgt, weil einfach das Grundgehorsam nicht vorhanden ist und ich bereits zwei schwere Unfälle inkl. Krankenhausaufenthalt mit ihr hatte. Hinzu kommt, dass sie sich kein Geschirr überziehen lassen will.

    Ich habe dieses Jahr viele Schicksalsschläge durchlebt und bin mittlerweile psychisch und gesundheitlich sehr angeschlagen, die Probleme mit ihr haben das noch verstärkt. Daher gehe ich davon aus, dass ihr Verhalten größtenteils an mir liegt. So schnell werde ich aus diesem Zustand vermutlich auch nicht rauskommen. Ich habe an sich die Zeit mich mit ihr zu beschäftigen, wir sind ständig unterwegs weshalb uns ein aktiver Hund wichtig war, aber es ist mir einfach nicht mehr möglich mit ihr irgendwas zu unternehmen. Ich kann sie kaum noch halten, wenn sie an der Leine zieht und muss Ausflüge ständig abbrechen. Da sie auch sonst nicht den Eindruck macht, eine starke Bindung zu mir zu haben, bin ich seit Wochen am Überlegen, ob sie es nicht woanders besser haben könnte. Ich habe den Hund wirklich sehr lieb, aber bin mittlerweile mit den körperlichen Kräften am Ende. Meine letzte Hoffnung ist ein Hundetrainer, wollte dennoch eure Meinung hören, ob ihr glaubt, dass es Erfolgschancen gibt? Ich kenne das von keinem einzigen Hund, weder aus eigener Erfahrung noch von anderen. Nach 1,5 Jahren Training macht sie keinerlei Fortschritte was die Leinenfühigkeit angeht, sie hört einfach nicht auf mich. Manchmal denke ich, dass die Chemie nicht stimmt oder sie auch rassebedingt nicht zu mir passt. Ich hatte vorher einen Boxer und einen deutschen Schäferhund. Beide Rüden waren als Junghunde auch nicht ganz einfach, aber ich hatte keine Probleme in diesem Ausmaß.


    Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir eure ehrliche Meinung mitteilt. Abgesehen von meiner eigenen Überforderung ist mir natürlich auch das Wohl des Hundes wichtig und ich bin mir einfach nicht sicher, ob sie ein glückliches und artgerechtes Leben bei mir führen kann.

  • Hallo und herzlich willkommen,


    es wäre noch interessant wie das Training in den Hundeschulen bisher verlaufen ist. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, wenn das nicht passt kann das ziemlich frustrierend sein, man macht keine Fortschritte und hinterfragt sich ständig selber.


    Ich würde dir auf jeden Fall raten dir einen guten Trainer zu suchen der sich mit der Rasse auskennt, bevor du darüber nachdenkst die Hündin abzugeben. Dann kannst du danach noch immer entscheiden. Ob es Erfolgschancen gibt, kann dir auch nur der Trainer sagen, das wäre unseriös hier in diesem Rahmen.


    Hier melden sich sicher noch einige Leute dir dir vielleicht auch jemand empfehlen können in deiner Nähe.


    Alles Gute für euch :hugging_face:

  • Nunja, Fakt ist, dass du einen Husky hast und keinen Boxer oder DSH.


    Das heißt ein paar Dinge sind Rassetypisch, die wirst du wahrscheinlich nicht weg bekommen.

    Eigenständigkeit, Jagdtrieb, Probleme mit Abrufbarkeit und Leinenführigkeit sind da nix Ungewöhnliches und je nach Erziehung, Hund und Lebensweise des Hundes oft auch nur begrenzt hinzubiegen, da bestimmte Dinge wegen der Rassegenetik so sind.


    Zughundesport sollte man in Idealfdall unter professioneller Anleitung beginnen, und insgesamt ist es ein Sport mit Unfallpotential. Zwei Krankenhausaufenthalte allerdings, sagen eher aus dass schlicht die Übung und die ZHS-Ausbildung noch nicht gut genug waren.


    Was allerdings riskant ist, ist wenn du Probleme hast sie an einer Straße halten zu können und es dadurch zu Unfällen kommt.

    Ebenso wie die Thematik mit anderen Hunden in der Stadt auch erstmal schlimmer werden dürfte, bevor es sich bessert, und das wahrscheinlich richtig viel Arbeit bedeutet. ( der Vorstellung halber : Was man ländlich pro Woche oder Monat an Hunden sieht, sieht man in der Stadt gern mal an einem Tag)


    Nun hast du selbst berechtigte Zweifel, zurecht.


    Man könnte es theoretisch mit nem Trainer versuchen. Jedoch klingt es so, als sei es kein Hund für die Stadt, und so als ob ihr insgesamt nicht zueinander passt.

    Du kamst mit den Vorgängern gut klar, das waren die Hunde, die dir lagen. Ein Husky ist von seiner Art her komplett anders. Ich glaube nicht dass das noch was wird. Wenn doch, dann ist das extrem (!) viel Arbeit.


    Ich würde mir wahrscheinlich einen Husky Kundigen Trainer empfehlen lassen, mir von ihm eine Einschätzung geben lassen, und dann in Ruhe überlegen ob ich mir das zutrauen kann oder nicht, bzw ob es nicht vielleicht doch besser wäre, wenn der Hund ländlich leben kann, bei einem Huskykenner.

  • Welche „Methoden“ hast du bisher versucht bezüglich des Leinentrainings?

    Und wie viel seit ihr denn so am Tag ca unterwegs? Vielleicht magst du dazu noch etwas genauer was sagen.

    Trainer ist ja leider auch nicht gleich Trainer vielleicht kann hier jemand auch noch einen passenden Trainer für euch nennen, wenn wir wissen aus welcher Ecke du kommst.



    Ich wünsche dir alles Gute auch für dich!

  • Als erste Maßnahme würde ich die Leine vermutlich nicht mehr in der Hand führen, sondern den Hund an einem Canicross Gürtel befestigen. Mit elastischer Leine und am Geschirr.

    Damit lernt sie nichts, aber es ist deutlich entspannter und wenn nötig kannst du trotzdem in die Leine greifen und den Hund kurz nehmen.

    Für meinen Husky ist es deutlich einfacher phasenweise nicht zu ziehen, wenn es einen (für sie erkennbaren) Grund dafür gibt, wenn sie sonst ziehen darf. Das funktioniert am Bauchgurt ganz gut.

    Das Geschirr sollte natürlich passen und bestenfalls auf Zug ausgelegt sein, wenn das gegeben ist wäre es mir erstmal egal, ob sie das anziehen will oder nicht.


    Dann würde ich dringend ZHS nochmal in Angriff nehmen.

    Und zwar mit Leuten zusammen, die sich auskennen.

    Man kann Scooter oder Bike fahren, dabei gern massiv bremsen, damit es nicht unkontrollierbar schnell wird. Und natürlich abseits vom Straßenverkehr.

    Oder Canicross.

    Oder Dogtrekking im Sinne von Wandern mit ziehenden Hund. Dann muß man Ausflüge nicht abbrechen, weil der Hund zieht, denn sie soll ja sogar ziehen :)


    Du hast einen eigenständigen Hund, der dafür gezüchtet wurde mit aller Kraft zu ziehen und willst, daß sie gehorsam ist und nicht zieht.

    Schwierig :relieved_face:


    Statt dessen würde ich mit den Ratschlägen darauf abzielen ihr Benehmen positiv statt anstrengend zu empfinden und ihr die Möglichkeit zu bieten Husky zu sein, damit sie danach(!) kooperativ sein kann.

    Das sind die nämlich auch, wie du ja zu Hause siehst.


    In welcher Großstadt wohnst du denn? Vielleicht kann man dir eine Gruppe in der Gegend empfehlen, die ZHS machen.

  • Hallo ihr Lieben und vielen Dank für eure Antworten.


    Ich versuche einmal alle Fragen zu beantworten.

    Ich wohne in Hamburg, ziemlich am Rand. Wenn jemand einen guten Trainer kennt, der vielleicht sogar körpersprachlich arbeitet.


    Wir haben in der ersten Hundeschule die Leinenfühigkeit hauptsächlich über Richtungswechsel trainiert. Irgendwann waren es so viele Hunde, dass sich meine nicht mehr konzentrieren konnte. Beim zweiten Mal waren wir in einem Hundeverein, der auch Diensthunde ausbildet. Hier haben wir in Richtung Begeleithundeprüfung geübt, also mit aus der Hand füttern. Mit Leckerlies kann man sie jedoch schwer motivieren. Ansonsten habe ich es noch mit Blockieren, Stehenbleiben, Klickern und positiver Bestärkung wenn sie gut lief, probiert. Wir beginnen jeden Spaziergang damit, dass ich als erstes die Tür verlasse und sie mich nicht überholen soll. Wir gehen dann ein Stück, irgendwann löst sie sich. Und dann geht eigentlich das Theater schon los. Jedes Mal, wenn ich die Methoden anwenden, habe ich vielleicht kurzen Erfolg, doch irgendwann ist sie so genervt, dass sie beginnt hin und her zu springen und sich losreißen zu wolllen.

    In den Zughundesport habe ich mich von einer Trainerin einführen lassen. Dort konnte ich alle Scooter ausprobieren und das Zuggeschirr was wir haben, wurde dort anpobiert und uns empfohlen. Ich habe dort alle relevanten Anweisungen bekommen, ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ihr das sonderlich Spaß macht. Ihre plötzlichen Einfälle, mal zur Seite zu springen, plötzlich abrupt stehen zu bleiben, weil sie irgendwas interessanter findet, während des Laufens nach Schmetterlingen zu springen machen mir einfach Angst und ich möchte das auch nicht wieder aufnehmen, solange sie nicht hört. Richtungswechsel oder auf Kommando stehen bleiben kann sie, allerdings setzt sie ihren Kopf durch, wenn sie keine Lust mehr hat oder was anderes machen möchte.

  • zweiter Teil :upside_down_face: :

    Canicross mache ich mit ihr. Ich habe einen extra Laufgurt und eine passende Bungeeleine, die vorne eine Schlaufe hat, in die ich greifen kann, wenn ich sie kurz halten muss. Bei längeren Spaziergängen habe ich sie auch am Gurt und der Bungeeleine, da darf sie auch ziehen. Nur leider bleibt es mittlerweile nicht beim Ziehen, sondern sie fängt an hin und her zu springen und will sich am liebsten losreißen. Am Sonntag war ich knapp 10 km mit ihr unterwegs, kurz vor Ankunft beim Auto hat sie sich beruhigt.

    Ich war im Sommer mit ihr auf einem Huskyhof, wo Touren angeboten werden. Alle der über 20 Hunde können das Ziehen am Geschirr vom normalen Spaziergang ohne Zug am Halsband unterscheiden. Und ich muss das auch in der Großstadt leider hin und wieder von ihr erwarten. Sobald meine den Druck am Halsband spürt zieht sie noch stärker, ich habe das sogar schon einmal mit einer Retrieverleine probiert. Ansonsten habe ich für die normalen Spaziergänge ein Geschirr von Anny X sowie eins von Non Stop. Beide sitzen gut, sie mag wohl das Gefühl um den Körper herum etwas zu haben nicht. Das hat sie seit dem Welpenalter haben wir von den Vorbesitzern gesagt bekommen. Im Geschirr sitzt oder legt sie sich auch nicht hin.

    Unsere Touren sehen meist wie folgt aus: morgens knapp 3 km entweder im Spaziergang oder Lauf, abends sind es um die 5 km, da sind wir auf verschiedenen Routen unterwegs wo sie auch ziehen und schnüffeln darf. Tagsüber geht sie mit mir zu Arbeit, die Wege hin, zurück und in der Mittagspause nutze ich bewusst zum Training an der Leine. Am Wochenende machen wir gerne mal Tagesausflüge.


    Falls ich etwas vergessen habe, trage ich es gerne nach.

  • Deern89 Spot Your Dog in Hamburg Harburg ist super. Selbst wenn es dauerhaft nicht eure Adresse ist was Training angeht, kann Rita euch zumindest eine ehrliche Einschätzung geben.

  • Mal anders gefragt - hättest du denn überhaupt eine gute Option zur Abgabe?


    Ich würde so dran geehen, dass ich mich in aller Ruhe umsehen würde, ob ich jemanden finde, mit dem das passen könnte. Oft hilft das schon, um innerlich Spannung loszulassen, dann bessern sich viele Sachen von alleine.

    Und wenn du jemanden findest - gut! Sollte es sich ergeben, dass es plötzlich wieder läuft mit euch - umso besser.

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