Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Ich lebe im Wolfsgebiet. Um genau zu sein, in einem Landkreis mit derzeit - ich glaube - 11 Wolfsrudeln. Meine Kritik setzt hier an:

    Wölfe auch in der Nähe von Siedlungen sind was völlig Normales und erstmal nicht besorgniserregend.

    Das ist etwas völlig anderes, als zu wissen, dass in der Nähe (im Umkreis von 20 Kilometern oder so) ein Wolfsrudel lebt.

    Ich bin selbst gern HH, aber ganz ernsthaft, ich kann das Argument mit den Hundespaziergängen bald nicht mehr "hören".

    Man kann auch in Wolfsgebieten mit dem Hund spazieren gehen. Man muss lediglich ein paar Dinge beachten, die auch der übrigen Natur sehr, sehr, sehr gut täten und von denen wir allesamt profitieren könnten.


    Ich rede nicht von Spaziergängen durch's Unterholz oder querbeet durch den Wald, von dem ich weiß, dass da ein Wolfsrudel lebt.

    Ich rede davon, wenn du weisst, dass in direkter Nähe von deiner Siedlung, in der du lebst, ein Wolfsrudel lebt. Das ist ein großer Unterschied!

    Und ja, natürlich nutzen die auch menschengemachte Wege. Warum auch nicht - das macht es aber nicht besser, oder?

    Was genau muss ich denn beachten, wenn immer wieder, immer häufiger, in bewohntem Gebiet, Wölfe auftauchen und ich mit meinem Hund spazieren gehen will?

  • Ist es nicht normal dass man sich über die Dinge Gedanken macht die das eigene Leben betreffen?

    Als Hundehalter, der so gut wie keine Berührungspunkte mit eigenen Weidetieren hat, interessieren mich die Einschränkungen als Hundehalter natürlich. Und darüber würde ich (würde weil es bei uns keine gibt) natürlich denken und reden. Und so Ansätze wie - bleibt einfach innerhalb der Stadtmauer oder geht nur im Urlaub ins Feld weil nach der Arbeit ist es halt dunkel und damit hast du draußen nichts mehr verloren,

    darf halt auch beim "nur Hundehalter" Unmut erzeugen.

  • Es geht dabei ja nicht nur um den Wolf. Das andere Wild und Vieh reagiert ja ebenfalls auf die Anwesenheit und wird dadurch gefährlicher (ja, ich benutze diesen Begriff bewusst) für Hundehalter.


    In meinem Landkreis treffen Hundehalter immer häufiger auf Wölfe.


    Ich glaube übrigens beiden Seiten nicht. Weder denen die sagen, dass wir uns gar keine Gedanken machen brauchen, noch denen, die sagen, dass man nicht mehr rausgehen kann. Wie bei allem wird es wohl die goldene Mitte werden, dafür ist die Welt und ihre Möglichkeiten viel zu komplex.


    Aus der Ferne urteilt es sich immer leicht.


    Ich passe übrigens durchaus auf, wenn ich den Hund abends in den Garten lasse und es dunkel ist. Nur mit mir, nur beleuchtet. Und schon dreimal, wenn sie auch noch grade läufig ist.

  • Ist es nicht normal dass man sich über die Dinge Gedanken macht die das eigene Leben betreffen?

    Als Hundehalter, der so gut wie keine Berührungspunkte mit eigenen Weidetieren hat, interessieren mich die Einschränkungen als Hundehalter natürlich. Und darüber würde ich (würde weil es bei uns keine gibt) natürlich denken und reden. Und so Ansätze wie - bleibt einfach innerhalb der Stadtmauer oder geht nur im Urlaub ins Feld weil nach der Arbeit ist es halt dunkel und damit hast du draußen nichts mehr verloren,

    darf halt auch beim "nur Hundehalter" Unmut erzeugen.

    Mir fehlt ja vor allem die Option mich und meine Tiere wirklich schützen zu dürfen im Fall der Fälle. Also mal so abseits von Klatschen und (unsouverän) herumschreien.


    Mich stört nicht, wenn wir Wölfe sehen. Mich stört nicht, dass sie da sind. Mich stört nicht, dass sie die selben Wege nutzen. Aber ich möchte mich und vor allem meine Tiere schützen dürfen, ohne, dass ich dafür verklagt werden kann. Und ich bin mir sicher, dass ich das im Fall der Fälle auch würde. Weil es einfach normal ist. Und das merken solch intelligenten Tiere natürlich auch - mit wem sie es zutun haben, wer ihnen gegenüber steht.


    Und dieses ganze "Wölfe würden das niiiiiiemals tun, die sind gaaaaaaanz lieb und niedlich und scheu und so, du hast dich einfach falsch verhalten und selber schuld" - das nervt! Vor allem, wenn der Schreiber nicht mal damit konfrontiert ist in seinem eigenen Leben.

  • und damit hast du draußen nichts mehr verloren,

    Das sagt aber doch niemand?

    Es geht doch lediglich darum, dass man sich umsichtiger verhält, wenn man mit Hund unterwegs ist.

    Also, ich durfte mir das durchaus schon anhören, im echten Leben. Das man dann mit seinem Hund in der freien Landschaft nichts mehr zu suchen hat.

    Da ging es nicht um umsichtig. Umsichtig verhalten wir uns hier meiner Meinung nach. Wir achten auch stark auf unsere Hunde und vertrauen ihnen. Zeigt der Rüde an, dass er etwas riecht und nicht weitergehen möchte, kehren wir um. Die Hunde dürfen sich nicht weit entfernen bzw. sind an der Leine. Wir bewegen uns in Gebieten, die ortsnah sind und nicht in irgendwelchen Naturschutzarealen. Auch meiden wir die Schafsherden mit ihren HSH weiträumig.

  • Wirklich nicht? In den Hinweisen von Bayreuth steht schon: wer Begegnungen vermeiden will soll sich im Siedlungsbereich aufhalten und die Dunkelheit meiden.

    Natürlich wird sich jeder mit der Situation arrangieren müssen. Aber darf man sich nicht trotzdem daran stören und das auch aussprechen?

  • Krass finde ich auch immer, wenn Nicht-Hundehalter einem erzählen, dass das jetzt halt so ist, dass der Hund gerissen werden kann wenn man in den Wald geht. Da muss man halt mit Leben, gehört jetzt dazu. Wer das nicht will, der darf halt nicht mehr in die "Wildnis" gehen.

  • Wirklich viel erfährt man bei uns in der Gegend auch nicht mehr aus der Zeitung, dafür ist es zu normal geworden. Die meisten "News" bekommt man durch andere Hundehalter, Jäger oder Landwirte.


    Zitat

    Seit dem Monitoringjahr 2011/2012 gibt es in Niedersachsen wieder permanentes Wolfsvorkommen. Sich ausbreitende und anwachsende Populationen weisen ein exponentielles Wachstum auf. Diese Entwicklung zeichnet sich auch bei den Meldungen von Wolfsvorkommen an das niedersächsische Wolfsmonitoring ab. So ist die Anzahl von rund 130 Meldungen im Monitoringjahr 2011/2012 auf über 4000 Meldungen im Monitoringjahr 2020/2021 angestiegen.

  • In den Hinweisen von Bayreuth steht schon: wer Begegnungen vermeiden will soll sich im Siedlungsbereich aufhalten und die Dunkelheit meiden.

    Die PM bezieht sich auf die Paarungszeit.

    Da sind Begegnungen nochmal wahrscheinlicher, weil noch ein zusätzlicher Interessen-Aspekt hinzukommt.

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