Allgemeine Betrachtungen zum Stellenwert des Hundes

  • Die Überschrift des Themas "Tierschutzgesetz und die Behörden" ist zwar sehr weit gefasst, soll aber wohl doch nur einen speziellen Aspekt einer sehr viel allgemeineren Frage behandeln, nämlich, welcher Stellenwert Hunden im Verhältnis zum Menschen eigentlich zukommen soll. Um allgemeinere Statements loszuwerden, soll dieser Thread hier dienen.


    Ich fang mal mit meinem an:


    Meinetwegen kann einem die eigene Spezies, die eigene Familie, die eigene Gruppe, usw. wichtiger sein als alles andere. Pervers finde ich nur, wenn das in einem Ausmaß geschieht, in dem man das Eigene als gottgleich hinstellt und dann kommt mit weitem Abstand erstmal gar nichts und ganz ganz unten kommt dann irgendwann mal der sogenannte beste Freund (womöglich noch nach allen anderen Tieren). Das ist kein feiner Zug. Der Mensch müsste stattdessen seine beanspruchte Position an der Spitze durch besondere Güte und Weisheit rechtfertigen und nicht - wie es der Fall ist - lediglich durch besondere Arroganz und Borniertheit gegenüber jedem anderen Lebewesen.


    Die real existierende Menschheit hat Hunde eigentlich überhaupt nicht verdient und trotzdem sind sie da wie ein besonderes Himmelsgeschenk. Für das ich persönlich sehr dankbar bin. Denn für mich waren Hunde schon immer mit das Tollste, was die Welt einem so zu bieten hat. :herzen1:

  • Vielen Dank für diesen Thread.


    Fenjali

    Du sprichst mir aus der Seele. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.


    Dieses sehr weit verbreitete Gesellschaftsdenken, der Mensch sei das Maß aller Dinge, ist an Überheblichkeit kaum zu überbieten. Die Spezies Homo sapiens nimmt sich sehr wichtig, meiner Meinung nach, zu wichtig. Dieses Auf-den-Sockel-stellen des Menschen ist einfach nur widerlich.


    In wirklich allen Bereichen des Lebens zieht sich das durch wie ein roter Faden. Und leider macht dieses Denken nichtmal von Tierhaltern halt. Selbst darunter gibt es genug dieser Sorte, die das Leben eines Menschen sogar weitaus wertvoller sehen als das Leben ihres Hundes.


    Oft wird mit x Gründen argumentiert, mit dem Zweck, damit die erhöhte Stellung des Menschen zu rechtfertigen. Wegen dieser weitverbreiteten Denke gilt ein Hund, eine Katze usw. gesetzlich leider immer noch als Sache.

  • Für mich persönlich ist mein Barney.... ein besonderer Freund, Sternenstaub, Pflaster, Ruhe - Bringer.


    Allgemein betrachtet... sind Hunde ganz oft Accessoire... Selbstoptimierung, politischer Gegenstand, Wachanlage.


    Und, um auf den anderen Thread Bezug zu nehmen: Hunde sind auch oft Nutztiere. Sie werden selten in Massen gehalten und bei uns auch nicht gegessen, aber Nutztiere sind es trotzdem.


    Als Blinden- und Assistenzhunde, Begleithunde für Behinderten- und Altenpflegeheime, Diabetikerwarnhund, Epilepsihunde, spezielle Schutzhunde für Militär und Polizei, Drogen - und Sprengstoffsuchunde, Mantrailer, Herdenschutz, Hütehunde, Jagdhunde...


    Und zwar immer, um menschliches Leben zu optimieren. Diese Hunde gibt es ja nur, um zu arbeiten und ihre Spezialisierung macht ein "normales " Hundeleben oft nicht mehr möglich - die genetische Grundlage muss gefordert und gefördert werden, sonst haben viele Hunde oft ein Problem. Das sind zwar Dinge, die jeder Hund hat , aber es kommt ja auf die Ausprägung an. Kühe geben auch von Natur aus Milch, Hühner legen Eier - erst Menschen haben diese Fähigkeiten derart pervertiert, dass diese Fähigkeit im Übermaß bedient wird und beachtet werden muss- Milchkühe geben zu viel Milch, Hühner legen zu viele Eier. Skelett und Lebenserwartung leiden darunter, weil massiv Nährstoffe entzogen werden, weit über das normale Maß.


    Beim Hund ist es zum Teil ähnlich. Wie oft hört man hier vom rassespezifischen Krankheiten - die gibt es nur, weil dem Menschen eine besondere Eignung extrem wichtig ist. Sonst gäbe es ja nur 'Hundekrankheiten" . Oft wird hier im Forum betont, wie krank Hunde durch Stress werden - viele Rassen wurden aber extrem reizoffen gezüchtet, damit sie besonders gut arbeiten können. Nun Leiden sie unter ihrem Vermögen.



    Viele Hundehalter hier, die Spezialisten, wie es so schön heißt, halten, wollen diese Hunde auch nur in ihrer Arbeit sehen. Damit die sich wenigstens halbwegs ausleben können.


    Ich finde das ethisch etwas fragwürdig. Diese Hunde gibt es nur, weil wir sie so wollen wie sie sind. Sie sind nicht frei, zu tun was sie wollen, weil ihnen Verhaltensweisen übermäßig angezüchtet (Jagttrieb Mali, Fokusierung und Reizoffenheit Border) pder weggezüchtet wurde (Labbi, Aggression) .


    Man kann diese Hunde nur in ihrem goldenen Käfig halten und ich bin nicht sicher, ob der heute noch zu rechtfertigen ist, wo wir Zeit und Geld genug haben, zu hinterfragen und vielleicht unabhängig davon gestalten könnten, ganze Gattungen zu züchten, wie sie uns gefallen, ohne zu wissen, ob denen das selner so gefällt.


    Wie würden sich Menschen fühlen, die absolut keine Reize filtern können und aus jeder Kleinigkeit ne Zwangshandlung aufbauen können? (Ich weiß nicht mehr wo, aber Flying Paws über ihre Bordercollies)


    Geht es Menschen gut, die sich für andere völlig aufgeben, sterben für ihre Liebsten (Herdenschutz), wäre sowas gesund?


    Menschen, die nicht für ihre Grenzen einstehen können, die vom Hirn her eingeschränkt sind, die unter Umständen zu kommunizieren ( Labrador). Wie würde sich sowas für uns anfühlen?


    Bei schützenden Hunden generell, diese Charaktereigenschaft ist ja genauso überzogen herausgezüchtet. Ist es fair, andere sein Leben lang kacke zu finden, die nicht zu der Familie gehören? Sich also permanent beschränkt, bedroht durch andere zu fühlen?


    Oder, wie beim Aussi oft angesprochenen hier im Forum: Wie ist das wohl, wenn du glaubst, alles alleine schaffen zu müssen, Nerven aus .. Papier? Knete? zu haben und in Sekundenschnelle deine Meinung änderst?


    Hunde müssen ihre eigenen Bedürfnisse oft komplett hintenanstellen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Gut geht es ihnen deshalb nicht - es gibt ne Studie mit Blindenhunden. Diese Hunde werden unglaublich gut ausgebildet, sehen meistens freundlich und entspannt während ihrer Arbeit aus - im Blut sind trotzdem genauso hohe Stresshormonspiegel zu messen , wie bei nicht ausgebildeten Hunden. Die Ausbildung hat also nur dazu geführt, dass die Hunde besser nutzbar sind - nicht, dass sie sich besser dabei fühlen.


    Man könnte also auch generell in Frage stellen, ob es Arbeitshunden mit Verwendungszweck besser geht. Ist ja anscheinend generell nicht so.


    In ihrer ursprünglichen Verwendung haben spezielle Hunde sicher Spaß an ihrer Ursprungsaufgabe... aber sie haben genetisch halt auch oft keine Wahl und sie sind halt keine Zufallsprodukte wie wir Menschen, sondern sie sind nur gewollt und gut genug, wenn sie funktionieren, auch Begleithunde.


    Es ist insgesamt einfach ein wahnsinniger Drahtseilakt, weil man sich als Mensch mit seiner Macht immer wieder hinterfragen muss, um schwächeren vielleicht irgendwann mal ein selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen.


    Ob es wahre Freundschaft zwischen Mensch und Hund geben kann? Ich glaube nicht. Wir bestimmen einfach alles dieser Lebewesen, vom Futter, Sozialkontakten, Lebensumfeld, ärztlicher Versorgung, Lebensdauer, Sexualität, wer wann wo auf Klo geht... ein unglaubliches Machtverhältnis.


    Wie gesagt, Hunde sind auch Nutztiere. Oft arbeiten sie, manchmal dienen sie auch einfach der emotionalen Bestätigung unserer Selbst. Oder dem Wunsch, eine Aufgabe zu erfüllen. (Ein Grund, rauszugehen, jemanden zu haben, der sich freut, wenn man nach Hause kommt)

  • Diejenigen welche diese starke Überhöhung des Menschen kritisieren, gehören meiner Beobachtung nach leider zu einer gesellschaftlichen Minderheit. Ich vermute, es hat viel auch damit zu tun, weil dieser stark erhöhte Stellenwert des Menschen von einer Mehrheit als eine heilige und unantastbare Sache angesehen wird, welche in keinster Weise angerührt und infrage gestellt werden soll, darf oder wie man es auch immer nennen will. Es ist offensichtlich für eine Mehrheit ein indiskutables Tabuthema. Und will man dies doch thematisieren, macht sich Empörung breit.


    Was diese sehr interessante Thematik mit dem stark überhöhten, fast schon göttlichen Stellenwert des Menschen angeht, denke ich nicht, dass sich daran in Zukunft was ändern wird. So sehr ich mir diesbezüglich auch ein Umdenken wünsche, wird es nie zu einer breit gestützten Zustimmung kommen.


    Denn, wann immer man das Thema auch nur anschneidet, muss man schon fast automatisch damit rechnen, mit sehr dämlichen Gegenfragen wie "Warum soll ein Hund auf eine andere, höhere Stufe gestellt werden als ein Huhn oder ein Goldfisch?" oder ähnlich gelagerter Art konfrontiert zu werden.


    Diese Fragen zielen im Kern allein und einzig darauf ab, damit den Menschen als "die Krönung der Schöpfung" zu rechtfertigen.


    Fenjali, wetten, ich werde auf meinen Beitrag wieder ganz viele "Facepalm-Smileys" bekommen. Daran sieht man, wir sind mit unserer Meinung eine Minderheit.

  • Ich verstehe halt echt nicht, wie du dich so sehr darüber aufregst, dass der Mensch sich so sehr erhöht aber gleichzeitig nicht verstehst, warum man durchaus Hühner und Hunde vergleichen kann. Beides sehr soziale und intelligente Tiere.

  • Ich mache mir bezüglich dem Stellenwert des Menschen im Vergleich zum Hund nicht so umfassende Gedanken. Für mich ist (m)ein Hund ein guter Freund und Begleiter - aber auch einfach ein (domestiziertes) Raubtier. Dessen Vorgänger hat sich vor Jahrtausenden den Menschen angeschlossen und ging mit ihm eine Kooperation ein. Ich muss mich deswegen nicht als die "Krönung der Schöpfung" ansehen, aber es ist einfach so, dass es ohne die Mühe des Menschen den Hund so nicht geben würde.


    Ich habe ehrlich gesagt mehr das Gefühl, dass sich der Stellenwert des Hundes zunehmend in die andere Extreme neigt, wenn ich den Thread so richtig verstanden habe.

    Wie gesagt, Hunde sind auch Nutztiere. Oft arbeiten sie, manchmal dienen sie auch einfach der emotionalen Bestätigung unserer Selbst. Oder dem Wunsch, eine Aufgabe zu erfüllen. (Ein Grund, rauszugehen, jemanden zu haben, der sich freut, wenn man nach Hause kommt)

    Naja, die Meisten schaffen sich einen Hund aus reinem Egoismus an und nicht, weil sie ihn effektiv brauchen. Gewissermassen ist der Hund also - wie du sagst - immer ein Nutztier.

  • Ich verstehe halt echt nicht, wie du dich so sehr darüber aufregst, dass der Mensch sich so sehr erhöht aber gleichzeitig nicht verstehst, warum man durchaus Hühner und Hunde vergleichen kann. Beides sehr soziale und intelligente Tiere.

    Hühner und Hunde darf man also miteinander vergleichen. Da macht man keinen Unterschied. Sobald aber der Mensch ins Spiel kommt, findet dann plötzlich eine Unterscheidung statt. Daran nehme ich Anstoss.


    So, und jetzt verteilt fleissig "Facepalm-Smileys".

  • Ich finde die Frage spannend Fenjali  Minipin-Jack wie denn eurer Meinung nach eine Gesellschaft aussehen würde, in der die Menschen sich in Wertigkeit allen anderen Tieren gleichstellen.

    Wie würde Tierhaltung aussehen (gäbe es sie überhaupt?), wie würden wir uns ernähren, wer würde die Aufgaben übernehmen, die derzeit überall auf der Welt diverse Tiere haben, gäbe es Tierzucht usw

  • Hühner und Hunde darf man also miteinander vergleichen. Da macht man keinen Unterschied. Sobald aber der Mensch ins Spiel kommt, findet dann plötzlich eine Unterscheidung statt. Daran nehme ich Anstoss.

    Der Hund wird auch ständig mit dem Mensch verglichen.

  • Ich finde die Frage spannend Fenjali  Minipin-Jack wie denn eurer Meinung nach eine Gesellschaft aussehen würde, in der die Menschen sich in Wertigkeit allen anderen Tieren gleichstellen.

    Wie würde Tierhaltung aussehen (gäbe es sie überhaupt?), wie würden wir uns ernähren, wer würde die Aufgaben übernehmen, die derzeit überall auf der Welt diverse Tiere haben, gäbe es Tierzucht usw

    Danke, ich finde auch das man diesen Gedanken konsequent zu Ende denken sollte wenn man sich die - absolut richtige - Frage stellt warum der Mensch die Krone der Schöpfung sein soll.


    Ich bin gespannt auf die Antwort

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