Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?

  • Ich lese hier immer mal wieder ein bisschen querbeet. Und genau das


    "Aber so viele, für die schon ein Spaziergang durch Wald und Feld zu viel ist?" Diana M.


    frage ich mich auch. Wieso sind so viele Hunde von einem normalen Spaziergang gestresst? Da stimmt doch dann einiges nicht, oder? Ist nicht böse gemeint, aber es wundert mich eben.


    Ich kann mit meinem stundenlang durch Wald und Flur schlendern und wir genießen das zusammen. Ein wenig Apportieren und ein paar Suchspiele zwischendurch (nicht jeden Tag) und er ist glücklich und zufrieden. Auslastung auf dem Hundeplatz braucht er nicht.


    Laufen durch die Großstadt wäre natürlich etwas anderes. Wobei er auch nach einer Stunde in der Innenstadt und Kaufhäusern entspannt ist. Und das als sensibler Kooiker.

  • Eine andere Frage, die ich mir stelle:

    Warum wird es als 'normales Leben' gesehen, stundenlange Spaziergänge zu machen? Hunde sind ja nun schon lange keine Wildtiere mehr, sondern wurden im Normalfall auf bestimmte Jobs hin gezüchtet. Zu einigen dieser Jobs gehörten lange Spaziergänge vielleicht dazu, wobei vermutlich auch nicht täglich. Und zu anderen Jobs gehörten diese gar nicht.

    Also vielleicht sind viele Hunde nicht vom 'normalen Leben' gestresst, sondern viel mehr vom unnormalen Leben, welches wir ihnen heutzutage abverlangen.

  • Sorry, aber wenn ein Hund mit dem ganz normalen Leben nicht klar kommt, dann stimmt doch was nicht.

    Wenn das mal einer ist, gut. Schlechte Zucht, schlechte Aufzucht, kann ja sein.

    Aber so viele, für die schon ein Spaziergang durch Wald und Feld zu viel ist

    Wie viele Millionen Hunde in D gibt's?

    Wie viele User hat das DF?

    Wie viele User haben ein Thema beim Gassi?


    =)


    Sobald man auf die Relationen sieht, ändert es ein bisschen das "soooo viele".

    =)

  • Caissa

    Für mich ist ein Hund schlicht und ergreifend für nichts anderes da. :ka:

    Ich habe Null Interesse an Hundesport, Auslastung über Dummysuche oder ähnliches, Clickern und was es noch so alles gibt interessiert mich nicht die Bohne. Rettungshundearbeit oder sonstwas auch nicht.

    Mein Hund soll ein netter Begleiter sein. In der Wohnung rumliegen, kucheln und fressen und gerne auch mal toben (im Rahmen) und draußen möchte ich einfach stundenlang umher laufen. Ok, nicht täglich. Aber wenn es am Wochenende mal 12km sind, dann ist das eben so. Und wenn es nur 2km sind, dann ist das eben auch so.

    Ich bin froh, dass Benni als Bullterrier genau das alles erfüllt hat. Mit einem reaktiveren Hund wäre ich heillos überfordert gewesen. Es war anfangs mit Benni schon schwer genug (für mich!).

    Zum Glück gibt es so vielfältige Hunderassen.

  • Ocarina Finde ich toll, dass du den perfekten Begleiter für dich gefunden hast! Und für mich persönlich sehe ich vieles ähnlich. Ich trickse ein bisschen mit meinen, lass sie mal ein Suchspiel machen. Aber wirklich nicht übermäßig viel. Unsere Auslastung und unser Alltag besteht auch normalerweise aus Spaziergängen und ich bin froh, dass meine Hunde das (Balu immer, Reika meistens) auch so leisten können.


    Trotzdem weiß ich halt nicht, ob man das deswegen als 'normales Leben' bezeichnen sollte. Es ist mein Leben und das meiner Hunde. Aber ob unser Leben wirklich das Leben ist, welches allgemein für Hunde als 'normal' gesehen werden kann? Und ob wirklich die Mehrheit aller Hunde dieses Leben so leben könnten? :ka:

    Ich frage mich einfach, wo diese Sicherheit von einigen, was ein 'normaler Spaziergang' und ein 'normales Leben' sind, herkommt. Ich könnte das gar nicht so präzise sagen.

  • Vielleicht sollte man das mal aufdröseln, dass das Wort normal hier (auch von mir) als "entspricht dem Durchschnitt" benutzt wird.


    Unsere Trainerin hat mir das mal anhand einer Gaußschen Glocke erklärt. Auf der y-Achse ist die Anzahl der Hunde und auf der x-Achse die steigende Reizoffenheit (bei uns ging es darum).

    Der Durchschnittshund liegt in der Mitte, also bei der höchsten Erhebung. Rund um diese Erhebung sind die meisten Hunde angesiedelt.

    Dann gibt es einige, die am linken Ende sind (die sind überhaupt nicht reizoffen) und die, die am rechten Ende sind (die sind extrem reizoffen und nehmen quasi alles rund um sie ungefiltert war).


    Da spielen dann natürlich noch Sensibilität, Zuchtrichtung, etc. eine Rolle, aber das wäre jetzt zu kompliziert.


    Die Hunde, die dem Durchschnitt entsprechen werden als "normal" wahrgenommen, da es die einfach am häufigsten gibt. Das wertet die anderen nicht ab. Die sind nur einfach seltener.

  • Eine andere Frage, die ich mir stelle:

    Warum wird es als 'normales Leben' gesehen, stundenlange Spaziergänge zu machen? Hunde sind ja nun schon lange keine Wildtiere mehr, sondern wurden im Normalfall auf bestimmte Jobs hin gezüchtet. Zu einigen dieser Jobs gehörten lange Spaziergänge vielleicht dazu, wobei vermutlich auch nicht täglich. Und zu anderen Jobs gehörten diese gar nicht.

    Also vielleicht sind viele Hunde nicht vom 'normalen Leben' gestresst, sondern viel mehr vom unnormalen Leben, welches wir ihnen heutzutage abverlangen.

    Das ist ja gerade das Spannende und die grosse Frage.

    Letztendlich kann man natürlich nur selbst als Haltee beurteilen, wenn man mit ehrlichem Blick auf seinen Hund schaut, ob der Hund ein gutes, hundegerechtes Leben hat. Nicht immer perfekt, weil was ist schon perfekt, aber so, dass er zufrieden und mit seiner Welt im Reinen ist.

    Hunde, die - warum auch immer - ständig gestresst sind, vielleicht extreme Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und oft krank sind, sind das nicht.

    Und sicherlich hängt es auch von den eigenen Vorlieben und der eigenen Persönlichkeit ab, wie man dem Hund zu einem zufriedenen Leben verhelfen will (schon auch angepasst an das Wesen des Hundes). Für mich persönlich bedienen halt längere Spaziergänge in der Natur (möglichst im Freilauf) einige Grundbedürfnisse des Hundes wie im Team mit der Bezugsperson unterwegs sein, Bewegung in verschiedenen Tempi auf verschiedenen Untergründen und Auseinandersetzung mit Naturreizen (Wasser, Spuren von Tieren, Gras, Wind usw.). Ich denke, dass das ein Baustein ist, der den Hund zufrieden macht und dass ein Hund das auch braucht.

    Mag sein, dass ich damit falsch liege, aber bis jetzt hat meine Erfahrung mich in dieser Meinung eher bestärkt.

    Aber natürlich ist meine Erfahrung limitiert und eben meine Erfahrung. Kann gut sein, dass ich noch Erfahrungen sammeln werde, die diese Sichtweise ins Wanken bringen.

  • "Normal" ist nicht für jeden dasselbe.


    Wurde hier bereits mehrfach ausgeführt im Thread...

    "Normal" (mal ohne Corona mit mehr Arbeit):


    Morgens um 9: die erste Gassirunde im Wald, meistens 3-4 Reh oder Wildschweinbegegnungen auf 20-30 Minuten


    Danach mit im Gassiservice. D.h. diverse Stopps an diversen Orten:

    - im Auto warten und mich mit anderem Hund/anderen Hunden (je nach Kundenhund durchaus auch mal sehen, wie Fremdhund mir gegenüber sehr unhöflich wird) oder anderen Hund&Swiffer weggehen sehen (neben dem Auto gibt's dann lärmende Kids, pöbelnde Hunde, Baustelle)

    - mitkommen die Kundenrunde (je nach Kunden Wohnsitz durch die Stadt&Stadtpark, Runde ums Wildgatter, über die Hundewiesenzone, Runde und den Reitstall, Wald, Wiese, Feld, Rushhour Gassistrecke, durch Wohngebiete, vorbei an x Zaunpöblern, durch Kindergartengruppen durch...

    - zum Abschluss oder wenn mal zwischendurch ein Termin ausfällt, irgendwo Gassi gehen.


    Das wäre hier Alltag und das wäre hier die "normale" Gassianforderung.

    Und ja, ich kann jeden Hund verstehen, der das, was da an Input aufs Hirn einprasselt nicht mal eben so packt.

    Erst Recht junge Rüden, wenn die die Geruchswelt der Hormone für sich entdecken.

    =)


    Edit: wir reden so von 9-15Uhr. :sweet:

  • Ich sehe "einfaches Gassi" als normal an, weil ich das in meiner Umgebung so wahrnehme.

    Bei uns im Dorf wohnen etwa 20 Hunde. Einer davon ist in der Rettungshundestaffel (der Vorgänger auch schon), mit einem wird UO gemacht aufm Schäferhundeplatz und die restlichen 18 Hunde gehen "einfach Gassi". Klar, das eine Frauchen joggt, das andere Herrchen fährt mal mit dem Fahrrad. Aber insgesamt wird mit den restlichen Hunden "nichts" gemacht.

  • Ich denk, der Großteil der Hunde lebt halt so - Couch, Futter, Gassi. Im Hundeforum is der Durchschnitt vermutlich anders. Aber in der Realität ist das so. Familienhunde halt. Insofern passt normal als Synonym für Norm/am häufigsten schon.

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