Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?
-
-
Bevor Theo krank wurde, haben wir ja recht viel gemacht und da waren spaziergänge nur noch entspanntes seele-baumeln-lassen.
Keine große Bespannung mehr wie Dummy suchen etc.
Nun war er einige Monate "arbeitslos"- kein canicross, kein Mantrail und selten mit auf der arbeit und man hat nach ein paar Wochen gemerkt, dass er viel glotziger wird bei den Spaziergängen und viel mehr auf Reize reagiert oder sie sogar sucht.
Da hab ich die spaziergänge wieder aufgepimpt und das tut ihm sehr gut und er wird ruhiger, wenn er dann doch ein paar Mal noch das Köpfchen/Nase anstrengen durfte.
Jetzt haben wir wieder gestartet mit CC und starten jetzt auch wieder mantrail, dann "brauche" ich das vermutlich nicht mehr.
In der Wohnung merkt man nix, da pennt er wie meistens.
Aber draußen merkt man schon er will was tun, "nur" 3 mal am tag spazieren ohne Forderung reicht ihm nicht. Ist aber halt auch ein Hüti und ich weiß nicht, ob er in seinem vorherigen Leben evtl auch dazu gedacht war, was zu arbeiten.
Man merkt auch wie zufrieden er nach der Arbeit ist. So zufrieden wie nach CC oder noch besser einem trail, werd ich ihn über einen Spaziergang nie kriegen.
Beim CC oder trail denkt er such nicht mehr ans jagen- da ist er einfach glücklich und braucht nichts anderes mehr.
Ich denke das ist so individuell zu sehen qie bei uns Menschen auch.
Ich bin z.b. unter vielen Menschen super schnell "drüber", ich halte das nicht gut aus.
Viele Menschen, viele Stimmen, Lärm... Das war schon immer so und hat nichts mit fehlender Sozialisation oder sonstigem zu tun ;-) Mein Bruder fühlt sich bei sowas pudelwohl.
Da braucht halt jeder was anderes, pauschalisieren ist- wie immer bei Lebewesen- nicht angebracht finde ich.
Da ist halt jeder anders und was "normal" ist, ist ja auch für jeden was anderes.
Ne freundin von mir geht etwa 4 mal die woche spazieren, ansonsten gehen die Hunde in den Garten. Bei schlechtem Wetter wird auch nicht spaziert. Für sie normal. Für mich nicht. Ich sehe Hunde, die gern was tun würden. Sie nicht. Die sind eh zu blöd.
Dafür sind ihre Hunde in der Wohnung sehr lebhaft, klauen alles an Essen, was nicht niet-und Nagelfeile ist und melden alles, was sie draußen hören. Für sie normal.
Hier wird im Haus im Grunde nur gepennt, der futtersack steht in der Küche auf dem boden, ohne angerührt zu werden und es wird nie irgendwas gemeldet. Ist für mich normal.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Hi
hast du hier Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!
-
-
Lagurus Wann war denn bei dir früher und wo hast du gewohnt (Dorf, Stadt)?
Vor dem Standard-Gassi-Hund muss es den Standard-Hof/Lager-Hund bzw. den Standard-Hirten-Hund gegeben haben. Hund ohne "draußen" geht nicht standardmäßig.
Die Anzahl an Hundebegegnungen, Menschenbegegnungen und Fahrzeugbegegnungen ist eine völlig andere als früher, das stimmt. Und so neumodische Erfindungen wie "Jogger" und so Zeug.
-
Ich denke, das Konzept "Hund begleitet Mensch irgendwohin" gibt es schon deutlich länger als 25, 50 oder 200 Jahre.
Die Umwelt hat sich halt nur extrem verändert, es wurde hier ja schon genannt: Extrem hohe Hundedichte, auch mehr Menschen auf einem Fleck, dazu Fahrzeuge, Geräusche, etc., die es "früher" so eben auch nicht gab. Manch für uns unspektakulärer Spaziergang bedeutet für einen Hund eine Vielzahl von Reizen, die Hunde ja auch noch einmal anders verarbeiten als wir: Weiteres Gesichtsfeld, feineres Gehör, dazu die olfaktorischen Reize, die wir meist gar nicht wahrnehmen.
-
Es ist tatsächlich wohl einfach der „Normalitätsbegriff“, an dem es für mich krankt und der sehr geprägt wird von den eigenen Bedürfnissen und Erwartungen. Wenn man einfach mal dem Gedanken Raum lässt, dass die eigene Normalität nicht die Anderer sein muss, dann wäre, glaube ich, schon ganz viel Diskussionspotenzial weg.
Das Hundeleben, das wir hier heute für „normal“ halten, ist an sich begrenzt auf einen recht engen Zeitraum innerhalb unserer Kultur. Und umfasst gar nicht mal alle Einsatzhunde, die wirklich einen Job haben, die es hier auch gibt. Und auch unsere „Normalität“ verändert sich laufend - ich wohne seit 32 Jahren im selben Haus im Dörfchen und der Hundealltag hat sich drastisch verändert. Die Rassevielfalt beim „Alltagsbegleiter“ hat zugenommen und die Spannbreite an möglichen Herkünften der Hunde. So dass zeitgleich zur beständigen Veränderung auch Hunde aus Rassen dazu kommen, die an sich nicht zum Alltagsbegleiter geschaffen sind und Hunde mit einer anderen Herkunft als der hier Gewohnten. Und Schönheitszucht halt weniger Wert auf funktionierende Nervenkostüm legt. Und auch das wird zunehmend „normal.“
Die Wurzel dafür, dass wirklich etwas „falsch laufen“ kann, liegt für mich eher in genau den Erwartungen: Dass ein Halter seinen Hund strikt anhand seiner Erwartungen an ihn führt und nicht guckt, was der Hund braucht. Und wenn das halt was Anderes ist als das ein- bis zweistündige entspannte Gassi, dass er ihm das Ganze gibt. Und das, was der „normale Alltag“ sein soll, mit ihm auch trainiert. Und zwar anhand dessen, was Verfassung und Ausbildungsstand des Hunds gerade hergeben.
Beim optimal geprägtem gut gezogenem Begleithund in der genau für ihn passenden Umgebung entfällt da sicher Einiges an Aufwand für den Halter. Nur machen diese Hunde halt nicht das Gesamte der Realität aus
Kann ich leider nur 1x liken.
Gerade der Punkt mit den Schönheitszuchten fällt mir seit Monaten extrem auf: Mini-Malteser, Chis, Pomeranians zuhauf, alle unter 2 Jahren, durchwegs hysterisch dauerkläffend bei Hundesichtung, keine merkbare Einwirkung der Halter, auch null Problembewusstsein, in mehreren Gesprächen festgestellt.
-
Filz Ländlich in einer Kleinstadt. Wenn Haus und Hof vorhanden war, waren die Hunde nur zum wachen da und keiner ging Gassi. Wurden die Hunde in der Wohnung gehalten (in der Regel kleine), hat man die Hunde mal zum pinkeln rausgelassen, den Kindern zum spielen mitgegeben, ab und zu mal Gassi gegangen, aber nie und nimmer täglich 2 Stunden. Die waren eben einfach nur dabei. Und ich kann mich auch nur an recht wenig Menschen erinnern, die ohne Haus und Garten Hunde hielten. Meine Kindheitserinnerungen sind von vor 25 - 30 Jahren.
-
-
Kann ich leider nur 1x liken.
Gerade der Punkt mit den Schönheitszuchten fällt mir seit Monaten extrem auf: Mini-Malteser, Chis, Pomeranians zuhauf, alle unter 2 Jahren, durchwegs hysterisch dauerkläffend bei Hundesichtung, keine merkbare Einwirkung der Halter, auch null Problembewusstsein, in mehreren Gesprächen festgestellt.
Kann ich hier auch feststellen. Der mini-chi (gibt es sowas? Hab jedenfalls noch nie so nen kleinen Hund gesehen), der jeden Grashalm ankläfft. Für die Besitzerin normal. Immer, wenn man an deren Haus vorbeikommt, hört man es kläffen. Im wald hörst du genau, wann mini-Chi unterwegs ist.
Besitzerin: die findet halt alles kacke und deswegen kläfft sie alle an.
Viele kleine Hunde, die kläffend auf einen zurennen und die Besitzer lächeln einen freundlich an. Gemacht wird da nix.
(Haben hier auch großhundehalter (hier meistens labbis), wo es genauso ist)- aber ist für mich dann einfach eine Erziehungsfrage und das wäre halt anstrengend, deswegen wird es weggelächelt, weil "tut ja nix".
"Ausgelastet" wird da keiner, weder beim Spaziergang noch sonstwo (man kommt ja mal ins gespräch). Was immer gesagt wird: der ist halt so.
Aber jetzt kommen wir ja etwas weg vom thema Spaziergang
-
Was Lagurus schreibt, deckt sich mit meinen Erfahrungen, die sind aber etwas älter. Vor so 30-40 Jahren gabs für viele Hunde hier allenfalls eine abendliche Runde und ggf. noch den gemütlichen Sonntagsspaziergang und ansonsten Garten bzw. Hof oder Koppel und ggf. Herumgestreune, aber allein. Oder Hundeplatz, den aber nur für Rottweiler, Schäferhunde und Dobis. Und jagdlicher Einsatz, die meisten aktiven Jagdhunde wurden aber ansonsten im Zwinger gehalten (es galt der Glaube, dass Haltung in der Wohnung die Nase kaputt macht).
-
Dieses Gekläffe ist dann eben der Ausdruck der fehlenden Anleitung durch den Halter, der null checkt, dass er seinem Hund damit keinen Gefallen tut...bzw garnicht begreift, dass es weder seinem Hund damit gut geht, noch dass es für die Umwelt einfach bescheiden ist, da nichts gegen zu tun
-
Puh, 13 Seiten durch
Ich glaube, dass nicht das Gassigehen das ist, was den Hund überfordert, wenn er denn überfordert ist.
Sondern die allgemeine Wohnsituation, gewisse Defizite, fehlende Strategien des Hundes und des Halters, diese zu kompensieren oder auch Krankheiten (unsere TÄ erzählte mir zb dass es immer mehr Tiere gibt mit Bauchspeicheldrüsen- oder Schilddrüsenproblematiken, das wirkt sich zb auch aufs Verhalten aus).
Ich lese gerade von Patricia McDonell "Das andere Ende der Leine" (hab ich übrigens hier im DF aufgeschnappt, den Tipp, merci vielmals) und mir ist noch nie so sehr bewusst gewesen, was wir alles von unseren Hunden verlangen. Wir kommunizieren in einem verrückten Kauderwelsch aus Sprachlauten, die sich ständig verändern und erwarten aber die "richtige" Reaktion unseres Hundes darauf, wir agieren körpersprachlich auf einem Niveau, dass auch der gutmütigste Hund geneigt ist, uns einen Vogel zeigen zu wollen und die Männer mit den weißen Jacken zu rufen. Unsere Hunde sind ständig damit beschäftigt, zu erspüren, was wir denn jetzt eigentlich wirklich von ihnen wollen.
Wenn ich jetzt noch daran denke, wie viele Menschen sich einen Hund holen, ohne wirklich Ahnung von Hunden zu haben, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass diese Hunde schon durch ihren Alltag zwischen Homeoffice, Homeschooling, Kinderbesuch und Gästen im Haus, Treffen von fremden Hunden in Hundeausläufen (weil der Hund braucht ja Sozialkontakte) und der Unkenntnis ihrer Halter, wieviel Ruhe ein Hund braucht, um wirklich gesund zu bleiben, ihre Nerven aufreiben.
Und dann kann es schon zuviel sein, wenn sie noch stundenlange Spaziergänge machen, wo nochmal Reize, Gerüche und allerlei Interessantes auf sie einprasselt.
Ich hab mit Jack auch einen Hund hier, den ich eng führen und begrenzen muss. Okay, natürlich ist er ein Junghund, er ist ein Terrier, er ist ein Rüde, der gerade ein Hormonhoch hat, und er bombt sich regelmäßig mit Pipilecken, Festschnüffeln, alle 2 Sekunden das Bein heben und entweder stehen oder fullspeed rennen sein Hirn weg. Ich muss da wirklich gerade viel regulieren, und ich frage mich, ob es je anders wird. Ich hatte außer den Podenco vor Jahren noch nie einen Hund, der so von 0 auf 180 war (Ich liebe ihn trotzdem, falls er das liest ).
Der Clou ist, je weniger Reizen er ausgesetzt ist, umso schlechter kann er damit umgehen. Ich gehe inzwischen etwas früher als sonst Gassi, deshalb treffen wir weniger Hunde oder Passanten als sonst. Also ist aktuell jeder fremde Hund oder Mensch ein hibbeliges Aufputschen seinerseits wert. Als wir noch jede Woche Hundeschule hatten, war das Meilen besser.
Vielleicht hängt all das aber auch zusammen mit seiner Erkrankung, wäre möglich laut TÄ. Wir starten jetzt eine Art Physiotherapie wo Triggerpunkte behandelt werden und der Hund so Entspannung lernen soll. Mal sehen, ob es was bringt. Zuhause schläft er sehr viel und ich achte darauf, dass er mich nicht verfolgt, nicht wacht etc., da würde er sich nämlich auch gern abschießen.
Lange Rede, kurzer Sinn, jeder Hund ist anders, und ich glaube die allgemeine Situation, in der Hunde heute leben müssen, hat sich generell gesprochen nicht unbedingt zum Guten oder Artgerechten verbessert. Heute holt sich jeder Kreti und Pleti ohne Hundeerfahrung einen Siberian Husky oder einen Akita oder eine Mali und hat keine Ahnung, was der Hund wirklich braucht.
Früher waren die Hunde am Dorf viel draußen, hatten ihren Job, ihre Ruhe und fertig. Ich will da zwar auch nicht wieder hin zurück, aber sich das bewusst zu machen, was wir heute in der "modernen" Welt von unseren Hunden alles verlangen, ist sicher nicht verkehrt, bevor wir ihnen das Ettikett "da stimmt was nicht, das ist doch nicht normal, etc pp" verpassen.
Flammendes Plädoyer Ende.
-
Filz Ländlich in einer Kleinstadt. Wenn Haus und Hof vorhanden war, waren die Hunde nur zum wachen da und keiner ging Gassi. Wurden die Hunde in der Wohnung gehalten (in der Regel kleine), hat man die Hunde mal zum pinkeln rausgelassen, den Kindern zum spielen mitgegeben, ab und zu mal Gassi gegangen, aber nie und nimmer täglich 2 Stunden. Die waren eben einfach nur dabei. Und ich kann mich auch nur an recht wenig Menschen erinnern, die ohne Haus und Garten Hunde hielten. Meine Kindheitserinnerungen sind von vor 25 - 30 Jahren.
Interessant, ist bei mir zeitlich und vom Umfeld ähnlich, aber bei mir war mehrstündiges Gassi über den Tag verteilt schon Standard (mit der Einschränkung, dass es viele bei-Regen-gehen-wir-nicht-Schönwetterspaziergänger gab, der harte Kern der patschnassen Hundehalter hat immer über die gewitzelt). In der Gegend war die Hundedichte auch höher als das, was ich später hatte oder was ich aktuell kenne.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!