Ist es wirklich so kompliziert, den Hund beim Spaziergang über Bewegung auszulasten?

  • Ich habe beim Lesen der Threads in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, dass unglaublich viele Hunde scheinbar mit normalen Spaziergängen überfordert sind. Besonders bei den Threads zu Problemen mit den Hunden scheint es fast immer zu viel an Spaziergängen zu sein, was die Probleme mitverursacht und das nicht nur bei den Spezialistenrassen, sondern auch bei den Begleithunderassen. Ich weiß, dass das Dogforum nur eine kleine, eher spezielle Anzahl der Hundehalter ausmacht, aber falls hier Neuhundehalter den Eindruck bekämen, dass (längere) Spaziergänge meist mehr schaden als nützen, fände ich das sehr bedenklich. Inwieweit das der Fall ist, weiß ich nicht, da ich hier schon lange nicht neu bin und schon einige Jahre Hunde halte.


    Ich weiß aber noch wie ich um 2009 als Teenager, der von seiner Familie das Spazieren Gehen mit Hund fast gar nicht kannte, das Dogforum entdeckte und von hier als Richtwert für Spaziergänge zwei Stunden pro Tag übernommen hatte. Diesen Richtwert habe ich für meine Hunde heute noch und der passte bisher immer ganz gut, auch um Paco und Sam mit ihren Gelenkproblemen ausreichend bemuskelt und fit zu halten. Würde ich hier jedoch heute als Teenager auftauchen, würde ich zum Thema Spaziergang wohl eine ganz andere Lehre aus dem Dogforum ziehen. Vielleicht wäre die Lehre dann auch allgemeingültiger für die heutige Zeit, weil sich entweder die Hunde verändert haben oder die Umwelt anspruchsvoller wird (letzteres ist bei mir definitiv nicht der Fall, unsere Familienhündin Paula und Paco in seiner Jugend um 2009/2010 waren bei mir viel mehr Reizen ausgesetzt als heute). Für meine Hunde und mich wäre es aber sicher ein großer Verlust gewesen.

  • Ich habe beim Lesen der Threads in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, dass unglaublich viele Hunde scheinbar mit normalen Spaziergängen überfordert sind. Besonders bei den Threads zu Problemen mit den Hunden scheint es fast immer zu viel an Spaziergängen zu sein, was die Probleme mitverursacht und das nicht nur bei den Spezialistenrassen, sondern auch bei den Begleithunderassen.

    Liegt vermutlich daran, dass diejenigen, deren Hunde "rund" laufen und mit dem Leben klarkommen sich nicht auf die Suche nach einem Hundeforum machen um sich Ratschläge zu holen ...


    Meine Hunde können erst als erwachsene Hunde "normale" Strecken spazieren gehen, ohne zu überdrehen. Solange sie in der Entwicklung stecken, muss ich das auch gut dosieren. (Was ich allein schon wegen der Knochen mache.) Aber das halte ich für reaktive Arbeitshunde für völlig normal.

  • Liegt vermutlich daran, dass diejenigen, deren Hunde "rund" laufen und mit dem Leben klarkommen sich nicht auf die Suche nach einem Hundeforum machen um sich Ratschläge zu holen ...

    Naja, die Problemthreads gab es schon immer im Dogforum, auch schon 2009 und in der Zeit bis heute. Aber mein (subjektiver, vermutlich sehr selektiver, möglicherweise auch falscher) Eindruck ist, dass hier im Dogforum früher eher Unterforderung als gängige Ursache für die Probleme genannt wurde und heutzutage Überforderung.

  • Liegt vermutlich daran, dass diejenigen, deren Hunde "rund" laufen und mit dem Leben klarkommen sich nicht auf die Suche nach einem Hundeforum machen um sich Ratschläge zu holen ...

    Naja, die Problemthreads gab es schon immer im Dogforum, auch schon 2009 und in der Zeit bis heute. Aber mein (subjektiver, vermutlich sehr selektiver, möglicherweise auch falscher) Eindruck ist, dass hier im Dogforum früher eher Unterforderung als gängige Ursache für die Probleme genannt wurde und heutzutage Überforderung.

    Das liegt daran, dass Hundehaltung sich geändert hat. Während man früher eher Hunde hatte, die irgendwo draußen geparkt wurden und nur ab und an mal "da raus" kamen, sind Hunde heute Familienmitglieder oder manchmal auch das einzige Hobby. Daher war es früher sicher häufiger eher so, dass Hunde einfach viel zu wenig Ansprache und Bewegung hatten, während es heute umgekehrt ist.

  • Aoleon Für die gesundheitliche Einschränkung können aber die Hunde nichts. Da ist man dann als Halter gefordert, jemanden zu organisieren, der den Hunden die nötige Bewegung verschafft, sofern diese Beeinträchtigung dauerhaft besteht. Bei deinem Beispiel mit den 5 Leuten im Haus findet sich da bestimmt jemand, der mit den Hunden zusätzlich eine Runde dreht, damit sie mehr als eine halbe Woche vom Grundstück runter kommen.

    Ich weiß auch gar nicht, was du immer mit dem Regen hast. In Deutschland regnet es je nach Gebiet so um die 130 Tage im Jahr und das auch nicht dauerhaft oder monsunartig. Da findet sich immer wieder eine Regenpause, wo man nicht allzu nass wird. Mal davon ab, dass es seit Jahren nicht genug geregnet hat.

    Ich finde es auffällig, dass ebendiese Personen Hunde haben, die überhaupt keine Lust auf Spazieren haben und keinen Mehrwert draus ziehen, die selbst irgendwie auch nicht besonders Lust drauf haben oder schlicht nicht können. Ich persönlich frage mich dann manchmal, ob die Hunde wirklich nicht wollen und nicht können oder ob das vom Halter ausgeht.

    Und 1-2h am Tag insgesamt einen Hund bewegen finde ich persönlich nicht so viel. Selbst wenn man 3-4x am Tag die 20min-Löse- und Schnüffelrunde geht, bewegt man sich schon in dem Zeitrahmen.

  • Solange sie in der Entwicklung stecken, muss ich das auch gut dosieren. (Was ich allein schon wegen der Knochen mache.) Aber das halte ich für reaktive Arbeitshunde für völlig normal.

    Hier ist der Hund bald 3 Jahre alt und seit einem guten halben Jahr merke ich auch, dass er auch in für ihn "spannender" Umgebung deutlich entspannter wird und viel besser ansprechbar bleibt. Aber auch beim arbeiten kann er sich deutlich besser und länger konzentrieren. Wobei viele Menschen, die ihn nicht gut kennen auch gar nicht merken würden, wann er drüber ist, vielleicht bin ich da auch besonders vorsichtig. Hier wird nicht die Bude zerlegt oder mit besonderer Aggressivität auf irgendwas reagiert, er ist dann einfach drüber, kann sich nicht mehr wirklich konzentrieren, Freilauf ist dann nicht drin, weil die Ohren auf Durchzug stehen und zuhause kommt er deutlich schwerer zur Ruhe, was sonst überhaupt kein Problem ist.

    Hier gibt es einen älteren Herren mit ebenfalls älterer Labbidame, die machen jeden Tag ausgedehnte Spaziergänge und bummeln gemütlich so durch die Gegend, der Hund läuft immer so im Radius von 10-20m ruhig um ihn rum. Wenn ich da uns daneben stelle könnte man meinen unsere Tiere gehören einer anderen Spezies an, aber sie sind einfach vom Typ her ganz andere Hunde und es liegen 10 Jahre zwischen den beiden.

  • Was auch gerade gut hier rein passt: wir haben seit Samstag vom Arzt verordneten Leinenzwang und machen nur ganz kurze Löserunden. Die ersten 2 Tage war das gar kein Problem, es hat soviel geregnet, wir wurden unterwegs jedes Mal geduscht und da hat der Hund hier tatsächlich keine große Lust auf Gassi. Seit Montag ist es so, sobald er sich gelöst hat drehen wir um, ab da bleibt er an jeder Weggabelung stehen und will noch abbiegen, habe da echt Probleme ihn mit nach Hause zu kriegen. Zuhause dreht er nicht hohl, sondern legt sich brav hin, allerdings würde er definitiv noch länger draussen rumschnuppern und zeigt deutlich auf was er Lust hat. Verhaltensauffällig wird er noch nicht (sind ja erst 4 Tage) aber ich merke deutlich, dass er schon noch gerne draussen bleiben würde, obwohl ich jetzt drinnen mehr mit ihm mache, damit er sich nicht nur langweilt.

  • Czarek

    Es gibt auch Hunde, die Regen, Näse, Feuchtigkeit und Hitze doof finden. Oder Gassi an sich.

    Ich bin mit Benni bis zum 14. Lebensjahr täglich 2 Stunden unterwegs gewesen. Wenn das Wetter gepasst hat.

    Bei Regen hab ich ihn gezwungen. Da ist dann 30 Minuten lang ein trübseliger Hund neben mir her gelaufen, der ständig stehen geblieben ist und sich hingelegt oder hingesetzt hat. Hab ich ihn von der Leine gemacht, ist er heim gelaufen.

    Wenn ich irgendwo hingefahren bin ist er dann eben zum Auto gelaufen.

    Das letzte Jahr hab ich es dann aufgegeben und habe mich nach ihm gerichtet. Gesundheitlich gingen dann auch keine riesigen Runden mehr.


    Ich erinnere mich an die Wanderung auf den Brocken. Geniales Wetter, nicht zu warm, nicht zu kalt. Wir sind durch den Wald noch gelaufen, Benni hatte Spaß, es war toll. Wir laufen die letzten 300m und es zieht sich komplett zu. Kompletter Nasskalter Nebel. Benni ist wie an einer Wand stehen geblieben. Er hat keinen Schritt mehr getan. Wir mussten ihn in eine der Schutzhütten tragen weil wir ja auch mal Pause machen wollten. Dort stand er zitternd wie ein Häufchen Elend da und ich habe mit Grausen an den Rückweg gedacht und wir waren kurz davor, die Kohle für die Bahn auszugeben.

    Nachdem wir 5 Minuten gerastet haben sind wir dann einfach erst einmal wieder die 300m runter. Kaum waren wir wieder in der Sonne (mein Mann hat Benni die Strecke getragen weil er nicht gelaufen ist) wollte Benni runter und ist die restlichen 7km zum Parkplatz gelaufen, als wäre nie was gewesen...

    Es gibt einfach so wetterfühlige Hunde.

    Wenn du mal hier im Dorf fragen würdest, würde man mich als die Person kennen, die ständig mit dem Hund draußen ist, der aber nicht laufen will. :rolling_on_the_floor_laughing:

  • Es ist schon irgendwie so, dass es (zumindest in Foren) zum Thema optimale Beschäftigung so Wellen gibt, was man grad unbedingt tun muss bzw. nicht tun darf und sich das alle paar Jahre ändert.

    Als ich meinen ersten Hund bekommen habe (vor so ca. 16 Jahren), war grad Agility im Kommen. Geeignet für jeden Hund, fast schon ein Muss, die Agivereine sind überall aus dem Boden geschossen. Und ich hab immer wieder gelesen, wie wichtig es wäre, den Hund beim Gassigehen quasi dauernd zu beschäftigen. Suchspiel hier, Zerrspiel da, auf den Baumstamm hüpfen, tricksen, nur ja keine Langeweile aufkommen lassen, man muss sich interessant machen etc.


    Gerade ist irgendwie das Gegenteil in. Gar nix unterwegs machen, alles ist Stress für den Hund, Auslastung soll ruhig und konzentriert sein (heute ist Mantrailing das neue Agi, muss jeder Hund machen), Spaziergang muss auch ruhig ablaufen, ja nicht zu viel, ja nicht zu aufregend...


    Und diese Konzepte werden dann irgendwie jedem Hund übergestülpt, egal ob's passt oder nicht. Und ehrlich gesagt erwische ich mich ständig dabei, wie ich über die Haltung, Erziehung, Auslastung meiner Hunde grübel. Nicht, weil die Hunde unzufrieden wirken, sondern weil halt nicht alles so perfekt abläuft, wie es teils im Forum geschildert wird. Daher finde ich diesen Thread grad sehr schön, dass erdet mich wieder mal bissel in der Hinsicht, dass halt nicht alles geht, und das nicht zwingend bedeutet, dass man in Sachen Erziehung völlig unfähig ist. Und dass es nicht die eine richtige Art der Hundehaltung gibt (ja, ich neige da leider zu Perfektionismus und hab mir damit schon so oft Sachen kaputt oder unnötig schwer gemacht...).


    Mein Pointer kann z. B. nicht tiefenentspannt 3 Stunden in wildreichem Gebiet unterwegs sein. Solche Touren machen wir zwar auch, aber danach ist sie wirklich fertig, weil die ständigen Wildgerüche, während sie sich aber beherrschen muss und nicht durchstarten darf, unglaublich viel Konzentration fordert. Der Terrier ist wegen der hohen Hundedichte hier vor Ort manchmal schon nach ner halben Stunde durch. Also drehen wir morgens auch manchmal nach 10 min wieder um, wenn viel los ist.

    Mit beiden Hunden kann ich aber am Stadtrand (wenig Hunde, wenig Wild) stundenlang laufen, danach sind die zufrieden und ausgetobt, aber nicht KO. Zusätzliche Auslastung bräuchten beide nicht, wenn die Spaziergänge immer mal aufregender und mal langweiliger gestaltet sind. Wir machen trotzdem hobbymäßig ein bisschen Dummy, bisschen UO etc., und da sind sie auch begeistert dabei, aber wenn's mal paar Wochen nicht ist, merke ich auch keinen Unterschied.

    Hätte ich die Möglichkeit nicht, z. B. in wildarmen Gebieten spazieren zu gehen, wären mehrere Stunden Gassi täglich auch nicht möglich.


    Beide Hunde sind auch eher reizoffen, sowas wie Restaurant, Einkaufszentrum geht zwar, aber das finden die höllisch anstrengend und sind danach zu nix mehr zu gebrauchen. Da sowas aber eh nicht unser Alltag ist, ist mir das egal. Wäre aber ein Problem, wenn es so wäre und ich zusätzlich noch jeden Tag stundenlang durch die Gegend wandern oder 3x die Woche auf dem Hundeplatz stehen möchte.

  • Ich habe beim Lesen der Threads in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, dass unglaublich viele Hunde scheinbar mit normalen Spaziergängen überfordert sind. Besonders bei den Threads zu Problemen mit den Hunden scheint es fast immer zu viel an Spaziergängen zu sein, was die Probleme mitverursacht und das nicht nur bei den Spezialistenrassen, sondern auch bei den Begleithunderassen. Ich weiß, dass das Dogforum nur eine kleine, eher spezielle Anzahl der Hundehalter ausmacht, aber falls hier Neuhundehalter den Eindruck bekämen, dass (längere) Spaziergänge meist mehr schaden als nützen, fände ich das sehr bedenklich. Inwieweit das der Fall ist, weiß ich nicht, da ich hier schon lange nicht neu bin und schon einige Jahre Hunde halte.


    Ich weiß aber noch wie ich um 2009 als Teenager, der von seiner Familie das Spazieren Gehen mit Hund fast gar nicht kannte, das Dogforum entdeckte und von hier als Richtwert für Spaziergänge zwei Stunden pro Tag übernommen hatte. Diesen Richtwert habe ich für meine Hunde heute noch und der passte bisher immer ganz gut, auch um Paco und Sam mit ihren Gelenkproblemen ausreichend bemuskelt und fit zu halten. Würde ich hier jedoch heute als Teenager auftauchen, würde ich zum Thema Spaziergang wohl eine ganz andere Lehre aus dem Dogforum ziehen. Vielleicht wäre die Lehre dann auch allgemeingültiger für die heutige Zeit, weil sich entweder die Hunde verändert haben oder die Umwelt anspruchsvoller wird (letzteres ist bei mir definitiv nicht der Fall, unsere Familienhündin Paula und Paco in seiner Jugend um 2009/2010 waren bei mir viel mehr Reizen ausgesetzt als heute). Für meine Hunde und mich wäre es aber sicher ein großer Verlust gewesen.

    ich empfinde das hier eher anders. Habe den Eindruck das hier oft Leute aufschlagen die von Tag 1 an bereits 3 Stunden mit ihrem Welpen an der Leine Gassi gehen + 30 min Tricks üben am Tag und sich dann wundern wieso der Hund nicht daheim entspannen kann. Oder das anderen Extrem, das der Hund aus dem Ausland hier rüber gebracht wurde, nur den Zwinger mit zig anderen lauten Hunden kennt und dann hier seine 3 Stunden Gassi gehen muss. Oder Der Hund kommt aus der reizärmsten Außenhaltung und soll dann in der Stadt leben und von Tag 1 funktionieren, weil man hat schließlich in den 9 Tagen die man den Hund hat "schon alles versucht" und ist jetzt mit seinem Latein am Ende.

    Da kann ich es nur wärmstens nachvollziehen, das man den Leuten rät weniger gassi zu gehen. Aber so unterschiedlich sind die eindrücke von Forenbeiträgen

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!