Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?

  • Es ist doch schon schwierig, überhaupt "normales Hundeleben" zu definieren. Wieviele Stadthunde kennen maximal den Park nebenan? Wieviele Kleinhunde gehen nur drei Mal täglich um den Block? Wieviele Hunde sind nur im Garten? Und diese Hunde werden vom Halter trotzdem als "zufrieden und ausgelastet" betrachtet. Ist das also vielleicht eigentlich das normale Hundeleben, und die Hunde, die gerne stundenlang durch die Pampa rennen, bei diesem reduzierten Programm aber die Wände hochgehen würden, sind eigentlich (auch) unnormal?


    Das ist doch eigentlich alles eine Sache des Blickwinkels und der eigenen Anforderungen und Wünsche, was normal ist und was nicht.

  • Ich habe den Hund auch als Lauf- und Wanderbegleitung ausgesucht. Da ist von einer Stunde bis zu Ganztagswanderungen am Wochenende alles dabei.

    Meine Tochter hat ihm in der Coronazeit einiges an Tricks beigebracht. Aber keiner von uns hat Lust, den Hund mit Hundesport o.ä. zu bespaßen, damit dieser nachts gut und ausgelastet schlafen kann.


    Wenn man nach den ursprünglichen Aufgaben geht, dürfte heute kaum noch jemand Hunde halten.


    Ich bin mit einem Jagdhund aufgewachsen und dieser war zeitweise nur ein oder zweimal mal im Monat mit auf der Jagd. Absonsten hat er ohne Spaziergänge in Haus und Hof und Garten gelebt und er hatte keinerlei psychische Störungen. :winking_face: Wie konnten nur die Hunde vor 40 Jahren ohne diese ganzen Angebote, die es heute gibt, glücklich leben??

  • Ich auch.

    Aber du hast einen Gassiservice und ich unterstelle dir jetzt mal extrem viel Erfahrung mit Hunden, so dass du und deine Hunde sicher nicht zum "Durchschnittshundehalter mit Durchschnittshund" gezählt werden können.

    Ich sehe mich als "Durchschnittshundehalter" und schreibe natürlich auch aus dieser Perspektive.

  • Wie konnten nur die Hunde vor 40 Jahren ohne diese ganzen Angebote, die es heute gibt, glücklich leben?

    Aber darum geht es ja in diesem Thread genau nicht.


    Sondern um die Frage, wie es sein kann, dass anscheinend immer mehr Hunde „nur“ von langen Spaziergängen schon zu viel kriegen. (Das meine ich jetzt ohne eigene Wertung, sondern als Zusammenfassung.)

  • Also mein Hunde werden bzw wurden (Chaos als Welpe lasse ich jetzt mal außen vor) auf verschiedene Art und Weise ausgelastet.


    Einerseits körperlich über Spazieren gehen, Ball spielen, Rad fahren und ausreiten.

    Andererseits geistig über den Hundesport (IGP).



    Meine Hunde waren immer auch "nur" mit der körperlichen Auslastung zufrieden, jedoch waren sie da dann schon in einem Alter wo sie fertig ausgebildet waren und auch wirklich lange körperlich belastbar waren.

    Ihr ganzes Leben lang, vor allem in jungen Jahren im Alter von ca 4 Monaten bis 3 Jahren, hätte das wohl nicht gereicht bzw wäre ja gar nicht möglich gewesen.

  • Vor Max war unser normales Pensum oft 3x täglich Spaziergang durch den Ort, in den Wald, am Feld. Gerne 2-4 Stunden insgesamt.

    Zuhause bisschen tricksen.


    Nach Max hat sich das mit Rücksicht auf ihn ( und damit auch auf uns, weil das Zuhause sonst ne Nervenprobe war) auf 1-2 Spaziergänge reduziert, Rest nur kurz lösen im Garten oder um die Ecke.

    Die große Runde war damals über Monate hinweg maximal eine Stunde lang, eher kürzer.

    Mit der Zeit konnten wir das etwas ausweiten, und am Wochenende auch mal größere Ausflüge machen, ohne dass er danach völlig durch war.


    Heute gehen wir auch wieder mehr als eine Stunde für die große Runde, und es ist auch mal (nicht immer) mehr als ein Spaziergang täglich möglich.

    Das halt trotzdem nur unter bestimmten Bedingungen. Ich könnte ihn nicht einfach jemandem mitgeben, er braucht stets eine gewisse Regulierung um sich rückversichern zu können.


    Ich bin verdammt froh, dass wir diese erste Zeit hinter uns haben und er in unserem Alltag zufrieden und nur noch selten überfordert ist!


    Die Swiffer

    Bei eurem Pensum würde Max mir tatsächlich um die Ohren fliegen :face_screaming_in_fear: Das ist schon sehr fordernd!

  • @Mira 1973 Es ging glaube ich niemandem darum, zu entscheiden, ob irgendjemand hier Hunde halten 'darf'. Also mir nicht.


    Das Jagdhundebeispiel passt super. Früher war so eine Haltung normaler (im Sinne, häufiger) als heute. Hätte dieser Jagdhund täglich 3 Std durch den Wald laufen entspannt gefunden? Möglicherweise, möglicherweise aber auch nicht. Das ist genau das, was ich damit meine, dass dieser Anspruch und diese Definition vom normalen Hundeleben (=läuft gerne und entspannt stundenlang Gassi) für mich nicht allgemeingültig ist, auch weil genau dieses 'normale Hundeleben' vor vielleicht 50 Jahren als absolut unnormal (selten, ungewöhnlich) empfunden worden wäre.

  • Es ist halt oft auch Ansichtssache.


    Ab und an treffe ich hier Hund-Halter-Teams, wo ich mir denke "Mein Gott, der Hund ist ja total drüber." und die Halter selbst erfreuen sich aber vielleicht daran, dass ihr Hund so viel Temperament hat.


    Ich bin mir sicher, dass ganz viele Hundehalter niemals was an Frodos Art spazieren zu gehen geändert hätten, sondern es einfach lustig und süß gefunden hätten, wie er da seine Runden gerannt ist.

  • Ich sehe mich als "Durchschnittshundehalter" und schreibe natürlich auch aus dieser Perspektive

    Bin ich auch. ;)

    Für mich, mit den eigenen Hunden, war es zB über die ganzen Jahre selbstverständlich, dass man den Hund immer und überall mitnehmen kann.

    Bis Erbse kam.

    ;)


    Wenn ich skalieren müsste:

    1. Ohne Gewöhnung, jeden Tag dieses Programm: Hazeli und die Omma

    2. Mit nen bissl Gewöhnung, jeden Tag:

    Sam&Nono

    3. Mit seeeeeeehr langer Gewöhnung und dann längst nicht jeden Tag:

    Die beiden E's


    Die beiden E's sind "Macher". Die denken erst später. Reizoffen, reaktiv, temperamentvoll, impulsiv.


    Die anderen sind/waren eher Denker. Das macht es einfach so viel einfacher und ist tatsächlich- im Gesamtpaket mit Wohnsituation, Gassigebiet, Genetik, Sozialisierung, in meinen Augen, das, was einem da in die Hände spielt. ;)

  • Sondern um die Frage, wie es sein kann, dass anscheinend immer mehr Hunde „nur“ von langen Spaziergängen schon zu viel kriegen.

    Wobei die meisten hier da ja schon differenziert geantwortet haben, wovon ihr Hund tatsächlich "zu viel kriegt". Ein Spaziergang in vertrauter (eher eizarmer oder vertraute Reize) Umgebung gehört da ja für die meisten genau nicht zu. Mit Enya kann ich z.B. auch einen WoMo-Urlaub in Spanien machen und Tag 1 wachen wir am Strand auf, Tag 2 im Hochgebirge, Tag 3 in einer Halbwüste... Und sie nimmt es gelassen. Dagegen ein Tag in vertrauter Umgebung mit Spielzeug/Übungen sporadisch eingebaut (damit für sie aber in ständiger Erwartungshaltung ) und der Hund ist komplett gaga :ugly: . Und da gibt es eben alternativ Hunde, die triggern ganz andere Reize. Sei es Wild, viel Neues, Stadt, viele andere Hunde... Viele Hunde haben ja irgendwas, worauf sie anspringen und/oder woran sie nicht gewöhnt sind. Heißt ja nicht, dass sie pauschal "von langen Spaziergängen schon zu viel kriegen".

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