Echte Wölfe und blöde Fragen - Teil 2

  • Wenn ihr in der Nordheide campt, braucht ihr euch keine großen Sorgen zu machen. Eigentlich garkeine. Das Rudel da, aus dem wahrscheinlich auch die beiden Überfahrenen stammen, ist so unauffällig und scheu, dass es nach fast zehn Jahren noch nicht mal offiziell ist. Von denen hört man eigentlich nur mal was, wenn ein Jungtier überfahren wird, so wie jetzt. Weiter südlich und vor allem Richtung Celle wird es dann deutlich brenzliger.

    Ja das habe ich auch schon gesagt bekommen, das sich das ansässige Rudel hier noch sehr „natürlich „ verhält und sehr menschenscheu ist.


    Aber wir bleiben auch brav auf Wegen, der Hund entfernt sich temporär vielleicht mal 25-30m von uns, aber der Wohlfühlradius liegt bei 10-15m.

  • :D Ja dass ist es oft worüber "wir Dörfler" so ein bisschen stöhnen. Die Unbedarftheit und das fehlende Bewusstsein "der Grossstädter" dafür, wie es live so ist mit den Wölfen direkt Tür an Tür. Und dass ist erstmal nicht wertend gemeint aber wenn dann so die Pauschalargumente fliegen ala "na da muss der Hund im Wolfsgebiet eben angeleint bleiben" - äh hier ist im 50km Umkreis alles Wolfsgebiet, wo darf ich dann ableinen? =) oder eben wie am Wochenende auf der Wildspurenwanderung "ja wenn es zu Nutztierrissen kommt, dann hat der Tierhalter nicht genug aufgepasst".. ja da verdreht man manchmal die Augen und hätte auch gern an manchen Tagen diese Naivität und Sorglosigkeit zurück. Aber es ist wie es ist, muss man mit leben. Und toitoitoi sind die Rudel hier halbwegs unauffällig und normal.

    Öhm, aber ich bin doch schon bissl aufgeschlauter als der 0815 Städtler, schließlich lese ich zumindest unregelmäßig hier und in Chris Thread mit und sauge begierig Infos auf :sweet:


    Nein, ich bin auch sehr unbefleckt und verstehe gut was Du meinst.


    ——-


    Interessant war es übrigens vor einigen Jahren in Namibia. Da sind wir extra zu der Niederlassung einer Organisation gefahren, die ein Herdenschutzhund Programm eingeführt haben. Eigentlich zum Schutz von Wildkatzen. Damit diese nicht ans Vieh gehen und darauf hin von den Bauern gejagt und getötet werden.


    Ich habe nix erwartet außer paar interessante Gespräche. Angeblich sollten dort auch Kangal Würfe gezogen werden, bevor es mit wenigen Wochen direkt in die Herden geht. Aber das ist reines Hörsagen gewesen. Leider ist es mit Öffnungszeiten in Namibia so eine Sache und wir standen bei Bullenhitze, nach zweistündigen Umweg, vor verschlossenen Türen :lol:.


    Aber ein unglaublich netter Mitarbeiter einer unserer Lounges hat uns erzählt, das ein Großteil seiner Familie vom Viehhaltung lebt, nachdem ihr ihm von unserer Pleite erzählt haben. Sie setzen viele (seine Worte, keine Ahnung was „viele“ in Anzahl heißt) HSH ein und es hilft sehr den Viehbestand vor Raubtieren schützen. Nur Kangals. Aber die Familie wisse nie genau wo alle HSH sind, denn paar HSH entfernen sich auch weiter von der Herde um die Raubtiere schon grosskreisiger abzufangen. Einige kommen auch nie mehr zurück. Fand ich sehr spannend. In Deutschland erlebt man HSH ja nur unmittelbar an oder in der Herde wegen der Bevölkerungsdichte und diversen Vorschriften.


    Und gesehen haben wir auch so einige Hunde (ob HSH/Kangals keine Ahnung) inmitten von Viehbeständen (Rinder und Ziegen). Teilweise Dutzende Kilometer vom nächsten Minidorf entfernt und oft mit Kindern als „Hirten“. Also wirklich nicht älter als 8-12Jahre. Sie waren haben sich immer sehr gefreut über Wasserflaschen die wir aus dem Auto gereicht haben.


    Mir ging es nach solchen Begegnungen nicht gut, denn manchmal waren nur wenige Kilometer weiter Löwen und Hyänen.

  • Im Prinzip ist dass aber auch die Realität gewesen- tw wahrscheinlich immer noch- in den ursprünglichen Ländern mit HSH. HSH und Hirten zum Schutz der Herden- die oft Kinder sind/waren. Mir ginge es dabei aber auch nicht gut, zu wissen, dass die Kinder sich vielleicht in der nächsten Stunde mit Löwen/Wölfen/oä duellieren könnten.


    Und ich finde es toll, wenn "Städter" fragen, sich informieren und doch reinversetzen können/versuchen in den Alltag mit Wolf. :bussi: War wirklich nicht abwertend gemeint. Solang sowas auf Augenhöhe stattfindet im Dialog finde ich es sehr bereichernd. Erkläre ich gerne, berichte wie es sich so anfühlt- anfangs halt sehr mulmig, doch irgendwie wird es irgendwann "normal". Die Thematik, ist halt nicht nur schwarz/weiß, da spielt soviel mit rein, was am Ende nicht mal nur Wolf, sondern hauptsächlich viel Gemenschel und noch mehr Politik und Kalkül.


    Am Wochenende hab ich mir einfach auf die Zunge gebissen, mir meinen Teil gedacht, mich beschlossen nicht zu ärgern und die Infos aus der Wanderung mitgenommen, wegen denen ich dort hin gefahren bin. Und Frodo hat sich ausgiebig bewundern lassen. Was er doch für ein netter und angenehmer Hund ist. :D Fand er gut der kleine Jagdhund. :herzen1:

  • aber wenn dann so die Pauschalargumente fliegen ala "na da muss der Hund im Wolfsgebiet eben angeleint bleiben" - äh hier ist im 50km Umkreis alles Wolfsgebiet, wo darf ich dann ableinen? =)


    Genau das frage ich mich ja gerade, mit dem ableinen… bin übrigens Dorfkind und wohne im Wolfsgebiet Schermbeck, das Thema begleitet mich schon länger… Aber das Schermbecker-Rudel hatte nie seinen Schwerpunkt hier (das wäre bei “Gloria” ja wahrscheinlich aufgefallen). So in direkter Nachbarschaft, wenn ich mehrfach die Woche durch den besagten Wald laufe, ist das Thema dann doch noch mal anders. Ich habe nun sowohl im Bezug auf meine Schafe als auch im Bezug auf meine Hunde Bauchweh.

  • Ich bin ganz ehrlich- hier ist Freilauf im Prinzip gestrichen. Weil ich einfach auch Hunde habe, die sehr großen Radius haben. Geht also eh nur auf freien Flächen. Wald ist bei uns so wildreich, die haben ständig Spuren in der Nase oder sogar Wild auf Sicht. Mit im 10m Kreis um mich rum, sind die nicht glücklich, wenn werden auf den freien Flächen eben riesen Kreise gedreht um mal so richtig Gas zu geben. Und dass ist mir eigentlich zu heiß.

    Sie dürfen am Fahrrad Gas geben, im Garten toben, wir gehen spazieren online und wenn ich Gefühl hab heute ist es ok- am besten nach langer Radtour den Tag vorher :D - dann schleppen die Leinen abwechselnd auch mal ein Stück aber grundsätzlich sind sie dicht bei mir. Vorteil? Ich brauche nicht so intensiv Rückruf trainieren. :hust:

  • Für uns wäre das eine riesen Umstellung, unser Hund läuft fast immer offline. Er hat auch einen recht überschaubaren Radius und lässt sich (mit etwas Nachdruck in der Stimme xD) auch von Wild, Katzen usw. abrufen. Er verlässt Wege nicht, wenn er etwas sieht, was ihn verunsichert, dann kommt er in aller Regel zu uns. Seine Leinenfürigkeit ist dafür echt schlecht. Wir alle wären vermutlich Tod-unglücklich, wenn es mir noch Leine gäbe…

    Er ist leider nicht besonders verträglich mit Hunden und pöbelt an der Leine auch gerne mal. Das ist, in Bezug auf ihn und Wölfe, mein größter Unsicherheitsfaktor. Wenn er Hunde sieht startet er aber nicht durch sondern kommt zu uns… bei Wölfen weiß ich es halt nicht.

  • Auf Wölfe reagieren die meisten Hunde eher meidend. Unsicher. Meine zwei mit denen ich mal sehr nahen Kontakt hatte, da war ich auch sehr unsicher vorab, da sie eher Typ Draufgänger- sie wollten auf den Arm. Sehr untypische Reaktion, nie vorher passiert. Abends, dunkel- ich hab fix den geordneten Rückzug angetreten.


    Letztendlich musst du entscheiden, dich wohl fühlen. Wenn der Hund dicht bei dir bleibt, zuverlässig abrufbar, nicht zum jagen neigt usw, dann funktioniert dass auch weiterhin. Im Normalfall gehen dir die üblichen Wölfe weiträumig aus dem Weg. Ich finde immer mal Spuren aber eine Nahbegegnung hatte ich in den vergangenen 8? 9? Jahren - wir sind ja schon ewig Wolfsgebiet - nur 1x. Wenn man natürlich eher aufdringliche Wölfe im Umkreis hat, dann würde ich zumindest Schlepp oder Flexi dran tun, um irgendwie einen "Anker" am Hund zu haben falls sich den wer schnappen mag.


    Letztendlich wird es irgendwann normal. Anfangs ist es neu, ungewohnt aber man gewöhnt sich dran, findet einen Umgang damit. Bei den Schafen- tut ordentlich Strom auf den Zaun. 1,20m ist schon gut, ggf wenn machbar, noch ein blaues Breitband auf 1,40m drüber spannen und gucken, dass ihr 8000-9000Volt drauf bekommt und ein Gerät wählt, was 4- 5 Joule Leistung auf den Zaun bringt. Es muss ordentlich brutzeln wenn die ihre Nase da ran halten. Testet die Spannung dann auch mit Belastungswiederstand. Wenn ihr soviel Leistung auf den Zaun bringt, muss die Erdung stimmen, blöd, wenn der Zaun zusammen bricht bei Tierkontakt.


    Nonplusultra wäre, wenn du dir einen Weidezaunalarm installierst. Wenn ihr nicht direkt dran wohnt, ist dass gute Überwachungsmöglichkeit. Funktioniert auf dem Prinzip, dass du über eine App jederzeit schauen kannst wie die Spannung ist und wenn da irgendwas seltsam ist, bekommst du Alarm aufs Telefon.

  • Ich hoffe sehr, dass du recht hast und ich irgendwann wieder ruhig schlafen kann.


    Wie gesagt, die Schafe stehen schon in 1,20m E-Netz (höhere Netze sind für mich mit unter 1,60m Körpergröße echt nicht handlebar). Über eine Litze auf 1,40m, weil wir die 1,20er Netze sowieso mit etlichen Pfählen sichern müssen damit die nicht einfach umfallen, denken wir aktuell auch nach. Am liebsten hätte ich einen Umstieg auf niedrigere Netze gemacht, weil ich mich mit den 1,20er so schwer tue und dann niedrigeres Netz + 2-3 Litzen oben drüber… aber das habe ich seit ein paar Wochen verworfen. Ordentlich Strom ist drauf. Im letzten Jahr lag der Zaun dennoch zweimal am Boden weil vermutlich (dem Fell nach) ein Dachs (?) da durch gegangen ist, das Netz ist dadurch stellenweise gerissen - also alles halten die Dinger nun mal nicht aus. Unsere Schafe sind zum Glück extrem Zauntreu.


    Wenn die Wölfe ihr Zentrum tatsächlich genau hier haben werden, dann werden wir die Wiesen bei uns abgeben und die Schafe weiter weg stellen. Auch wenn 15km keine Entfernung für Wölfe sind, Gloria hat uns gezeigt, wie „zentral“ sie ihre Speisen vertilgt. Und diese Exemplare scheinen nicht besonders scheu zu sein.


    Danke fürs Mut machen, dass das normal werden wird.

  • Aus dem Schwedischen:


    Quelle: https://www.facebook.com/group…4534/user/100000459128207



    Zitat

    Klåveröd Skåne. 9/2 2023 um 11.30 Uhr Ich war mit meinen Hunden unterwegs Ich hielt an, drehte mich um und ging. Der Wolf rannte auf mich zu und ein anderer Wolf kam hinter mir her.

    Meine Hunde wollten weg und gingen vor mir her. Als ich und die Hunde rannten, fingen die Wölfe an, hinter uns zu galoppieren, also wurde ich langsamer. Als einer etwa 5 m hinter mir war, entschied sich mein Rottweilermischling, in die Defensive zu gehen und mir den Rücken zu stärken und begann zu knurren und zu bellen. Sogar der Pudel hat sich neben mich gestellt Der Wolf war dann nur noch ein paar Meter von meinen Hunden entfernt Hebt seine Lippen und knurrt wich nicht zurück, als ich schrie und winkte

    Ich hatte meine Hunde bis zu meinem Oberschenkel, aber der Wolf war etwa 1 m von der Nase meines Hundes entfernt.

    Ich fuhr etwa 700 m zurück und schrie Hat eine Dame eingeholt und erst dann haben sich die Wölfe abgewendet

    Die Polizei und der Bezirksrat wurden benachrichtigt. Ich stehe total unter Schock und die Hunde sind sehr müde und mummelig

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