Allgemeine Betrachtungen zum Stellenwert des Hundes

  • D) Strenggenommen "müssten" demnach nicht nur wir Menschen uns vegan ernähren, sondern wir dürften dann auch unseren Hunden und Katzen weder Fleisch noch Fisch geben.

    Ja, wenn man deine Logik weiter verfolgt müssten nicht nur wir, sondern auch Haustiere vegan leben.

    Das spricht dann allerdings gegen die Gleichstellung, weil du dann die Bedürfnisse des Tieres missachtest.

    Folglich dürftest du einfach keine Haustiere halten :ka:


    Mich stört einfach nur, dass du diese unbegründete und nicht logisch erklärbare Meinung zu einer allgemeinen Regel machen willst.

    Es macht nunmal keinen Sinn, warum der Hund ausgerechnet mehr Wert sein soll als eine Kuh oder halt ein Mensch.

    Und ja, ich esse Fleisch und bin mir darüber bewusst, dass ich damit teilweise genauso empfinde.

    Mir ist aber klar, dass das mein persönliches Empfinden ist und absolut nicht rational erklärbar.

  • Wenn man auch den letzten Thread zu Grunde legt, aus dem die Diskussion entstanden ist, dann war die Frage die: „Mit welchem (ethischem) Recht stellt sich der Mensch so weit über den Hund, dass er ihn seinen Zwecken unter Anderem dadurch nutzbar macht, dass er ihm Schmerzen zufügt? Durch was - welche höhere Ordnung, wenn nicht eine willkürlich durch den Menschen (in Selbstüberhöhung) Aufgestellte - ist das legitimiert?“


    Unterstellt wurde dazu 1. dass es die nicht gibt und 2. dass die Einsicht, dass es diese nicht gibt, sofort dazu führen müsste, dass man es unterlässt.


    Von allen Antworten, die ich auf Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest kenne (und eine solche Frage ist das), war 42 (copyright Douglas Adams) bisher die, die mich am Meisten überzeugt hat :smile: Dadurch, dass sie die Frage als „nicht wirklich verstanden“ zurückweist. Und das ist für mich hier das Thema, das die Diskussion so schwierig macht


    Ich kann die Ursprungsfrage nicht beantworten. So es einen transzendenten höheren Plan gäbe, entzieht er sich meiner Kenntnis. Und leider ist mir weder ein fester Glaube an einen solchen Plan noch ein fester Glaube an meine eigene überlegene Wichtigkeit gegeben.


    Müsste ich die Frage beantworten, warum Menschen Tiere - Hunde oder nicht - für ihre Zwecke nutzen, dann wäre meine Antwort: „Weil sie es können und weil es ihren Zwecken dient.“ Ob das nun aus den Augen eines transzendenten Lebensschöpfers betrachtet richtig oder falsch ist? Keine Ahnung :ka: Das Dilemma, dass „reine (ideelle)“ und „praktische“ Vernunft für uns gleichermaßen als Konzepte denkbar sind, ohne dass sich das Eine nahtlos in das Andere überführen ließe, hat uns spätestens Kant vor Augen geführt und ich zumindest kenne keine Lösung.


    Trotzdem halte ich die implizite Forderung nicht für falsch. Denn schlussendlich haben wir immer noch die Möglichkeit, nach einem selbstgeschaffenem Ethos zu handeln. Sei es nun transzendent legitimiert oder nicht. Das tut jeder für sich und tun wir als menschliche Gemeinschaft im Rahmen der Werte und Ideale, die wir uns als Gesellschaft geben.


    Traurig ist es, dass wir uns in unserer Lebenspraxis durch die Bank weg nicht an diese Ideale halten (können). Doch mein ganz persönlicher Ethos sagt mir, dass mich das nicht der Verantwortung enthebt, es wenigstens zu versuchen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.


    Und das heißt, bezogen auf die Eingangsfrage, dass ich es für richtig halte, zu versuchen, bei meinem Weg durch die Welt so wenig Leid, Schmerzen und Tod wie mir möglich zu verursachen, weil ich dem Leben an sich einen ideellen Wert beimesse. Was sich durchaus mit unserer Gesetzgebung deckt. Zu akzeptieren, dass ich es weder immer vermeiden kann noch immer vermeiden möchte (z. B. an Zecken an meinen Hunden, Ameisen in meiner Küche, unseren Speiseplan, Streit mit Mitmenschen etc. denkend). Aber ich versuche, da, wo ich nicht danach handele, weder aktiv bewusst den Kopf in den Sand zu stecken und es nicht sehen zu wollen (unbewusst passiert das eh ständig), noch nach einer übergeordneten Legitimation für mein Handeln zu suchen.


    Macht es einen Unterschied, ob mir das begegnende Leben nahesteht bzw. ich es liebe? Ja, klar. Für mich. Ich habe eine Verantwortung dafür übernommen. Und die verpflichtet mich in ganz besonderem Maße. Und ebenso verpflichtet mich die Verantwortung, die ich als Akteur innerhalb einer Gemeinschaft für diese Gemeinschaft habe. Es ist mein Job, Beidem möglichst gerecht zu werden - dem, was ich liebe und dem, dem ich zugehöre. Und üblicherweise gerät sich das nicht ins Gehege.


    Um vom philosophischem Geschwurbel wieder zur Frage zu kommen:


    Ja, wenn der Einsatz von Diensthunden der Gemeinschaft nützt, der ich angehöre, und durch das ihr eigene Ethos legitimiert ist, dann halte ich es für sinnvoll, diese einzusetzen. Und betrachte es dabei als verdammte Pflicht und Schuldigkeit meiner Mitmenschen, den Bedürfnissen des eingesetzten Lebewesens so weit gerecht zu werden, wie es geht. Damit ich das Handeln als (menschlich) ethisch betrachten kann, muss der Nutzen genauso gegeben sein wie die bestmögliche Praxis. Ersteres ist unbedingt kritisch zu hinterfragen und immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und auf Zweiteres ist hinzuarbeiten.

  • Ich finde die Diskussion generell auf vielen Ebenen Heuchelei. Denn entweder gestehe ich allen Lebewesen den selben Wert zu oder von mir aus zumindest allen Säugetieren, um mal in der Klasse zu bleiben - was aber bei der Diskussion meiner Erfahrung nach die wenigsten Leute tun - oder ich gestehe mir einfach ein, dass es mir nicht darum geht, die Überhöhung des Menschen zu mindern und für "Gleichberechtigung" zu sorgen, sondern nur darum, meine eigenen persönlichen Empfindungen als Gesetz zu etablieren und dem, was mir etwas bedeutet einen Vorteil zu verschaffen im Standing, verglichen mit den Tieren, die mir gleichgültig sind.


    Es geht im Kern darum, mit was der Mensch es rechtfertigt, den Hund in der Stellung WEIT hinter den Menschen zu stellen? Die Betonung liegt auf "WEIT". Wenn das für dich Heuchelei ist, dann ist es für mich Doppelmoral.

    Alleine die Tatsache, daß du dir einen Hund aussuchst, egal ob Tierschutz, UpsWurf oder Züchter, stellt dich weit, WEIT über den Hund. Und mit jeder Entscheidung, die du für ihn fällst, sei sie auch noch so positiv und liebevoll gemeint, stellst du dich und dein Bedürfnis noch ein bisschen weiter höher als seins. Und von den vielen, vielen Tieren, die sterben müssen um deinen Egoismus, und nix anderes ist Tierhaltung, zu befriedigen, wollen wir gar nicht erst reden.

    Es wird nie möglich sein, den Menschen auf die gleiche Stufe zu stellen wie die Tiere. Alles was wir tun, hängt damit zusammen das ein Tier dafür einen Nachteil erhält, selbst der veganste Veganer kann nicht leben oder existieren, ohne ein anderes Leben dadurch zu verändern. Einfach weil wir es können und weil wir nun mal, warum auch immer, Menschen sind.

    Das muss einem halt bewusst sein und man sollte mit dieser Macht, woher auch immer sie nun kommt, sorgfältig umgehen.

  • Was ich ich beim Stellenwert Hund noch interessant finde: das Grundrecht auf einen Hund


    Das fällt mir immer wieder auf. Jeder darf einen haben, solange er sich den Anschaffungspreis leisten kann. Egal, ob es passt oder nicht. Das wird auch im Forum vehement vertreten.

    Und wenn es dann absehbar in die Hose geht, ja mei, ist doch austauschbar. Kauft man eben einen Neuen. Andere Rasse. Passt schon. Passt es eigentlich so gar nicht für einen Hund: Nimm FCI 9! Die sind ganz knapp überm Stofftier.


    Der Hund wird also nicht nur unter den Menschen gestellt (soll aber zugleich unheimlich viel leisten), es wird auch noch bewusst bei den Hunden unterschieden. Manche sind weniger wert als andere in Bezug auf ihre Bedürfnisse. Oder so kommt es mir zumindest vor.

  • Das stimmt nur teilweise. Ämter und Gerichte können Haltungsverbote verhängen, Vermieter müssen schriftliche Erlaubnis geben, in einigen Bundesländern darf man nicht jede Rasse halten. Es gibt Bundesländer, die mindestens diesen Hundehaktertest vorschreiben für Ersthalter.


    Und wenn man sich dann die Bedingungen vieler Tierschutzorgas ansieht... nicht jeder hat das Recht auf den Hund, den er will. Nicht nur abhängig von der Meinung des Hundeforums, auch generell nicht.


    N Staat, der Tierhaltung grundsätzlich einschränkt wäre für mich auch echt schwierig...

  • selbst der veganste Veganer kann nicht leben oder existieren, ohne ein anderes Leben dadurch zu verändern

    Schon alleine deshalb, weil ja auch Pflanzen Lebewesen sind und weil die Unterscheidung zwischen Tier und Pflanze auch lange nicht so trivial ist wie man einmal dachte, ganz zu schweigen von Tier und Pilz.


    Ich persönlich habe den Eindruck, dass einfach jeder Mensch auf Basis seiner Erfahrungen und Glaubenssätze eine artifizielle "Linie" zieht (oder mehrere) aufgrund deren sie entscheidet, welche Lebewesen sie wie behandelt. Die meisten ziehen diese artifizielle Linie zwischen dem Mensch und allen anderen Lebewesen, was evolutionsbiologisch einleuchtet. In unserer Gesellschaft habe ich den Eindruck, dass zunehmend mehr Menschen die Linie zwischen dem Menschen und einigen anderen Säugetierarten in denen sie sich wiedererkennt und dann allen anderen Lebewesen zieht. Meistens gibt es auch eine wie auch immer geartete Abstufung zwischen Tieren und allen anderen Lebewesen. Das ist aber alles gleichermaßen artifiziell und nichts davon hat in meinen Augen eine nicht anfechtbare Logik.

  • Es geht im Kern darum, mit was der Mensch es rechtfertigt, den Hund in der Stellung WEIT hinter den Menschen zu stellen? Die Betonung liegt auf "WEIT". Wenn das für dich Heuchelei ist, dann ist es für mich Doppelmoral.

    Du kaufst den Hund - egal wie man es nennt, du bist derjenige, der entscheidet, dass dieser Hund bei dir leben wird und du entscheidest, ob und wie lange der Hund bei dir bleiben muss, was er wann frisst, wann und wo er sich lösen darf, ob er medizinisch versorgt wird, ob er sich fortpflanzen darf oder ob man ihm nicht doch einfach mal so die Fortpflanzungsorgane entnimmt. Du bestimmst, was er von seinen Wünschen und Bedürfnissen ausleben darf... und das ist für dich Gleichstellung?


    Sorry, egal wie man es dreht und wendet, der Hund ist unmündig gegenüber dem Menschen und wird es sein Leben lang bleiben. Sich da einreden zu wollen, dass der eigene Hund ein gleichberechtigter Partner ist, ist entweder reichlich naiv oder zeigt eine sehr kranke Einstellung zu gleichberechtigten Partnerschaften.


    Und "weit" ist halt so ein hysterisches Schlagwort auf das sich deine gesamte Argumentation zu stützen scheint. Wie weit "weit" denn nun angeblich sein soll, wurde bisher von dir nicht definiert und nur weil du es in Großbuchstaben schreibst, wird es nicht sinnvoller und mir erschließt sich einfach immer noch nicht, wieso es so abartig ist, den Hund WEIT unter sich zu stellen, aber es vollkommen in Ordnung ist die Kuh noch WEITER unter den Hund zu stellen.

  • Für mich sind alle Menschen, die Tiere wie der letzte Dreck behandeln, zweibeinige Bestien.

    Und wenn du davon provitierst?

    Dein Hund war in seinem Leben bestimmt auch mal vor der jetzigen Geschichte beim TA. Und wenn es nur für eine Entwurmung oder zum Impfen war.

    Dein Hund musste leider eingeschläfert werden und bekam dafür ein Medikament gespritzt.

    Hast du schon mal eine Kopfschmerztablette gebraucht oder andere Medikamente einnehmen müssen?


    Wenn du nur eine der Fragen mit ja beantworten kannst hast auch du davon profitiert das der Hund nicht dem Menschen gleichgestellt ist.

    Denn er und viele andere Tierarten leiden oder geben ihr Leben dafür das uns und unserem Haustier im Krankheitsfall geholfen werden kann.


    So unschön das ist, so gerne ich es anders hätte, es ist halt die Realität.

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